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2 Bde.); Legeay, Histoire de Louis XI (das. 1874);
»Lettres de Louis XI« (hrsg. von Vaesen u. Charavay),
das. 1885-87, Bd. 1-3);
Buet,
Louis XI et l'unité française (2. Aufl.
,
Tours
[* 2] 1886).
Delavigne hat Ludwig zum Gegenstand eines Dramas gemacht und Walter Scott in »Quentin Durward« eine treffliche Schilderung seiner Persönlichkeit geliefert.
30) Ludwig XII. (le
Père du peuple), König von
Frankreich, aus der Seitenlinie
Valois-Orléans, geb. zu
Blois, war der
Urenkel
Karls V. und der Sohn des
Herzogs
Karl von
Orléans
[* 3] und der
Maria von
Kleve, hatte nach dem
Willen Ludwigs XI. eine schlechte
Erziehung genossen und zeigte sich schon als
Jüngling gewaltthätig und verschwenderisch. Nach Ludwigs
XI.
Tode der älteste
Prinz von Geblüt, machte er auf
die
Vormundschaft über
Karl VIII. Anspruch, welche dessen
Schwester
Anna
von
Beaujeu führte, wurde aber bei
St.-Aubin 1488 besiegt und gefangen und mußte sein
Gelüst mit dreijährigem Gefängnis
büßen.
»Der König von
Frankreich darf den
Herzog von
Orléans nicht rächen« - mit diesen
Worten bestieg Ludwig 1498 nach
Karls
Tode den
Thron,
[* 4] und in der That war seine
Regierung eine milde und gerechte.
So verringerte er die
Auflagen und verbesserte die
Rechtspflege.
Als Enkel der mailändischen
Prinzessin
Valentine, der Tochter des
Herzogs
Galeazzo
Visconti, erhob er Ansprüche
auf
Mailand
[* 5] und nahm es 1499 in
Besitz. Sodann verband er sich mit
Ferdinand von
Aragonien zur
Eroberung des
Königreichs
Neapel.
[* 6]
Das Land wurde erobert, über seine Teilung brach aber unter den Siegern selbst Krieg aus; Ludwig wurde 1503 aus Neapel vertrieben und mußte seine Rechte auf seine Nichte Germaine de Foix übertragen, die sich mit Ferdinand vermählte. 1509 trat Ludwig der zur Demütigung Venedigs geschlossenen Liga von Cambrai bei; er befehligte selbst sein Heer und schlug die Venezianer 1509 bei Agnadello. Als jedoch der Papst sich von ihm trennte und die Heilige Liga gegen Frankreich schloß, die Schweizer von Ludwig abfielen und das französische Heer im Juni 1513 bei Novara besiegten und aus Italien [* 7] vertrieben, Heinrich VIII. und Maximilian in Frankreich eindrangen und ein andres französisches Heer unter Longueville bei Guinegate (Sporenschlacht) schlugen, mußte er mit dem Papst, England, Spanien [* 8] und dem Kaiser 1514 Frieden schließen. Er starb Vermählt war er mit Johanna, Tochter Ludwigs XI., von der er sich wegen ihrer Unfruchtbarkeit scheiden ließ, sodann mit Karls VIII.
Witwe
Anna von
Bretagne (gest. 1514), durch welche
Ehe
er den
Erwerb der
Bretagne für
Frankreich sicherte, und
zuletzt mit
Marie von
England.
Da er nur zwei Töchter aus erster
Ehe hinterließ, so folgte ihm sein Schwiegersohn
Franz I.
Offen,
redlich, sparsam, gerecht
, gutmütig und großherzig, erwarb sich Ludwig trotz seiner unglücklichen kriegerischen
Unternehmungen den Beinamen
»Vater des
Volkes«, den ihm die
Generalstaaten 1506 in
Tours beilegten.
Vgl. de Seyssel, Histoire de Louis XII (Par. 1558);
Röderer, Louis XII et François I (das. 1825).
