Magenhäute durchbrochen hat. Es bildet sich dabei eine
Narbe in der Magenwand, welche gewöhnlich ein strahlenförmiges Aussehen
hat. War das
Geschwür sehr groß, so kann die
Heilung desselben zu einer
Verengerung des
Magens führen, indem die anfangs weiche
Narbe sich später stark zusammenzieht. Eine solche
Verengerung des
Magens pflegt seinen
Inhaber in hohem
Grad zu belästigen. Häufig wird ein Magengeschwür durch
Verwachsung der Magenwand mit dem ihr zunächst benachbarten
Organ
(Bauchspeicheldrüse,
Leber,
Zwerchfell etc.) gleichsam verlegt, so daß es nicht nach der
Bauchhöhle durchbrechen kann.
Während das
Geschwür um sich greift, werden durch dasselbe nicht selten größere oder kleinereBlutgefäße
des
Magens zerstört, und es kommt dann zu bedeutenden Blutergüssen in die Magenhöhle. Die Magenschleimhaut befindet sich
übrigens beim chronischen Magengeschwür stets in dem Zustand des chronischen
Magenkatarrhs. In manchen
Fällen von chronischen
Magengeschwüren sind nur so geringfügige
Anzeichen einer Magenaffektion vorhanden, daß man die
Krankheit ganz übersieht,
bis plötzlich durch die Durchbohrung sämtlicher
Häute und durch
Austritt des Mageninhalts in die
Bauchhöhle
eine tödliche Unterleibsentzündung entsteht, oder bis durch Anfressung eines größern
Blutgefäßes eine das
Leben bedrohende
Magenblutung eintritt. Merkwürdigerweise scheint es fast, als ob diese versteckten
Fälle von chronischen Magengeschwüren
am allerhäufigsten zur Durchbohrung der Magenwand und dadurch zum
Tod führten, während die mit schweren
Symptomen einhergehenden Magengeschwüre, welche übrigens viel häufiger vorkommen, nach längerer Zeit gewöhnlich
mit
Heilung enden.
Das gewöhnlichste Zeichen des Magengeschwürs sind
Schmerzen in der
Magengegend. Diese
Schmerzen sind andauernd, vermehren
sich bei
Druck, sind an einer
Stelle besonders heftig und steigern sich periodisch zu den heftigsten Anfällen,
wobei sie in der
Magengegend beginnen und nach dem
Rücken hin ausstrahlen. Die Anfälle pflegen fast immer kurze Zeit nach
der
Mahlzeit sich einzustellen und stehen mit der Schwerverdaulichkeit und der reizenden
Eigenschaft der genossenen
Speisen
in geradem
Verhältnis.
Durch
Erbrechen tritt Erleichterung ein; dieSchmerzen dauern aber oft stundenlang fort, wenn sich kein
Erbrechen einstellt. In einzelnen Ausnahmefällen treten die
Schmerzen gerade bei leerem
Magen
[* 2] auf und werden durch Zufuhr von
Speisen erleichtert, oder die Kranken bleiben, wenn sie schwerverdauliche
Speisen genossen, von
Schmerzen verschont, während
leichter verdauliche
Speisen heftige
Schmerzen hervorrufen. Ganz gewöhnlich kommt bei dem chronischen
auch ein periodisches
Erbrechen vor.
Dasselbe pflegt durch dieselben Veranlassungen, welche die Schmerzanfälle bedingen, hervorgerufen zu werden. Es erfolgt
bald kürzere, bald längere Zeit nach der
Mahlzeit, je nachdem das
Geschwür näher oder entfernter vom
Magenmund sitzt. Wenn
zu den heftigen
Magenschmerzen und zu demErbrechen, welche regelmäßig nach der
Mahlzeit eintreten, sich
noch
Blutbrechen hinzugesellt, so besteht über das Vorhandensein eines chronischen Magengeschwürs kaum ein
Zweifel.
Manche Kranke leiden an
Aufgetriebenheit der
Magengegend, an häufigem
Aufstoßen und heftigem
Sodbrennen, ihr
Appetit liegt gänzlich
danieder; andre befinden sich in den schmerzfreien
Stunden verhältnismäßig wohl, und selbst ihr
Appetit
ist kaum vermindert. Die
Zunge der am chronischen Magengeschwür. Leidenden ist gewöhnlich mit einem dicken
weißen
Beleg versehen, manchmal
auch rot und rissig und der
Durst dabei ansehnlich vermehrt. Es ist fast stets eine habituelle
Stuhlverstopfung vorhanden.
