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nach seinem Tod Karl den Einfältigen gebar. Die erstern teilten sich nach seinem Tod in das Reich.
21) Ludwig III., Sohn des vorigen, erhielt in der Teilung von 881 Neustrien und starb 5. Aug. 882 in St.-Denis kinderlos. Sein Land fiel an Karlmann. Auf seinen Sieg über die Normannen bei Saulcourt 881 bezieht sich das Ludwigslied (s. d.).
22) Ludwig IV., der Überseeische (Ultramarinus oder d'Outremer) genannt, weil seine Mutter Ethgiva (Ogiva) ihn in England erziehen ließ, Enkel Ludwigs II., Sohn Karls des Einfältigen, geb. 921, ward nach Rudolfs von Burgund Tod 936 von Hugo von Francien zum König erhoben und im Juni 936 zu Laon gekrönt. Er geriet bald mit seinen mächtigen Vasallen, auch Hugo, in Kampf und verwickelte sich durch seine Teilnahme an der Empörung Giselberts von Lothringen in einen Krieg gegen Otto I. von Deutschland, [* 2] der in Frankreich einfiel, aber gegen den Verzicht auf Lothringen Frieden schloß und auch eine Versöhnung zwischen und Hugo vermittelte (942). Bei einem Versuch, sich der Normandie zu bemächtigen, fiel er 945 in die Gefangenschaft der Normannen, welche ihn Hugo auslieferten. Erst 946 durch einen Kriegszug Ottos I. nach Frankreich befreit, ward er 950 mit deutscher Hilfe wieder als König eingesetzt; er starb 10. Sept. 954. Seine Gemahlin Gerberga, Schwester Ottos I., gebar ihm zwei Söhne, Lothar III., der ihm folgte, und Karl.
23) V., der Faule (le Fainéant), Sohn Lothars III. und der Emma, geb. 966, ward von seinem Vater als Mitregent angenommen und trat nach dessen Tod 986 die Regierung allein an, starb aber schon im Mai 987. Nach ihm erhielt Hugo Capet die Regierung. Mit Ludwig endigte die Dynastie der Karolinger.
Thrombus - Thugut

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Thron.24) Ludwig VI., der Dicke (le Gros), König von Frankreich, Sohn Philipps I. und der Bertha, geb. 1078, war seit 1100 Mitregent seines Vaters und folgte ihm auf dem Thron. [* 3] Zuerst hatte er eine Reihe von Kämpfen mit den unbotmäßigen Vasallen zu bestehen, um Recht, Ordnung und Frieden im Reich herzustellen und das Königtum mächtig und geachtet zu machen. Im Kampf gegen England, welches die Vasallen unterstützte, erlitt er zwar bei Brenneville 1119 eine Niederlage, behauptete aber im Frieden von 1120 das frühere französische Gebiet. Ludwig überwand schließlich mit Hilfe der Städte, deren freie Entwickelung er begünstigte, die Vasallen. Das allgemeine Ansehen des Königtums, dessen Symbol unter Ludwig die Oriflamme wurde, zeigte sich 1124 bei einem drohenden Krieg mit Heinrich V. von Deutschland. Nach dem Tod seines ältesten Sohns, Philipp (1131), der schon 1128 in Reims [* 4] gekrönt worden, ernannte er den zweiten, Ludwig, zum Nachfolger und vermählte ihn 1137 mit Eleonore, der Erbin von Aquitanien. Drei Monate später, 1. Aug. d. J., starb er.
Paris

