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Kolberg an, organisierte dessen Kavallerie und wurde in dem Gefecht bei Stargard verwundet. 1807 zum Stabsrittmeister befördert, nahm er 1808 als Major seine Entlassung, schloß sich aber 1809 wieder dem Unternehmen Schills an, bis er bei Dodendorf zum zweitenmal verwundet wurde. Erst 1811 trat er wieder bei der Kavallerie ein und wurde im Februar 1813 ermächtigt, in Schlesien ein Freikorps zu errichten, zu welchem sich bald eine Anzahl ausgezeichneter Männer, wie Jahn, Friesen, Körner, meldete.
Dies Lützowsche Freikorps hatte die Bestimmung, im Rücken des Feindes den kleinen Krieg zu führen sowie in Thüringen, Hessen und Westfalen Volksaufstände zu erregen. Ende März schon 900 Mann Fußvolk und 260 Mann Reiterei stark, bestand es aus 3 Bataillonen, 3 Jägerabteilungen und 4 Eskadrons. Es hatte sich selbst zu uniformieren (nach seiner Kleidung nannte man es die »schwarze Schar«) und zu bewaffnen, der Staat hatte es zu besolden. Die Teilnahmlosigkeit der deutschen Bevölkerung außerhalb Preußens vereitelte jedoch den ganzen Plan, den man mit der Lützowschen Freischar verfolgt hatte, und ihre Streifzüge in den Rücken des französischen Heers nach der Schlacht bei Lützen blieben erfolglos.
Statt den Kern eines großen deutschen Volksheers zu bilden, wuchs das Korps nur zu 2800 Mann zu Fuß und 480 Reitern heran. Diese letztern, unter Lützow selbst, wurden auf ihrem arglosen Rückzug von einem Streifzug nach Franken während des Waffenstillstands von Poischwitz, dessen Bestimmungen Lützow nicht genau erfahren hatte, 17. Juni auf Befehl Napoleons vom württembergischen General v. Normann bei Kitzen in der Nähe von Leipzig überfallen und fast aufgerieben. Nach dem Waffenstillstand wurde das Korps neu organisiert und der Wallmodenschen Armee an der untern Elbe beigegeben.
Den Ruhm kühner Verwegenheit erwarben sich die schwarzen Jäger in dem Treffen an der Göhrde 16. Sept., wo L. abermals schwer verwundet wurde, und in vielen Vorpostengefechten; aber Großes konnten sie um so weniger ausführen, als das Korps nie beisammen war. Erst im Dezember sammelte es sich wieder bei Boitzenburg und wurde im Kriege gegen die Dänen verwendet; von Helmenstreit im Januar 1814 an den Rhein geführt, kam es zum Krieg in Frankreich zu spät und wurde nach dem Frieden aufgelöst. Lützow war unterdessen bei der schlesischen Armee in Châlons eingetroffen und hatte im Auftrag Blüchers dem General Saint-Priest zu Reims Depeschen überbracht, als er auf dem Rückweg vom französischen Landsturm gefangen wurde.
Nach dem Frieden wieder befreit, wurde Lützow im April 1814 zum Oberstleutnant und im März 1815 zum Kommandeur des 6. Ulanenregiments befördert. In der Schlacht von Ligny attakierte er auf Blüchers Befehl ein französisches Karree, wobei er gefangen wurde. Der Sieg bei Belle-Alliance setzte ihn wieder in Freiheit. Im Oktober 1815 erfolgte seine Beförderung zum Obersten, 1817 erhielt er das Kommando der 13. Kavalleriebrigade zu Münster. 1822 wurde er zum Generalmajor ernannt, im April 1830 aber zur Disposition gestellt. Er starb in Berlin. Seine Gattin war seit 1810 Gräfin Elise von Ahlefeldt (s. d.).
Vgl. Eiselen, Geschichte des Lützowschen Freikorps (2. Aufl., Halle 1841);
K. v. Lützow, Adolf Lützows Freikorps in den Jahren 1813 und 1814 (Berl. 1884);
Bothe, Geschichte des 6. Ulanenregiments (das. 1865).
2) Ludwig von, mecklenburg. Staatsminister, geb. 1793 zu Berlin als Sohn des mecklenburgischen Gesandten August v. Lützow, trat 1816 als Referendar in den mecklenburgischen Staatsdienst, ward 1822 Regierungsrat und beim Regierungsantritt des Großherzogs Paul Friedrich von Schwerin zweiter Minister und Regierungspräsident, erster Minister und Geheimeratspräsident. Als solcher leitete er 1848 den Übergang des Landes in die konstitutionelle Staatsform und trat am Tag der Veröffentlichung des neuen Staatsgrundgesetzes, an die Spitze des konstitutionellen Staatsministeriums, in welchem er die auswärtigen sowie die geistlichen und Unterrichtsangelegenheiten übernahm. Der Entschluß des Großherzogs Friedrich Franz, die Rechtsbeständigkeit der neuen Verfassung vom Urteil eines fremden Schiedsgerichts abhängig zu machen, bewog ihn bereits zum Rücktritt; auch unterschrieb er den Protest der mecklenburg-schwerinschen Abgeordnetenkammer gegen den Schritt des Großherzogs. Er zog sich hierauf auf sein Gut Boddin zurück, wo er starb.
3) Karl von, Kunsthistoriker, geb. zu Göttingen, Sohn des mecklenburg-schwerin. Oberschenken Karl v. Lützow, widmete sich hier und in München dem Studium der Philologie und Archäologie und lebte darauf in Berlin, wo er von Fr. Kugler zur Mitwirkung an den »Denkmälern der Kunst« herangezogen wurde. 1858 ward er Dozent der Kunstgeschichte an der Universität München, übernahm 1863 zu Wien die Redaktion der Zeitschrift »Rezensionen und Mitteilungen über bildende Kunst«, habilitierte sich daneben an der dortigen Universität, ward 1864 Professor an der Kunstakademie und 1866 auch Bibliothekar dieser Anstalt. Er gab heraus: »Münchener Antiken« (Münch. 1861-69, 7 Lfgn.);
»Zur Geschichte der Ornamente an bemalten griechischen Thongefäßen« (das. 1858);
»Das choragische Denkmal des Lysikrates in Athen« (Leipz. 1858);
»Die Meisterwerke der Kirchenbaukunst«, die Frucht einer Studienreise durch England und Frankreich (das. 1862, 2. Aufl. 1871);
»Die Geschichte der k. k. Akademie der bildenden Künste« (Wien 1877);
»Die Kunstschätze Italiens« (Stuttg. 1883);
»Die kaiserliche Gemäldegalerie im Belvedere« (mit Radierungen von Unger);
Dürers Holzschnittwerk (Nürnberg);
»Denkmäler der Kunst« (4. Aufl., Stuttg. 1884, mit Lübke) und »Die vervielfältigende Kunst der Gegenwart« (Wien 1886 ff.).
Auch lieferte er eine Neubearbeitung des 1. Bandes von Schnaases »Geschichte der bildenden Künste« (Düsseld. 1868) und begründete die »Zeitschrift für bildende Kunst« (Leipz., seit 1866), deren Herausgeber er seitdem ist.
4) Therese von, s. Bacheracht.