31) Ludwig XIII., König von Frankreich, aus dem Haus Bourbon, Sohn Heinrichs IV. und der Maria de' Medici, geb. zu Fontainebleau, bestieg nach der Ermordung des Vaters unter der Vormundschaft der Mutter den Thron. Schon im September 1614 ward er zwar für mündig erklärt und heiratete 1615 die spanische Prinzessin Anna, blieb aber stets schwach und unselbständig und überließ die Regierung zunächst seiner Mutter und deren Günstlingen, unter denen der Italiener Concini großen Einfluß besaß. Am ward Concini jedoch mit Vorwissen des Königs von Luynes, der Ludwigs Vertrauen besaß, niedergeschossen, die Königin-Mutter aber verbannt. Ludwig oder vielmehr sein Günstling Luynes leitete nun selbst den Staat; er hatte sofort mit einem Aufstand der Hugenotten zu kämpfen.
Nach
Luynes' frühem
Tod (1621) und Vieuvilles
Sturz 1624 berief der König
Richelieu in den
Rat, der zum
Heil
Frankreichs das
Reich und den König beherrschte und den ehrgeizigen
Adel unterdrückte.
Richelieu veranlaßte auch zu mehreren
Kriegen, zunächst gegen die
Hugenotten, denen nach der
Einnahme La
Rochelles 1628 ihre politischen Vorrechte
genommen wurden
(1629), dann gegen das
Haus
Habsburg in
Italien,
wo L. nach einem glücklichen
Feldzug 1630 im
Frieden von
Cherasco seinem Schützling, dem
Herzog von
Nevers, die
Belehnung mit
Mantua
[* 9] verschaffte.
Der Herzog Gaston von Orléans, sein Bruder, der mit andern Mißvergnügten an der Spitze eines in den Niederlanden geworbenen Heers von 2000 Spaniern in Frankreich einfiel, wurde bei Castelnaudary geschlagen. Da der Herzog Karl von Lothringen jenen unterstützt hatte, ließ Ludwig im Herbst 1633 ganz Lothringen erobern. Auch zur Teilnahme am Dreißigjährigen Krieg bestimmte Richelieu den König, um die habsburgische Macht zu schwächen. In der Absicht, das linke Rheinufer zu gewinnen, schloß Ludwig mit dem Herzog Bernhard ein Bündnis zur Eroberung des Elsaß, benutzte jedoch den erwünschten, vielleicht beförderten Tod Bernhards, um dessen Eroberungen sofort in Beschlag zu nehmen.
Während sich 1641 die auf
gestandenen Katalonier an
Frankreich ergaben, unterwarf ein französisches
Heer, zu welchem der
schon kranke König abging, die
Grafschaft
Roussillon. Ludwig starb wenige
Monate nach seinem allmächtigen
Minister, Er
war von
Körper schwächlich, von
Charakter unentschlossen und argwöhnisch. Seine Gemahlin
Anna von
Österreich
[* 10] gebar ihm 1638 den
Dauphin, der als Ludwig XIV. auf
dem
Thron folgte, und 1640 den
Herzog
Philipp von
Orléans, den Stammvater
des
Hauses
Orléans.
Vgl. Bazin, Histoire de France sous Louis XIII (neue Ausg., Par. 1846, 4 Bde.);
Topin, Louis XIII et Richelieu (das. 1876);
Zeller, Études critiques sur le règne de Louis XIII (das. 1879).
32) Ludwig XIV. (Louis le Grand), König von Frankreich, Sohn des vorigen und der Anna von Österreich, geb. folgte seinem Vater unter Vormundschaft seiner Mutter und dem Einfluß Mazarins. Die alsbald beginnenden Unruhen der Fronde (s. d.) wurden erst mit der Unterwerfung Condés und dem Pyrenäischen Frieden 1659 beendet. Auch nachdem Ludwig 1651 mündig geworden, überließ er die Zügel der Regierung den bewährten Händen Mazarins. Erst seit des letztern Tod regierte er selbständig und entwickelte eine von ihm nicht erwartete Energie und Thätigkeit.
