der
RitterschaftChristi«, der nachmaligen Schwertritter, und trat ihm ein Drittel des eroberten
[* 2] ab (1207). Während dem
Bischof
die Oberherrlichkeit über den
Orden
[* 3] vom
Papst zugesichert wurde, ließ sich jener (im
Winter 1205-1206) vom deutschen König
Philipp mit Livland belehnen; somit wurde dies ein Teil des
DeutschenReichs. Nach jahrelangen blutigen
Kämpfen
gelang 1224 die
EroberungEsthlands, dessen nördlicher Teil jedoch den
Dänen überlassen werden mußte.
Die Macht des Schwertritterordens wurde 1237 durch Vereinigung mit dem mächtigen
DeutschenOrden erheblich vermehrt; fortan
wurde für ein Landmeister gewählt,
HermannBalk als der erste. Unter
KaiserFriedrich II. (1232) wurde
der
Orden reichsunmittelbar und erhielt nach heftigen
Kämpfen mit
Russen,
Kuren und Litauern 1245
Kurland und
Litauen sowie ein
Drittel von
Semgallen von
Friedrich II. zu
Lehen, während der Rest dem
Bischof von
Riga
[* 4] zufiel. Doch konnte
Litauen nicht erobert
werden, errang vielmehr das Übergewicht, während durch den
Verfall des Deutschordens und innere Streitigkeiten
Livlands Macht sich erheblich verminderte.
Fortan ward Livland nebst
Esthland Zankapfel zwischen
Polen,
Schweden und Rußland. 1660 verband der
Friede von
Oliva Livland mit
Esthland
als schwedische
Provinz, eine Zeitlang zum Nutzen
Livlands; denn
Schweden schuf ein protestantisches
Kirchen- und
Schulwesen und
organisierte dieGerichtshöfe und Behörden.
Später achtete es die provinziellen Eigentümlichkeiten
weniger und hob 1694 die Landesverfassung auf. Seine Bemühungen, mit
HilfePolens, dann Rußlands Livland von der schwedischen
Herrschaft zu befreien, mußte der vielgewandte
Patkul mit einem schrecklichen
Tod büßen (1707); schließlich kam durch den
NystaderFrieden 1721 Livland mit
Esthland dennoch an Rußland, das die provinzielle Selbständigkeit
Livlands,
namentlich die der lutherischen
Landeskirche, im Besitzergreifungspatent zu erhalten versprach.
Auch
Alexander II. bestätigte 1856 die Adelsprivilegien
Livlands. Die
Lage des Bauernstandes wurde 1819 durch Aufhebung der
Leibeigenschaft und noch mehr 1849 verbessert. Auch in Livland wurde 1835 das russische
Gesetzbuch eingeführt und
die
russische Sprache als Amtssprache bevorzugt, aber die deutsche nicht unterdrückt. Nur in kirchlicher Beziehung traten
die russischen Behörden schroffer auf, verleiteten 1845-48 etwa 140,000
Menschen aus dem Bauernstand zum Übertritt zur orthodoxen
Kirche und wollten die
Zurücknahme dieses übereilten
Schrittes nicht dulden.
In den letzten
ZeitenAlexanders II. und noch mehr nach dessen
Tod (1881) wurden aber die Sonderrechte der
Ostseeprovinzen von den
Russen nicht mehr anerkannt. Dieselben sollten dem russischen
Gesetz unterworfen und völlig mit Rußland
verschmolzen werden. Den
Widerstand der deutschen Behörden suchte man durch Aufreizung der lettischen und
esthnischen
Bevölkerung
[* 7] zu brechen. Besonders die
Revision der Zustände in den
Provinzen durch den
Senator Manassein 1884 hatte
diesen
Zweck.
Die
russische Sprache wurde zur alleinigen Amtssprache auch bei den
Gemeinden erklärt und in den
Schulen, sowohl den
Elementarschulen
wie den Gymnasien und
Realschulen (1887), als Unterrichtssprache eingeführt und das Land mit russischen Beamten
überschwemmt. Seit 1883 begannen auch die russischen
Popen das Landvolk wieder zu Massenübertritten
zur orthodoxen
Kirche zu verleiten, und wenn ein lutherischer
Pfarrer einen reuigen
Bauer wieder in seine
Kirche zuließ, wurde
er verbannt. Während der
Bau griechischer
Kirchen von
Staats wegen begünstigt wurde, nahm die
Regierung das ganze
Vermögen
der lutherischen
Landeskirche in ihre
Verwaltung.
AllePetitionen Einzelner und der
Landtage dagegen wurden
vom
Kaiser abgewiesen.
(engl.
Leghorn), die kleinste der ital.
Provinzen, in der
LandschaftToscana, besteht nur aus dem
Stadtkreis und
der
InselElba (s. d.) nebst mehreren kleinern Eilanden und zählt
(1881) auf 326 qkm (nach Strelbitsky 343 qkm oder 6,2 QM.)
