und an der Südseite der Sierra Nevada, ist noch mit Urwäldern bedeckt, und in den Bergen hausen noch sogen. Tiger, Löwen und
Bären. Gold, Silber und andre Metalle kommen vor. Die Bevölkerung schätzte man 1880 auf 167,000 Seelen. Haupterwerbszweige sind
Landbau und Viehzucht, daneben Fabrikation von Hüten, Handtüchern, Zigarren, Magney-Preserven etc. Farbholz,
Nutzholz, Tabak und Häute, Sassaparille und Tolubalsam sind die wichtigsten Handelsgegenstände. Hauptstadt ist Santa Marta. S.
Karte »Peru etc.«
Stadt im mexikan. Staat Sonora, im fruchtbaren Thal des Rio de San Ignacio, mit besuchtem Jahrmarkt, Gold-, Silber-,
Kupfergruben in der Umgegend und 2000 Einw. 20 km südöstlich davon Ruinen einer 228 m hohen Pyramide,
auf deren Gipfel ein Fahrweg führt, und eines in die Felsen eingehauenen Palastes der Azteken.
an der Westküste der Halbinsel Kalifornien (Mexiko), durch langgestreckte Inseln vom Meer getrennt, ist
fischreich und wird viel von Walfischfahrern besucht.
(Rio Magdalena oder Madalena), ein Fluß in der Republik Kolumbien in Südamerika,
entspringt auf dem Gebirgsknoten von Las Papas aus der Lagune del Buey unter 2° nördl. Br., nur 12 km von seinem Zufluß Cáuca,
dessen Thal von dem seinigen durch die Kordillere von Quindiu getrennt ist, an deren beiden Seiten beide Flüsse parallel nach
N. strömen. Von Neiva (437 m ü. M.) an ist er bereits schiffbar; doch unterbrechen oberhalb Honda (200 m ü. M.) Katarakte
die Schiffbarkeit auf 150 km. Während oberhalb Honda der Fluß nur kurze Zuflüsse aufnimmt, weil sein Thal geringe Breite hat,
empfängt er weiter unten bedeutendere, wie den Carare, Sagamoso und Cesar von der Ostseite, den Quali,
Nare und Cáuca (s. d.) von der Westseite, von denen der letzte der bei weitem bedeutendste
ist.
Vom 11. Breitengrad an beginnt sich der Magdalenenstrom in mehrere Arme zu teilen und ein großes Delta zu bilden, dessen wie die Ufer des
Stroms mit Urwald bedeckte Inseln starken Überschwemmungen ausgesetzt sind. Von den einzelnen Kanälen war
früher der nach Cartagena führende El Dique der wichtigste; jetzt hat die größte Bedeutung der gegen N. gehende Kanal,
der unterhalb Sabanilla in das Antillenmeer mündet. An seiner Mündung liegt eine gefährliche Barre. Der ganze untere Lauf des
Stroms durchschneidet die sogen. Tiefebene des Magdalenenstroms, die
im O. bis zur Sierra Nevada de Santa Marta, im W. bis an das Antillenmeer reicht. Dampfschiffe befahren den untern Magdalenenstrom 800 km
weit bis Honda und seit 1875 (Dampfer Moltke) auch die oberhalb der Stromschnellen gelegene Strecke bis Neiva. S. Karte »Peru etc.«
(Magdalenen-Nonnen, Schwestern von der Buße der St. Magdalena, franz. Madelonnettes, Filles de la Madeleine,
auch weiße Frauen, wahrscheinlich von ihrer Kleidung, genannt), ein um 1200 in Deutschland gestifteter Orden, welcher sich der
Besserung gefallener Mädchen widmete. Er wurde von Gregor IX. und Innocenz IV. mit Privilegien bedacht und verbreitete sich
namentlich in Frankreich und Italien.
Die noch existierenden Magdalenenstifter in protestantischen Ländern
widmen sich auch der Krankenpflege (s. Innere Mission).
[* ] vormaliges deutsches Erzbistum,
ward 962 aus einem Teil des Bistums Halberstadt gebildet, 967 bestätigt,
aber erst 968 nach dem Tode des Erzbischofs Wilhelm von Mainz und des Bischofs Bernhard von Halberstadt wirklich eingerichtet. Zu
seinem Sprengel gehörten die Bistümer Meißen, Merseburg, Zeitz-Naumburg, Havelberg, Brandenburg und in der ersten Zeit auch Posen;
auch erhielt das Erzbistum die Würde eines Primats in Deutschland. Adalbert, der erste Erzbischof, starb
auf einer Visitationsreise 981 bei Merseburg.
