L.
(Lonicere),
Gattung aus der
Familie der
Kaprifoliaceen, aufrechte oder windende
Sträucher mit gestielten,
sitzenden oder in den
Paaren am
Grund verwachsenen, meist ganzrandigen Blättern, in gestielten, achselständigen
Köpfchen
oder
Trugdolden stehenden
Blüten und drei-, selten einfächerigen
Beeren. Etwa 80
Arten, meist in den gemäßigten und wärmern
Klimaten der nördlichen Erdhälfte. Lonicera Periclymenum Lonicera (nördliches
Geißblatt,
Geißrebe, deutscher
Jelängerjelieber), ein
Schlingstrauch in
Mittel- u. Südeuropa, dem
Kaukasus und Nordafrika, mit abfallenden Blättern, überall
voneinander getrennten Blattpaaren, dicht gedrängt aufeinander folgenden, wohlriechenden Blütenquirlen, meist außen roten,
innen gelben
Blüten und roten
Beeren, ist in Blattform und
Blütenfarbe sehr veränderlich und wird in
Gärten zu
Lauben etc.
benutzt. Lonicera
Caprifolium Lonicera (südliches
Geißblatt), in
Italien,
[* 6]Österreich,
[* 7] der Türkei
[* 8] und dem
Kaukasus,
mit abfallenden, auf der Unterseite meist blaugrünen Blättern, deren obere
Paare zusammengewachsen sind, sitzenden Blütenquirlen
im
Winkel
[* 9] der obersten Blattpaare, sehr wohlriechenden, in der
Farbe mit der Zeit wechselnden, 5
cm langen
Blüten und roten
Beeren, bildet 5 m lange und sich leicht verästelndeStengel,
[* 10] welche
Lauben etc. schnell bedecken. Lonicera Xylosteum
Lonicera
(Hecken-,
Ahl-,
Hundskirsche,
Bein-,
Knochenholz,
Seelenholz), in
Europa,
[* 11] im
Orient und in
Sibirien, ist ein 1,25-2,5 m hoherStrauch
mit eirundlichen, behaarten, besonders auf der Unterfläche graugrünen Blättern, weißen, später sich gelb färbenden
Blüten und roten
Beeren. Er wird als Zierstrauch kultiviert. Das sehr harte
Holz
[* 12] wird als Werkholz benutzt.
Einer unsrer schönsten Blütensträucher ist Lonicera tatarica aus
Sibirien, der
Tatarei und dem südöstlichen Rußland, ein 2,5-3
m hoher, kräftiger, buschigerStrauch mit unbehaarten, hellgrünen Blättern, schönen roten
Blüten und roten
Beeren. Er wird
in mehreren
Varietäten kultiviert.
Elias, finn. Sprachforscher und Sammler von Volksgesängen, geb.
zu
Sammatti in
Nyland, widmete sich zuerst medizinischen
Studien und wurde 1833 Kreisphysikus in Kajana, nach dem
TodCastréns
aber 1853 als
Professor der finnischen
Sprache
[* 19] an die
UniversitätHelsingfors berufen, von welcher
Stellung
er 1862 zurücktrat. Von früher
Jugend an hatte Lönnrot seine
Aufmerksamkeit auf die durch mündliche
Tradition fortgepflanzten
finnischen Volksdichtungen gewandt und als Sammler dieser für die Sprachforschung wichtigen
Gesänge mehrere Jahre hindurch
Wanderungen durch ganz
Finnland sowie in den angrenzenden Teilen von
Lappland, Rußland und den
Ostseeprovinzen
unternommen. Die erste
Frucht dieser Forschungen war eine Sammlung älterer und neuerer finnischer Volksgesänge: »Kantele«
(1829-31, 4 Hefte),
worauf 1835 das große epische Gedicht
»Kalewala« (s. d.) folgte. Die lyrischen Volksdichtungen gab er
unter dem
Titel: »Kanteletar« 1840 heraus, ebenso eine Sammlung von
Sprichwörtern(»Sanalaskuja«, Helsingf.
1842) und
Rätseln (»Arwoituksia«, das. 1844, 2. stark
vermehrte Aufl. 1861). Auch durch andre
Arbeiten hat Lönnrot mächtig zur
Ausbildung einer gemeinsamen, die verschiedenen Volksdialekte
umfassenden finnischen Schriftsprache beigetragen.
Sein letztes Werk war das große »Finnisch-schwedische
Wörterbuch« (Helsingf.
1866-80, 2 Bde.). Lönnrot war auch 1831 einer von den
Stiftern der
Finnischen Litteraturgesellschaft in
Helsingfors. Er starb in seinem Geburtsort.
(spr. lonjai),Meinhard (Menghért) Lónyay,
Graf von
Nagy-Lónya, ungar. Staatsmann, geb. aus einer protestant.
Adelsfamilie, studierte in
Pest die
Rechte, war seit 1843 Mitglied des
Landtags, wo er zur
Opposition gehörte,
aber
Kossuths Schutzzollsystem bekämpfte, und bekleidete 1848 im zweiten ungarischen
Ministerium die
Stelle eines
Unterstaatssekretärs
im
Finanzministerium. Nach Niederwerfung des
Aufstandes 1849 ward er flüchtig, kehrte aber infolge einer Spezialamnestie 1850 nach
Ungarn
[* 21] zurück.
Hier förderte er die Theißregulierung, organisierte die landwirtschaftlichen Provinzialvereine und
war bei
Gründung der Kreditinstitute
Ungarns eifrig beteiligt; auch für die durch das
Patent von 1859 gefährdete
Autonomie
der protestantischen
Kirche trat er energisch in die
Schranken.
In dem konstitutionellen transleithanischen
MinisteriumAndrássy
vom ward er zum Finanzminister, 1870 zum Reichsfinanzminister, im
November 1871 zum ungarischen
Ministerpräsidenten ernannt, nachdem er im
August d. J. in den Grafenstand erhoben worden war. Trotz seiner Gewandtheit als
Politiker behauptete er sich aber nicht lange in seiner
Stellung, da er dieselbe bei den
Staatsanleihen und
-Käufen¶
mehr
sowie als Verwaltungsrat verschiedener Bahnen zu seiner persönlichen Bereicherung mißbraucht hatte. Als im Reichstag
ein Deputierter diese Beschuldigungen Lónyay ins Gesicht
[* 23] vorwarf, verweigerte auf Antrieb Andrássys die Deákpartei dem Minister
eine Genugthuung, worauf er 2. Dez. seine Entlassung forderte und erhielt. Seit 1875 Mitglied des Oberhauses, seit 1871 Präsident
der ungarischen Akademie, starb er Er schrieb in ungarischer Sprache: »Von den öffentlichen Angelegenheiten« (Pest
1846, 2 Bde.);