(franz.
Louis, altfränk. Mannesname, aus
Chlodwig entstanden, bedeutet: ruhmvoller
Kämpfer; ihm entsprechen
die weiblichen
Namen Ludovika und Ludovicia (woraus
Luise). Die merkwürdigsten
Träger
[* 11] des
Namens Ludwig sind:
1) Ludwig I., der
Fromme, bei den
Franzosen le Débonnaire (»der Friedfertige«),
geb. 778 zu Chasseneuil amLot
als der dritte Sohn
Karls d. Gr. von dessen dritter Gemahlin,
Hildegard.
Schon 781 zum König von
Aquitanien, seinem Geburtsland,
gekrönt, wuchs er daselbst auf, erlangte große Fertigkeit in den Waffenübungen und viele Kenntnisse in geistlichen und
weltlichen
Dingen; er verstand sogar das
Griechische. Er war einfach und mäßig wie sein
Vater, aber es
fehlte ihm die Selbständigkeit der Einsicht und des
Willens. Er war abhängig von seiner Umgebung, namentlich von der
Geistlichkeit,
gegen die er eine übergroße Unterwürfigkeit und verschwenderische
Freigebigkeit bewies.
Nachdem er
Aquitanien gerecht und gut regiert, ward er nach dem
Tod seiner ältern
Brüder,
Pippin (810) und
Karl (811), von seinem
Vater 813 in
Aachen
[* 12] zum
Kaiser gekrönt und zum Mitregenten der
Monarchie erhoben. Am 28. Jan. 814 folgte
Ludwig dem
Vater als Alleinherrscher. Ludwigs erste Regierungsmaßregeln schienen von Thatkraft zu zeugen. Er beseitigte die an
dem
Hoflager seines
Vaters zu
Aachen eingerissene Zügellosigkeit der
Sitten, bestrafte die Unterdrückung
des
Volkes durch die
Großen, drang auf
Reformation des
Lebens der
Weltgeistlichen und der
Mönche und wußte mit kluger
Milde die
sächsischen und friesischen
Herren und
Freien sich zu treuer Anhänglichkeit zu verpflichten.
Bald aber folgten Mißgriffe. Die
Diener und Ratgeber seines
Vaters wurden zurückgesetzt, die königlichenGüter
massenweise als
Lehen ausgethan und der
Geistlichkeit immer mehr Einfluß eingeräumt. Die unglücklichste Maßnahme aber war
die bereits 817 ausgeführte
Teilung des ganzen
Reichs unter seine drei
Söhne von seiner Gemahlin Irmengard,
Lothar,
Pippin und
Ludwig.
Gleich anfangs reizte dieselbe seinen
NeffenBernhard vonItalien,
[* 13] der sich zurückgesetzt sah, zur
Empörung. Ludwig ließ ihn 818 nach
Châlon locken und hier blenden, worauf
Italien an
Lothar gegeben wurde. Gewissensbisse hierüber
machten ihn hierauf vollends zum willenlosen
Werkzeug des
Klerus.
Als er sich nach dem
Tod Irmengards (3. Okt. 818) in ein
Kloster
zurückzuziehen gedachte, vereitelten seine Ratgeber diesen
Plan, indem sie 819 seine zweite Vermählung
mit
Judith, der Tochter des
GrafenWels, zu stande brachten. Zu gunsten des ihm von derselben 13. Juni 823 gebornen vierten
Sohns,
Karl, nachher der
Kahle genannt, schritt Ludwig 829 zu einer zweiten
Teilung des
Reichs, in welcher
Karl unter dem
Titel eines
Königs
Alemannien erhielt.
Darüber erbittert, griffen die
Söhne erster
Ehe zu den
Waffen,
[* 14] zwangen, durch die mißvergnügten
Großen unterstützt, 830 ihren
Vater,
Judith in ein
Kloster zu verbannen, und verlangten von Ludwig freiwillige Entsagung auf die
Kaiserkrone.
Indes Ludwig weigerte
sich, und da es ihm gelang, seine
SöhnePippin und Ludwig wieder auf seine Seite zu bringen, wurde er
auf dem
Reichstag zu
Nimwegen
[* 15] wieder eingesetzt, und
Lothar mußte sich unterwerfen.