Sein Nachfolger Gisilar, der zugleich auch Bischof von Merseburg war, besiegte die Wenden und starb 1004. Der 13. Erzbischof (1126-34)
war der heil. Norbert, der Stifter des Prämonstratenserordens, dem er auch das Kloster Unsrer Lieben Frauen
und andre Klöster anwies. Erzbischof Wichmann (1152-92), der an den Reichsangelegenheiten und am Kampf gegen Heinrich den Löwen
hervorragenden Anteil nahm, half 1157 Brandenburg wiedererobern und dort das Christentum herstellen; unter ihm wurde das Schloß
Giebichenstein regelmäßige Residenz der Erzbischöfe.
Unter dem Erzbischof Albrecht I., Grafen von Kevernburg (1205-32), wurde 1211 an der Stelle des 1207 abgebrannten
der Grund zu dem neuen Dom gelegt. Unter ihm kam es zum sogen. Magdeburger Krieg gegen den Markgrafen Albrecht II. von Brandenburg,
welcher seine Allodialgüter in der Altmark vergebens von der Lehnshoheit des Erzstifts zu befreien suchte. Erzbischof Burchard
I. (seit 1232) setzte die Streitigkeiten fort, starb aber schon 1235 in Konstantinopel auf einer Reise
nach Jerusalem.
Ihm folgte Albrechts I. Bruder Wilbrand, der von dem Markgrafen Johann I. geschlagen und gefangen wurde. Hiermit endete 1244 der
Magdeburger Krieg. Unter dem 38. Erzbischof, Günther von Schwarzburg (1403-45), kam es in dem schon seit
langem entzündeten Streit zwischen Stift und Stadt 1432 wegen der Befestigung der letztern gegen die Hussiten zu einem Aufstand
der Bürger, worauf der Erzbischof das Interdikt über die Stadt verhängte, das er erst 1435 aufhob. Sein Nachfolger Friedrich
verzichtete 1449 auf die Lehnshoheit über die Altmark.
Von dem 40. Erzbischof, Johann von Bayern (1464-75), an bekleideten nur Mitglieder der großen fürstlichen
Familien die erzbischöfliche Würde. Ernst von Sachsen (1476-1513) verlegte die Residenz nach Halle, wo er die Moritzburg erbaute.
Auf ihn folgten sechs Fürsten aus dem Haus Brandenburg. Unter Albrecht V. (1513-45, s. Albrecht 8), welcher auch Bischof von Halberstadt
war, ja 1514 sogar Kurfürst und Erzbischof von Mainz, 1518 Kardinal wurde, begann seit 1524 die Ausbreitung der Reformation,
die trotz des Widerstandes Albrechts sich behauptete, weshalb derselbe 1541 das Stift gänzlich verließ.
Unter Johann Albert (1545-51) und Friedrich IV. (1551-52) behauptete sich die neue Lehre, und der letzte vom
Papst bestätigte Erzbischof, Siegmund (1552-66), Kurfürst Joachims II. jüngster Sohn, trat offen zur lutherischen Lehre über
und führte sie auch im Land ein. Von seinen Nachfolgern, den drei postulierten Erzbischöfen evangelischen Bekenntnisses,
übergab der erste, Joachim Friedrich, des spätern Kurfürsten Johann Georg Sohn, 1567 den Dom, der seit 1546 geschlossen gewesen,
dem evangelischen Gottesdienst und verheiratete sich 1570 mit seiner Base Katharine von Küstrin. Der jüngste Sohn aus dieser
Ehe, Christian Wilhelm (geb. 1587), folgte ihm, als Joachim Friedrich 1598 Kurfürst von Brandenburg wurde,
mehr
1598 erst unter der Vormundschaft des Domkapitels, seit 1608 selbständig und nahm am Dreißigjährigen Kriege gegen den Kaiser
teil, weswegen er 1628 vom Kapitel entsetzt und sein Koadjutor, Herzog August von Sachsen, zweiter Sohn des Kurfürsten Johann Georg,
zum Erzbischof und Administrator erwählt wurde. Nach dem Restitutionsedikt 1629 ernannte Ferdinand II. seinen
Sohn, Erzbischof Leopold Wilhelm, zum Erzbischof, der auch nach Magdeburgs Eroberung 1631 kurze Zeit das Stift innehatte.
