angesteckt werden, z. B. bei bestehender fauliger (putrider)
Bronchitis, oder 3) faulige
Partikeln, welche durch den Blutstrom
in die
Lunge
[* 2] eingeschleppt werden (s.
Embolie). Die
Symptome des Lungenbrandes sind im allgemeinen die der
Lungenentzündung;
charakteristisch ist aber der oft unerträgliche aashafte
Geruch der ausgeatmeten
Luft und der ausgehusteten
Stoffe, welche
Fäulnisorganismen, Zellenreste, elastische Gewebsfasern und oft lange Fettsäurenadeln (Margarinkristalle)
unter dem
Mikroskop
[* 3] erkennen lassen.
Daneben bestehen große Hinfälligkeit, verfallenes Aussehen, sehr frequenter, aber schwacher
Puls, kalte
Gliedmaßen, trockne
Zunge, Delirien etc. Der Lungenbrand verläuft in der
Regel als akutes Übel. Der umschriebene Lungenbrand kann in Besserung übergehen, wenn
das Brandige durch einen
Bronchus völlig entleert wird, die zurückbleibende
Höhle vernarbt und die Gesamternährung
sich dauernd verbessert. Doch ist dies ein seltener
Fall und erfordert sehr günstige äußere Verhältnisse. In der
Regel
ist der Lungenbrand tödlich. Die Behandlung desselben hat für rasch und leicht nährende
Kost, reine
Luft, gesunde
Wohnung und Reinlichkeit
zu sorgen.
die direkte chirurg. Behandlung der
Lunge, hat bisher keine Erfolge aufzuweisen.
Einspritzungen von
Arzneimitteln in das
Gewebe der
[* 5] erkrankten
Lunge, um eine
Desinfektion
[* 6] der betreffenden
Partien oder eine Narbenbildung zu erzielen,
hat ungünstige
Resultate ergeben, und die
Lungenresektion, die operative
Entfernung eines kranken Lungenteils,
von
Block vorgeschlagen und nach gelungenen Tierversuchen 1882 mit tödlichem
Ausgang an einem schwindsüchtigen Mädchen vorgenommen,
erscheint bei
Tuberkulose völlig ausgeschlossen, seitdem man weiß, daß die Beseitigung eines erkrankten Teils niemals die
weitere
Wirkung der
Bakterien ausschließen kann.
(griech.), abnorme Anfüllung der
Lunge mit
Luft, bezieht sich entweder, wie beim
Emphysem andrer
Organe,
auf das
Bindegewebe der
Lunge oder ihres Brustfellüberzugs (interstitielles Lungenemphysem), oder auf eine krankhafte Erweiterung der
Luftbläschen selbst (vesikuläres Lungenemphysem). Die erste Form entsteht stets nach einer Zerreißung im Lungengewebe
durch
Wunden oder
Quetschungen der
Brust oder durch heftige Hustenstöße. Die zweite Form ist eine nicht
seltene
Lungenkrankheit; ihre
Ursachen liegen manchmal in fehlerhafter
Bildung der
Lungen, meist aber in lange dauernden
Katarrhen
der
Bronchien.
Ihr Vorkommen beginnt daher im zartesten Kindesalter, entwickelt sich aber ungleich öfter jenseit der 40er Jahre, langsam,
unmerklich und fieberlos; erst wenn die
Krankheit höhere
Grade der
Ausbildung erreicht hat, wenn die Lungenbläschen
durch
Schwund ihrer Wandungen zu größern
Blasen zusammengeflossen sind, bietet sie folgendes
Bild dar: Der Brustkorb ist erweitert
und steht in Exspirationsstellung (selbst die tiefsten
Inspirationen bewirken kaum eine Erweiterung);
Wirbelsäule und
Brustbein
sind, falls das Lungenemphysem vor
Verknöcherung der knorpeligen Teile des letztern eintrat, bogenförmig nach außen
vorgewölbt;
der Brustkorb hat die Form eines
Fasses angenommen.