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Paris.25) Ludwig VII., der jüngere (le Jeune), König von Frankreich, Sohn des vorigen, geb. 1120, ward im Kloster Notre Dame zu Paris [* 5] erzogen und folgte seinem Vater 1137. In Streitigkeiten mit Thibaut von Champagne verwickelt, zerstörte er dessen Stadt Vitry und steckte eine Kirche in Brand, in welche sich 1200 Menschen geflüchtet hatten. Gewissensbisse wegen dieser That bestimmten Ludwig, 1147 einen Kreuzzug zu unternehmen, indem er den Abt Suger von St.-Denis, der schon seines Vaters treuer und kluger Ratgeber gewesen, und den Grafen Robert von Vermandois als Reichsverweser zurückließ.
Nachdem er in Gemeinschaft mit dem deutschen König Konrad III. Damaskus ohne Erfolg belagert, schiffte er sich 1149 wieder ein, fiel auf der Fahrt in die Gefangenschaft der Griechen, ward aber von der Flotte Roberts von Sizilien [* 6] wieder befreit. Durch die Trennung von seiner sittenlosen Gemahlin Eleonore (1152), die sodann Heinrich Plantagenet, König von England, heiratete und diesem die reiche aquitanische Erbschaft zubrachte, legte er den Grund zu langen Kriegen mit England.
Zwar leistete ihm Heinrich II. 1154 den Lehnseid für seine französischen Besitzungen, bald aber entbrannte ein Krieg und ward mit abwechselndem Glück und mannigfachen Unterbrechungen bis 1174 fortgeführt. 1179 unternahm eine Wallfahrt nach Canterbury zum Grab Thomas Beckets, um die Genesung seines Sohns Philipp August von seiner zweiten Gemahlin, Konstantia von Kastilien, zu erflehen; derselbe wurde darauf mit Isabella von Hennegau vermählt und in Reims gekrönt. Ludwig starb
Vgl. Luchaire, Études sur les actes de Louis VII. (Par. 1885).
London

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London.26) Ludwig VIII., der Löwe (le Lion), König von Frankreich, Enkel des vorigen, Sohn Philipp Augusts und der Isabella von Hennegau, geb. 1187, folgte seinem Vater 1223. Noch als Prinz war er 1216, den Einladungen aufrührerischer englischer Großen Folge leistend, in England gelandet, hatte London [* 7] eingenommen und war von einem Teil der Großen an Stelle Johanns als König ausgerufen worden, mußte aber 1217 nach Johanns Tod, von seinem Anhang verlassen, England räumen. Gleich nach seiner Thronbesteigung fiel Ludwig in Poitou ein, das er eroberte. Einen mit dem König von England auf vier Jahre geschlossenen Waffenstillstand benutzte Ludwig, dem Amalrich von Montfort seine Rechte übertrug, zu einem Kreuzzug gegen die Albigenser und vorzüglich gegen den Grafen Raimund von Toulouse. [* 8] Ludwig drang bis dicht vor Toulouse vor, erkrankte aber in den Winterquartieren und starb in Montpensier. Seine Gemahlin Blanka von Kastilien gebar ihm elf Kinder, darunter Ludwig den Heiligen.
27) Ludwig IX., der Heilige, König von Frankreich, Sohn des vorigen, geb. im Schloß Poissy, folgte seinem Vater im November 1226 unter Vormundschaft seiner Mutter Blanka von Kastilien und führte seit 1236 selbst die Regierung, doch stets unter dem weisen Beirat seiner Mutter. Er berief tüchtige Männer in seinen Rat, führte die strengste Sparsamkeit ein, steuerte dem Mißbrauch der geistlichen Gerichtsbarkeit, stillte die Unruhen in der Bretagne und unterwarf den Grafen Raimund von Toulouse, der die aufrührerischen Marseiller gegen ihren Grafen unterstützte. Im Sommer 1248 schiffte er sich zu einem Kreuzzug ein, landete im Juni 1249 zu Damiette, schlug das mohammedanische Heer und eroberte die Stadt nach einer zweitägigen Einschließung.
Ludwig (Frankreich: L.

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Seite 10.967.Durch zwei gewonnene Schlachten [* 9] ward er zwar Herr des größten Teils von Ägypten; [* 10] doch fiel er samt seinen Brüdern Alfons und Karl in feindliche Gefangenschaft, aus der sie sich durch die Abtretung Damiettes und 8000 Goldbyzantiner (etwa 100,000 Mark Silber) loskaufen mußten; gleichzeitig schloß Ludwig mit dem Feind einen zehnjährigen Waffenstillstand. Hierauf schiffte er sich mit den Überresten des Heers ein, landete 1251 bei Akka, nahm Tyros und Cäsarea ein und blieb in Palästina, [* 11] bis ihn 1254 der Tod seiner Mutter nach Frankreich zurückrief. Er vereinigte durch Vertrag und Heimfall viele Provinzen mit der Krone, schloß 1259 mit Heinrich III. von England einen Vergleich, in welchem er England den Besitz seiner Lande an der Garonne bestätigte, für diese ¶
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aber die Lehnshuldigung und den Verzicht auf die Normandie und das Loiregebiet empfing; er schaffte die Gottesurteile ab, gewöhnte die Großen an die Oberaufsicht der königlichen Gerichte (Parlamente) und ordnete sie seiner königlichen Autorität völlig unter, brachte selbst ein Gesetzbuch, die »Établissements de saint Louis«, zu stande und ordnete die Verhältnisse der Kirche zum Staate durch eine Pragmatische Sanktion. 1270 unternahm er auf Anregung seines Bruders Karl von Anjou einen neuen Kreuzzug gegen Tunis. [* 13]
Orden