Der Streit zwischen den drei Prätendenten wurde im Prager Frieden 1635 so geschlichtet, daß Leopold Wilhelm Halberstadt, Christian
Wilhelm, der 1632 in kaiserlicher Gefangenschaft katholisch geworden, 12,000 Thlr. Rente erhielt und das
Erzstift dem Herzog August von Sachsen übergeben wurde. Infolge einer Bestimmung des Westfälischen Friedens (1648) wurde es
nach Augusts Tod 1680 säkularisiert und als ein erbliches Herzogtum dem Haus Brandenburg zum Ersatz für Vorpommern gegeben.
Die Würde des Primas von Deutschland kam an den Erzbischof von Salzburg. Das ganze Herzogtum, ohne die 1780 dazu
geschlagene preußische Grafschaft Mansfeld, umfaßte 1773 auf 5400 qkm 29 Städte, 7 Flecken und 418 Dörfer. Die Zahl der Einwohner
belief sich auf 234,050, später 260,000, meist protestantischer Konfession. Die gesamten landesfürstlichen Einkünfte des
Herzogtums betrugen jährlich 1,400,000 Reichsthaler. Das Wappen war ein mit Rot und Silber quer geteilter
Schild.
Das Herzogtum war in vier Kreise geteilt: den Holzkreis, den Jerichowschen Kreis, den Saalkreis und den Ziesarschen Kreis. S.
die »Geschichtskarten von Deutschland«.
Vgl. Lentzen, Stifts- und Landeshistorie von Magdeburg (Köthen 1756);
»Regesta archiepiscopatus
Magdeburgensis« (hrsg. von v. Mülverstedt, Magdeb.
1877-86, Bd. 1-3);
Großfeld, De archiepiscopatus Magdeburgensis originibus (Münst.
1856);
Opel, Die Vereinigung des Herzogtums Magdeburg mit Kurbrandenburg (Halle 1880).
[Burggrafschaft Magdeburg.]
Ganz verschieden vom Erzbistum und Herzogtum Magdeburg war die Burggrafschaft Magdeburg. Schon zu Karls d. Gr.
Zeit bestand die alte kaiserliche Statthalterschaft zu Magdeburg. Unter Kaiser Otto I. erhielt dieses Amt Bedeutung durch seine
Verbindung mit der Vogtei über das neugegründete Erzbistum. Nachdem mehrere Mitglieder der Häuser Walbeck und Plötzke die
Burggrafschaft besessen hatten, kam sie 1118 an den Grafen Wiprecht von Groitzsch. Nach dem Tod von Wiprechts Sohn Heinrich von
Groitzsch, Markgrafen der Lausitz, kam sie 1136 an Burkhard von Querfurt, bei dessen Geschlecht sie bis 1269 blieb.
In diesem Jahr erkaufte Erzbischof Konrad II. das Burggrafentum mit dem damit verbundenen magdeburgischen Erzschenkenamt von
dem Grafen Burkhard zu Mansfeld und überließ es den Herzögen Johann von Lauenburg und Albrecht II. von Wittenberg für 12,000
Mark, aber als Lehen des Erzstifts.
Die Burggrafschaft umfaßte damals die burggräflichen Rechte zu Magdeburg und Halle sowie die Ämter Gommern,
Ranis, Elbenau und Grottau. Indes 1294 wurde das Burggrafentum wieder an das Erzstift verpfändet und blieb mit diesem vereinigt,
bis es 1538 Kurfürst Johann Friedrich mit schweren Kosten wieder einlöste, um es zu gunsten der Evangelischen gegen Albrecht
V. geltend zu machen. Doch gab es darüber noch viele Streitigkeiten, die endlich durch den Magdeburger Permutationsrezeß
zu Eisleben zwischen
dem Kurfürsten August von Sachsen und dem Erzstift Magdeburg dahin entschieden wurden, daß das Erzstift an Kursachsen
einen großen Teil der Grafschaft Mansfeld abtrat, wogegen das Kurhaus Sachsen auf das Burggrafentum verzichtete,
aber sich und seinen Nachkommen den Titel und das Wappen desselben nebst den vier oben genannten Ämtern vorbehielt.
[* ] (hierzu der Stadtplan), Hauptstadt der preuß. Provinz Sachsen wie des gleichnamigen Stadtkreises und eine
der wichtigsten Festungen des Deutschen Reichs, liegt am Nordende der fruchtbaren Magdeburger Börde (s. d.)
und an der Elbe, die sich hier in drei Arme, die Strom-, Zoll- und Alte Elbe, teilt, unter 11° 40' östl. L. v. Gr. und
52° 8' nördl. Br., 41 m ü. M., und besteht aus der eigentlichen alten Stadt und der Sudenburg
und den früher selbständigen, seit 1886 und 1887 mit dem Stadtgebiet vereinigten Städten Neustadt und
Buckau am linken Elbufer sowie der Citadelle und dem Werder auf den Inseln in der Flußteilung und der befestigten, von König
Friedrich Wilhelm I. 1731 gegründeten Friedrichstadt am rechten Ufer der Alten Elbe.
