(Leo), in der Astronomie das fünfte Zeichen des Tierkreises (☊ ^[richtig: ♌]); auch Sternbild zwischen 138 und
177½° Geradaufsteigung sowie 32° nördlicher und 3° südlicher Deklination, in welchem Heis 161 mit bloßem Auge sichtbare
Sterne verzeichnet, darunter einen erster Größe (Regulus), 3 zweiter, 4 dritter und einen zwischen fünfter
und elfter Größe veränderlichen. Das Sternbild ist dadurch merkwürdig, daß es den Ausstreuungspunkt der Novembersternschnuppen
(s. Sternschnuppen) enthält, die deshalb auch Leoniden heißen. Der kleine ist ein weniger umfangreiches Sternbild über Kopf
und Nacken des Löwen, von 140½-164° Rektaszension und 42-26½ nördlicher Deklination, mit 40 dem bloßen Auge sichtbaren
Sternen von der vierten Größe an abwärts, darunter einem von sechster bis unter elfter Größe veränderlichen.
1) Name einer vielverzweigten Schauspielerfamilie, deren Stammvater Johann Karl (geb. 1731 zu Dresden) nebst seiner
Frau Katharina Magdalena Ling (geb. 1745) bei verschiedenen Truppen (unter anderm in Berlin) angestellt war, längere Zeit auch
die Direktion des Hoftheaters in Schwedt führte und 1807 in Lübeck starb. Er glänzte in komischen, seine Frau besonders in
Soubrettenrollen. - Sein Sohn Johann Heinrich, geb. 1766 zu Berlin, wurde 1799 Konzertmeister in Bremen, später Musikdirektor
und machte sich auch als Komponist und Violinvirtuose bekannt. 1815 zog er nach Bromberg und starb nach 1835. -
Dessen Bruder Friedrich August Leopold, geb. 1767 zu Schwedt, gest. 1816 als Theaterdirektor in Lübeck, war ein tüchtiger Sänger
und Schauspieler; seine Operette »Die Insel der Verführung« fand allgemeinen Beifall. - Dessen Sohn Ferdinand, geb. 1787 zu
Mansfeld, wirkte nacheinander an den Bühnen zu Magdeburg, Braunschweig, Düsseldorf, Kassel, Leipzig, Mannheim
und Frankfurt und war namentlich als Held im Trauerspiel ausgezeichnet; er starb 13. Mai 1832 in Wien. - Seine Tochter Johanna Sophie,
eine der berühmtesten Sängerinnen Deutschlands, geb. 24. März 1815 zu Oldenburg, bildete sich seit 1831 in Wien unter Ciccimara
und trat 1832 mit solchem Glück im Kärntnerthortheater auf, daß sie alsbald engagiert wurde.
Eine Gastspielreise in Norddeutschland hatte 1837 ihr Engagement an der Berliner Hofbühne zur Folge. Nach mehreren Kunstreisen
nach England, Frankreich und Italien vermählte sie sich 1848 mit dem k. k. Feldmarschallleutnant Fürsten Friedrich von Liechtenstein;
sie starb 29. Nov. 1866 in Pest. Mit vollendeter Gesangskunst vereinigte sie ein fein nüanciertes, geistreiches
Spiel. Ihr Organ war weniger imposant als voll und gediegen. Mit gleicher Virtuosität war sie in der deutschen, italienischen
und französischen Schule heimisch. - Ihr Bruder Franz Ludwig Feodor, geb. 5. Juli 1816 zu Kassel, wirkte erst an den Bühnen
zu Hamburg und Frankfurt, seit 1841 an der Hofbühne zu Stuttgart, wo er noch gegenwärtig thätig ist und sich namentlich auch
als Regisseur Ruf erworben hat. Er reiht sich den tüchtigsten Künstlern seiner Zeit würdig an; insbesondere gelten sein
Hamlet, sein Leicester (in »Maria Stuart«, sein Faust, Bolingbroke und Karl Moor für vollendete Kunstleistungen.