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Orden.Nach der Landung des Kreuzheers an der afrikanischen Küste machte auch sogleich Anstalt zur Belagerung von Tunis. Eine Seuche raffte jedoch einen großen Teil des Heers weg, und Ludwig selbst ward ein Opfer derselben Seine Gebeine wurden in einer von Ludwig gestifteten Kapelle in Paris beigesetzt. Der Papst Bonifacius VIII. kanonisierte Ludwig wegen seiner Frömmigkeit, die ihn allerdings auch die Albigenser grausam hat ausrotten lassen, 1297; sein Tag ist der 25. August. Vermählt war er seit 1231 mit Margarete von Provence, die ihm zehn Kinder gebar. ist durch seine Weisheit und konsequente Politik der eigentliche Begründer der erblichen französischen Monarchie geworden, der erste König von Gottes Gnaden; die Krone Frankreichs hieß seitdem die Krone des heil. und ihm war der höchste Orden [* 14] geweiht, den die Könige vor der Revolution verliehen. Sein Nachfolger war sein Sohn Philipp III. Sein Leben beschrieben sein Zeitgenosse und Freund Jean Joinville (s. d.), in neuerer Zeit Villeneuve-Trans (Par. 1839, 3 Bde.), Le [* 15] Nain de Tillemont (das. 1846-51, 6 Bde.), Scholten (Münst. 1850-55, 2 Bde.), Faure (Par. 1866, 2 Bde.) und Wallon (2. Aufl., das. 1878, 2 Bde.).
28) Ludwig X., der Zänker (le Hutin), König von Frankreich, Urenkel des vorigen und ältester Sohn Philipps des Schönen und der Johanna von Navarra, geb. 1289, folgte 1305 seiner Mutter als König von Navarra und Graf von Champagne und 1314 seinem Vater auf dem Thron Frankreichs, opferte die Räte desselben dem Haß der Großen, begünstigte jedoch auch die untern Stände, namentlich durch Aufhebung der Leibeigenschaft, starb aber schon Vermählt war er erst mit Margarete von Burgund, die ihm Johanna, die Erbin von Navarra, gebar, nach deren Ermordung im Gefängnis mit Klementia von Ungarn. [* 16] Der nachgeborne Sohn derselben starb alsbald wieder, daher Ludwig sein Bruder Philipp V. folgte.
29) Ludwig XI., aus dem Haus Valois, der älteste Sohn Karls VII. und der Maria von Anjou, geb. zu Bourges, zeigte von Jugend auf einen herrschsüchtigen, dabei tückischen Charakter, trat als erklärter Feind von seines Vaters Ministerium und der Geliebten desselben, Agnes Sorel, auf und stellte sich 1440 sogar an die Spitze der Praguerie, einer Verbindung der Großen gegen die Günstlinge seines Vaters. Die Empörer wurden von Karl bald unterworfen, aber begnadigt und 1442-43 mit dem Kommando gegen die Engländer und Schweizer betraut, in welchen Kämpfen er Tapferkeit und Klugheit bekundete.
Hof (meteorologisch) -

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Hof (meteorologisch) - Hofburgwache.Auch die Teilnahme an einer neuen Verschwörung gegen den König ward ihm von diesem verziehen; gleichwohl kam es 1456 wiederum zum Bruch zwischen Vater und Sohn, und Ludwig lebte fortan am Hof [* 17] des Herzogs von Burgund. Als ihm nach seines Vaters Tod 1461 die Krone zufiel, traf die alten Räte schwere Verfolgung und die Großen rücksichtslose Demütigung, namentlich die Häuser Burgund und Bretagne, was 1465 zu einer Koalition des Adels (la ligue du bien public) führte, an deren Spitze sein Bruder Karl von Berri und Karl der Kühne, der spätere Herzog von Burgund, standen.
Dienstbarkeit - Dienst

