mehr
»Pomologischen Monatshefte«, die er nach Oberdiecks Tod (1879) allein fortführte, und lieferte seit 1860 alljährlich das »Taschenbuch für Pomologen und Gartenfreunde«. Er starb
»Pomologischen Monatshefte«, die er nach Oberdiecks Tod (1879) allein fortführte, und lieferte seit 1860 alljährlich das »Taschenbuch für Pomologen und Gartenfreunde«. Er starb
van Leiden, eigentlich Lucas Jacobsz, von den Italienern Luca d'Olanda genannt, holländ. Maler und Kupferstecher, geb. 1494 zu Leiden, hatte anfangs seinen Vater Huig Jacobsz zum Lehrer und erregte schon in seinem 12. Jahr durch eine Darstellung der Legende vom heil. Hubertus mit Wasserfarben auf Leinwand Aufsehen. Ein Blatt, den Mönch Sergius darstellend, welchen Mohammed in seiner Trunkenheit ermordete, das Lucas van Leiden in seinem 14. Jahr stach, ist mit vieler Gewandtheit des Stichels ausgeführt. 1509 erschienen von ihm neun Stiche in Form runder Medaillons, mit Szenen aus der Lebensgeschichte Christi; 1510 ein Stich, auf welchem eine nackte Frau einen Hund von Insekten befreit, das zu seinen seltensten Blättern gehört.
Nach dem Tod seines Vaters genoß Lucas van Leiden noch den Unterricht des Malers Cornelis Engelbrechtsen. 1510 erschien sein Ecce homo, und schnell folgte jetzt ein Kunstwerk dem andern. Seine größte Komposition ist der Kalvarienberg (1517), welcher wegen des Reichtums an Figuren (80) für sein Meisterstück gehalten wird. Lucas van Leiden arbeitete mit einer leidenschaftlichen Emsigkeit, doch trübte ein Hang zur Schwermut sein Leben. 1521 traf Dürer mit ihm in Antwerpen zusammen, in dessen Malergilde Lucas van Leiden 1522 eingeschrieben wurde. 1527 bereiste er Belgien in Gemeinschaft mit Jan Mabuse und trat mit großem Luxus auf.
Jene Reise jedoch zog ihm eine Krankheit zu, die ihn nicht mehr verließ. Seine letzten sechs Lebensjahre brachte er auf dem Krankenbett zu, vermochte jedoch auch in liegender Stellung zu zeichnen oder in Kupfer zu stechen. Auch malte er in dieser Zeit (1531) noch sein letztes Gemälde in Öl: den Heiland, einem Blinden das Gesicht wieder verleihend (Eremitage zu Petersburg). Er starb 1533. Unter Lucas van Leiden' Schöpfungen behauptet das Genrebild, das er zuerst mit Bewußtsein behandelte, eine hervorragende Stelle.
Auch seine religiösen Bilder sind durchaus von einem genreartigen Wesen durchdrungen. Die Richtungen des damaligen Lebens, besonders des niederländischen Volkslebens, das scharf Verständige und das Phantastische sind in Lucas van Leiden' Werken zu einem Ganzen verschmolzen. Die Technik in seinen Gemälden ist fein und sorgfältig. In seinen letzten Bildern, z. B. dem Triptychon mit dem Jüngsten Gericht in der Mitte und Hölle und Fegfeuer auf den Flügeln, im Stadthaus zu Leiden, erkennt man ein Bestreben, sich den Italienern zu nähern.
Seine Kupferstiche und Holzschnitte (über 200) zeugen von außerordentlicher Leichtigkeit und doch großer Sorgfalt in Handhabung des Grabstichels; er stand darin unter dem Einfluß Dürers. An feinerm Gefühl und Mannigfaltigkeit der Erfindung steht er hinter diesem zurück, übertrifft ihn aber in malerischer Behandlung und Reichtum der Komposition. Hauptblätter sind außer den genannten: die Auferweckung des Lazarus (1508), die Versuchung des heil. Antonius (1509), die Anbetung der Könige (1513), Esther vor Ahasver (1518), Maria Magdalena (1519), Kaiser Maximilian (1520) und die Genrebilder: der Zahnarzt, der Chirurg und der Eulenspiegel.