Durch die Abtragung der bei der nach 1866 erfolgten Erweiterung der Festung von der Stadtgemeinde angekauften
alten Festungswerke ist im S. und W. ein Raum gewonnen worden, welcher ungefähr der Hälfte des ganzen alten bebauten Terrains
gleichkommt, und auf welchem jetzt ein neuer Stadtteil entstanden ist, der vorzüglich an der breiten und vornehmen Kaiserstraße
mit sehr eleganten Bauten besetzt ist. Ein Teil der alten Festungswerke und Glacis ist in Promenaden und
parkartige Anlagen umgewandelt worden, von denen namentlich der Friedrich Wilhelms-Garten, an der Stelle des 968 gegründeten, 1809 aufgehobenen, 1813 von
den Franzosen geschleiften Klosters Berge gelegen, die ehemalige Bastion Kleve mit dem schönen Kriegerdenkmal und der Fürstenwall
sich auszeichnen.
Die alten Festungsthore sind größtenteils geblieben; nur das frühere Schrotdorfer Thor im NW. ist entfernt,
während das Ulrichs- und Sudenburger Thor weiter hinausgerückt sind. Da nach dem Brand von 1631 die alte Stadtanlage mit all
den engen und winkeligen Gassen beibehalten wurde und zudem das Terrain nach der Elbe hin erheblich abfällt,
macht der eigentliche Kern der Stadt abseits von der Hauptverkehrsader derselben, dem denselben in seiner ganzen Ausdehnung
durchschneidenden Breiten Weg, keinen angenehmen Eindruck, doch wird in der neuesten Zeit viel für Verbreiterung enger Gassen
und Anlage neuer Straßenzüge gethan.
Von Plätzen sind hervorzuheben: der Neue Markt oder Domplatz und der Alte Markt. Auf dem an letztern stoßenden
kleinen Platz vor der Hauptwache steht die 1857 errichtete Bronzestatue des frühern Oberbürgermeisters Franke; den Alten Markt
selbst ziert das merkwürdige Reiterstandbild Kaiser Ottos I., das jedoch kein Denkmal im heutigen Sinn, auch nicht, wie die
Inschrift des 16. Jahrh. besagt, schon 973, sondern erst gegen Ende
des 13. Jahrh. errichtet worden ist. Wie die beiden weiblichen Figuren zu Seiten des Kaisers, welche irrigerweise als dessen
beide Frauen bezeichnet werden, so hat auch das Standbild symbolische Bedeutung und wurde, wie die Rolande, jedenfalls als
Sinnbild für die erworbene Gerichtsbarkeit der Stadt aufgestellt. Die zahlreichen
Kirchen überragt sämtlich der erhabene Dom, ein Bauwerk gotischen Stils, aber noch erfüllt von romanischen Bildungen. Das
jetzige Gebäude wurde nach dem Brande des von Otto d. Gr. erbauten Doms 1207 auf derselben Stelle begonnen; der älteste Teil,
das hohe Chor, enthält noch antike Säulen aus dem frühern Dom. Traditionell wird als Baumeister Bonensack
genannt. 1363 erfolgte die Einweihung durch Erzbischof Dietrich, aber erst 1520 waren auch die Türme vollendet.
Der Grundriß des Gebäudes zeigt das von W. nach O. gerichtete lateinische Kreuz; die ganze Länge beträgt 120 m, die innere
Länge 114,8 m. Mit den beiden je 9,4
m breiten Nebenschiffen beträgt die ganze lichte Breite 31,4 m, ebensoviel wie die Höhe des Hauptschiffs,
welches von zwölf gewaltigen Pfeilern getragen wird und den erhabensten Eindruck von der Kapelle unter den Türmen aus gewährt.
