Korrespondenzblatt Schmidt in Zörbig. Eine für Ihre Orientierung wohl hinreichende Karte der Azoren (und außerdem noch 19 Tafeln) finden Sie in dem angeführten Buch von G. Hartung: »Die Azoren in ihrer äußern Erscheinung und nach ihrer geognostischen Natur geschildert« (Leipz. 1860, Verlag von W. Engelmann).
M. G. in Innsbruck. [* 2] Ihre Bemängelung der Ziffer für das Gebiet des Schwarzen und Asowschen Meers im Artikel »Europa«, [* 3] Bd. 5, S. 926, beruht auf einem Mißverständnis. Es handelt sich dort nicht, wie Sie seltsamerweise glauben, um den Flächeninhalt beider Meere, sondern um das Gebiet der Wasserläufe, welche denselben zuströmen. Dieselbe Bewandtnis hat es mit den übrigen dort aufgezählten Meeren; eine Aufzählung des Flächeninhalts der einzelnen Europa umgebenden Meere würde gar nicht in den Rahmen jenes Artikels passen.
Rudolf S. in Dresden. [* 4] Die im Artikel »Aussteuerversicherung« (Bd. 2, S. 137) genannte Anstalt für Militärdienstversicherung (Deutsche [* 5] Militärdienst-Versicherungsanstalt) hatte allerdings früher ihren Sitz in Hamburg, [* 6] wo sie 1878 vom Direktor H. Marwede, von dem auch der Gedanke zur Errichtung ausgegangen war, eröffnet wurde. 1883 erhielt die Anstalt die Konzession für Preußen [* 7] und verlegte hierauf ihren Sitz nach Hannover. [* 8] Ende 1878 waren 1175 Policen in Kraft, [* 9] die versicherte Summe belief sich auf 1,139,850 Mk., der Reservefonds auf 20,668 Mk. Von da ab hatte die Anstalt von Jahr zu Jahr eine Ausdehnung [* 10] ihres Geschäftsumfangs um 40-60 Proz. der jeweilig versicherten Summe aufzuweisen. Außer der genannten Anstalt befassen sich noch einige andre mit der Militärdienstversicherung: die Bremer Lebensversicherungsbank (seit 1881), die Reichsversicherungsbank in Bremen [* 11] (seit 1881), die Hannovera (seit 1885), der Stuttgarter Allgemeine Deutsche Versicherungsverein (seit 1880).
P. in
Budapest.
[* 12]
Unsre Geburtsdaten über
Kossuth machen Anspruch auf Richtigkeit; die wiederholt citierten Angaben: geb. 21. April (27. April,
zu Monok oder 1805 zu Tapio
Bicske, sind
irrig. Genauere Ermittelungen haben übrigens ergeben,
daß der
Tag der
Geburt
Kossuth selbst unbekannt war oder
noch ist.
Wilhelm Brandt in Chemnitz. [* 13] Das Projekt, den vom Flusse San Juan gebildeten Durchbruch der zentralamerikanischen Kordilleren und den Nicaraguasee zur Herstellung eines interozeanischen Kanals zu verwerten, wurde bereits 1781 von Don Manuel Galisteo im Auftrag der spanischen Regierung untersucht. Seitdem ist man ihm wiederholt näher getreten, und 1849 wurde von Oberst Chields behufs Ausführung des Kanals eine »Atlantic and Pacific Ship Canal Company« gegründet, die sich aber bald wieder auflöste.
Das jüngste
Projekt ist 1885 vom amerikanischen
Ingenieur A. G. Menocal ausgearbeitet worden (vgl.
»Petermanns Mitteilungen«
1887). Die von
Ozean zu
Ozean herzustellende
Verbindung beträgt demnach 273 km, wovon indes nur 64,8 km
auf den eigentlichen
Kanal
[* 14] kommen. Von
Brito am
Stillen
Ozean ausgehend, führt der
Kanal über die Landhöhe (46,1 m) 27,8 km
weit zur Mündung des
Rio
[* 15] Lajas in den
Nicaraguasee. Auf
diese
Strecke kämen vier
Schleusen. Von da ginge
die
Fahrt über den
See (91 km), den bei
Ochoa durch einen
Damm aufgestauten
Sau
Juan hinab (104 km) und den Nebenfluß desselben,
San Francisco, hinauf (19 km), von wo aus bis zu dem noch 31,2 km entfernten
Greytown ein
Kanal mit drei
Schleusen zu führen
wäre. Die Wassertiefe ist auf 8,5 und 9,1 m berechnet, und
Schiffe
[* 16] sollen binnen 30
Stunden den
Kanal passieren können. Die
Anlagekosten berechnete man auf 51 Mill.
