vergrößert. Nach dem Ausbruch der belgischen Revolution von 1830 schloß sich ganz Luxemburg, mit Ausnahme der Bundesfestung und
ihres Rayons, der Bewegung an und ward auch von der provisorischen Regierung zu Brüssel für einen Bestandteil Belgiens
erklärt. Doch blieb nur der westliche französische Teil mit Arlon belgisch. Durch den Londoner Traktat
kam der deutsche Teil des Großherzogtums wieder an den König der Niederlande, sollte jedoch nicht mit den Niederlanden
vereinigt, sondern als selbständiger Staat verwaltet werden und ein Staat des Deutschen Bundes bleiben.
Auch schloß sich Luxemburg 1842 dem Zollverein an. Wilhelm II. oktroyierte eine ständische Verfassung,
welche jedoch einer neuen, der belgischen Konstitution nachgebildeten Platz machen mußte. Letztere wurde wiederum
beseitigt durch die von Wilhelm III. verliehene Verfassung, worin der Kammer nur ein Zustimmungsrecht in der Gesetzgebung
gelassen wurde. Die Wahl war indirekt, die Zahl der Abgeordneten 31 und wurde alle drei Jahre zur Hälfte
erneuert.
Während der deutschen Kämpfe im Sommer 1866 bewahrte Luxemburg Neutralität, blieb aber im Zollverein und die Festung in den Händen
Preußens. Dieses wünschte zwar den Eintritt des Ländchens in den Norddeutschen Bund durchaus nicht; ebensowenig wollte es
Luxemburg an Frankreich überlassen und dem Vertrag vom zustimmen, durch welchen der König der Niederlande Luxemburg an Napoleon
III. verkauft hatte. Es betrachtete sein Besatzungsrecht in Luxemburg durch das Ausscheiden des Landes aus dem Deutschen Bund nicht
als erloschen.
Indes trug Bismarck auch Bedenken, dieses Rechts wegen es auf einen Krieg mit Frankreich ankommen zu lassen.
Als daher 15. April die französische Regierung auf die Erwerbung Luxemburgs verzichtete, wenn Preußen die Festung räume, erklärte
sich Preußen mit dem von Rußland gemachten Vorschlag einer Konferenz einverstanden (26. April). Diese trat 7. Mai London zusammen; außer
den Großmächten nahmen Holland und Belgien daran teil. Schon 11. Mai wurde der Londoner Vertrag unterzeichnet,
welcher die Neutralität Luxemburgs aussprach und dieselbe unter die kollektive Garantie der unterzeichnenden Mächte stellte,
anderseits die Räumung der Festung Luxemburg seitens der preußischen Truppen und die Schleifung der Werke festsetzte. Am 9. Sept. verließen
die letzten preußischen Truppen die Festung; länger ließ die Demolierung der Werke auf sich warten,
die erst 1872 ausgeführt wurde. Während des deutsch-französischen Kriegs war Luxemburg neutral, jedoch den Franzosen geneigt und
mußte durch eine energische Note des Grafen Bismarck zur gewissenhaften Beobachtung der Neutralität ermahnt werden.
Am übernahm Deutschland die Eisenbahnen von auf 40 Jahre in Pacht, und damit ward die Französische
Ostbahngesellschaft aus dem Land verdrängt.
Das Militär wurde 1881 abgeschafft und nur ein kleines Gendarmeriekorps errichtet. Beim bevorstehenden Erlöschen des oranischen
Mannesstamms in den Niederlanden wird Luxemburg von denselben getrennt werden und an das herzoglich nassauische
Haus fallen.
Vgl. Grövig, Luxemburg, Land und Volk (Luxemb. 1867);
Schotter, Geschichte des Luxemburger Landes (das. 1882);
Gläsener,
Le grand-duché de Luxemburg (das. 1885);
van Werveke, Beiträge zur Geschichte des Luxemburger Landes (das. 1886 ff.);
»Das
Luxemburger
Land«, Organ für vaterländische Geschichte etc. (das. 1882 ff.).
[* ] (ehemals Lützelburg), die Hauptstadt des gleichnamigen Großherzogtums, im engen, malerisch schönen Felsenthal
der Alzette und Knotenpunkt an der Wilhelmsbahn, zerfällt in die auf einer steil abfallenden Hochebene erbaute Oberstadt, die
nur im W. zugänglich ist, und in die Unterstädte: Pfaffenthal (nördliche), Klausen (östliche) und Grund (südliche Vorstadt)
im Thal, über welches seit neuerer Zeit vier großartige Viadukte führen. Die zum großen Teil in den
Felsen eingearbeiteten berühmten Festungswerke, welche Luxemburg zu einer der stärksten Festungen Europas gemacht haben, wurden seit 1867 geschleift.
