und der modernen Stadt in der Ebene, hat 8 Kirchen, mehrere Unterrichtsanstalten, bedeutende Salpeter- und Pulverfabriken, Bleischmelzhütten,
Tuchwebereien etc. und (1884) 28,422 Einw.
In der Nähe Silber- und Schwefelbergbau. Eine Straße verbindet Lorca mit dem Seehafen Aguilas. Die Stadt hatte 1879 durch Überschwemmung
viel zu leiden.
1) Stadt (bis 1885 Flecken) im preuß. Regierungsbezirk Wiesbaden, Rheingaukreis, am Rhein
und an der Linie Frankfurt a. M.-Oberlahnstein-Lollar der Preußischen Staatsbahn, hat eine schöne gotische Kirche aus dem 14. Jahrh.,
ein wohlerhaltenes mittelalterliches Burghaus (»Hilgenhaus«),
eine chemische Fabrik, Gerberei, vorzüglichen Weinbau und (1885) 2152 meist
kath. Einwohner. Der Ort, bereits 832 erwähnt, war im frühen Mittelalter eine wichtige Grenzfeste und
durch seine Wollwebereien berühmt. In der Nähe liegen die Burgruinen Nollich und Rheinberg. - 2) Stadt im württemberg. Jagstkreis,
Oberamt Welzheim, an der Rems und der Linie Kannstatt-Nördlingen der Württembergischen Staatsbahn, hat eine schöne Kirche aus
dem 12. Jahrh., ein Forstamt, eine bedeutende Stockfabrik, Teigwarenfabrikation,
Holzhandel und (1885) 1823 (Gemeinde 2376) meist evang. Einwohner. Auf dem 342 m hohen Marienberg über Lorch das ehemalige Benediktinerkloster
Lorch, das 1108 von Friedrich von Hohenstaufen gegründet, 1490 mit einem weltlichen Chorherrenstift verschmolzen, 1525 von den
Bauern zerstört, 1531-37 wiederhergestellt und 1563 in ein evangelisches Stift verwandelt wurde. In der
Kirche mehrere Grabmäler der Hohenstaufen. In Lorch verbrachte Schiller einen Teil seiner frühen Jugend (Pfarrer Moser). - 3) Dorf
in Oberösterreich, Bezirkshauptmannschaft Linz, nahe bei der Stadt Enns, steht an der Stelle der römischen Stadt Lauriacum (s. d.),
hat eine Laurentiuskirche aus dem 13. Jahrh., eine romanische Totenkapelle
u. (1880) 152 Einw.
Dorf und Kantonshauptort im deutschen Bezirk Lothringen, Kreis Saarburg, am Zusammenfluß der Roten und Weißen
Saar, hat ein Amtsgericht, Stickerei und 900 Einw.
(engl., »Herr«, v. angelsächs. hlâford, »Brotherr«),
in England Titel der Peers, namentlich der Barone; auch führen ihn die Söhne der Herzöge und Marquis und
die ältesten Söhne der Grafen (sogen. Lords by courtesy, »aus Höflichkeit«). Letztere setzen den Taufnamen nach Lord, z. B. Lord John
Russell, die eigentlichen Lords nur den Familiennamen. Außerdem ist der Lordstitel mit gewissen Ämtern verbunden (s.
Adel, S. 110). Lord der Admiralität und des Schatzes werden alle Mitglieder der Marine- und des obersten Finanzkonseils
genannt. In Schottland führen die Richter an den Obergerichten insgesamt den Titel Lord. Auch in England und Irland ist es üblich,
den Oberrichter während seiner Amtsthätigkeit mit Lord anzureden. Lords spiritual, Titel der englischen Bischöfe in den Parlamentsversammlungen
(Gegensatz: Lords temporal). Den Ausdruck Lord gebraucht der Engländer auch in Bezug auf Gott, daher The Lord's prayer, s. v. w.
das Vaterunser, The Lord's supper, das heilige Abendmahl, etc.
(engl. Lord-Mayor's Day), in England der 9. Nov., an welchem in London seit uralten Zeiten der große Festzug
des
neuerwählten Lord-Mayors (s. d.) von Westminster nach Guildhall, wo er vereidigt wird (das sogen. Lord-Mayor's Show), stattfindet
(s. London, S. 905).
Die bei dieser Gelegenheit gehaltenen Reden wurden früher von einem eigens dafür
besoldeten Stadtpoeten verfaßt;
außerdem verherrlichten allerlei historische und allegorische Darstellungen den Festzug,
die jetzt meist weggefallen sind.