Dollar, später auf 64 Mill.
Doll. erhöht. Die Aussichten auf Verwirklichung dieses
Projekts sind
vorderhand gering.
Paul M. in Leipzig. [* 17] Die Gesetzesvorlage (Februar 1886), wonach der nördlich vom 46.° Br. gelegene Teil des amerikanischen Territoriums Dakota künftig den Namen Lincoln erhalten sollte, während dessen südlicher Teil unter dem jetzigen Namen als Staat in die Union aufgenommen werden sollte, wurde vom Kongreß verworfen.
W.
Brunner in
Gera.
[* 18] Die von mehreren
Zeitungen gebrachte Nachricht, als hätte im Jahr 1886 eine
Volkszählung
in der
Schweiz
[* 19] stattgefunden, beruht auf einem
Irrtum. Die letzte eidgenössische
Volkszählung (auf welcher die Angaben des
Konversations-Lexikons begründet sind
) fand im
Dezember 1880 statt, und die nächste wird im
Dezember 1888 vor sich gehen.
Über die mit der Zählung im Deutschen Reich vorgenommenen Erhebungen hinsichtlich der Konfessionen [* 20] liegen bisher nur Mitteilungen aus einzelnen Staaten vor. Das Gesamtresultat wird vielleicht im 1888er Jahrgang des »Statistischen Jahrbuchs«, jedenfalls aber in einem die Gesamtergebnisse der 1885er Volkszählung umfassenden, gegenwärtig vom kaiserlichen Statistischen Amt vorbereiteten Band [* 21] - etwa im Juni d. J. -
erscheinen.
E.
Wagner in
Reichenberg.
[* 22] Die meisten und größten amerikanischen
Zeitungen erscheinen allerdings zu
New York.
Täglich erscheinende größere
Blätter gibt es daselbst nicht weniger als 23. Die bedeutendsten derselben sind:
»Herald«
(mit einer
Auflage von
ca. 190,000
Exemplaren),
»Daily News« (160,000),
»World« (150,000),
»Times« (150,000),
»Morning Journal« (100,000),
»Sun« (100,000),
»Evening Telegram« (ein Ableger des »Herald«, 80,000),
»Tribune« (50,000),
»Evening Post«, »Mail«, »Éxpress«, »Star«, »Commercial Advertiser«, »Illustrated Daily Graphic« haben Auflagen von 5000-15,000. In Jersey City und Brooklyn, die als Vorstädte von New York gelten können, mit resp. 130,000 und 600,000 Einw., erscheinen 10 Abendblätter. Die Zeitungspresse der übrigen großen Städte der Union steht der New Yorker im Verhältnis zur Einwohnerzahl nicht nach. So hat Philadelphia [* 23] 19 täglich erscheinende Zeitungen, deren bedeutendste (»Public Ledger« und »Record«) jede in mehr als 100,000 Exemplaren verbreitet ist;
Boston [* 24] hat 11 Tagesblätter, die eine Gesamtauflage von angeblich 275,000 Exemplaren besitzen;
Chicago 17 mit einer Gesamtauflage von über 200,000;
San Francisco 13;
St. Louis 9, von denen 2 je 30,000 Exemplare drucken.
Die nur 10 km von New York entfernte Stadt Newark (136,000 Einwohner) besitzt 4 Morgen- und 3 Abendblätter. Diese Zahlen lassen ¶
erkennen, daß die Entwickelung der nordamerikanischen Zeitungspresse nach unsern Begriffen außerordentliche Dimensionen erlangt hat. Es dürfte in der ganzen Union keine Stadt von 20,000 Einwohner geben, die nicht ihre 2-3 täglich erscheinenden Morgen- und ebenso viele Abendblätter hätte. Die meisten derselben werden in palastartigen Gebäuden hergestellt, die oft die Hauptsehenswürdigkeit der betreffenden Städte bilden und in der Regel mustergültige Einrichtungen besitzen.
