Zuckerrohr, 1452 aus
Sizilien
[* 4] eingeführt, war ehemals die wichtigste
Kultur der
Insel; jetzt werden jährlich 1 Mill. kg
Zucker
[* 5] produziert, die, durch hohe
Zölle geschützt,
Absatz in
Portugal
[* 6] finden. Über den Weinbau, der früher das Hauptprodukt der
Insel lieferte, s.
Madeirawein. Die Tierwelt ist sehr arm; einheimische
Säugetieregab es ursprünglich
gar nicht, die überall verbreiteten
Kaninchen,
[* 7]
Ratten und
Mäuse wurden erst von den Portugiesen eingeführt.
Sie nimmt trotz starker Kindersterblichkeit fortwährend zu und ist, da das arme Land wenig Hilfsquellen
bietet, zur
Auswanderung gezwungen, die sich nach
Britisch-Guayana, der
Kapkolonie,
Brasilien,
[* 15]
Hawai
[* 16] richtet. Die eigentümliche
Nationaltracht, namentlich die von Männern wie
Frauen getragene Carapuça, ein Käppchen aus blauem
Tuch mit langer
Spitze,
verschwindet mehr und mehr. Gewöhnliche Beförderungsmittel sind bei den steilen
Straßen von
Ochsen gezogene
Schlitten, Reitpferde,
Hängematten.
Die
Industrie beschränkt sich auf Handstickerei, Holzarbeiten,
Stroh- und Weidengeflechte, findet aber nur kärglichen
Absatz.
Der
Handel, hauptsächlich in englischen
Händen, ist im Stillstand begriffen, der Schiffsverkehr aber durch den gesteigerten
Wettbewerb der europäischen
Nationen um Westafrika in stetigemWachsen, da
FunchalDepot für
Kohle (englische)
ist.
Handel und Schifffahrt bewegen sich ausschließlich über
Funchal (s. d.), wo sich eine kleine Fremdenkolonie (208
Engländer)
befindet, in deren
Händen vornehmlich der Weinhandel liegt. Es laufen hier regelmäßig 5 englische, 2 portugiesische und
eine deutsche Dampferlinie an. Von 880 im J. 1884 eingelaufenenSchiffen waren 608 englische, 123 portugiesische, 62 deutsche.
Auf einer florentinischen
Karte erscheint die
Insel bereits 1351 unter dem
NamenIsola
di legname
(»Holzinsel«). Ein
Sturm verschlug 1419 zwei
Portugiesen,
JoãoGonzales und
Martin Vaz, an die von ihnen aus Dankbarkeit
Porto Santo benannte
Insel, und
im nächsten Jahr nahm
PortugalBesitz von der bisher unbewohnten
Gruppe und sandte
Kolonisten hierher. Man glaubte damals die
Atlantis der Alten wiedergefunden zu haben. Mit
Portugal stand auch Madeira 1580-1640 unter spanischer Herrschaft, 1801 und abermals
1807-14 war es von
England besetzt.
der Hauptzufluß des
Amazonenstroms, wird durch den Zusammenfluß dreier großerStröme
gebildet. Der bedeutendste ist der
Mamoré, der seinerseits aus zwei Hauptarmen entsteht: dem an der innern Seite der
Kordillere
von
Cochabamba entspringenden
Rio
[* 20] Guapay und dem von dem Nordabhang jener
Kordillere herabfließenden viel kürzern, aber wasserreichern
Rio Chimoré, bei deren Vereinigung in der
ProvinzSanta Cruz der
NameMamoré beginnt. Unter etwa 12° südl.
Br. verbindet sich der
Mamoré mit dem zweiten Hauptstrom, dem
Guaporé (s. d.), und nach einem nördlichen
Laufe von 178 km
mit dem dritten
Strom, dem von
SW. kommenden
Beni, welcher am Ostabhang der innern
Kordillere von
Bolivia
[* 21] seine
Quellen hat; erst
hier nimmt der
Strom den
Namen an.
