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Pole der Schenkelmagnete nur auf die äußern Windungen des Ringes induzierend wirken, hat Fein in Stuttgart [* 2] durch die Anbringung trichterförmiger Polansätze zu vermeiden gesucht, welche den Ring auch auf der Innenseite einfassen. Zu dem gleichen Zweck hat Schuckert in Nürnberg [* 3] den Anker [* 4] seiner dynamoelektrischen Maschine [* 5] (Fig. 8 der Tafel I) in einen flachen, auf drei Seiten von den Polschuhen umgebenen Ring umgeformt. Die Schuckertschen Maschinen haben sich wegen ihrer Leistungsfähigkeit ein ausgedehntes Absatzgebiet erworben.
Eine Vervielfältigung des Grammeschen Ringes weist die dynamoelektrische Maschine von Bürgin auf. Er befestigt 6-10 Ringe hintereinander auf derselben Achse und setzt die in einer Schraubenlinie gegeneinander versetzten Spulen so in Verbindung, daß eine einzige zusammenhängende Drahtleitung entsteht. Naturgemäß wächst mit der Anzahl der Ringe auch die Menge der unwirksamen Drahtwindungen, weshalb die Firma Crompton u. Komp. in ihren neuern Maschinen wieder zum einfachen Ringanker zurückgekehrt ist. An die Grammesche Maschine lehnt sich ferner ihrer Konstruktion nach an die dynamoelektrische Maschine von Gülcher, deren flacher Ringanker zwischen vier ihn klammerartig umfassenden Polschuhen sich dreht; letztere besitzen abwechselnde Polarität und bilden die Vereinigung von je zwei mit gleichnamigen Polen einander gegenüberstehenden Elektromagneten.
Die dynamoelektrische Maschine mit Trommelinduktor von Siemens u. Halske hat vor den beschriebenen Formen den großen Vorzug, vermöge der Konstruktion ihres Ankers von dem Übelstand einer unvollständigen Ausnutzung der Ankerumwindungen frei zu sein. Die Elektromagnete MM dieser Maschine sind, wie die Abbildung in [* 1] Fig. 9 (Tafel I) erkennen läßt, flach und ähnlich wie bei Gramme so angeordnet, daß in dem mittlern ausgebrauchten Teil, welcher den Trommelinduktor T einschließt, zwei kräftige Pole von entgegengesetzter Polarität entstehen.
Eine interessante Form der dynamoelektrischen Maschine von Siemens u. Halske ist die in [* 1] Fig. 10 (Tafel II) dargestellte dynamoelektrische Maschine für Reinmetallgewinnung, von welcher mehrere Exemplare in dem königlichen Hüttenwerk zu Oker im Betrieb stehen. Die Schenkelmagnete derselben sind mit dicken vierkantigen Kupferstäben an Stelle der Drahtumwindungen umgeben, und zwar trägt jeder Schenkel nur sieben solcher Windungen. Auch der Anker ist nur mit einer Leitungslage versehen, deren Abteilungen durch starke kupferne Winkelstücke mit dem Kollektor [* 6] in Verbindung stehen; auf letzterem schleifen Kupferplatten als Stromsammler.
In ähnlicher Weise ist bei der in [* 1] Fig. 11 (Tafel II) abgebildeten Edisonschen dynamoelektrischen Maschine der Anker gebildet. Die Kupferbekleidung desselben besteht aus isolierten Stäben, deren Enden mittels senkrecht zur Achse gestellter, untereinander wiederum isolierter Kupferscheiben zu einem zusammenhängenden Stromkreis verbunden sind, während das magnetische Feld, innerhalb dessen der Anker sich dreht, durch die kräftigen Polansätze zweier aufrecht stehender Elektromagnete gebildet wird.
