(meistens sieben), mit dem
Finger oder einem sogen.
Plektron (s. Abbildung). Da und
Kithara
[* 2] des
Griffbretts entbehrten, d. h.
jede
Saite stets nur einen
Ton gab, so sind sie nicht unsrer heutigen
Zither oder gar
Guitarre, sondern nur der
Harfe vergleichbar.
- Im 16.-17. Jahrh. hieß ein
Streichinstrument mit vielen
Saiten, die teils über das
Griffbrett, zum Teil
aber neben demselben (als sogen.
Bordune) liefen; diese Lyra gehörte zur
Gattung der
Violen (s. d.) und wurde in dreierlei
Größe
gebaut: als
Lira da braccio (mit 7 Griffsaiten und 2
Bordunen, Tenorinstrument), als
Lira da gamba (12
Saiten und 2
Bordune, Baßinstrument)
und Archiviola da lira (Lirone, bis zu 24
Saiten, Kontrabaßinstrument, auch Accordo genannt). Zur
Gattung der Lyren gehörten
auch das
Baryton (s. d.), die
Viole d'amour und
Englisch Violet.
NochHaydn schrieb
Stücke für Lyra. -
Endlich heißt Lyra das auch
Stahlspiel oder uneigentlich
Glockenspiel genannte
Instrument der
Militärmusiken, das auch im Opernorchester
Eingang gefunden hat, bestehend aus abgestimmten Stahlstäben, die auf einem lyraförmigen
Rahmen befestigt sind und mit einem
Hämmerchen geschlagen werden.
(lyrische
Poesie), in der
Poetik diejenige
Gattung der
Poesie, welche die lyrische, d. h. die
bewegte,
Stimmung des von selbst in
Worte ausbrechenden
Gemüts nachahmt (s.
Lyrisch). Dieselbe ist daher immer (nach
Goethe)
»Gelegenheitspoesie«, d. h. durch Gelegenheit,
die
Ursache der
Stimmung, veranlaßt, und von der epischen
Poesie (s.
Epos), welche
Handlungen in der Form bloßer Begebenheiten,
sowie von der dramatischen (s.
Drama), welche auch Begebenheiten in der Form von
Handlungen darstellt,
dadurch verschieden, daß sie auch Begebenheiten und
Handlungen in der Form des
Gefühls (s. d.), d. h. durch ihre
Rückwirkung
auf das
Gemüt, darstellt. Da nun das
Gefühl als angenehmer oder unangenehmer
Eindruck des Gefühlten auf den Fühlenden (das
Subjekt) von der
Natur dieses letztern selbst, die
Wahrnehmung dagegen von der
Natur des Wahrgenommenen (des
Objekts) abhängt, so wird nicht nur das
Gefühl subjektiv (die
Wahrnehmung objektiv), sondern auch die lyrische
Poesie, welche
Gemütszustände (im
Gegensatz zur dramatischen und epischen, welche Gegenstände) darstellt, subjektiv (epische und dramatische
objektiv) genannt.
Mittel der
Darstellung ist dabei, wie bei der
Poesie überhaupt, das
Wort; die Form der
Darstellung aber wird
durch die Form des Darzustellenden, des
Gefühls, vorgeschrieben. Dasselbe schließt als »dunkler« (bewußtloser)
Seelenzustand die
Formen bewußter Seelenzustände, sowohl die des logischen (begründenden)
Denkens als jene des moralischen
(durch
Maximen begründeten)
Wollens, von sich aus; daher bleibt auch von der lyrischen
Darstellung sowohl
die
Anordnung nach der richtigen Zeitfolge (das
Gesetz der epischen) als jene nach der Kausalfolge (das
Gesetz der dramatischen
Darstellung) ausgeschlossen.
Zwar muß, um einen Gemütszustand darzustellen, derselbe so gut wie die Begebenheit (im
Epos) und die
Handlung (im
Drama) im
lyrischen Gedicht als
Einheit dargestellt werden; da es sich aber nicht um die
Nachahmung einer Zeit- oder
Kausalreihe, sondern eines
Gefühls handelt, so kann die lyrische
Einheit nicht, wie die epische, in der ununterbrochenen Aufeinanderfolge
der
Teile des epischen und nicht, wie die dramatische, in der ununterbrochenen Aufeinanderfolge der Teile des dramatischen
Gedichts, sondern sie muß in der ununterbrochenen Inhaltsverwandtschaft aller Teile des lyrischen Gedichts
bestehen.
Das lyrische Gedicht muß, wie ein musikalisches Werk
(Sonate,
Symphonie), in einerlei
»Tonart« gesetzt sein. Diese
Einheit derStimmung ist das Haupterfordernis und verträgt sich sehr wohl mit der Vernachlässigung der zeitlichen und Kausalverhältnisse
des im Gedicht Verbundenen (lyrische
Sprünge), wenn diese letztere mit der Gemütsstimmung im
Einklang
und der Übergang von einem Teil der
Dichtung zum andern durch die
Association nach der
Ähnlichkeit
[* 3] oder dem
Kontrast begreiflich
ist.