Von Gemälden sind ihm außer den genannten mit einiger Sicherheit folgende zuzuschreiben: eine Schachpartie (in Wiltonhouse), eine ähnliche Darstellung und der heil. Hieronymus in Bußübung (im Museum zu Berlin), Moses, das Wasser aus dem Felsen schlagend (1527, in der Villa Borghese bei Rom), und die Anbetung der Könige (in Buckingham Palace zu London).
Vgl. A. Rosenberg in Dohmes »Kunst und Künstler«, Bd. 1; Evrard, Lucas van Leiden de Leyde et Alb. Durer (Brüssel 1883).
Insel, s. Abaco.
[* ] früher souveränes, sodann seit 1847 zum Großherzogtum Toscana gehöriges ital. Herzogtum, bildet gegenwärtig mit Einschluß von acht ehemals zum toscanischen Compartimento von Pistoja gehörigen Gemeinden eine Provinz des Königreichs Italien von 1493 qkm (nach Strelbitsky 1410 qkm oder 25,6 QM.) Areal mit (1881) 284,484 Einw. Im S. ist der Boden fruchtbar, im N. steinig und gebirgig durch die Apenninen, die an der Nordostgrenze bis zu 1862 m (Panie della Croce) sich erheben.
Bewässert wird Lucca vom Serchio mit dem Lima. An der Meeresküste liegt der See von Massaciuccoli, wogegen der im SO. gelegene See Bientina ganz ausgetrocknet worden ist. Das Klima ist im gebirgigen Norden rauh, in der Ebene heiß; in den sumpfigen Landstrichen ist es feucht und ungesund. Die Provinz besitzt mehrere besuchte Mineralquellen. Der Boden wird durchgängig musterhaft angebaut. Hauptprodukte sind neben Cerealien und Hülsenfrüchten: Wein, Oliven (berühmtes Luccheser Öl), Obst, Kastanien, Mandeln, Feigen. Erwerbsquellen sind ferner: die Seidenzucht, die Vieh-, insbesondere Schafzucht, Gewinnung und Verarbeitung von Marmor, Alabaster und Thon sowie die Industrie in Seiden- und Wollwaren. Der Handel ist von geringerer Bedeutung. Trotz der vielseitigen Erwerbsarten sucht ein Teil der Bewohner außerhalb der Provinz, insbesondere auf Corsica bei der Bodenbestellung, Beschäftigung. S. die Geschichtskarten bei »Italien«.
Die gleichnamige Hauptstadt der Provinz, bis 1847 Residenz des Herzogs und der Landesregierung, liegt 15 m ü. M., am Serchio und an der Eisenbahn von Pisa nach Pistoja. Die Stadt ist von Wällen umgeben, welche als Promenaden dienen und von vier Thoren durchbrochen sind. Unter den Plätzen zeichnet sich die Piazza grande mit dem Marmordenkmal der Herzogin Marie Luise (von Bartolini) aus, welche 1815-24 Souveränin von Lucca war und sich durch Anlage des großen, von den pisanischen Bergen hergeführten Aquädukts mit 459 Bogen um die Stadt verdient gemacht hat. An der Westseite des Platzes steht der Palazzo pubblico (1578 von Ammanati erbaut, aber nicht vollendet) mit wertvoller Gemäldesammlung (unter anderm zwei schöne Werke des Fra Bartolommeo). Unter den 40 Kirchen, von denen mehrere bis in das 8. und 7. Jahrh. zurückreichen, ist am sehenswertesten die Kathedrale San Martino (aus dem 11. Jahrh.), die neben reichen Kunstschätzen, Skulpturen etc. (s. Tafel »Bildhauerkunst V«, [* ] Fig. 9; VI, [* ] Fig. 12) 4000 alte Urkunden besitzt und im linken Seitenschiff ein achteckiges Marmortempelchen zur Aufbewahrung des hochverehrten Volto santo (ein in Zedernholz geschnitztes orientalisches Bildnis des Gekreuzigten, das schon Dante erwähnt) enthält.