Bei der
Atmung schiebt sich der Brustkorb küraßartig auf
und nieder. Die
Venen des
Halses und des
Gesichts sind ausgedehnt und füllen sich
stark bei Hustenstößen; dieLippen,
Wangen und Fingernägel sind bläulich. Stets ist bei den höhern
Graden des Lungenemphysems
Atemnot vorhanden, die sich zu
Asthmaanfällen steigern kann. Die
Inspirationen sind bei Emphysematikern geräuschvoll, ziehend; die
Stimme ist häufig etwas
belegt. Durch den nie fehlenden
Husten wird ein schaumiger, zäher, schleimiger
Auswurf herausbefördert.
Der
Husten ist meist sehr quälend: durch die heftigen Exspirationsstöße wird die blutreiche
Leber gedrückt,
und es entsteht heftiger
Schmerz in der Lebergegend. Im spätern Verlauf des Lungenemphysems tritt gewöhnlich
Ödem ein, welches
an den
Füßen beginnt und von unten nach
oben steigt, der
Tod erfolgt schließlich durch unzureichende
Atmung. Die Behandlung
hat hauptsächlich prophylaktisch vorzugehen und gegen die
Ursachen, vor allen
Dingen gegen
Bronchialkatarrh,
einzuschreiten.
Der Emphysematiker hat sorgfältig
Erkältungen zu vermeiden und soll sich niemals
Nord- und Nordostwinden aussetzen. Zu empfehlen
ist der Aufenthalt in Seeluft und
Salinen oder in Kiefernwäldern; zweckmäßig wendet man alkalische
Mineralwässer an. Auch
kalte Abreibungen derBrust und des
Rückens wirken durch Kräftigung der Atemmuskeln nicht selten günstig.
Gegen die asthmatischen Anfälle empfiehlt sich das Einatmen komprimierter
Luft und das Ausatmen in verdünnte
Luft.
(Pneumonia), im weitesten anatomischen
Sinn 1) eine
Entzündung, Eiterbildung oder Verdickung im
Bindegewebe
der
Lungen, oder 2) eine entzündliche
Ausschwitzung in die lufthaltigen Lungenbläschen. Die erste Form
(interstitielle Pneumonie) kommt als akute
Krankheit beim
Menschen äußerst selten vor, wenn schwere eiterige
Entzündungen
von außen oder von der Umgebung der großen
Bronchien her auf das Lungengewebe fortgeleitet werden; zuweilen werden durch
eiterige Schmelzung ganze
Stücke vom Lungenparenchym aus ihrem Zusammenhang gelöst
(Pneumonia dissecans).
Bei
Rindern kommt diese Lungenentzündung öfters epidemisch vor, s.
Lungenseuche.
Chronische Verdickungen des Lungengewebes sind dagegen beim
Menschen häufig, namentlich als Überbleibsel alter
Brustfellentzündungen, lange dauernder
Bronchialkatarrhe, Staubinhalationen,
bei
Fällen von
Lungenschwindsucht und zuweilen bei
Syphilis.
Alle diese
Prozesse bedingen eine
Vermehrung des unter der
Pleura
gelegenen (subpleuralen) oder die Lungenläppchen trennenden (intertobulären) oder die
Bronchien umgebenden
(peribronchialen)
Bindegewebes und somit eine
Verhärtung, welche wegen der fast immer vorhandenen Beimischung von eingeatmetem
Kohlenstaub als schieferige
Induration bezeichnet wird. Besondere Krankheitserscheinungen bedingt diese Form der Lungenentzündung nicht,
sie ist auch keiner Behandlung zugänglich, vielmehr als ein Heilungsvorgang namentlich im Verlauf langdauernder
Schwindsucht anzusehen.