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Dienste.Nach der unentschiedenen Schlacht bei Monthléry mußte Ludwig den Großen erhebliche Zugeständnisse machen. 1468 fiel Ludwig zu Péronne in die Gefangenschaft Karls des Kühnen und mußte sich durch einen demütigenden Vertrag befreien und der blutigen Unterdrückung des Aufstandes von Lüttich, [* 18] den er selbst angestiftet, beiwohnen. Kaum wieder frei, erneuerte er mit dem Herzog von Burgund die Händel, die nun bis 1472 dauerten. In diesem Jahr trat Comines (s. d.) in des Königs Dienste [* 19] und wurde fortan das Hauptwerkzeug von dessen Politik.
Während Karl der Kühne mit Eduard IV. von England ein Bündnis zur Eroberung Frankreichs schloß, verband sich Ludwig mit den Schweizern und dem Herzog Renatus von Lothringen. Nach dem Tod Karls des Kühnen (1477) nahm Ludwig die burgundischen Städte in Picardie, Artois, Flandern, Hennegau und das Herzogtum Burgund als eröffnetes Mannslehen; die übrige Erbschaft entging ihm durch die Vermählung Marias von Burgund mit Maximilian. Einige andre wichtige Erwerbungen machte Ludwig, indem er den Titularkönig von Neapel [* 20] und Grafen von Provence, Renatus von Anjou, bestimmte, den kinderlosen Grafen Karl von Maine zum Erben einzusetzen.
Letzterer starb 1481, und nun nahm Ludwig die Grafschaft Provence und Forcalquier sowie Anjou und Maine als heimgefallene Lehen in Beschlag. In den letzten Jahren von schreckenden Phantasiegebilden gefoltert, schloß er sich in die Feste Plessis les Tours [* 21] ein und starb hier Ludwig war einer der unterrichteten Männer seines Jahrhunderts, klug und fest, unermüdlich thätig und gerecht, wo nicht die Interessen seiner Macht im Spiel waren, dann aber grausam, wie er denn seinen des Verrats beschuldigten Minister, den Kardinal La Balue, elf Jahre in einen Käfig sperrte; dabei war er jedoch im höchsten Grad abergläubisch (er glaubte durch Verehrung von Reliquien sein Leben zu verlängern), mißtrauisch und heuchlerisch.
Höhenschichten der Alp

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Alpen.»Wer nicht heucheln kann, kann nicht herrschen«, pflegte er zu sagen. Er umgab sich, um sich von den Großen unabhängig zu machen, mit Vorliebe mit Dienern niedern Standes, wie Oliver le Dain, seinem Barbier, seinem »Gevatter« Tristan u. a. Seine Verdienste um Frankreich sind aber sehr bedeutend. Er vernichtete die großen Vasallenstaaten innerhalb des Reichs und dehnte die königliche Herrschaft bis zu den Pyrenäen, Alpen [* 22] und Jura aus. Er beförderte Handel und Industrie, insbesondere den Acker- und Bergbau, [* 23] richtete regelmäßige Posten ein, berief zu den Sitzungen des Staatsrats einsichtsvolle Männer, ließ die Stände des Reichs in einer einzigen Versammlung, den dritten mit den beiden privilegierten vermischt, sich beraten, gab den Gemeinden die freie Wahl ihrer Vorsteher, war äußerst sparsam in der Verwendung der Staatsgelder und lebte sehr einfach.
Unter seiner Regierung stiegen die Steuern von 2 auf beinahe 5 Mill. Livres. Die Aufhebung der von seinem Vater hergestellten Pragmatischen Sanktion erwarb ihm von seiten des Papstes den Titel Rex christianissimus. Als Freund der Wissenschaften bekundete er sich durch Errichtung von Buchdruckereien, Reformation der Pariser Universität, Gründung andrer und Berufung griechischer Gelehrten. Vermählt war er seit 1436 mit Margarete von Schottland, sodann seit 1451 mit Charlotte von Savoyen, die ihm drei Söhne, darunter seinen Nachfolger Karl VIII., und drei Töchter gebar.
Vgl. Duclos, Histoire de Louis XI (Par. 1745);
Comines, Mémoires (das. 1524; neue Ausg. von Dupont, 1840, ¶