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Welt, mit einem Zweig in Bethnal Green. Ferner verdienen Erwähnung: die Nationalgalerie (mit über 1200 Gemälden) auf dem Trafalgar Square, die vom Schauspieler Alleyn gestiftete Gemäldegalerie in Dulwich, das geologische Museum in der Jermyn Street, das naturhistorische Museum und das 1887 gegründete Imperial Institute in Kensington, das anatomische Museum des College of Surgeons und Soane's Museum, beide in den Lincoln's Inn Fields, das Museum der United Service Institution, das Marinemuseum in Greenwich. Der Sternwarte [* 2] in Greenwich (s. d.), des botanischen Gartens in Kew (s. d.) und des zoologischen Gartens im Regent's Park muß gleichfalls hier gedacht werden.
Vereine. Zahlreiche Privatvereine lassen sich die Pflege von Kunst und Wissenschaft angelegen sein. An ihrer Spitze stehen die Royal Society (1652 gegründet) und die Royal Academy (1768). Ferner verdienen Erwähnung: die Royal Institution (1800 gegründet, mit Laboratorium, [* 3] in welchem Faraday seine großen Entdeckungen machte), die Zoologische Gesellschaft (1826), die Geographische Gesellschaft, der Geologische Verein, die Linnésche Gesellschaft, die Astronomische Gesellschaft, die Statistische Gesellschaft, der Altertumsverein, die Asiatische Gesellschaft, die Society of Arts (Kunstgewerbe etc.), die London [* 4] Institution in der City, 12 medizinische Gesellschaften, 8 Kunstvereine u. v. a. Die Mehrzahl dieser Vereine ist im Besitz von reichhaltigen Fachbibliotheken, welche die Bücherschätze in den wenig zahlreichen öffentlichen Bibliotheken ergänzen.
Die Presse [* 5] ist ungemein thätig; es erscheinen (1886) 666 Zeitungen und 807 Zeitschriften, darunter 33 täglich. An jedem Wochentag verlassen durchschnittlich 145 Nummern die Presse.
Vergnügungsanstalten, Klubs.
Für Vergnügungen ist in London in ausreichender Weise gesorgt. Dem Kristallpalast in Sydenham und Alexandrapalast im Norden [* 6] Londons, beide inmitten herrlicher Gartenanlagen gelegen, können andere Städte nichts Ähnliches zur Seite stellen. Größere Vergnügungslokale in der Stadt selbst sind das Aquarium mit Wintergarten in Westminster und der Albertpalast beim Battersea Park. Es gibt ferner 44 größere und kleinere Theater, [* 7] von denen keins vom Staat oder von der Stadt einen Zuschuß erhält.
Das älteste unter ihnen ist Drury Lane, 1663 gegründet (das jetzige Gebäude wurde 1812 errichtet); das Opernhaus in Covent Garden stammt vom Jahr 1733, wurde aber nach einem Brand 1856 neu aufgebaut; das Opernhaus am Haymarket (Her Majesty's), in welchem 1705 die erste italienische Oper in England aufgeführt wurde. Ein ständiges Opernhaus besitzt London nicht. Unter den für Konzerte und öffentliche Versammlungen bestimmten Hallen steht die 1871 eröffnete Albert Hall [* 8] (s. oben, S. 900) beim Albertdenkmal am Hyde Park obenan.
Exeter Hall im Strand ist durch die von der Sacred Harmonie Society veranstalteten Konzerte und die Versammlungen religiöser Vereine bekannt geworden. Erwähnenswert sind ferner St. James' Hall in Regent's Street, St. George's Hall, Willis's Rooms, Freemasons' Hall, die in Islington erbaute landwirtschaftliche Halle, [* 9] in welcher neben Vieh- und Pferdeausstellungen auch Konzerte gegeben werden, eine ähnliche Halle (Olympia) in Kensington, die zahlreichen Musikhallen und das weltbekannte Wachsfigurenkabinett der Madame Tussaud.