Die beiden westlichen Haupttürme haben eine Höhe von 104,6 m; der südliche entbehrt noch der 1540 vom Blitz
herabgeworfenen, die Spitze bildenden steinernen Kreuzblume. Im Chor deckt eine Marmorplatte den Sarg Ottos d. Gr., ein steinernes
Grabdenkmal des 15. Jahrh. bezeichnet die Ruhestätte seiner Gemahlin Editha; eine Hauptzierde
der Kirche ist das Grabmal des Erzbischofs Ernst (gest. 1513), dessen Seitenwände die Gestalten der zwölf Apostel schmücken,
eins der Meisterwerke Peter Vischers, von ihm noch bei Lebzeiten Ernsts in dessen Auftrag gegossen.
Die Krypte des alten Doms unter dem hohen Chor ist bei der großen Restauration 1825-35 nicht wieder aufgesucht worden. Die übrigen
protestantischen Kirchen: die Johanniskirche (älteste Pfarrkirche, davor das 1886 errichtete Standbild Luthers), die Ulrichs-,
Heiligegeist-, Jakobi-, Katharinen-, Petri-, die reformierte und die Wallonerkirche, bieten baulich nichts
Hervorragendes, das meiste noch die jetzt katholische Liebfrauenkirche. Früher gehörte sie zum Kloster gleiches Namens, dessen
Räume jetzt ein Gymnasium (s. unten) beherbergen; von hier ist auch der schöne romanische Kreuzgang zugänglich. 1129 in ein
Prämonstratenserkloster umgewandelt, hatte das Kloster neben dem Mutterkloster Prémontré den höchsten
Rang unter allen Stiftungen dieses Ordens.
Die Nikolaistiftskirche dient jetzt als Zeughaus, die Gertraudenkirche als Speicher; die Sebastiansstiftskirche (mit dem Grabmal
Ottos v. Guericke) wird der katholischen Gemeinde eingeräumt werden. Von sonstigen öffentlichen Gebäuden verdienen Erwähnung:
das 1691 erbaute Rathaus auf dem Alten Markt (die Stadtbibliothek bewahrend), das Regierungsgebäude, daran
die Gangolphistiftskirche, das Fürstenhaus, die Börse, der prachtvolle Zentralbahnhof, das geschmackvoll eingerichtete neue
Stadttheater. Ins Auge fallen die noch immer zahlreich vorhandenen stattlichen Häuser im Spätrenaissancestil am Breiten Weg
und Alten Markt.
Die Zahl der Einwohner beläuft sich (1885) mit der Garnison (2 Infanteriereg. Nr. 26 und 66, 2 Infant.-Bat.
Nr. 27, eine Abteilung Feldartillerie Nr. 4, ein Pionier-Bat.
Nr. 4 u. ein Train-Bat. Nr. 4) auf 159,520 Seelen (gegen 88,012 im J. 1875, Neustadt und Buckau abgerechnet). Darunter befinden
sich 147,353 Evangelische, 8614 Katholiken, 1738 sonstige Christen und 1815 Juden. Die Industrie ist sehr
bedeutend. Magdeburg besitzt außer vielen kleinern 5 große Eisengießereien, Maschinen- und Metallröhrenfabriken, darunter das
Grusonsche Etablissement (mit 1328 Arbeitern) in Buckau, welches sich eines Weltrufs erfreut.
Dasselbe produzierte 1886: 67,429 Doppelzentner Gußwaren, darunter 5998
Doppelztr. Panzerplatten, ferner Revolverkanonen, Panzerlafetten,
Unterbauten zu Panzertürmen, Kräne, hydraulische Hebezeuge, Drehscheiben, Excelsiormühlen etc. Von großer
Bedeutung sind ferner: die Spiritus- und Branntweinbrennerei, die Fabrikation von künstlichem Dünger, Zement, Zucker, Schokolade,
Zichorie, Tabak und Zigarren, Lackfirnis, verschiedenen Chemikalien und Thonwaren (besonders Majolika- und Schamotteöfen).
Ferner sind nennenswert: Baumwollspinnerei, Handschuhfabrikation, Holzbildhauerei, Fabrikation von Seiden- und Baumwollband,
Geldschränken, Harmoniken, Harmoniums und Pianofortes, Seife, Leder, Metallwaren und Armaturgegenständen,
Fettwaren etc., die Zuckerraffinerie und Bierbrauerei. Der Handel ist ebenfalls sehr bedeutend. Für Zucker ist Magdeburg der Hauptplatz
ganz Deutschlands. Außerdem ist er vorzugsweise lebhaft in Getreide, Kolonialwaren, Zichorie, Kohlen, Eisenwaren, Sauerkohl, Fettwaren,
Tuch, Holz etc. Nennenswert sind auch: der Buchhandel (18 Geschäfte) sowie der Garten-, Obst- und Gemüsebau.