Die dynamoelektrische Maschine von Weston [* 1] (Fig. 12, Tafel II), welche ebenfalls nach dem Vorbild der Trommelmaschine erbaut ist, zeichnet sich durch gute Ventilation aus, die eine übermäßige Erwärmung der Maschine verhütet. Zu diesem Zweck ist der Anker aus parallelen Eisenscheiben an Stelle des geschlossenen Hohlcylinders zusammengesetzt, und auch die Polansätze der Schenkelmagnete sind durchbrochen. Äußerlich hat noch die Maximsche dynamoelektrische Maschine große Ähnlichkeit [* 7] mit der Siemensschen. Sie besitzt dieselben flachen, in der Mitte aufgebogenen Elektromagnete, doch dreht sich im magnetischen Feld an Stelle des Trommelinduktors eine nach dem Prinzip des Grammeschen Ringes konstruierte cylindrische Armatur.
Eine ganz eigenartige Erscheinung bildet die in [* 1] Fig. 13 (Tafel II) abgebildete Brush-Maschine. Der Anker dieser Maschine besteht aus einem massiven, der Ventilation halber mit konzentrischen Rinnen versehenen gußeisernen Ring, der in tiefen rechteckigen Einschnitten 8 Spulen trägt. Die Anfangsdrähte je zweier diametral sich gegenüberstehender Spulen sind miteinander verbunden, während die Enddrähte zu einem Stromwender [* 8] führen, welcher die entstehenden Wechselströme in gleichgerichtete verwandelt. Der Ring dreht sich innerhalb eines kräftigen, durch zwei Paar mit gleichen Polen einander gegenüberstehender Elektromagnete gebildeten magnetischen Feldes. Ursprünglich nur für elektrische Beleuchtung [* 9] bestimmt, hat die Brush-Maschine wegen ihrer kräftigen Wirkungen jetzt auch zur Reinmetallgewinnung Verwendung gefunden.
Während in den bis jetzt beschriebenen
Maschinen die festen
Elektromagnete außerhalb des drehbaren
Ankers liegen und mehr
oder minder große
Flächen ihrer
Pole demselben abkehren, wodurch
Magnetismus
[* 10] verloren geht, sind in den neuesten
Gleichstrommaschinen
von
Siemens u.
Halske und Ganz u. Komp. in
Budapest
[* 11] die
Elektromagnete stromartig im Innenraum eines erweiterten
Grammeschen
Ringes befestigt, welcher die Polflächen vollständig umschließt und allen
Magnetismus auffängt. In ihrem
Aufbau
haben diese
Maschinen einige
Ähnlichkeit mit der weiter unten zu beschreibenden Wechselstr
ommaschine von
Gramme, wie eine Vergleichung
der
[* 1]
Fig. 14 u. 15 (Tafel II) ergibt, von denen erstere die Innenpolmaschine
von Ganz u. Komp., letztere die Wechselstr
ommaschine von
Gramme darstellt.
Über die Benutzung der magnet- und dynamoelektrischen Maschinen als Motoren s. Elektromagnetismus [* 12] und Elektrische Kraftübertragung. [* 13]
Neben den dynamoelektrischen
Maschinen haben sich auch die magnetelektrischen in der Form von Wechselstr
ommaschinen weiter
entwickelt, wobei in den meisten
Fällen die permanenten
Magnete durch
Elektromagnete ersetzt worden sind, welche
ihren
Strom von kleinern dynamoelektrischen
Maschinen erhalten. Als Wechselstr
ommaschine wurde
oben bereits die neuere Form
der Alliancemaschine erwähnt. Auf ähnlichen
Grundsätzen beruht die
Maschine des Belgiers
Méritens.
Sie besteht aus einem kreisförmig angeordneten
System horizontaler Hufeisenmagnete, vor deren
Polen sich ein nach
Analogie
des
Grammeschen
Ringes zusammengesetzter
Kranz von Induktionsspulen dreht. Die Drahtumwindungen dieser
Spulen
sind alle in derselben
Richtung gewickelt und bilden eine einzige zusammenhängende
Spirale, deren
Enden zu zwei auf der
Achse
der
Maschine isoliert angebrachten Kupferringen führen, von wo die bei der Drehung im
Anker entstehenden
Wechselströme durch
Schleiffedern nach außen geleitet werden.
Alle folgenden
Arten von Wechselstr
ommaschinen besitzen
Elektromagnete
an
Stelle der Stahlmagnete und bedürfen deshalb einer besondern Erregermaschine.