Ottokar, Historiker, geb. 1832 zu Iglau, studierte zuerst Rechtswissenschaft, widmete sich dann seit 1850 philologischen
und historischen Studien und veröffentlichte zuerst die Schrift »Über das Konsulartribunat« (Wien 1855). Er wurde 1857 Beamter
im österreichischen geheimen Staatsarchiv, 1860 außerordentlicher und 1862 ordentlicher Professor der
Geschichte an der Wiener Universität. Infolge eines politischen Preßprozesses 1865 aus dem Dienste des Staatsarchivs entlassen,
widmete er sich mit seiner ganzen Kraft und bedeutendem Erfolg seiner Lehrthätigkeit an der Universität. 1885 folgte er einem
Ruf an die Universität Jena. Er schrieb außer einigen Schriften zur österreichischen Geschichte: »Die
siebente Kurstimme bei Rudolfs Königswahl« (Wien 1855);
»Geschichte König Ottokars II. von Böhmen und seiner Zeit« (das. 1866);
»Deutsche Geschichte im 13. und 14. Jahrhundert« (das. 1863-67, 2 Bde.);
Binnendepartement des südamerikan. Staats Peru, 448,165 qkm (8139 QM.) groß, umfaßt die weiten, vom Amazonenstrom
(Marañon) und seinen südlichen Zuflüssen Ucayali und Huallaga bewässerten Ebenen und den östlichen Abhang der Binnenkordillere.
Das Klima ist heiß und feucht, und an den niedrigen Flußufern herrschen Wechselfieber; der Boden ist fruchtbar. Die
Zahl der Bewohner ist (1878) 61,125, ungerechnet der »wilden«
Indianer. Zahlreich vertreten sind unter ihnen die Nachkommen der Mayna, die von den Jesuiten in den Missionen der Pampas del
Sacramento, westlich vom Ucayali, versammelt worden waren. Landbau ist die wichtigste Erwerbsquelle. Die Ausfuhr des Departements
besteht namentlich aus Baumwolle, Kaffee, Harzen und Droguen (Balsam), gesalzenen Fischen und Strohhüten (Sombreros).
Hauptstadt ist Moyobamba (s. d.).
Stadt in der ital. Provinz Ancona, 5 km von der adriatischen Küste, an der Eisenbahn Bologna-Otranto, hat mit
der Vorstadt Montereale (1881) 4134 Einw., ein Gymnasium, eine technische Schule, ist Bischofsitz und einer der berühmtesten
Wallfahrtsorte. Mittelpunkt der Stadt ist die imposante Piazza della Madonna, an deren linker Seite der
schöne, nach Bramantes Plänen erbaute apostolische, jetzt königliche Palast steht, während sich rechts im
mehr
Hintergrund die im Äußern festungsartige Kirche (1464-1587 von Majano und Bramante erbaut) erhebt, mit der Bronzestatue Sixtus'
V. von Calcagni (1588) vor der Fassade, drei Erzthüren mit berühmten Reliefs und dem unter der Kuppel befindlichen hochgefeierten
Heiligtum, der Santa Casa. Dieses 13½ m lange, 9 m breite und 11 m hohe »heilige
Haus« ist nach der Legende dasjenige, welches Maria zu Nazareth bewohnte und das Engel 1291 nach Tersat (bei Fiume), von da 1294 in
einen Wald bei Recanati (unfern Loreto), endlich 1295 an den jetzigen Ort brachten.
Die Verehrung dieses Heiligtums begann jedoch erst um 1400. Das Äußere der Santa Casa ist mit Marmor bekleidet
und mit herrlichen Reliefs von Andr. Sansovino u. a. geschmückt; der Innenraum, nur 5½ m hoch, bildet eine Kammer mit reichgeschmücktem
Altar und dem über 1 m hohen, aus Zedernholz geschnittenen, mit Gold und Edelsteinen besetzten Madonnenbild mit dem Kinde, das
die Sage dem Apostel Lukas als Verfertiger zuschreibt. Die Zahl der Wallfahrer (ehemals bis 200,000) beträgt
auch jetzt noch jährlich 50,000. Aus dem in der Santa Casa sich ansammelnden Staub wurden mit Wasser und Beimischung von Thon
kleine Becher, Schalen etc. angefertigt, welche die Madonna mit dem Kind oder die Santa Casa in roher Malerei
blau auf gelb zeigten und, mit dem Klostersiegel versehen, den Pilgern als Andenken mitgegeben wurden. In der Santa Casa werden
auch die noch übrigen, von Orazio Fontana angefertigten und bemalten Apothekergefäße von Urbino (ca. 1560), eine keramische
Seltenheit, aufbewahrt.
Vgl. Martorelli, Teatro istorico della santa casa (Rom 1732-35, 3 Bde.);