Auch hat Löwe durch Schwung und Formschönheit ausgezeichnete »Gedichte«
(Stuttg. 1854, 2. Aufl. 1860),
»Neue Gedichte« (das. 1875) sowie Freimaurerdichtungen: »Den Brüdern« (2. Aufl., Leipz. 1874),
»Aus eigner Werkstatt« (Stuttg. 1881),
»Zwischen den drei Säulen« (das. 1884) u. a. veröffentlicht. - Seine
jüngere Schwester, Lila, geb. 1817, betrat die Bühne 1833 in Mannheim mit
dem besten Erfolg, war erst hier,
später und bis 1844 in Petersburg engagiert und entfaltete im Fach der naiven jugendlichen Liebhaberinnen ein schönes Talent,
verließ aber das Theater seit ihrer Vermählung mit dem livländischen Freiherrn von Küster. - Julie Sophie, Tochter von
Friedrich August Leopold Löwe, geb. 1786, war bis 1809 Mitglied des Petersburger deutschen Theaters, kam später nach Prag, 1812 an
das Theater an der Wien und war von 1813 bis 1842 eine Zierde des Hofburgtheaters in Wien, namentlich im höhern Lustspiel und
Konversationsstück; sie starb 11. Sept. 1852 daselbst. - Ihr Bruder Johann Daniel Ludwig, der berühmteste unter
den männlichen Sprossen der Familie, geb. 29. Jan. 1795 zu Rinteln, trat 1808 in die Kindergesellschaft des Direktors Nuth ein,
wirkte 1811-19 in Prag erst im Fach der niedern Komik, trat später auch in Liebhaber- und Heldenrollen auf und folgte 1821 einem
Ruf an die Hofbühne zu Kassel, 1826 einem solchen an das Hofburgtheater zu Wien, an dem er 1838 Regisseur,
später Ehrenmitglied wurde. Er starb 7. März 1871 daselbst. Löwe hat auf fast allen bedeutenden Bühnen gastiert und überall mit
gleichem Beifall. Ausgezeichnetes leistete er namentlich in Rollen, welche ein psychologisches Studium
bedingen. Im Lustspiel glänzte er durch feinen, ungezwungenen Ton, liebenswürdigen Humor und die Sicherheit, mit der er den
gesellschaftlichen Anstand behauptete. - Auch seine Tochter Anna (Nina), geb. 1821 zu Kassel, war eine geschätzte Schauspielerin
im Fach der jugendlichen Liebhaberinnen und in hochtragischen Rollen. Sie hatte 1833 am Hofburgtheater
debütiert, gehörte demselben bis 1849 als Mitglied an und war darauf in Lemberg engagiert, wo sie später einen Grafen Potocki
heiratete und 27. April 1884 starb.
2) Karl, Balladenkomponist, geb. 30. Nov. 1796 zu Löbejün bei Halle, besuchte das Gymnasium zu Halle, daneben Türcks musikalischen
Unterricht genießend, und studierte dann daselbst Theologie. Aus dieser Zeit, während welcher er seine
Mußestunden ausschließlich der Musik widmete, stammen einige seiner schönsten Balladen, z. B. »Der Erlkönig«. 1822 wurde
er Kantor und Lehrer am Gymnasium zu Stettin und später Musikdirektor an der Jakobikirche daselbst. Seit 1866 in den Ruhestand
versetzt, starb er 20. April 1869 in Kiel.
Von Löwes zahlreichen Kompositionen sind zunächst seine infolge ihrer leichten Ausführbarkeit und ihres Reichtums an einfachen,
eindringlichen Melodien beliebt gewordenen Oratorien: »Die Siebenschläfer«, »Gutenberg«, »Die Festzeiten«, »Die
eherne Schlange« und »Die Jünger in Philippi« (beide letztern für Männerstimmen ohne Begleitung) zu nennen. Außerdem schrieb
er eine Oper: »Die drei Wünsche«, zahlreiche geistliche und weltliche Gesänge für Männer- und gemischten
Chor (Psalmen etc.), Sonaten und Charakterstücke für das Piano, Ouvertüren, Streichquartette u. a. Am bedeutendsten und fruchtbarsten
aber war er als Komponist von Liedern, namentlich Balladen, von denen sich viele durch Originalität der Erfindung wie durch
Feinheit der Charakteristik und Treue des Kolorits auszeichnen. Als Schriftsteller trat auf mit einer »Gesanglehre
für Gymnasien« (Stett. 1826, 2. Aufl. 1828) und mit einem Kommentar zum zweiten Teil von Goethes »Faust« (Berl. 1834). Seine
»Selbstbiographie« wurde von Bitter (Berl. 1870) herausgegeben.