Unter den musikalischen Vereinen sind namentlich die alte und die neue Philharmonische Gesellschaft, die Sacred Harmonic Society und der Wagner-Verein zu erwähnen. Daß auch den Freunden des Sports in London Gelegenheit geboten wird, ihrem Vergnügen nachzugehen, ist selbstverständlich. Namentlich gilt das Pferderennen am Derby-Tag als allgemeines Volksfest, und auch das jährlich wiederkehrende Wettrudern zwischen den beiden Universitäten versetzt die ganze Stadt in Aufregung.
Schließlich sei hier noch der 180 Klubs gedacht, die, mehr oder weniger glänzend ausgestattet, eine Eigentümlichkeit des Londoner Lebens bilden. Die Mehrzahl dieser Klubs ist Eigentum der Mitglieder; andre gehören Privatunternehmern, die aber die Aufnahme von Mitgliedern einem Ausschuß überlassen. Viele der Klubs liegen an der Straße Pall Mall und zählen unter die schönsten Gebäude Londons. Die Mitglieder rekrutieren sich häufig in der gleichen Gesellschafts- oder Berufsklasse.
Das Athenaeum hat einen gelehrten Anstrich;
im United Service und dem Army and Navy Club werden nur Offiziere zugelassen;
wer im Traveller's Club Aufnahme finden will, muß Weltreisender sein;
Reform und National Liberal Clubs sind Sammelpunkte der Liberalen;
Carlton, Constitutional und Conservative Clubs nehmen nur Konservative auf.
Auch die Damen haben ihre Klubs (Alexandra, Somerville). Insgesamt zählen diese Klubs über 100,000 Mitglieder. Diesen Klubs für die höhern Klassen schließen sich jetzt 48 Arbeiterklubs an, gegründet, um den Arbeiter von den schlimmen Einflüssen des Wirtshausbesuchs fern zu halten (vgl. Timbs, Clubs and club-life in London, 1873).
Verfassung, Behörden, Finanzen.
Was die städtische Verwaltung betrifft, so erfreut sich nur die City einer Munizipalverfassung, welche sie sich mit all ihren alten Gerechtsamen und Bräuchen zu wahren wußte, als sämtliche städtische Verfassungen Englands durch die Municipal Corporations Act von 1835 einer Reform unterzogen wurden. Die City wird eingeteilt in 26 Wards und 207 Precincts. Jährlich haben sämtliche Bewohner eines Precinct eine Versammlung, in welcher sie ihre öffentlichen Angelegenheiten besprechen und Kandidaten als Common Councilmen (Stadträte) und Inquestmen (Fleischbeschauer u. dgl.) aufstellen.
Die Wahl selbst wird von einem Ward-mote vollzogen, in welchem nur Bürger (Freemen) Sitz und Stimme haben. Das Bürgerrecht wird den Söhnen, Töchtern und Lehrlingen unentgeltlich, Auswärtigen aber, welche in der City ein Geschäft betreiben, gegen Zahlung einer geringen Taxe erteilt. Am Montag nach dem Dreikönigstag werden die erwählten Common Councilmen dem in der Guildhall tagenden Court of Aldermen (Rat) vorgestellt. Die Aldermen (Ratsherren), je einer für jeden Ward, werden gleichfalls vom Ward-mote und zwar auf Lebenszeit gewählt.
Sie bilden den Court of Aldermen und, gemeinschaftlich mit den Common Councilmen, den Court of Common Council (Gemeinderat), welcher aus 228 Mitgliedern, einschließlich der 26 Aldermen, besteht. In diesen zwei Versammlungen sowohl als in der Common Hall (d. h. der Gemeinschaft sämtlicher Liverymen der unten erwähnten City Companies) führt ein jährlich am 29. Sept. gewählter Lord-Mayor den Vorsitz. In der Regel wird der älteste Alderman für diesen Ehrenposten in Vorschlag gebracht, und seine Amtsdauer ist selten über ein Jahr. Der Common Hall steht das Recht zu, den künftigen Lord-Mayor vorzuschlagen; die Aldermen aber haben das Recht der Wahl, die vom Lord-Kanzler im Namen der Krone bestätigt wird. Am 8. Nov. leistet der neue ¶
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Lord-Mayor seinen Diensteid vor dem Court of Aldermen, und am darauf folgenden Tag begibt er sich in pomphaftem Aufzug [* 11] (Lord-Mayor's Show) nach dem obersten Gerichtshof, wo er der Krone Treue schwört. Am Abend findet in der Guildhall ein großartiges Festessen statt, dessen Unkosten von dem Lord-Mayor und den beiden Sheriffs bestritten werden. Der Lord-Mayor nimmt nächst der Königin in der City den höchsten Rang ein; er ist ex officio Mitglied des Geheimen Rats, Richter im Zentralkriminalgericht, Friedensrichter für die drei hauptstädtischen Grafschaften, Lord-Lieutenant der City und Hafenadmiral von London. Seine Amtswohnung ist im Mansion House, und es wird von ihm erwartet, daß er die altberühmte Gastfreundschaft der City in Ehren hält. Er bezieht einen Gehalt von 10,000 Pfd. Sterl. Die städtischen Beamten werden vom Court of Aldermen, vom Court of Common Council oder von der Livery (s. unten) erwählt.