Die zweite Form (exsudative Pneumonie) umfaßt eine Anzahl anatomisch wie klinisch unterschiedener
Prozesse, bei welchen in
die Lungenbläschen nach einem
Stadium der
Blutstockung in den
Gefäßen
(Anschoppung, Engouement) ein flüssiges, mehr oder
weniger fest werdendes
Exsudat ausgeschwitzt wird, welches die
Luft verdrängt und den erkrankten
Abschnitt so derb
macht, daß er sich wie
Leber anfühlt
(Hepatisation). Lungengewebe, welches hepatisiert ist, gibt beim
Klopfen an den Brustkorb
einen gedämpften
Schall
[* 7] (Schenkelton), welcher sich von dem lauten tympanitischen
Schall des lufthaltigen
¶
mehr
Gewebes unterscheiden läßt und dem Arzt anzeigt, wie groß der erkrankte Abschnitt der Lunge ist, und welche Stellen betroffen
sind. Beim Horchen vermißt man an dem hepatisierten Teil das normale Knistern (Vesikuläratmen) und hört statt dessen ein
scharfes, rauhes Geräusch (Bronchialatmen). Die ausgeschwitzte Masse besteht bei manchen Formen der aus
Blut und Faserstoff (fibrinöse oder fibrinos-hämorrhagische Hepatisation), bei andern überwiegend aus Zellen (zellige, katarrhalische,
desquamative Hepatisation). So sehr sich ihrem Wesen nach diese Ausschwitzungen ähnlich sind, so lassen sich doch mannigfache
eigenartige Prozesse unterscheiden:
1) Die echte Lungenentzündung (gemeine, kruppöse, fibrinöse Pneumonie). Sie ist eine häufige, schwere,
akute, fieberhafte Krankheit, welche meist kräftige, vorher gesunde Personen befällt, dagegen Kinder und
Greise verschont. Ein Fieberfrost mit Hitze leitet diese ein; Auswurf ist wenig oder gar nicht vorhanden, er ist anfangs speichelartig,
wird aber bald sehr zäh, so daß er dem Teller anklebt, durch beigemischtes Blut wird er rot (rubiginöse
Sputa) oder bräunlich.
Die Kranken klagen, außer über Durst und Hitze, über stechende Schmerzen bei tiefem Einatmen, welche von einer nahezu regelmäßig
vorhandenen Brustfellentzündung herrühren. Je weiter die Hepatisation fortschreitet, was oft über einen ganzen Lungenflügel
und noch über einen Teil des andern geschehen kann, um so mehr tritt Kurzatmigkeit bis zu schwerer Atemnot
ein. Wird die Luft aus einem allzu großen Abschnitt der Lungen verdrängt, so kann der Tod auf der Höhe der Hepatisation am 5. Tag
oder später erfolgen.
In der Regel ist aber der Ausgang der Lungenentzündung bei kräftigen jungen Personen in Heilung. Das hohe, oft von Delirien
begleitete Fieber 39-41° fällt am 5. oder 7. Tag plötzlich zur Norm ab, der Kranke geht nach dieser Krisis der Genesung entgegen.
Die letztere kommt dadurch zu stande, daß die in die Lungenbläschen ergossene Fibrinmasse erweicht und ausgehustet wird
(katarrhalischer, eiteriger Auswurf), was etwa 2-3 Wochen in Anspruch nimmt. Höchst selten nimmt diese
eigentliche Lungenentzündung ihren Ausgang in Lungenbrand, dagegen kann sich das Stadium der Lösung (Resolution) bei schwächlichen Personen
über Monate hinziehen und noch lange Zeit Kuren in geeigneten Klimaten notwendig machen.
Ein direkter Übergang dieser Lungenentzündung in Schwindsucht kommt nicht vor, es sei denn, daß schon vor Beginn der
Lungenentzündung Tuberkulose vorhanden war. Die Ursachen der kruppösen Lungenentzündung werden gewöhnlich auf schroffe Temperaturwechsel, kalte Ostwinde
etc. bezogen, doch kommt diese auch bei warmer Jahreszeit vor. In dem entzündeten Gewebe finden sich Bakterien von der Form
der Diplokokken, welche einen mit Anilinblau färbbaren Hof
[* 9] besitzen. Die nähern Umstände, unter welchen
diese Kokken eine Lungenentzündung bedingen, sind noch unbekannt, es ist nach neuesten Untersuchungen wahrscheinlich,
daß dieselbe Art im Speichel normaler Menschen vorhanden ist.