Zudem hat die Stadt besuchte Märkte, Pferdemärkte, eine 14tägige Messe im September und einen Wollmarkt.
Unterstützt wird der Handel durch eine Handelskammer, eine Börse, eine Reichsbankhauptstelle (Umsatz 1886: 1232 Mill. Mk.)
sowie durch eine sehr große Zahl von Bankinstituten, Versicherungsanstalten etc. Der Verkehr nach den verschiedensten Richtungen
hin ist der denkbar günstigste. ist Knotenpunkt der Linien Leipzig-Wittenberge, Berlin-Magdeburg, Magdeburg-Öbisfelde,
Magdeburg-Schöningen und Magdeburg-Halberstadt.
Sämtliche Linien münden in den großartigen Zentralbahnhof. Sehr bedeutend ist der Verkehr auf der Elbe. 1885 kamen an zu
Berg: 4253 Schiffe (darunter 151 Dampfer) mit 417,220 Ton. Ladung; zu Thal: 1854 Schiffe und 20,809 Flöße mit 329,477
T. Ladung. Es gingen ab zu Berg: 2064 Schiffe (darunter 49 Dampfer) mit 19,354 T. Ladung;
zu Thal: 3243 mit 325,914 T. Ladung.
Ein
zweckmäßig angelegter Hafen dient dem Winterschutz der Schiffe. Die Verbindung der innern Stadt mit den Vorstädten vermittelt
eine Pferdebahn.
An Bildungsanstalten und ähnlichen Instituten besitzt Magdeburg ein pädagogisches Seminar, 3 Gymnasien, ein
Progymnasium, ein Realgymnasium, eine Oberrealschule, eine Handelsschule, ein Lehrerinnenseminar, ein Reichswaisenhaus (errichtet
aus Sammlungen des Reichsfechtvereins), viele milde Stiftungen, ein Stadttheater, ein Zuchthaus, ein großes, musterhaft eingerichtetes
Krankenhaus, eine Hebammenlehranstalt, ein orthopädisch-chirurgisches Institut, wissenschaftliche Vereine, eine Wetterwarte
etc. Die »Magdeburgische Zeitung«, ein Blatt nationaler Richtung, ist weit über die Grenzen Deutschlands
hinaus wohlbekannt. An Behörden befinden sich in Magdeburg: das Oberpräsidium, Konsistorium, Provinzialschulkollegium, die Generalsteuerdirektion
und das Staatsarchiv der Provinz Sachsen, dessen großer Urkundenschatz bis in das 10. Jahrh. zurückreicht, eine Oberpost-
und eine Eisenbahndirektion, ein königliches Polizeipräsidium, Forstinspektionen, ein Hauptsteueramt, ein Landgericht etc.,
ferner: das Generalkommando des 4. Armeekorps, das Kommando der 7. Division, der 13. und 14. Infanterie-, der 7. Kavallerie- und
der 4. Feldartilleriebrigade. Das Wappen der Stadt (s. Figur) zeigt ein geöffnetes Festungsthor, über demselben rechts und
links zwei Türme und zwischen diesen, auf der Mauer, eine Jungfrau mit hoch gehobenem Lorbeerkranz. Zu
den umfangreichen Festungswerken gehören die Citadelle und 13 Forts in weitem Umkreis um die
mehr
Stadt. Die Umgegend ist fast ganz reizlos. Die Hauptvergnügungsorte der Magdeburger bilden der Park Herrenkrug, rechts an der
Elbe unterhalb der Friedrichstadt und mit dieser durch eine Straßenbahn verbunden, der Stadtpark Vogelsang und der Friedrich
Wilhelms-Garten (s. oben). - Zum Landgerichtsbezirk Magdeburg gehören die 17 Amtsgerichte zu Aken, Barby, Burg, Erxleben,
Gommern, Groß-Salze, Hötensleben, Kalbe a. S., Loburg, Magdeburg, Neuhaldensleben, Neustadt-Magdeburg, Schönebeck, Staßfurt, Wanzleben, Wolmirstedt
und Ziesar.
[Geschichte.]
Im J. 805 wurde Magdeburg, damals Magadoburg genannt, von Karl d. Gr. zu einem Handelsplatz bestimmt, über welchen
die mit den Wenden und Avaren handelnden Kaufleute nicht hinausgehen durften. 923 und 924 wurde Magdeburg bei
einem Einfall der mit den Ungarn vereinigten Wenden und Slawen beinahe gänzlich zerstört, aber von der Königin Editha, Gemahlin
Ottos d. Gr., wieder aufgebaut und mit Wällen und Mauern umgeben. Das von Otto d. Gr. 936 hier gegründete Moritzkloster wurde 968 in
ein Erzbistum verwandelt. 1135 hielt Lothar II. hier einen Reichstag, auf welchem Herzog Erich von Schleswig
die dänische Krone als deutsches Lehen erhielt.