Dieselbe ist das
Band,
[* 4] welches (wie im
Epos die Zeitlinie, im
Drama der Kausalnexus) die lose flatternden
Bilder der lyrischen
Dichtung zusammenhält und (wie jene) auch äußerlich im metrischen
Bau, dessen
Rhythmus den
Rhythmus des
Gefühls nachahmt,
erkennbar zum
Ausdruck kommt. Die
Pausen der
Stimmung, nach welchen dasselbe (oder ein kontrastierendes)
Gefühl im Gemütsleben
wieder erscheint, werden dabei im Gedicht durch Ruhepunkte zwischen
Absätzen
(Strophen), auf welche ein gleichartiger (oder
kontrastierender) metrischer
Bau
(Antistrophe) folgt, nachgeahmt.
Die Mannigfaltigkeit der Gemütsstimmungen, deren jede ihr eignes, bald beschleunigtes, bald verlangsamtes, bald bleibendes,
bald wechselndes
Tempo besitzt, hat in der lyrischen
Poesie zu einer gleichkommenden Vielartigkeit künstlicher Versformen
geführt, während die schmucklose Monotonie der geraden Zeitlinie und der sich gleichbleibenden
Richtung derKette
von
Ursachen und
Wirkungen im
Epos und
Drama einfache
Metra
(Hexameter,
Trimeter,
Alexandriner, Blankvers etc.) erzeugt.
Die
Einteilung der Lyrik als
Poesie des
Gefühls richtet sich nach der Art und
Stellung des
Gefühls. Je nachdem der Dichter, der
Träger
[* 5] der lyrischen Gemütsstimmung, entweder ganz in dieselbe versenkt (in dasGefühl verloren) erscheint,
oder derselben gegenüber sich beobachtend und beurteilend verhält, unterscheidet man bewußtlose (naive, objektive) und
bewußte (reflektierende, sentimentale nach
Schiller, subjektive) Lyrik.
Letztere, welche, mit jener verglichen, die kühlere ist,
hat zu ihrem
Objekt entweder ein fremdes oder das eigne
Subjekt, reflektiert entweder über einen andern oder über sich
selbst und heißt im letztern
Fall selbstbewußte (humoristische, subjektiv-objektive) Lyrik. Die naive Lyrik zerfällt, je nachdem
die dargestellte Gemütsstimmung einfach die lyrische oder eine außergewöhnlich erhöhte (lyrische
Verzückung) ist, in
niedere und höhere.
Jener gehört das
Lied (s. d.) und zwar, je nachdem die Gemütsstimmung eine beschauliche (ruhig
genießende) oder begehrliche (verlangende oder verabscheuende) ist, das
Freude- und Trauerlied, das Sehnsuchts-,
Hoffnungs-,
Klage- und Angstlied an. Diese zerfällt, je nachdem die
Verzückung ruhig
(Kontemplation) oder bewegt
(Affekt), entweder
durch intellektuelle
(Enthusiasmus) oder sinnliche
Mittel
(Orgiasmus) erzeugt ist, in die didaktische (lehrreiche) und ekstatische
Lyrik. Jener gehört, je nachdem das
Objekt der
Kontemplation ein religiöses oder weltliches ist, der
Hymnus
(Hymnen des
Rig-Weda, Orphische und Homerische
Hymnen) und das philosophische
Lehrgedicht
(Schillers¶
dieser gehört die (geistliche und weltliche) Ode (DavidsPsalmen; Pindars, Klopstocks, PlatensOden)
und der Dithyrambus (Bacchischer Gesang, Schillers »Dithyrambe«) an. In der höhern wie niedern ist die (freudige
oder traurige) Gemütsstimmung entweder durch die Anwesenheit oder durch die Abwesenheit des (angenehmen oder unangenehmen)
Objekts erzeugt. Im erstern Fall ist dieselbe rein (erhabene, idyllische Freude; erhabene, idyllische Trauer),
im letztern gemischt entweder aus der Freude über die Annehmlichkeit und der Trauer über die Abwesenheit (elegisches Entzücken,
elegische Freude) oder aus der Trauer über die Unannehmlichkeit und der Freude über die Abwesenheit (elegischer Jammer, elegische
Trauer) des Objekts.