Das chronische Magengeschwür kann frühzeitig die
Ernährung untergraben, in andernFällen aber leidet die
Ernährung
weniger oder fast gar nicht. Der Verlauf der
Krankheit ist meist ein sehr langwieriger, wenn man von den
Fällen absieht, wo
die
Magenblutung oder die Durchbohrung der Magenwand scheinbar das erste
Symptom der
Affektion ist. Das Übel kann viele Jahre
lang bestehen, während welcher dieBeschwerden mannigfache Schwankungen darbieten. Nicht selten tritt
mitten in der scheinbaren
Genesung plötzlich
Blutbrechen auf. Es können auch die
Leiden
[* 3] mit aller Heftigkeit wieder zurückkehren,
nachdem sie jahrelang ganz verschwunden waren. Am häufigsten endet das chronische Magengeschwür mit
Genesung.
Dieselbe ist aber sehr oft unvollständig, wenn nämlich das Magengeschwür durch eine
Narbe heilt, welche die
Bewegungen
des
Magens an einer bestimmten
Stelle hemmt, oder wenn der
Magen infolge des
Geschwürs an ein benachbartes
Organ angelötet wurde
und nun bei
Bewegungen von der Verwachsungsstelle aus gezerrt wird. Solche
Störungen bedingen die Fortdauer der Schmerzanfälle,
welche zuweilen noch heftiger sind als zuvor. Wenn das chronische Magengeschwür zum
Tod führt, so geschieht dies
entweder durch
Perforation der Magenwände und
Austritt des Mageninhalts in die
Bauchhöhle mit nachfolgender allgemeiner Unterleibsentzündung,
oder es geschieht durch eine
Magenblutung. Selten wird der
Tod durch allmähliche Erschöpfung verursacht, wenn eine
Verengerung
des
Magens durch Narbenkontraktion entstanden ist. In letzterm
Fall bestehen nicht nur die heftigsten
Schmerzen
fort, sondern es wird auch alles, was die Kranken genießen, wieder ausgebrochen. Dabei bleibt der Stuhlgang wochenlang aus,
die Kranken magern zum
Gerippe ab und sterben infolge der unterbrochenen Nahrungszufuhr.
Bei der Behandlung des Magengeschwürs ist vor allen
Dingen der daneben bestehendeMagenkatarrh zu bekämpfen
(s.
Magenkatarrh). Ganz besonders empfehlen sich in dieser Hinsicht
Milch- und Buttermilchkuren. Da reine
Milch im
Magen sofort
zu festen
Massen gerinnt, so ist zu empfehlen, der frischen
Milch stets mehlhaltige
Substanzen beizumischen. Sehr günstig wirkt
der kurmäßige
Gebrauch der kohlensauren
Alkalien, namentlich die
Brunnenkuren in
Marienbad und
Karlsbad.
Reichen diese
Mittel nicht aus, so kann man den
Höllenstein und das basisch salpetersaure
Wismutoxyd anwenden, welche meist
selbst in großen
Dosen gut vertragen werden; der Erfolg bleibt aber freilich stets ein ganz unsicherer. Die Schmerzanfälle
werden durch Narkotika meist leicht und sicher gemildert; man gibt
Extrakt vonBelladonna oder
Opiate. Auch
das
Erbrechen wird durch Narkotika gehoben; lassen diese aber im
Stiche, so nützen zuweilen kleine
Portionen Eiswasser oder
Eispillen.
(Status gastricus,
Gastrizismus, verdorbener
Magen),
Störung der Magensekretion und
Steigerung der Schleimabsonderung.
Der Magenkatarrh tritt in den verschiedensten
Graden undFormen, mit sehr wechselnden
Symptomen auf, und zwar richten
sich die genannten
Momente wesentlich nach der Dauer und den
Ursachen der
Krankheit sowie nach dem
Alter und den sonstigen Verhältnissen
des
Patienten. Der ist bald ein akuter, bald ein chronischer; beide
¶
mehr
Formen gehören, da sie meist von unzweckmäßiger Nahrungseinfuhr abhängen, zu den häufigsten Krankheiten, besonders der
zivilisierten Menschen.