Die älteste Kirche von ist die Basilika San Frediano, während die Kirche San Michele sich durch ihre imposante Säulenfassade (12. Jahrh.) auszeichnet. Die Einwohner, (1881) 20,421, mit Einschluß der zum Gemeindegebiet gehörigen umliegenden kleinen Ortschaften 68,063 an der Zahl, betreiben hauptsächlich Seidenindustrie (welche früher viel bedeutender war und im 16. Jahrh. 3000 Webstühle beschäftigte), Fabrikation von Tüchern und Schärpen, Kunsttischlerwaren und Zigarren wie auch lebhaften Handel. Unter den zahlreichen
Wohlthätigkeitsanstalten sind das großartige Armenhaus, zwei Krankenhäuser, ein Irrenhaus und ein Waisenhaus hervorzuheben. Lucca hat ein Seminar, ein königliches Lyceum, Gymnasium, technische Schule, Normalschule für Lehrerinnen, ein Konservatorium, Musikinstitut, eine Zeichenschule, eine königliche Kunstakademie, 2 wissenschaftliche Akademien, eine öffentliche Bibliothek von 58,000 Bänden, 5 an Urkunden reiche Archive und 3 Theater. Die Stadt ist Sitz eines Präfekten, Erzbischofs, eines Appell- und Assisenhofs, Zivil- und Korrektionstribunals und einer Handels- und Gewerbekammer. Von Bauten der antiken Stadt Lucca sieht man noch die Reste eines Theaters und eines Amphitheaters. In der Nähe liegen viele herrliche Villen und 27 km nordöstlich die berühmten heißen Bäder von Lucca (Bagni di Lucca, s. d.).
Geschichte. Lucca (im Altertum Luca) in Ligurien war seit 178 v. Chr. eine römische Kolonie und wurde zu Gallia cisalpina, später zu Etrurien gerechnet. Cäsar hielt hier während des Gallischen Kriegs (56) Winterquartier und erneuerte seinen Bund mit Pompejus und Crassus. Unter den Langobarden hatte es eigne Grafen und begann im 12. Jahrh. seine städtische Freiheit zu entwickeln; es hielt unter der Leitung des Geschlechts der Obizzi zur guelfischen Partei. 1288 kaufte es sich von Rudolf I. die Befreiung von dem kaiserlichen Statthalter für 12,000 Gulden. 1314 lieferte aber der Ghibelline Castruccio de' Interminelli Lucca in die Hände Ugucciones della Faggiuola, des kaiserlichen Vikars von Genua, der auch Pisa beherrschte und seinen Sohn Francesco als Capitano in Lucca einsetzte.
Dieser fiel 1315 in der Schlacht bei Montecatini, und die Herrschaft riß nun Castruccio Castracani an sich, der auf die Seite der Ghibellinen brachte, wofür ihn Kaiser Ludwig 1327 zum Herzog von Lucca ernannte und Teile von Florenz und Pisa zu seinem Gebiet schlug. Nach Castruccios Tod (September 1328) ward Lucca wieder Republik, und der Kaiser setzte den Grafen Burkhart (Conte Porcaro) als Gouverneur ein. Bald darauf verkauften jedoch die deutschen Söldner, die sich Luccas bemächtigt hatten, um sich für ihren rückständigen Sold bezahlt zu machen, die Herzogswürde an den Genuesen Gherardo Spinola für 30,000 Dukaten.
Dieser übergab aber, von den Florentinern angefeindet, 1331 dem König Johann von Böhmen die Schutzherrschaft über Lucca. Letzterer versetzte Lucca um 35,000 Dukaten an das Haus Rossi in Parma, von dem es unter pisanischer Oberhoheit 1335 Mastino della Scala, Herr von Verona, erhielt, der es 1339 für 250,000 Goldgulden an Florenz verkaufte. Als die Florentiner Lucca einnehmen wollten, kamen ihnen jedoch die Pisaner zuvor (1342). Nachdem Kaiser Karl IV. der Stadt 1369 ihre Freiheit und Reichsunmittelbarkeit für 200,000 Gulden zurückgegeben, wußte sie dieselbe zu behaupten und blieb eine aristokratische Republik, an deren Spitze ein Gonfaloniere und sechs Anziani (Älteste) standen, bis 1797, wo sie von den Franzosen erobert wurde, welche Lucca erst zum Königreich Etrurien, 1805 aber zu dem Fürstentum Piombino schlugen, das Napoleons I. Schwester Elise, Gemahlin des Fürsten Bacciocchi, beherrschte.
