zu Olvenstedt bei Magdeburg, studierte in Halle Medizin, ließ sich in Kalbe als Arzt nieder und ward 1848 hier in das
Frankfurter Parlament gewählt, in welchem er zur demokratischen Linken gehörte. 1849 wurde er zum ersten Vizepräsidenten,
bei der Übersiedelung nach Stuttgart zum Präsidenten erwählt. Er ward hierauf, wie alle Teilnehmer an den
Stuttgarter Beschlüssen, angeklagt, allein in zwei Instanzen freigesprochen. Erst das Obertribunal fand Löwe lebenslänglicher
Zuchthausstrafe schuldig. Löwe lebte inzwischen in der Schweiz, in London und acht Jahre lang in New York, wo er die ärztliche
Praxis ausübte, bis ihm der Amnestieerlaß vom die Rückkehr ermöglichte. 1863 trat
er für den Kreis Bochum-Dortmund in das Abgeordnetenhaus ein, wo er sich der Fortschrittspartei anschloß und durch schwungvolle
Beredsamkeit sich hervorthat.
Auch dem Sechsunddreißiger-Ausschuß gehörte er an. Während er sich 1867 für das Abgeordnetenhaus in Berlin wählen ließ,
nahm er für den norddeutschen Reichstag die Wahl in Bochum an, das er auch im deutschen Reichstag 1871-81
vertrat. Auch hier gehörte er zur Fortschrittspartei, schied aber im April 1874 aus derselben aus infolge seiner Abstimmung
über das Militärgesetz. 1879 war er ein eifriger Verteidiger des Schutzzolltarifs. Im Abgeordnetenhaus war er von 1871 bis 1875 Vizepräsident; 1876 lehnte
er aber eine Wiederwahl ab, da er sich nicht mehr als einen Vertreter seiner frühern Partei betrachten konnte. Er starb in
Meran.
4) Ludwig, Industrieller, geb. zu Heiligenstadt, widmete sich dem Kaufmannsstand, wandte sich aber bald ausschließlich
dem Maschinenfach zu und gründete 1864 in Berlin ein Geschäft, in welchem er mit Erfolg den Vertrieb
von Arbeitsmaschinen kultivierte. 1870 ging er nach Nordamerika, um den dortigen Maschinenbau zu studieren, und begründete,
nach Berlin zurückgekehrt, eine große Fabrik in amerikanischem Stil, in welcher zunächst Nähmaschinen gebaut wurden. Er arbeitete
mit amerikanischen Werkzeugmaschinen, die hier zum erstenmal in Deutschland zur Verwendung kamen, und wußte
die dem amerikanischen System eignen Vorzüge, namentlich die Erzielung von Präzision bei der Massenfabrikation, in so hohem
Maße zur Geltung zu bringen, daß das preußische Kriegsministerium 1871 beschloß, die eigne Waffenfabrikation nach gleichem
System einzurichten, zumal die Löwesche Fabrik durch die Bereitwilligkeit zur Anfertigung von 1 Million
Visieren Garantien für den Erfolg übernommen hatte. Löwe baute jetzt auch selbst amerikanische Werkzeugmaschinen der verschiedensten
Art und beschäftigte gegen 2000 Arbeiter.
Für die russische Regierung übernahm er die Anfertigung ihrer Armeerevolver; nebenbei lieferte er noch zahlreiche Maschinen
und Ausrüstungsgegenstände für die preußischen Staats- und für Privatwerkstätten, wie Krupp u. a.
Im öffentlichen Leben bethätigte eine sehr große Rührigkeit. Seit 1864 gehörte er den Berliner Stadtverordneten an und wirkte
hier namentlich für die Entwickelung des Volksschulwesens. 1876 wurde er vom ersten Berliner Wahlkreis ins preußische Abgeordnetenhaus
und 1878 in den Reichstag gewählt, in welchem er sich der Fortschrittspartei anschloß. Er starb in
Berlin.