Die Disposition für den akuten ist bei verschiedenen Menschen eine sehr verschiedene. Es scheint, als ob eine mangelhafte Absonderung
von Magensaft die Disposition für den Magenkatarrh erhöhe, weil dadurch die Bildung abnormer Zersetzungsprodukte
im Magen begünstigt wird. So sehen wir z. B., daß alle Fieberkranken sehr zu Magenkatarrh neigen.
Wenn daher Fieberkranke die Nahrungszufuhr nicht entsprechend der Verminderung des Magensafts herabsetzen, so bekommen sie
Magenkatarrh. Auch bei heruntergekommenen und schlecht genährten Individuen, z. B.
bei Rekonvaleszenten, scheint die Neigung zu derartigen Erkrankungen in einer mangelhaften Absonderung
jenes Verdauungssafts ihren Grund zu haben.
Hat jemand wiederholt an Magenkatarrh gelitten, so wird er nur noch mehr zu ähnlichen Affektionen disponiert. Der akute Magenkatarrh wird hervorgerufen
durch ungewöhnlich große Quantitäten von Speisen, auch wenn diese an sich leichtverdaulich sind. Der Magensaft reicht dann
zur Verdauung nicht aus, und es entstehen abnorme Zersetzungsprodukte. Der Magenkatarrh folgt
auf eine solche Überladung des Magens gewöhnlich erst am folgenden Tag. Wird ein Teil des Mageninhalts erbrochen, und reicht
der Magensaft hin, den Rest zu verdauen, so kommt es nicht zum Katarrh. Magenkatarrh kann auch durch mäßigen Genuß schwerverdaulicher
Speisen hervorgerufen werden, er entsteht häufig auch infolge von Reizung der Magenschleimhaut durch
sehr heiße oder sehr kalte Speisen und Getränke, durch manche Arzneien, durch spirituöse Getränke, durch scharfe Gewürze,
wenn sie in größerer Menge genossen werden, und Diätfehler jeder Art, daher der Ausdruck verdorbener Magen; auch Erkältungen
können Magenkatarrh hervorrufen. Zu gewissen Zeiten treten endlich Magenkatarrhe ohne bekannte Veranlassungen epidemisch
auf, so besonders der fieberhafte Magendarmkatarrh, die sogen. Sommercholera oder Cholerine (Cholera nostras).
Tritt der Magenkatarrh nur in geringem Grad mit mäßigem Fieber auf, so geht er meist schnell vorüber. Die Kranken fühlen sich matt,
sind verdrießlich, klagen über Frösteln und fliegende Hitze, haben einen heißen Kopf, kalte Hände und
Füße, einen drückenden Stirnkopfschmerz, Flimmern vor den Augen; es ist ihnen, als ob der Kopf zerspringen wollte. Auch bei
leerem Magen fühlt der Kranke Druck und Schmerz in der Magengegend, der Appetit fehlt, der Durst ist vermehrt, es ist Übelkeit
und Widerwille gegen Speisen vorhanden.
Von Zeit zu Zeit werden übelriechende oder geruchlose Gase
[* 5] durch Aufstoßen entleert, oft gelangen dabei sauer oder ranzig
schmeckende Flüssigkeiten in den Mund. Die Zunge ist schleimig belegt, der Geschmack fade und pappig; es pflegt ein übler Geruch
aus dem Mund vorhanden zu sein. Hierzu gesellt sich Poltern im Leib und von Zeit zu Zeit kneipender Bauchschmerz,
welcher durch den Abgang übelriechender Blähungen erleichtert wird, endlich ein- oder einigemal breiiger Stuhlgang.
Damit ist die Krankheit selbst vorbei, der Kranke kann wieder schlafen, das Allgemeinbefinden ist wieder besser. Gewöhnlich
zeigt sich mit Eintritt der Genesung der Harn gesättigt gefärbt und im Nachtgeschirr ein ziegelmehlartiger
Bodensatz. Ist der akute Magenkatarrh die Folge einer stärker einwirkenden Schädlichkeit, so tritt stärkere Übelkeit ein, die sich
zum Würgen und endlich zum Erbrechen steigert. Die genossenen Speisen werden mit reichlichem Schleim gemischt ausgebrochen
und haben meist einen stark sauren Geruch und Geschmack. Es treten hierzu heftige
Durchfälle, durch welche
wässerige, grün gefärbte Massen mit oder ohne Leibschmerzen entleert werden. Der Kranke fühlt sich fast immer durch das
Brechen und Abführen erleichtert und ist nach 2-3 Tagen fast völlig hergestellt. Steigern sich Brechen und Durchfall zu sehr
hohem Grad, so entsteht ein choleraartiger Zustand.