Bald danach wendet er sich nach
NW., eine
Richtung, die er bis zur Mündung
beibehält.
der auf
Madeira seit 1421 gebaute
Wein, welcher frühzeitig großen
Ruf erlangte und in
Quantitäten von
durchschnittlich 25,000
Pipen im Jahr ausgeführt wurde. Man baut den
Wein auf der Südseite der
Insel an
Wänden oder
Hürden aus
Schilf, auf der Nordseite dagegen wird die Rebe an
Kastanienbäumen in die
Höhe geleitet. Der junge
Wein erhält bei seiner Behandlung im
Faß
[* 24] und beim letzten Umfüllen vor demExport einen Zusatz von
Kognak
oder
Sprit (3 Proz., bei geringern
Sorten bis 10 Proz.). Der feinste
WeinMadeiras ist der
Malvasier (engl.
Malmsey), ein sehr
süßer, geistiger, balsamischer Likörwein, welcher auf ganz
¶
mehr
beschränktem Terrain an der Südküste wächst, mindestens sechs Jahre zur vollkommenen Reife bedarf, und dessen beste Sorten
nicht in den Handel kommen, sondern der königlichen Familie von Portugal gehören. Der eigentliche Madeirawein (trockner Madeirawein, engl.
DryMadeira) bildet dagegen einen sehr bedeutenden Handelsartikel und ist neben Portwein und Champagner der
wertvollste Weltwein. Um ihn schneller zu zeitigen, lagert man ihn auf der Insel in großen heizbaren Magazinen; ein viel besseres
Resultat aber erzielt man, wenn man den Wein wiederholt nach Westindien sendet.
Der völlig reife Wein heißt Vino di Roda. Man unterscheidet zwei SortenDryMadeira: den Sercial, angeblich aus
rheinischen Rieslingtrauben, und Boal. Gut abgelagerter Madeirawein hat eine milde Fülle, ein köstliches, prickelndes, hochfeines
Aroma und einen Reichtum an Geist, die ihn von jeher in die erste Klasse der Weine gestellt haben; er ist einer der stärksten
und schwersten Weine und enthält 16-20 Proz. Alkohol. KeinWein wird so viel verfälscht oder nachgemacht
wie der Madeirawein; man ersetzt ihn durch die verschnittenen Weine der südkanarischen Inseln, der Azoren, des Kaps und Spaniens und treibt
in Frankreich (Cette, Marseille),
[* 26] Magdeburg,
[* 27] Hamburg
[* 28] etc. die entschiedenste Pantscherei, indem man besonders alte Weißweine,
auch Obstwein, mit Nußschalenextrakt, Honig etc. auf Madeirawein verarbeitet.
Roter ist der Tinto (Inselburgunder), welcher, solange er jung ist, dem Burgunder gleicht, im Alter aber dunkel
bernsteinfarben wird und sehr reich an Gerbstoff ist. Guter Madeirawein wirkt bei Schwächezuständen entschieden kräftigend auf den
Organismus. Man trinkt ihn als sogen. Frühstückswein und als Vorwein (nach der Suppe), seltener als Dessertwein.
Der Weinstock wurde aus Cypern
[* 29] oder Kreta im 15. Jahrh. auf Madeira eingeführt; er gedieh vortrefflich, und die Ernte
[* 30] gab bis
83,600 hl. Aber 1852 zerstörte das Oidium sämtliche Weinberge. Von neuem angepflanzt, erholten sie sich wieder; aber 1873 erschien
die Phylloxera, und die Weinproduktion sank abermals, hob sich indes bis 1882 wieder auf 16,609 hl. Doch
dürfte die Produktion schwerlich wieder die Hälfte der frühern erreichen, weil inzwischen die Verhältnisse (Zölle, Mode)
sich für den Madeirawein sehr ungünstig gestaltet haben.
Vgl. Smyth, L'île de Madère et la vérité sur ses vins (Par. 1878).