Der Wiener Kongreß überließ es 1815 der ehemaligen Königin von Etrurien, Infantin Maria Luise, der Tochter des Königs Karl IV. von Spanien, und deren Kindern unter dem Titel eines Herzogtums mit voller Souveränität bis dahin, wo sie mit ihrer Familie zum Besitz Parmas, welches die Witwe Napoleons I., Marie Luise, auf Lebenszeit erhielt, gelangen würde. Lucca sollte dann, mit Ausschluß einiger an Modena abzutretender Landstriche, an Toscana fallen. Doch erst 1818 trat die Infantin die Regierung an und führte dieselbe bis zu ihres Sohns Karl II. Ludwig von Bourbon Volljährigkeit 1819. Wie unter seiner Mutter, die starb, so erfreute sich das Land auch unter Herzog Karl Ludwig einer ungetrübten Ruhe.
Doch war die despotische Herrschaft des englischen Günstlings des Herzogs, Ward, verhaßt, und 1847 wurde in eine Sturmpetition an den Herzog um Verleihung einer Verfassung gerichtet, vor welcher derselbe nach Massa floh. Er kehrte nicht lange darauf zurück, trat aber das ganze Herzogtum an Toscana ab, weil er nahe Aussicht auf Parma hatte, das auch durch den Tod der Erzherzogin Marie Luise 18. Dez. ihm zufiel. Der Herzog von Lucca führte das spanisch-parmesanische Wappen; das Landeswappen aber war ein lasurblauer Schild, auf welchem zwischen zwei schrägen Balken das Wort »Liberta« stand.
Vgl. Mazzarosa, Storia di Lucca (Lucca 1833).
Pauline, Opernsängerin, geb. zu Wien, erhielt daselbst von dem Gesanglehrer R. Levy ihre künstlerische Ausbildung und trat, 16 Jahre alt, als Choristin bei der Hofoper ein. 1859 ging sie an die Bühne nach Olmütz, 1860 nach Prag, und ein Jahr später folgte sie einem glänzenden Antrag an die königliche Hofoper zu Berlin, wo sie acht Monate lang noch den Unterricht Meyerbeers genoß und binnen kurzer Zeit durch ihre Gesangsleistungen und die Anmut ihres Spiels der erklärte Liebling des Publikums wurde.
Ihre Hauptpartien waren die beiden Zerlinen, Cherubin, Afrikanerin, Margarete, Carlo Broschi. In der Folge verbreitete sich ihr Ruf durch zahlreiche Gastspiele in ganz Deutschland sowie in London und Petersburg, welch letztere Stadt ihr besonders eifrig huldigte. Durch diese Gunst des Publikums verwöhnt, konnte sie es nicht ertragen, eine ihr ebenbürtige Sängerin neben sich engagiert zu sehen, und verließ deshalb 1873 die Berliner Bühne. In den folgenden Jahren sang sie gastierend erst in Amerika, später in Wien, endlich (1880) auch wieder in Berlin, wo sie die früher gefeierten Triumphe sich erneuern sah.
Seit 1868 mit Herrn v. Rhaden, einem preußischen Offizier, verheiratet, setzte sie in Amerika die Lösung dieser Ehe durch, um sich mit Herrn v. Wallhofen zu vermählen. Sie lebt gegenwärtig auf einem Landsitz in der Nähe von Zürich. Ihre künstlerischen Erfolge verdankt Frau Lucca nicht so sehr ihrer Stimme oder Gesangstechnik als vielmehr der Originalität und dem fesselnden Reiz ihrer Gesamterscheinung, Eigenschaften, die manchen ihrer Darstellungen typischen Wert verliehen.