Unter ihnen sind zwei Sheriffs, ein Recorder und ein Common Serjeant (beide Stadtrichter), ein Chamberlain (Schatzmeister) u. a. Eine bedeutende Rolle in der Verwaltung der City spielen die aus den Zünften des Mittelalters hervorgegangenen City Companies. Es gibt deren 79, aber nur 74 unter ihnen sind sogen. Livery Companies, d. h. sie sind in der oben bereits erwähnten Common Hall vertreten. Die Rangordnung dieser Companies ist gesetzlich bestimmt. Die 12 vornehmsten sind diejenigen der Seidenhändler (mercers), Gewürzhändler, Tuchhändler, Fischhändler, Goldschmiede, Kürschner, Schneider, Kurzwarenhändler, Salzhändler, Eisenhändler, Weinhändler und Tuchbereiter. Im J. 1880 hatten diese Companies eine Einnahme von 750-800,000 Pfd. Sterl., und ihr Eigentum schätzte man auf 15 Mill. Pfd. Sterl. Die City als Korporation hatte 1884 ein Einkommen von 1,176,234 Pfd. Sterl. bei einer durch Hypotheken vollkommen gedeckten Schuldenlast von 5,273,500 Pfd. Sterl.
Die Hauptstadt als solche besitzt bis jetzt noch keine Munizipalverwaltung und wird durch 38 Bezirksämter (Local Boards) oder Gemeindevorstände (Vestries), 30 Armenämter (Boards of Guardians), ein Bauamt, ein Gesundheitsamt, ein Schulamt und andre Körperschaften mit über 8000 Mitgliedern verwaltet, von denen die Mehrzahl durch die Steuerzahler gewählt wird. Die städtischen Finanzen sind infolge der zahlreichen Behörden ungemein verwickelt. 1885 beliefen sich die Einnahmen der verschiedenen städtischen Behörden (ohne Anleihen) auf 5,795,000 Pfd. Sterl., wovon etwa 3,800,000 Pfd. Sterl. durch eine Mietsteuer, 470,000 Pfd. Sterl. durch Abgaben von Steinkohlen und Wein und der Rest durch Marktgebühren, Mieten, Zuschüsse des Staats u. dgl. aufgebracht wurden.
Die städtischen Schulden beliefen sich auf 28,624,554 Pfd. Sterl. Die den Steuern unterworfene Hausmiete war 1885 zu 30,537,188 Pfd. Sterl. eingeschätzt (1870: 18,719,237 Pfd. Sterl.). Unter diesen zahlreichen Körperschaften steht das Bauamt obenan. Seine 57 Mitglieder werden von der City und den 38 Local Boards ernannt und tagen unter einem von der Regierung ernannten Vorsitzenden (Chairman), welcher einen Gehalt von 2000 Pfd. Sterl. bezieht. Das Bauamt befaßt sich mit Drainierung der Stadt und mit andern der ganzen Hauptstadt gemeinschaftlichen Bauten und Straßendurchbrüchen.