Vgl. Runze, Karl Löwe (Leipz. 1884);
Wellmer, Karl ein deutscher
Tonmeister (das. 1886).
3) Wilhelm, deutscher Politiker (Löwe-Kalbe), geb.
mehr
14. Nov. 1814 zu Olvenstedt bei Magdeburg, studierte in Halle Medizin, ließ sich in Kalbe als Arzt nieder und ward 1848 hier in das
Frankfurter Parlament gewählt, in welchem er zur demokratischen Linken gehörte. 1849 wurde er zum ersten Vizepräsidenten,
bei der Übersiedelung nach Stuttgart zum Präsidenten erwählt. Er ward hierauf, wie alle Teilnehmer an den
Stuttgarter Beschlüssen, angeklagt, allein in zwei Instanzen freigesprochen. Erst das Obertribunal fand Löwe lebenslänglicher
Zuchthausstrafe schuldig. Löwe lebte inzwischen in der Schweiz, in London und acht Jahre lang in New York, wo er die ärztliche
Praxis ausübte, bis ihm der Amnestieerlaß vom 12. Jan. 1861 die Rückkehr ermöglichte. 1863 trat
er für den Kreis Bochum-Dortmund in das Abgeordnetenhaus ein, wo er sich der Fortschrittspartei anschloß und durch schwungvolle
Beredsamkeit sich hervorthat.
Auch dem Sechsunddreißiger-Ausschuß gehörte er an. Während er sich 1867 für das Abgeordnetenhaus in Berlin wählen ließ,
nahm er für den norddeutschen Reichstag die Wahl in Bochum an, das er auch im deutschen Reichstag 1871-81
vertrat. Auch hier gehörte er zur Fortschrittspartei, schied aber im April 1874 aus derselben aus infolge seiner Abstimmung
über das Militärgesetz. 1879 war er ein eifriger Verteidiger des Schutzzolltarifs. Im Abgeordnetenhaus war er von 1871 bis 1875 Vizepräsident; 1876 lehnte
er aber eine Wiederwahl ab, da er sich nicht mehr als einen Vertreter seiner frühern Partei betrachten konnte. Er starb 2. Nov. 1886 in
Meran.
4) Ludwig, Industrieller, geb. 20. Nov. 1837 zu Heiligenstadt, widmete sich dem Kaufmannsstand, wandte sich aber bald ausschließlich
dem Maschinenfach zu und gründete 1864 in Berlin ein Geschäft, in welchem er mit Erfolg den Vertrieb
von Arbeitsmaschinen kultivierte. 1870 ging er nach Nordamerika, um den dortigen Maschinenbau zu studieren, und begründete,
nach Berlin zurückgekehrt, eine große Fabrik in amerikanischem Stil, in welcher zunächst Nähmaschinen gebaut wurden. Er arbeitete
mit amerikanischen Werkzeugmaschinen, die hier zum erstenmal in Deutschland zur Verwendung kamen, und wußte
die dem amerikanischen System eignen Vorzüge, namentlich die Erzielung von Präzision bei der Massenfabrikation, in so hohem
Maße zur Geltung zu bringen, daß das preußische Kriegsministerium 1871 beschloß, die eigne Waffenfabrikation nach gleichem
System einzurichten, zumal die Löwesche Fabrik durch die Bereitwilligkeit zur Anfertigung von 1 Million
Visieren Garantien für den Erfolg übernommen hatte. Löwe baute jetzt auch selbst amerikanische Werkzeugmaschinen der verschiedensten
Art und beschäftigte gegen 2000 Arbeiter.
Für die russische Regierung übernahm er die Anfertigung ihrer Armeerevolver; nebenbei lieferte er noch zahlreiche Maschinen
und Ausrüstungsgegenstände für die preußischen Staats- und für Privatwerkstätten, wie Krupp u. a.
Im öffentlichen Leben bethätigte eine sehr große Rührigkeit. Seit 1864 gehörte er den Berliner Stadtverordneten an und wirkte
hier namentlich für die Entwickelung des Volksschulwesens. 1876 wurde er vom ersten Berliner Wahlkreis ins preußische Abgeordnetenhaus
und 1878 in den Reichstag gewählt, in welchem er sich der Fortschrittspartei anschloß. Er starb 11. Sept. 1886 in
Berlin.