(spr. loh-el), Stadt im nordamerikan. Staat Massachusetts, Grafschaft Middlesex, an der Vereinigung von Merrimac
und Concord, deren Fälle eine bedeutende Wasserkraft zur Verfügung stellen, hat sich ungemein rasch entwickelt. Noch 1820
zählte
sie kaum 200 Einw., 1823 wurde die erste Spinnerei angelegt, und jetzt ist
sie ein »amerikanisches Manchester« mit großartigen Baumwollspinnereien (52), Kattundruckereien, Teppichfabriken, Bleichen,
Färbereien, Papier-, Glas-, Pulverfabriken und (1885) 64,051 Einw. An Unterrichtsanstalten
ist kein Mangel; namentlich erfreut sich die Mechanics Institution, mit großer Bibliothek, lebhafter Teilnahme.
(spr. loh-el), James Russell, amerikan. Dichter und Kritiker, geb. zu Cambridge
(Massachusetts), studierte die Rechte, vertauschte aber die Advokatur bald mit der Schriftstellerei, in welcher er sich vielseitig
entwickelte. In der Poesie pflegte er die subjektiv empfindende Lyrik ebenso wie die litterarische und politische Satire; in der
Prosa wurde er ein ausgezeichneter Kritiker. Lowell hat wiederholt Europa besucht, mit dessen Litteraturen er
sich, schon mit Rücksicht auf die von ihm als Nachfolger Longfellows am Harvard College bekleidete Stellung eines Professors
der neuern Litteraturen, eifrig beschäftigte.
Außerdem war Lowell zwischen 1850 und 1870 als Herausgeber des »Atlantic Monthly« und der »North American Review« thätig.
Seine erste Veröffentlichung war ein Band Gedichte unter dem Namen: »A year's life« (1841); ein zweiter Band »Poems« folgte 1848 (die
gesammelten Gedichte, 7. Aufl. 1857, 2 Bde.),
seine spätere Lyrik erschien unter dem Titel: »Under the willows, and other poems« (1868). In der »Fable for critics«
beleuchtet er die amerikanischen Schriftsteller in humoristisch-satirischen Versen. Sein berühmtestes
Werk sind die »Biglow-papers« (1849 u. 1864, 2 Bde.;
neue Ausg. Boston 1885), eine Sammlung politischer Gedichte im Yankeedialekt, die erste und beste Darstellung, welche das Yankeetum
gefunden hat. Sie sind vom Standpunkt des Abolitionisten aus gegen die Südstaatenpolitik gerichtet. Die erste Sammlung
von 1849 war während des mexikanischen Kriegs, die zweite während des Bürgerkriegs entstanden. Seine kritischen Essays sind
gesammelt in: »Among my books« (1870, 2. Serie 1875) und »My study windows« (1871).
Eine Ausgabe seiner »Complete works« erschien in 5 Bänden (Boston 1881). Seit 1877 war Lowell Gesandter in Madrid und
1881-85 am englischen Hof.
[* ] 1) (niederländ. Leuven, franz. Louvain) Hauptstadt eines Arrondissements in der belg. Provinz Brabant, am Fluß
Dyle und im Kreuzungspunkt der Eisenbahnen nach Brüssel, Mecheln, Turnhout, Lüttich und Charleroi, 28 m ü. M., ist altertümlich
gebaut. Die Wälle der Stadt, jetzt zu Spaziergängen umgewandelt, haben an 12 km Umfang; aber ein großer
Teil des Raums, den sie umschließen, ist jetzt nicht mit Häusern, sondern mit Gärten und Pflanzungen bedeckt.
Die vorzüglichsten Gebäude von Löwen sind: das 1448-63 von Matthäus Layens im spätgotischen Stil errichtete und 1842 restaurierte
Rathaus;
die Kirche zu St. Peter (ebenfalls aus dem 15. Jahrh.);
die sogen. Hallen, 1317 als Warenniederlage
für die Tuchmachergilde erbaut und 1679 der Universität eingeräumt;
die Ruinen des im 9. Jahrh. vom König Arnulf erbauten
Schlosses, das der Volksglaube dem römischen Imperator Julius Cäsar als Erbauer zuschreibt.