Über 500 Jahre ist an diesen Werken gebaut worden; von allen Besitzern der Festung, von Heinrich IV.,
Grafen von Luxemburg (als deutscher Kaiser Heinrich VII. genannt, gest. 1313), und seinem Sohn Johann (gest. 1346) an durch die Zeiten
der burgundischen, spanischen, französischen, österreichischen und wieder französischen Herrschaft bis auf unsre Tage,
hat jeder ein Neues hinzugefügt.
Ein weit in das Alzettethal vorspringendes schmales Felsriff, der »Bock«, ist von oben bis unten ausgehöhlt
und kasemattiert; am östlichen Abhang desselben steht der sogen. Melusinenturm, ein Überbleibsel
der im 14. Jahrh. erweiterten Befestigung. Unter den Gebäuden der Stadt sind der Palast des Statthalters, das Ständehaus,
das städtische Rathaus sowie die Liebfrauen- und die St. Alfonskirche die bedeutendsten. Erwähnung verdient
außerdem der auf den abgetragenen Festungswerken angelegte prächtige Park. Von dem prächtigen Schloß des spanischen Statthalters
Grafen Ernst von Mansfeld (1545-1604) sind nur noch wenige Mauern und zwei Thorwege mit einigen eingemauerten römischen Reliefs
und Inschriften vorhanden; die ehemals berühmten Mansfeldschen Gärten sind bis auf den Namen verschwunden.
Neue Stadtteile sind im S. der alten Stadt jenseit des Petersbachs projektiert. Luxemburg, dessen
Bevölkerung 1885: 17,964 Seelen betrug, hat ein Athenäum, ein Priesterseminar, Normalschulen für Lehrer und Lehrerinnen, ein
Taubstummeninstitut, ein archäologisches Museum, eine Bildergalerie, Stadtbibliothek, Fabriken für Maschinen, Leder, Handschuhe,
Fayencewaren, Essig etc., Handel mit Wollwaren und Leder und ist Sitz der Regierung und eines Bischofs. -
An der Stelle der jetzigen Festung Luxemburg soll schon unter dem Kaiser Gallienus (253-268) ein Kastell erbaut worden sein, eine Annahme,
für welche Funde römischer Münzen sprechen. 738 wurde Lucilinburch (wohl von luzil, klein, herzuleiten) von Karl Martell der
Abtei Trier geschenkt, 963 vom Grafen Siegfried erworben. An das Schloß reiht sich seit dem 10. Jahrh. die
Stadt Luxemburg an, welche dann mit Benutzung des Felsenbodens befestigt wurde.
In der Nacht zum erstiegen die Burgunder auf Sturmleitern die Mauern und eroberten die Stadt. 1479 von den Franzosen
genommen, ward sie noch in demselben Jahr vom Markgrafen von Baden wieder befreit. Seit 1503 entstand das
bastionierte Tracee der Festung. 1542 und 1543 mußte sie sich wieder an die Franzosen ergeben, wurde ihnen aber 1544 nochmals
entrissen. Dagegen eroberte der Marschall von Créqui mit einer französischen Armee 1684 die Festung nach hartnäckiger
Verteidigung; Vauban leitete den Angriff
und gab der Festung nach ihrer Einnahme die Gestalt, welche sie in der Hauptsache bis zur Neuzeit zeigte. 1697 fiel Luxemburg wieder
an Spanien, 1714 an Österreich. Im Zeitraum von 1728 bis 1734 wurden die Befestigungen der Stadt wesentlich erweitert. Während
des ersten Koalitionskriegs wurde Luxemburg von dem französischen General Ambert blockiert bis
und nach tapferer Verteidigung kapitulierte der österreichische Feldmarschall v. Bender gegen die Zusicherung freien Abzugs.
Beim Einmarsch der Verbündeten in Frankreich wurde Luxemburg von hessischen Truppen eingeschlossen und blieb es bis zur
Übergabe an den König der Niederlande 1815. Durch die Wiener Schlußakte zur deutschen Bundesfestung erklärt,
hatte Luxemburg in Friedenszeiten eine Besatzung von 4000 Mann Preußen, die aber infolge des Londoner Vertrags vom im September
d. J. die Stadt verließen, während die Demolierung der Werke der bedeutenden Kosten wegen erst 1872 ausgeführt wurde (s.
Luxemburg, Großherzogtum, Geschichte).
Vgl. Coster, Geschichte der Festung Luxemburg (Luxemb. 1869).