Beispielsweise braucht die kaum 50 Jahre alte Stadt Grand Rapids in Michigan 5 täglich ein- bis zweimal erscheinende Zeitungen, um den Lesehunger ihrer 40,000 Einw. zu stillen. Nach einer Statistik von 1885 gab es in den Vereinigten Staaten [* 26] bei einer Bevölkerung [* 27] von rund 55 Mill. Seelen 1183 täglich, 10,082 wöchentlich einmal, 139 wöchentlich zweimal und 39 wöchentlich dreimal erscheinende Organe; seltener als wöchentlich einmal erschienen 2051; macht alles in allem 13,494 periodische Druckschriften oder eine auf je etwa 4000 Seelen (1860 erst 5253 oder eine auf 6000 Seelen).
G. B. in Pillnitz. Die Ansicht der Burg Fleckenstein bei Weißenburg [* 28] im Elsaß auf unsrer Tafel »Burgen«, [* 29] Fig. 1 (Bd. 3),
geht nicht, wie Sie schreiben, auf Merians »Topographie«, sondern auf Specklins »Architektura von Vestungen« zurück. Wenn J. ^[Julius] Naeher in seiner Schrift »Die deutsche Burg, ihre Entstehung und ihr Wesen, insbesondere in Süddeutschland« (Berl. 1885) behauptet, daß die Specklinsche Abbildung ein »phantastisches Zerrbild« sei, so scheint ihm der gegenwärtige Zustand des Felsens, auf dem die Burg gestanden, recht zu geben. Aber die von ihm gebotene Ansicht, welche nichts als die Felsen zeigt, wäre für unsre Absicht, mittelalterliche Burgen zu veranschaulichen, nicht verwendbar gewesen. Nach Woltmanns Urteil (»Geschichte der deutschen Kunst im Elsaß«, S. 200) hat Specklin allerdings die »Verhältnisse des Effekts wegen etwas steiler dargestellt«, womit er nur einer Geschmacksrichtung der Zeit folgte. Nach Woltmann hätte die Höhe des Felsens 140 Fuß betragen; Naeher gibt dagegen nur 30 m an. Doch fügt er hinzu, daß die Südseite des »Klotzes stark ausgewaschen« ist, und auch Woltmann spricht von starker Verwüstung. Unter diesen Umständen wird sich schwerlich entscheiden lassen, ob die Burg jemals wirklich so ausgesehen, oder ob sich Specklin eine willkürliche Restauration erlaubt hat.
E. Brett in Nürnberg. [* 30] Dem Andenken des Botanikers und Amerikareisenden Thaddäus Hänke, über welchen Sie eine Notiz im Konversations-Lexikon finden, hat der Oberlehrer Gustav Kny anläßlich der Enthüllungsfeier der vom deutsch-politischen Fortbildungsverein zu Kreibnitz gestifteten Gedenktafel 1885 eine kleine Schrift gewidmet, welche im Selbstverlag des genannten Vereins erschienen ist. Über Art, Ort und Zeit von Hänkes Tod herrscht noch ein eigentümliches Dunkel.
Was von seinen nach Böhmen [* 31] geschickten Sammlungen zu gebrauchen war, befindet sich jetzt in der Naturaliensammlung des Böhmischen Museums zu Prag. [* 32] Letzteres hat 1825 eine Schrift darüber veröffentlicht. Seine in der Provinz Cochabamba gesammelten Erfahrungen legte Hänke nieder in dem Werk: »Einführung in die Naturgeschichte der Provinz Cochabamba 1798«, welches von dem Spanier Don Felix Azara in dessen Reisewerk aufgenommen und ohne Hänkes Vorwissen in französischer Sprache [* 33] gedruckt erschien. In spanischer Sprache schrieb Hänke: »Bemerkungen über die schiffbaren Flüsse, [* 34] welche in den Kordilleren Perus entspringen und in den Maranon münden« (1799). Außerdem hat er früher »Beobachtungen auf Reisen durch das Riesengebirge« geschrieben und die achte Bearbeitung des großen Linnéschen Werkes »Genera plantarum« (Wien [* 35] 1791) besorgt.