Ist der akute Magenkatarrh mit heftigem Fieber verbunden, und nimmt er einen langsamern Verlauf, so stellt er eine schwere Erkrankung
dar, welche man als gastrisches Fieber (Febris gastrica, mucosa, biliosa) bezeichnet. Das gastrische Fieber tritt seltener mit
einem einmaligen, heftigen Frostanfall, häufiger mit wiederholtem, leichtem Frösteln auf. Der Puls steigt
bis auf 100 Schläge in der Minute und höher, die Körpertemperatur kann um mehrere Grade erhöht werden.
Das Allgemeinbefinden ist in noch höherm Grad gestört als bei den oben beschriebenen Zuständen. Die Mattigkeit ist so groß,
daß die Kranken im Bett
[* 6] bleiben; die Glieder
[* 7] und Gelenke schmerzen, als ob sie zerschlagen wären; der
Kopfschmerz ist unerträglich, der Schlaf fehlt oder ist durch unruhige Träume gestört. Dagegen sind die mehr örtlichen Symptome
nicht so entwickelt wie die des Allgemeinleidens. Das Fieber und das schlechte Allgemeinbefinden pflegen sich in den ersten
Tagen der Krankheit zu steigern.
Der Harn ist dunkel und hat einen ziegelmehlartigen Bodensatz. Anfänglich ist Stuhlverstopfung, später
wässeriger Durchfall vorhanden. Ist das Fieber sehr heftig, so kann die Zunge trocken, können die Sinne benommen sein; es können
Delirien auftreten, und die Krankheit ist dann kaum von einem beginnenden Typhus zu unterscheiden. Indessen pflegt zu Ende
der ersten oder zu Anfang der zweiten Woche das Fieber nachzulassen; die früher trockne Haut
[* 8] wird dann
feucht, der Durst mäßiger, die Zunge reiner; die Durchfälle werden seltener, endlich stellt sich auch Appetit ein, und es
beginnt die Genesung. Die Kranken erholen sich aber nur langsam, bleiben lange Zeit sehr reizbar und bekommen leicht Rückfälle.
Eine Modifikation des gastrischen Fiebers ist das sogen. Schleimfieber und das Gallenfieber, eine besondere Form des akuten
Magenkatarrhs die Cholerine, der Brechdurchfall (s. Cholera).
Was die Behandlung des akuten Magenkatarrhs anbetrifft, so ist die wichtigste Aufgabe die, den Magenkatarrh zu verhüten.
Vor allen Dingen muß die Diät, besonders bei Fieberkranken und Genesenden, bei Neugebornen und Säuglingen,
überwacht werden. Wenn schädliche Ingesta oder in Zersetzung begriffene Nahrungsmittel
[* 9] den Magenkatarrh unterhalten, so ist ein Brechmittel
am Platz; ist dagegen der Magen leer, so sind Brechmittel zu vermeiden. Wenn der Magenkatarrh sich nicht auf den Darm
[* 10] fortsetzt, so sind
Abführmittel nicht am Platz; sind aber Kolikschmerzen, Blähungen etc. vorhanden, so kann man Rhabarber,
Sennesblätterabkochung u. dgl. anwenden.
Bei abnormer Säurebildung ist gebrannte Magnesia, in Wasser eingerührt, ganz zweckmäßig, ebenso das doppeltkohlensaure Natron,
unter Umständen in der Form von Sodawasser. Bei kleinen Kindern thut ein Pulver von Magnesia mit Rhabarber sehr gute Dienste.
[* 11] Es ist durchaus nötig, daß der Patient während eines akuten Magenkatarrhs gänzlich faste oder doch
nur milde Nahrungsmittel, am besten einfache Wassersuppe, zu sich nehme. Bei dem Schleimfieber freilich muß man, um die Kräfte
des Kranken zu schonen, stets etwas tierische Kost geben, und es eignen sich hier am besten die konzentrierten
Fleischbrühen. Um das übermäßige Erbrechen und den Durchfall zu stillen, läßt man den Kranken
¶