Die Bevölkerung zählt (1886)
37,843 Seelen. Die Industrie ist seit dem Mittelalter sehr zurückgegangen, zumal die einst berühmte Tuchfabrikation.
Die Stadt hat außerdem nur noch einige Brauereien, Fabrikation von Stärke, Leder, Chemikalien, Papier und Spitzen und treibt
Handel mit
mehr
landwirtschaftlichen Erzeugnissen. Berühmt war im 16. Jahrh. die 1426 von Johann IV. von Brabant gegründete Universität von
Löwen, welche zur Zeit ihrer Blüte mehr als 6000 Studenten zählte und der Sitz der antijesuitischen, die gallikanischen Freiheiten
verteidigenden Theologie war. Sie wurde 1793 infolge der französischen Invasion aufgehoben, 1817 aber wiederhergestellt. 1834 vom
Staat aufgehoben, ward sie 1835 vom Klerus aus eignen Mitteln neu dotiert und verfolgt seitdem als sogen. freie Universität
eine streng katholische Richtung. Sie umfaßt fünf Fakultäten und zählte 1883: 1558 Studierende. Außerdem befinden sich
in ein Athenäum, eine höhere Knabenschule, eine Industrieschule und ein Tribunal. - Hier erfocht 1. Sept. 891 König
Arnulf einen entscheidenden Sieg über die Normannen.
Von 994 bis 1100 war Löwen Sitz der Grafen von Löwen, später der Herzöge von Brabant. Im 14. Jahrh. war es die größte und reichste
Handelsstadt des Landes mit 100,000 Einw. und großartiger Tuchfabrikation, die zur Zeit
ihrer höchsten Blüte nicht weniger als 4000 Webstühle beschäftigte. 1382 empörten sich die Weber von Löwen gegen den Herzog
von Brabant, wurden jedoch besiegt, infolge dessen ein Teil derselben nach England auswandern mußte. Es begann dort mit ihnen
die Einführung der Tuchmanufaktur und zugleich die Konkurrenz mit Löwen. Im 16. Jahrh. wurde der Verfall der
Stadt durch die Pest beschleunigt, welcher fast die Hälfte der Bevölkerung zum Opfer fiel.
Vgl. Molanus, Historia Lovaniensis
(hrsg. von de Ram, Brüssel 1861, 2 Bde.);
Piot, Histoire de Louvain (Löwen 1859);
Reusens, Documents relatifs à l'histoire
de l'université de Louvain (das. 1887 ff., 3 Bde.).
-
2) Stadt im preuß. Regierungsbezirk Breslau, Kreis Brieg, an der Glatzer Neiße und der Linie Brieg-Kandrzin der Preußischen
Staatsbahn, 152 m ü. M., hat eine evangelische und eine kath.
Kirche, ein Schloß, ein Amtsgericht, eine große Mühle, Ziegeleien, Färberei, Molkerei, Gerberei, wichtige Wochen- und Viehmärkte
und (1885) 2362 meist evang. Einwohner.
[* ] Johann Friedrich, Dichter, geb. 1729 zu Klausthal, studierte in Göttingen die Rechte, war dann eine Zeitlang Sekretär
in Schwerin und 1767 bei dem Versuch beteiligt, in Hamburg ein Nationaltheater zu errichten. Nach dem Scheitern des Unternehmens
(1768) wurde er Registrator in Rostock, wo er starb. Obschon von schwächlichem Talent, hat
sich Löwen doch auf allen Gebieten der Poesie versucht: man hat von ihm Epigramme, Oden und Lieder, Kantaten, Romanzen, komische Gedichte
und Erzählungen, Lehrgedichte, poetische Episteln und Trauer- sowie Lustspiele. Seine gesammelten »Schriften« umfassen 4 Bände
(Hamb. 1765-66).