Die ministerielle Allgewalt, wie sie sich seit 1624 unter Richelieus und Mazarins kräftigem und klugem Regiment ausgebildet hatte, vereinigte er nun in seiner Person mit der königlichen Macht und Autorität, und indem er sich mit Eifer wie auch mit einiger Kenntnis und natürlichem Verstand den Geschäften widmete, begründete er die absolute Monarchie in Frankreich, deren glänzendster Repräsentant er wurde durch seine imponierende Erscheinung und sein würdevolles und doch immer anmutvolles Benehmen. Zu dem Glanz seiner Herrschaft, ¶
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deren äußern Pomp er mit Pracht und Geschmack in Szene setzte, haben zwei Umstände wesentlich beigetragen, welche indes durch
Ludwigs hervorragende Persönlichkeit in den Hintergrund gedrängt wurden: der großartige Auf
schwung, den das französische
Volk seit Heinrich IV. in Handel, Gewerbe, Kunst und Wissenschaft genommen, und der unter Ludwig seinen Höhepunkt
erreichte, und die ausgezeichneten, aber bescheidenen Minister, welchen Ludwig die Geschäfte übertrug.
In der Auswahl und Verwendung derselben bewährte Ludwig hauptsächlich seinen Herrscherberuf. Gleich bei Beginn seiner Regierung berief er Le Tellier, [* 12] Colbert und Lyonne in seinen Rat, während er den allzu selbständigen Foucquet beseitigte. Namentlich Colbert trug durch seine durchgreifenden Reformen in den Finanzen und der Rechtspflege, durch schöpferische Maßregeln für Hebung [* 13] von Industrie und Handel zur Erhöhung der Macht und des Ruhms seines Königs bei und lieferte ihm die Mittel zur Aufstellung eines Heers, in dem der kriegslustige Ehrgeiz des französischen Adels Befriedigung fand, und das Frankreich zum mächtigsten Staat Europas machte.
Die günstige auswärtige Lage, die Mazarin geschaffen, kam Ludwig sehr zu statten. Der Rheinbund verlieh ihm eine herrschende Stellung
im Deutschen Reich, England und die Niederlande
[* 14] buhlten um seine Allianz; seine im Pyrenäischen Frieden verabredete Vermählung
(1660) mit der spanischen Infantin Maria Theresia, deren Verzicht auf
ihr Erbrecht Ludwig von vornherein für
wirkungslos erklärte, gab ihm einen Anspruch auf die spanische Monarchie, die teilweise oder ganz zu erwerben fortan das
stete Ziel seiner auswärtigen Politik war.
Bereits 1667, nach dem Tod seines Schwiegervaters Philipp IV., erhob er auf Grund des Devolutionsrechts Erbansprüche auf die spanischen Niederlande, eroberte dieselben, ohne viel Widerstand zu finden, während des englisch-niederländischen Kriegs im Sommer 1667 sowie im Februar 1668 die Franche-Comté, mußte sich aber infolge der drohenden Haltung der Tripelallianz im Frieden von Aachen [* 15] mit zwölf Festungen an der belgischen Grenze begnügen. Um die Republik der Niederlande für ihre Opposition zu züchtigen, machte er durch Bestechung England und Schweden [* 16] von der Tripelallianz abwendig, gewann die deutschen Grenznachbarn der Niederlande, Köln [* 17] und Münster, [* 18] für sich, und nachdem er mit Hilfe seines ausgezeichneten Kriegsministers Louvois das Heer auf 120,000 Mann gebracht und vortrefflich ausgerüstet hatte, fiel er im Frühjahr 1672 über die ganz unvorbereiteten Niederlande her, eroberte sie in wenigen Wochen fast ganz und kehrte triumphierend nach Paris [* 19] zurück; als die Niederländer sich unter Wilhelm III. von Oranien erhoben und bei Brandenburg [* 20] wie auch beim deutschen Kaiser und beim Reich, endlich auch bei Spanien Hilfe fanden. Diese Koalition und der Abfall Englands zwangen auf die Eroberung der Republik zu verzichten und sich auf eine Erweiterung der Ost- und Nordgrenze durch völlige Unterwerfung des Elsaß und Eroberungen spanischen Gebiets, namentlich der Franche-Comté, zu beschränken. Dies erreichte er auch trotz der großen Koalition, die sich gegen ihn gebildet, im Frieden von Nimwegen [* 21] 1678.
Jetzt stand auf der Höhe seiner Macht: sein Heer war das zahlreichste, bestorganisierte und bestgeführte der Welt;
seine Diplomatie beherrschte durch ihre Geschicklichkeit alle Höfe;
die französische Nation überragte in Kunst und Wissenschaften alle übrigen und entwickelte in Industrie und Handel eine überraschend erfolgreiche Thätigkeit;
die Koryphäen der Litteratur priesen Ludwig als das Ideal eines Mannes und eines Fürsten.