Judith wurde aus dem
Kloster zurückgerufen,
und
Karl erhielt nicht nur das vergrößerte Alemannien zurück, sondern 832, als
Pippin sich empörte, auch
Aquitanien.
wollten. Nach seines jüngsten Bruders, Karl, kinderlosem Tod (863) hatte er sich mit Lothar II. in Burgund geteilt; als aber
auch Lothar II., zu dessen gunsten er 864 einen Zug
nach Rom unternommen, um Nikolaus I. zur Nachgiebigkeit in dessen Ehestreit
zu zwingen, 869 ohne Erben starb, that er nichts, um dessen Land in Besitz zu nehmen, das seinen Oheimen
Karl dem Kahlen und Ludwig dem Deutschen zufiel. Von einem erfolglosen Rachezug gegen Benevent nach Oberitalien
[* 21] zurückgekehrt,
starb er 12. Aug. 875 bei Brescia. Da seine Ehe mit Engelberga, Tochter Ludwigs des Deutschen, kinderlos geblieben, erlosch mit
ihm der italienische Zweig der Karolinger. Das Kaisertum ging auf Karl den Kahlen über.
3) Ludwig III., Sohn König Bosos von Niederburgund und der Irmengard, einer Tochter des vorigen, geb. 880, folgte seinem
Vater 887 in Burgund, nachdem er Karls des DickenOberhoheit anerkannt hatte und von demselben als Sohn angenommen worden war,
konnte aber lange der übermütigen, unbotmäßigen Großen nicht Herr werden. 900 wurde er von den Langobarden gegen die Ungarn
[* 22] zu Hilfe gerufen, erhielt die langobardische Königskrone und im Februar 901 aus Benedikts IV. Hand
[* 23] auch die römische Kaiserkrone. 905 wurde
er von Berengar vonFriaul in Verona
[* 24] überfallen, geblendet und nach Arles zurückgeschickt, wo er 928 im
Elend starb.
Hier erklärte er auch Johann XXII., mit welchem durch den Zug
Ludwigs nach Italien von neuem der Streit, in dem die einflußreichen
Minoriten lebhaft für Ludwig Partei nahmen, aufs heftigste entbrannt war, für abgesetzt und erhob Nikolaus
V. auf den päpstlichen Stuhl. Indes diesem kühnen Anfang entsprach Ludwigs fernere Haltung nicht. In Italien verlor er durch
Mißgriffe seine Anhänger, und verlassen und verachtet mußte er 1329 einen
fluchtähnlichen Rückzug nach Deutschland antreten.
Den Papst machte er die demütigsten Anerbietungen, um eine Aussöhnung herbeizuführen, die nur deshalb
nicht zu stande kam, weil der starrsinnige Johann XXII. mit Hartnäckigkeit auf Ludwigs Thronentsagung bestand. Ja, die Rücksicht
auf die Kurie hielt ihn ab, bei Beginn des französisch-englischen Kriegs eine entschiedene, für das Reich vorteilhafte Stellung
einzunehmen. Endlich schritten die Kurfürsten ein und erklärten auf dem Kurverein zu Rhense die
päpstliche Einmischung für unberechtigt; der FrankfurterReichstag im August 1338 bestätigte dies und hob Bann und Interdikt
als rechtswidrig auf.
5) Ludwig I., der Deutsche,
[* 37] dritter Sohn Ludwigs des Frommen und der Irmengard, geb. 804, erhielt
in der ersten Teilung seines Vaters (817) Bayern und die nach Osten hin angrenzenden Länder, sah sich aber
in der neuen, zu gunsten Karls des Kahlen gemachten Teilung (829) so verkürzt, daß er sich mit seinen BrüdernLothar und Pippin
zweimal (830 und 833) gegen seinen Vater empörte. Entrüstet über Lothars hartes Benehmen gegen diesen, fiel er von demselben
ab und setzte Ludwig den Frommen 834 wieder ein. Bei der Teilung nach PippinsTod 839 mit Undank belohnt,
erhob er sich 840 von neuem gegen seinen Vater, der bald darauf starb. Nun begann unter den Brüdern ein mehrjähriger Streit
über das Erbe, welches sich Lothar gern allein zugeeignet hätte. und Karl vereinigten sich daher gegen
denselben, schlugen ihn 841 bei Fontenoy und nötigten ihn, nachdem Ludwig vorher noch die von Lothar zur Empörung gereizten Sachsen
wie
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