Nach dem großen Brand von 1188, dem ein bedeutender Teil der Stadt zum Opfer fiel, erholte sich diese bald, trat der Hansa
bei und erhielt im 14. Jahrh. das Stapelrecht für die Elbschiffahrt. Gegen das Ende des 15. Jahrh.
erscheint Magdeburg fast unabhängig von den Erzbischöfen, die auch meist auswärts, besonders zu Halle, residierten; doch hat es
sich nie völlig von denselben befreit und ist nie Reichsstadt gewesen. Der schon frühzeitig errichtete Schöppenstuhl stand
im Mittelalter in großem Ansehen, und das Magdeburger Recht, eine Mischung von altsächsischen Gewohnheits-
und Magdeburger Lokalrechten, hatte in den östlichen slawischen Landen weite Verbreitung und Gültigkeit.
Die höchste Blüte der Stadt vor dem Dreißigjährigen Krieg fällt in den Anfang des 16. Jahrh., wo sie gegen 40,000 Einw.
zählte. Seit 1524 fand in Magdeburg die Reformation besonders durch Amsdorfs Bemühungen Eingang. Magdeburg trat 1531 dem
Schmalkaldischen Bund bei, sagte sich vom Erzbischof und dem Kapitel los und unterwarf sich auch dem Kaiser nicht, selbst als
derselbe im Schmalkaldischen Krieg 1547 ganz Sachsen erobert hatte. 1548 deshalb in die Reichsacht erklärt, beugte es sich nicht,
sondern verweigerte die Annahme des Interim und wurde Zufluchtsort aller durch die Religionsverfolgung
vertriebenen Glaubensgenossen, namentlich zahlreicher Prediger.
Karl V. hatte die Vollziehung der Acht dem Kurfürsten Moritz von Sachsen aufgetragen. Dieser begann die eigentliche
Belagerung und eroberte schon 28. Nov. die Neustadt, doch die Bürgerschaft wies mit glänzender Tapferkeit alle Angriffe auf die
Altstadt zurück und machte viele glückliche Ausfälle. Erst als Moritz Gnade und Religionsfreiheit anbot, nahm Magdeburg sächsische
Besatzung auf und huldigte Moritz als Burggrafen Im Dreißigjährigen Krieg wurde es 1626 kurze Zeit von Wallenstein
besetzt, dann 1629 von demselben 28 Wochen lang vergebens eingeschlossen und 1630, weil es seinen geächteten
Administrator Christian Wilhelm wieder aufgenommen hatte, von neuem durch Pappenheim belagert.
In der Hoffnung baldigen Entsatzes durch Gustav Adolf leisteten zwar die Bürger mit Hilfe einer kleinen schwedischen Besatzung
unter Falkenberg mannhaften Widerstand. Aber als sich im März 1631 Tilly mit Pappenheim vereinigte und nun 25,000 Mann
die
nur von 2000 Mann verteidigte Stadt belagerten, konnten die Außenwerke gegen den Ansturm der Übermacht nicht behauptet
werden; die Vorstädte wurden in Brand gesteckt und die Verteidigung auf die eigentliche Stadt beschränkt.
Indes die Kräfte der heldenmütigen Bürgerschaft waren erschöpft, und als sich die vom Nachtdienst ermüdeten Posten am
Morgen des 10. (20.) Mai 1631 eben in ihre Häuser begeben hatten, begann um 9 Uhr der Sturm auf zwei Seiten. Die Kaiserlichen
drangen unter Pappenheim am Krökenthor zuerst in die Stadt ein; im Straßenkampf fiel Falkenberg. Während desselben brach
an vielen Stellen zu gleicher Zeit eine Feuersbrunst aus, welche wahrscheinlich auf Falkenbergs Befehl
von der fanatisierten Schiffer- und Arbeiterbevölkerung angelegt worden war, um Magdeburg lieber zu zerstören, als in die Hände
des Feindes fallen zu lassen, und sich schnell über die ganze Stadt verbreitete.