Der Hof [* 22] von Versailles, [* 23] wohin Ludwig seine Residenz verlegte, deren Bau 150 Mill. Frank kostete, war der Gegenstand des Neides und der Bewunderung für alle großen und kleinen Monarchen, die den großen König in allen Äußerlichkeiten, auch seinen Schwächen, nachzuahmen bestrebt waren. Damals faßte er den Plan, seine weltgebietende Stellung durch Erwerbung der Kaiserkrone dauernd zu begründen. Niemand, weder im Ausland noch im Innern, wagte ihm entgegenzutreten.
Die Nation sah in ihm die Verkörperung des Staats und opferte ihm freiwillig alle politischen Rechte; »l'état c'est moi!« hat Ludwig zwar nicht gesagt, aber er hätte es mit Recht sagen können. Er hatte einen fast mystischen Glauben an seine Staatsmajestät, und in seiner Eitelkeit ließ er seinen Ruhm und seinen Glanz überall verherrlichen, man pries ihn als »le roi-soleil«. Aber Ludwig legte auch der Ausübung seiner Allgewalt keine Schranken auf und verletzte immer schamloser die heiligsten Rechte andrer.
Die frevelhafte Komödie der Reunionskammern diente ihm zur Abrundung und Erweiterung der vielfach zerrissenen Grenzen; [* 24] bei der Überrumpelung von Straßburg [* 25] glaubte er selbst diese Form nicht mehr nötig zu haben. Während er die Türkengefahr des Deutschen Reichs benutzte, um im Waffenstillstand von 1684 die Abtretung der Reunionen zu erzwingen, trat er bei andrer Gelegenheit als Haupt der katholischen Christenheit auf: eine Flotte wurde gegen die maurischen Seeräuber in Tripolis und Algier geschickt und Genua in [* 26] Brand geschossen, weil es den Seeräubern Munition geliefert.
Auch in religiösen Dingen sollte nur Ein Wille und Ein Gesetz herrschen: der Jansenismus wurde unterdrückt, aber auch der Einfluß des Papsttums beschränkt durch die Annahme der vier Artikel der gallikanischen Kirche auf dem Nationalkonzil von 1682. Die Rechte der Protestanten wurden erst möglichst beschränkt, ihr Gottesdienst erschwert, der massenhafte Übertritt durch gewaltsame Maßregeln erzwungen, endlich im Oktober 1685 das Edikt von Nantes [* 27] ganz aufgehoben; die Auswanderung derer, die ihren Glauben auch nicht äußerlich abschwören wollten, wurde mit den härtesten Strafen bedroht.
Dennoch verließen 200,000 Réfugiés Frankreich, dessen Industrie unwiederbringlichen Schaden litt. Indem Ludwig in diesem gewaltsamen Treiben immer weiter ging, brachte er endlich fast ganz Europa [* 28] gegen sich auf. Indem er Jakobs II. von England Plan, dort die katholische Kirche wiederherzustellen, unterstützte, beförderte er die englische Revolution von 1688, die seinen entschiedensten Gegner, Wilhelm von Oranien, auch dort an die Spitze des Staats brachte.
Mit Papst Innocenz XI. geriet er über das Asylrecht der französischen Gesandtschaft zu Rom [* 29] in Streit und besetzte 1688 sogar Avignon. Das Deutsche Reich [* 30] endlich zwang er zum Krieg durch seine Einmischung in die kölnische Bischofswahl und den gegen den Willen der Erbin, seiner Schwägerin Elisabeth Charlotte von Orléans, erhobenen Erbanspruch auf einen Teil der Pfalz. Gegen die große Koalition von 1689 behauptete zwar die französische Landarmee, nachdem sie die schmachvolle Verwüstung der Pfalz ausgeführt, in den Niederlanden, am Rhein und in Piemont ihre alte Überlegenheit; aber die Versuche, die vertriebenen Stuarts nach England zurückzuführen, mißlangen alle, und in der Schlacht bei La Hougue ward die französische Seemacht vernichtet. Die Hilfsquellen ¶