In den Wechselstr
ommaschinen von Lontin sind
die induzierenden
Elektromagnete sternförmig um eine bewegliche
Achse gestellt und drehen sich innerhalb eines
Kranzes feststehender
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Elektromagnete, welche auf der Innenseite eines trommelartigen Gehäuses ebenfalls in sternförmiger Anordnung befestigt sind.
Bei dieser Maschine werden die Wechselströme in den feststehenden Spulen erzeugt, was den Vorzug hat, daß zu ihrer Ableitung
weder Kontaktringe noch schleifende Bürsten erforderlich sind. Ähnlich konstruiert sind die Wechselstr
ommaschinen von Weston
und Möhring. Auch Siemens und Gramme, die Erfinder der ersten dynamoelektrischen Maschinen zur Erzeugung
gleichgerichteter Ströme, haben Wechselstr
ommaschinen gebaut; Gramme unter Benutzung seines zu einem Hohlcylinder ausgebildeten
Ringes, den er feststellt, und innerhalb dessen er einen dem Lontinschen nachgebildeten Kranz von Elektromagneten mit abwechselnder
Polarität sich drehen läßt.
Die Zuleitung des Stroms geschieht mittels zweier auf die Achse isoliert aufgesetzter Ringscheiben. Als Erreger für die Elektromagnete dient entweder eine selbständige Gleichstrommaschine oder ein auf der Achse der Maschine befestigter Ringinduktor. Siemens u. Halske haben ihre Wechselstrommaschinen nach dem Allianceprinzip konstruiert; doch verwenden auch sie statt der permanenten Magnete Elektromagnete, welche in zwei Kränzen trommelartig einander gegenüberstehen; zwischen den Polen, die sowohl neben- als gegeneinander abwechseln, dreht sich eine Scheibe mit den Ankerspulen, deren Wickelung ebenfalls in der Richtung wechselt.
Die Spulen zeichnen sich durch die völlige Abwesenheit der Eisenkerne aus, wodurch bei der gewählten Anordnung der Pole ein gewisser Kraftverlust, der aus dem häufigen Wechsel der Polarität in den Eisenkernen entspringen würde, ohne große Einbuße am Effekt vermieden wird. Die beiden zuletzt erwähnten Wechselstrommaschinen sind in den Figuren 15 und 16 (Tafel II) abgebildet; in letzterer ist die Siemens u. Halskesche Wechselstrommaschine in Verbindung mit einer kleinen Erregermaschine für Gleichstrom dargestellt.
Ganz ähnlich konstruiert wie die Siemenssche ist die Wechselstrommaschine von Ferranti-Thomson. Die Erzeugung des magnetischen Feldes geschieht hier ebenso wie dort durch zwei Kränze fester Elektromagnete, welche so angeordnet sind, daß jedem Nordpol ein Südpol zur Seite und gegenübersteht; dagegen besteht die Armatur aus zickzackförmig gebogenen Kupferstreifen. Zu erwähnen bleibt schließlich noch die Wechselstrommaschine von Gordon, welche wegen ihrer riesigen Größenverhältnisse und der damit zusammenhängenden gewaltigen Leistungsfähigkeit Aufsehen erregt hat. In derselben werden, wie bei Lontin, die induzierenden Elektromagnete bewegt, während die Armaturspulen feststehen; die Anzahl der Spulen ist doppelt so groß als diejenige der bewegten Elektromagnete.
Neuerdings beginnen die Wechselstrommaschinen in Verbindung mit Transformatoren für die elektrische Beleuchtung ausgedehnter Bezirke eine erhöhte Bedeutung zu gewinnen.
Vgl. Schellen, Die magnet- und dynamoelektrischen Maschinen (3. Aufl., Köln [* 15] 1883);
Frölich, Elektrizität [* 16] und Magnetismus (Berl. 1878);
Derselbe, Die dynamoelektrische Maschine (das. 1886);
Glaser de Cew, Die Konstruktion der magnetelektrischen und dynamoelektrischen Maschinen (5. Aufl., Wien [* 17] 1887).