Die Kaiserlichen rächten sich für die Zerstörung der gehofften Beute durch maßlose Grausamkeiten. Nur der
Dom, der sofort für den katholischen Gottesdienst neu geweiht wurde, das Liebfrauenkloster und einige elende Fischerhütten
blieben vom Feuer verschont. Von sämtlichen 36,000 Einw. entgingen nur wenige Tausende dem Tod. Nachdem 1632 die Kaiserlichen
wieder abgezogen waren, besetzten die Schweden die Stadt. Sie erstand schnell wieder aus den Trümmern, ward
aber 1636 schon wieder von den Kaiserlichen und Sachsen belagert und durch Kapitulation genommen. Im Westfälischen Frieden (1648)
wurde Magdeburg nebst dem Erzstift dem Haus Kurbrandenburg für den Fall des Todes des damaligen Administrators August von Sachsen, der
aber erst 1680 erfolgte, abgetreten.
Lange sträubte sich Magdeburg, dem Kurfürsten von Brandenburg zu huldigen, mußte aber schließlich im Vergleich
zu Klosterberge doch einwilligen. In der Folge ließen sich in Magdeburg viele der aus Frankreich vertriebenen Reformierten
nieder (vgl. Tollin, Geschichte der französischen Kolonie von Magdeburg, Halle 1887, 2 Bde.). Im Krieg Preußens mit Frankreich 1806 übergab
der Kommandant v. Kleist Magdeburg 11. Nov. d. J. an die Franzosen unter Ney. Im Tilsiter Frieden 1807 an Frankreich abgetreten
und sodann zum Königreich Westfalen geschlagen, kam Magdeburg durch den Pariser Frieden wieder an Preußen, nachdem es 1813-14 bloß
von einem Korps unter Tauenzien eingeschlossen worden war.
Durch die Beseitigung der alten Umwallung, welche seit 1869 durch die Anlage neuer Festungswerke ersetzt
wurde, hat die Stadt neuerdings eine bedeutende Erweiterung erfahren.
Vgl. Lehmann, Beschreibung der Stadt Magdeburg (3. Aufl., Magdeb.
1839);
Rosenthal, Magdeburg (Festschrift zur 57. Naturforscherversammlung, das. 1884);
Kawerau, Magdeburg, ein deutsches Städtebild (das.
1886);
Rathmann, Geschichte der Stadt Magdeburg (das. 1800-17, 4 Bde.);
Hoffmann, Chronik der Stadt Magdeburg (das. 1843-50, 3 Bde.; 2. Aufl. 1885 ff.);
Wolter, Geschichte der Stadt Magdeburg (das. 1845);
Janicke, Chroniken von Magdeburg (Leipz. 1869, Bd.
1);
Dittmar, Beiträge zur Geschichte der Stadt Magdeburg nach 1631 (Halle 1885 ff.);
Kawerau, Aus Magdeburgs Vergangenheit (das. 1886);
Hertel, Geschichte des Klosters Unsrer Lieben Frauen (Magdeb. 1885);
»Geschichtsblätter für Stadt und Land
Magdeburg« (das., seit 1866);
O. v. Guericke, Geschichte der Belagerung, Eroberung und Zerstörung von Magdeburg (hrsg. von Hoffmann, 2. Aufl.,
das. 1887).
Über diese Episode der Zerstörung und ihren Urheber ist ein lebhafter Streit entbrannt (vgl. besonders
Wittich, Magdeburg, Gustav Adolf und Tilly, Berl. 1874, Bd. 1).
mehr
Der Regierungsbezirk (s. Karte »Provinz Sachsen«) umfaßt 11,507 qkm (209 QM.), hat (1885) 989,760
Einw. (darunter 942,499 Evangelische, 40,365 Katholiken und 4023 Juden) und besteht aus den 15 Kreisen:
Kreise
QKilometer
QMeilen
Einwohner
Einw. auf 1 QKil.
Aschersleben
450
8.17
74813
166
Gardelegen
1309
23.78
52018
40
Halberstadt
494
8.97
70433
143
Jerichow I
1381
25.08
70190
51
Jerichow II
1378
25.03
55023
39
Kalbe
526
9.55
92958
177
Magdeburg
55
1.00
159520
-
Neuhaldensleben
677
12.30
57944
86
Oschersleben
504
9.16
52182
103
Osterburg
1105
20.07
44455
40
Salzwedel
1212
22.01
50546
42
Stendal
898
16.31
58104
65
Wanzleben
544
9.88
74115
136
Wernigerode
278
5.05
26481
95
Wolmirstedt
696
12.64
50978
73
Vgl. Hermes und Weigelt, Handbuch vom Regierungsbezirk Magdeburg (Magdeb. 1843, 2 Bde.).