Wird die lyrische Gemütsstimmung von andern geteilt, so erscheint die soziale (gesellige), wird sie durch die gleiche oder
entgegengesetzte andrer im Dichter verursacht, die sympathetische (gesellschaftliche) Lyrik Form der erstern ist der
gesellige (Chor-) Gesang, Form der letztern die Anrede (Apostrophe) an den (oder die) andern als (wirklichen
oder doch vermeintlichen) Urheber der eignen (gleichen: Liebe um Liebe, Haß um Haß; oder entgegengesetzten: Liebe um Haß, Haß
um Liebe) Gemütsstimmung. Zu jener gehört je nach der Beschaffenheit der gemeinsamen Gemütsstimmung der geistliche und weltliche
Chorgesang, dagegen je nach dem gemeinsamen Grund, aus welchem die Gemeinsamkeit der Gemütsstimmung entspringt
(Gleichheit der Abstammung, des Alters, des Standes und Berufs, des bleibenden oder vorübergehenden Zwecks), das Lied der Volks-
Alters-, Standes- und Berufs-, Trink-, Fest-, Bundes- etc. Genossen (Volks-, Jugend-, Jäger-, Soldaten-, Trink-, Fest-, Bundeslied
etc.). Diese umfaßt, je nachdem der andre dem Dichter höher als er selbst (dem Menschen ein Gott, eine
Göttin) oder ihm gleich (ebenbürtig) oder unter ihm stehend (der Mensch der Natur gegenüber sich als Gott) erscheint: die
Lyrik der Ehrfurcht (Lob- und Danklied), wenn jener Höhere als zugeneigt, der Furcht (Bitt- und Sühnelied), wenn er als abgeneigt
gedacht wird;
die Lyrik der Sympathie, wenn jener Ebenbürtige als liebend (Freundschaftslied, wenn er desselben,
Liebeslied, wenn er entgegengesetzten Geschlechts ist), der Antipathie, wenn jener Ebenbürtige als hassend gedacht wird (Kriegslied,
wenn er desselben, Trutzlied, wenn er entgegengesetzten Geschlechts ist);
die Lyrik des Erbarmens, wenn das Schwächere als
willig
(Wiegen- und Pflegelied), des Machtgefühls, wenn dasselbe als unwillig (Triumph- und Siegeslied) sich
fügend vorgestellt wird.
Wie die Form der naiven sympathetischen Lyrik die unmittelbare, so ist die der reflektierenden die (durch die Schrift) vermittelte
Anrede, der poetische Brief, welcher dort, wo der Gegenstand der Reflexion
[* 7] der Reflektierende selbst ist, in der humoristischen
Lyrik, wieder zur Anrede (des Dichters an sich selbst), aber zur ironischen, zum Selbstzwiegespräch wird.
Jene erscheint als Epistel, wenn bei der Reflexion über andre nur der Verstand, als Elegie, wenn das Gemüt, als Satire, wenn
das Gewissen beteiligt ist.
Die Epistel ist komisch, wenn der andre als thöricht, didaktisch, wenn er als (unverschuldet) unwissend vorausgesetzt, also
im erstern Fall verspottet, im letztern aufgeklärt wird (des Horaz Brief ad Pisones). Die Elegie (gemütvolle Epistel) ist Mitteilung
der eignen (römische) oder Mitgefühl mit fremder (heiterer oder trüber) Gemütsstimmung (griechische Elegie). Die Satire
(die moralische Epistel) ist entweder Anklage (juvenalisch) oder Strafe (Archilochos' Iamben, Goethes und SchillersXenien). Zur
römischen Elegie (Ovids »Ex ponto«) gehört auch die Heroide (das Schreiben aus der Unterwelt), zur Epistel und Satire das adressierte
Epigramm.
Die über sich selbst reflektierende Lyrik teilt mit der sympathetischen Lyrik die Form der Anrede, mit dem
Unterschied, daß der Angeredete nicht, wie bei dieser, als ein wirklicher andrer vorausgesetzt, sondern
der selbsterfundene Doppelgänger des Dichters ist, wodurch der Gebrauch obiger Form ein ironischer wird. Weder das höhere
Wesen, das er zu ehren oder zu fürchten, noch das ihm ebenbürtige, das er zu lieben oder zu hassen, noch das schwächere,
dessen er sich zu erbarmen oder über das er zu triumphieren vorgibt, sind für den Dichter wirklich
vorhanden.
aus der Zerrissenheit des Dichters, der sich verlacht, wenn er glaubt, und beweint,
weil er nicht glaubt, der durch Elend klug und durch Klugheit elend geworden ist, entspringt die aus Spott
und egoistischem Erbarmen gemischte Gemütsstimmung (der böse Humor, Weltschmerz), deren Ausfluß
[* 9] die vorzugsweise moderne
humoristische Lyrik (LordByron, Heine) ist.
Dieselbe nimmt, je nachdem sie sich (asthenisch) in die Unabänderlichkeit (die Thatsache
des hoffnungslosen Zwiespalts) ergibt (Heine) oder sich (sthenisch) gegen dieselbe und deren vermeintlichen Urheber empört
(Byron, Shelley, A. de Musset), die Form der (komischen oder tragischen) Resignation (pessimistische Lyrik) oder
des heroischen (dem des Satans wider Gott ähnlichen) Widerstandes (satanische Lyrik) an. Während die komische Resignation (Heine)
auf der Stufe der niedern Lyrik (ironisches Lied, humoristisches Epigramm) beharrt, hebt sich die tragische als pessimistisch es
Lehrgedicht, pessimistische Ode (LouiseAckermann) und pessimistischer Chorgesang (antike Tragödie) zur Stufe
der höhern empor, welcher die satanische Lyrik. (»Der Kampfruf wider und
der Triumphgesang über die Götter und das Schicksal« in Äschylos', Goethes, Shelleys u. a. Prometheus-Dichtungen) durchaus angehört.
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