Ansteckend ist die Lungenentzündung nicht, Angaben dieser Art bedürfen noch der Bestätigung. Die Behandlung
wurde früher mit reichlichen Blutentziehungen eingeleitet, welche jedoch nur bei sehr vollblütigen
Personen von Nutzen sind. Man beschränkt sich jetzt darauf, das Fieber zu mäßigen, Schädlichkeiten, namentlich kalte, unreine
Luft, fern zu halten, den Auswurf zu befördern und durch Wein und kräftige Nahrung nach dem Fieber den Verlust an Eiweiß zu
ersetzen. Als Nachkur sind Höhenkurorte oft von gutem Erfolg.
Alle weitern Prozesse sind sekundäre Fälle
von Lungenentzündung, d. h. solche, bei welchen sich zu einem Hauptleiden
eine Lungenentzündung hinzugesellt. Hierher gehören 2) die Kinderpneumonie, welche sich an Masern, Scharlach und andre akute Krankheiten
anschließt und unter hohem Fieber, ähnlich der kruppösen Lungenentzündung, verlaufen kann. Das Lungenexsudat ist großenteils zellig,
also weniger fest als das fibrinöse, die Lösung geht daher meistens leichter vor sich, jedoch können
sich hier sehr leicht chronische, in Schwindsucht übergehende Nachschübe anschließen.
Eine besondere Art der Kinderpneumonie ist 3) die ebenfalls meist rein katarrhalische Bronchopneumonie. Hierbei geht immer
ein Katarrh der Bronchien oder Krupp voraus, welcher von den feinsten Bronchien auf das Lungengewebe selbst
übergreift. Nahe diesem Prozeß steht 4) die Schluckpneumonie, eine Lungenentzündung, welche bei Kindern und Erwachsenen durch Verschlucken
von Speise oder sonstigen zersetzungsfähigen oder reizenden Substanzen in Luftröhre und Bronchien zu stande kommt.
Namentlich Geisteskranke, welche gefüttert werden müssen, Personen, welche am Krebs
[* 10] der Zunge oder Speiseröhre
leiden, sind der Gefahr dieser Lungenentzündung ausgesetzt. Auch sie beginnt als Entzündung der Bronchien, welche auf die Lungenbläschen
übergreift und eine fibrinöse oder katarrhalische Hepatisation setzt. Da die hepatisierten Stellen hierbei immer dem Verbreitungsbezirk
der vorher erkrankten Bronchien entsprechen, so nehmen diese Bronchopneumonien immer einzelne scharf umschriebene
Lungenläppchen ein, sie sind lobulär. Sofern die verschluckten Massen sich zersetzen, geht aus dieser Lungenentzündung leicht Lungenbrand
(s. d.) hervor.
5) Als Senkungspneumonie (hypostatische Pneumonie) bezeichnet man solche Lungenentzündungen, welche sich bei Personen, die
viele Wochen in Rückenlage im Bett
[* 11] zugebracht haben, in den tiefst gelegenen Teilen der Lunge durch Senkung
des Bluts nach unten ausbilden. Diese meist katarrhalische Lungenentzündung kommt nur bei zunehmender Herzschwäche,
bei alten Leuten, marantischen Kranken, nach schwerem Typhus etc. vor und endet, wenn nicht die Herzthätigkeit sich hebt,
mit dem Tod.
Eine besondere Form endlich ist 6) die käsige Pneumonie, welche durch die Wucherung von Tuberkelbacillen
hervorgebracht wird. Sie beginnt mit einer meist rein zelligen oder zellig-fibrinösen Ausschwitzung in die Lungenbläschen.
Diese katarrhalische Hepatisation geht durch Eintrocknung der Zellen und Nekrose des hepatisierten Abschnitts in käsige Hepatisation
über, welche dann durch weitere Schmelzung zur Bildung von Höhlen, d. h. Schwindsucht, führt. Da sich die käsige Pneumonie
nicht selten nach Scharlach, Typhus, Wundfieber bei geschwächten Rekonvaleszenten einstellt, so herrscht
vielfach die Unklarheit, daß jede Form der Lungenentzündung zur Schwindsucht führen könnte, während es sich dabei niemals um einen direkten
Übergang, sondern um eine Komplikation mit dieser spezifischen bacillären Lungenentzündung handelt.