P. in Karlsruhe. [* 36] Der Gesetzentwurf über den Verkehr mit Wein, welcher dem Reichstag vorgelegt worden ist, bezweckt nicht ein Verbot des sogen. Kunstweins. Er verbietet auch keineswegs alle Zusätze, sondern er beschränkt sich lediglich darauf, diejenigen Stoffe zu bezeichnen, welche unter allen Umständen von der Weinbereitung ausgeschlossen sein sollen. Mit Gefängnis bis zu sechs Monaten und Geldstrafe bis zu 1500 Mark oder mit einer von diesen beiden Strafen wird derjenige bedroht, welcher vorsätzlich folgende Stoffe dem Wein bei oder nach der Herstellung zusetzt: Baryumverbindungen, metallisches Blei [* 37] oder Bleiverbindungen, Glycerin, Kermesbeeren, Magnesiumverbindungen, Salicylsäure, unreinen (freien Amylalkohol enthaltenden) Sprit, unkristallisierten Stärkezucker, Teerfarbstoffe. Die gleiche Strafe trifft denjenigen, welcher dem Wein einen Zusatz von Schwefelsäure [* 38] gibt, der in einem Liter Flüssigkeit mehr beträgt, als sich in 2 g neutralen schwefelsauren Kaliums vorfindet. Ebenso ist das Feilhalten und Verkaufen solcher Weine verboten. Bei fahrlässigem Zuwiderhandeln tritt Geldstrafe bis zu 150 Mark oder Haft bis zu sechs Wochen ein.
Oberlehrer Nörpel in Scheinfeld. Der Plan des Konversations-Lexikons schließt eine spezielle Berücksichtigung so untergeordneter Sprachen aus.
Korrespondenzblatt Zeil in St. Petersburg. [* 39] Die Umarbeitung des Kugler-Eastlakeschen »Handbook of painting. The Italian schools«, die vor kurzem in London [* 40] erschien, stammt aus der Feder des als Assyriolog und Diplomat weltbekannten Sir Henry Layard, dessen Autorität auch auf kunsthistorischem Gebiet (Layard ist einflußreichster Trustee der Nationalgalerie) eine längst anerkannte ist. Sir Henry Layard ist selbst Sammler, und seine Gemäldesammlung im Palazzo Capello am Canal Grande in Venedig [* 41] zählt jetzt zu den gewähltesten unter den Privatsammlungen Italiens. [* 42]
Durch seine Reisen ist er mit den Gemäldegalerien Europas wohlvertraut. Als Schriftsteller auf dem Gebiet der italienischen Malerei hatte er sich früher bereits durch Abhandlungen bekannt gemacht, z. B. in Textbeilagen zu den Publikationen der Arundel-Gesellschaft und neuerdings (Oktober 1886) in einem interessanten Aufsatz über die geschichtliche Entwickelung der englischen Nationalgalerie in der »Quarterly Review«. Noch ein zweites Werk des berühmten Forschers erschien in jüngster Zeit, ebenfalls lange nach dem Druck unsers biographischen Artikels: »Early adventures in Persia, Susiana and Babylonia« in 2 Bänden.
v. M. in Arco. Über die Wirkungen des Tabaksgenusses herrschen keineswegs übereinstimmende Anschauungen,
und Bennett hat daher den vielfach behandelten Gegenstand einer erneuten Untersuchung unterworfen. Auf Grund einer großen
Anzahl von Beobachtungen kommt er zu dem Schluß, daß die Wirkungen des Tabaks nur quantitativ verschieden sind
je nach der
täglich verbrauchten Menge; freilich ist die Empfindlichkeit des Individuums rücksichtlich dieser Wirkungen
eine verschieden große je nach Konstitution, Kräftezustand etc., so daß die Bezeichnungen »mäßiger«
und »unmäßiger« Tabaksgenuß relativ aufzufassen sind.
Der Tabak
[* 43] regt in mäßigen Dosen bei den an seinen Genuß gewöhnten
Personen die Thätigkeit des Geistes an und wirkt der
¶