Seine Ausgaben für das Jahr 1885 betrugen 1,768,438 Pfd. Sterl., und es hat bereits eine Schuldenlast von (1887) 17,220,449 Pfd. Sterl. angehäuft. Die unter Aufsicht dieses Amtes stehende Feuerbrigade ist (1886) 671 Mann stark mit 163 Spritzen. Die 1829 geschaffene hauptstädtische Polizei steht unter dem Minister des Innern, ist 13,849 Mann stark und kostet jährlich über 1 Mill. Pfd. Sterl. (wovon der Staat die Hälfte zahlt). Außerdem hat die City eine Polizei von 902 Mann. Westminster (s. d.), obgleich es offiziell den Namen »City« führt, hat keine Munizipalverfassung, ist auch nicht Bischofsitz. Seine Vorrechte beschränken sich auf die vom Dekan und dem Kapitel der Westminsterabtei zu vollziehende Ernennung einiger Lokalbeamten, von denen der High Steward bei den Vierteljahrssessionen den Vorsitz führt und der High Bailiff die Befugnisse eines Sheriffs hat.
ist Sitz der obersten Gerichtshöfe des Landes. Ein Zentralkriminalgericht hat seinen Sitz im Old Bailey bei Newgate unter Vorsitz eines königlichen Richters und der zwei Stadtrichter. Die Friedensrichter der hauptstädtischen Grafschaften halten ihre üblichen Sitzungen ab. Die zwölf County Courts (s. England, S. 642) sowohl als zwei städtische Gerichtshöfe in der Guildhall haben Jurisdiktion in Zivilsachen. Die niedere Gerichtsbarkeit wird von 14 Polizeigerichten ausgeübt, wovon 2 in der City, unter Vorsitz des Lord-Mayors und eines Ratsherrn, und 12 im Reste der Hauptstadt, unter Vorsitz besoldeter Richter, tagen. London hat 8 Gefängnisse, darunter 4 für Strafgefangene (Convicts), und ist Sitz eines deutschen Berufskonsuls.
Umgebungen (hierzu Karte: »Umgebung von London«).
Wie bereits erwähnt, schließt das Häusermeer Londons keineswegs mit den offiziellen Grenzen [* 12] der Metropole ab, sondern erstreckt sich nach allen Richtungen weit über dieselben hinaus. Dicht an den Grenzen liegen West Ham (128,953 Einw.), Leyton (27,068) und Walthamstow (21,715) in Essex;
Tottenham (46,456), Hornsey (22,485), Highgate (9457), Willesden (27,453), Acton (17,126), Chiswick (15,975), Ealing (15,764), Hanwell (5178) und Brentford (11,810) in Middlesex;
Kew (1670), Richmond (19,066), Kingston (35,829), Wimbledon (15,950) und Croydon (78,953) in Surrey;
Beckenham (13,045), Bromley (15,154) und Dartford (10,163) in Kent.
Während die nördlich von der Themse unterhalb London gelegene Gegend meist Flachland ist, erhebt sich namentlich im W. und S. eine liebliche Hügellandschaft, und während sich London als Industrie- und Handelsstadt in östlicher Richtung längs der Themse ausbreitet, genießt namentlich der Westen den Vorzug als Wohnstadt. Aber wenn auch das im SW. gelegene Wimbledon Common und die Parke von Kew, Richmond und Hampton Court beliebte Anziehungspunkte bieten, so besitzt auch der Nordosten im Eppinger Wald (s. d.) einen öffentlichen Park, welcher dem Freunde der Natur großen Genuß bietet. Selbst in größerer Entfernung, bei Maidenhead, hat die City das Burnham Beeches genannte Wäldchen ihren Bürgern erworben.
Geschichte.
London war schon zur Römerzeit eine bedeutende Stadt, wird aber weder bei Cäsars noch bei Claudius' Zug, sondern zuerst von Tacitus genannt. Der Name ist keltisch, seine Ableitung unsicher. Zur Zeit der Römer [* 13] hieß London Londinium (Lundinium) und war römische Kolonie. Von der Königin Boadicea, die sich gegen die Römer erhob, ward London zerstört; bald aber erstand es wieder. Unter den Angelsachsen hieß es Lundenburg oder Lundenwic, war Bischofsitz und Hauptstadt der Könige von Essex. Gegen das Ende des 8. Jahrh. wurde es viermal durch Feuersbrünste fast ganz zerstört und im 9. Jahrh. zweimal von ¶