121,612 Einw. Die gleichnamige Hauptstadt liegt an flacher, landeinwärts künstlich trocken
gelegter
Küste des
MittelländischenMeers, ist gegen die
See- wie gegen die Landseite durch mehrere
Forts,
Bastionen und
Batterien
geschützt und bildet einen der wichtigsten
Hafen- und Handelsplätze
Italiens,
[* 13] welcher sich als künstlicher,
weitab von den Anschwemmungen des
Arno und
Serchio angelegter
Hafen, nachdem
Pisa
[* 14] seine Bedeutung als Handelsstadt verloren hatte,
immer mehr entwickelte und als
Freihafen durch Herbeirufung von
Menschen aller
Nationen und
Konfessionen
[* 15] rasch bevölkerte. Livórno hat
trefflich gepflasterte
Straßen, von welchen die breite
Via¶
mehr
Vittorio Emmanuele die ältere Stadt der Quere nach durchzieht und mit den Hauptverkaufsläden geschmückt ist, große
Plätze (darunter der Hauptplatz: PiazzaVittorio Emmanuele) und hohe, bis fünfstöckige, geräumige Häuser; doch fehlt Livórno ebensowohl
die Nationalphysiognomie, wie es an nationalen Kunstleistungen Mangel hat. Bemerkenswert sind unter den Bauwerken: der Dom
(aus dem 17. Jahrh.), außer welchem die Stadt noch 23 Kirchen (darunter eine deutsche protestantische,
eine englische, eine schottische, eine griechisch-unierte und eine schismatische, eine armen.
Kirche und eine große schöne Synagoge von 1603) besitzt;
ferner der ehemalige großherzogliche Palast (von 1605), das Stadthaus
(1720), die Börse, die Präfektur, die Hauptwache, der Palast Larderel (mit Gemäldesammlung).
Von Denkmälern
sind die Marmorstatue des GroßherzogsFerdinand I. am Hafen, die Standbilder Ferdinands III. und Leopolds II. an der Piazza Carlo
Alberto, das Denkmal Cavours und die Statue des zu Livórno gebornen Politikers und Schriftstellers Guerrazzi zu erwähnen. Interessant
ist der nordwestliche Teil der Stadt, »Neu-Venedig«
genannt, welcher von zahlreichen Kanälen durchschnitten und, wie die übrige Stadt, durch eine 1792 angelegte Wasserleitung
[* 17] mit gutem Trinkwasser versehen ist, das von Colognolo aus den Bergen
[* 18] 30 km weit herbeigeführt wird. Erwähnung verdienen
endlich die Schwefelquellen mit Badeanstalt
[* 19] und die Seebäder von Livórno. Die Bevölkerung beträgt (1881) 78,998,
mit Einschluß der Vororte 89,980 Seelen, darunter etwa ein Fünftel Juden.
Der Hafen besteht aus dem innern, von den Mediceern angelegten Bassin, Porto vecchio, welches durch einen 525 m langen, mit
einer Batterie endigenden Damm abgeschlossen wird, und dem 1854 hinzugefügten äußern Hafen, Porto nuovo, welcher durch einen
bogenförmig vorgelegten Wellenbrecher mit zwei Leuchttürmen geschützt wird und 8-10 m tief ist. Auf
einer Felseninsel in diesem Vorhafen erhebt sich der alte, 1303 errichtete Leuchtturm. Der alte Hafen enthält Schiffswerften
und zwei Arsenale; außerhalb des Hafens befinden sich an der Meeresküste zwei Lazarette.
Die Eisenbahnverbindungen Livornos über Pisa einerseits nach Florenz
[* 20] und Bologna, anderseits nach Genua
[* 21] sowie an der Küste nach Rom und
[* 22] Süditalien,
[* 23] regelmäßige Dampfschiffsverbindungen mit Civitavecchia, Neapel,
[* 24] Genua und Marseille
[* 25] täglich, dann mit andern italienischen Häfen, mit Malta und der Levante, mit englischen und nordamerikanischen Häfen beleben
den Handel. In Livórno sind viele jüdische, türkische, griechische, überhaupt fremde Handelshäuser
etabliert, zu deren Schutze zahlreiche Konsulate hier ihren Sitz haben.
Dem städtischen Verkehr dient ein Tramway. Im Hafen sind 1885 im internationalen Verkehr 636 beladene Schiffe
[* 26] mit 297,729 Ton.
ein- und 431 Schiffe mit 181,030 T. ausgelaufen. Auf den Verkehr mit italienischen Häfen kamen 3394 ein- und 2696 ausgelaufene
Fahrzeuge mit 1,041,412, resp. 1,021,297 T. Der Gesamtverkehr bezifferte
sich sonach auf 7157 Schiffe und 2,541,468 T., mit welchen Ziffern Livórno unter den Häfen Italiens nur Genua und Neapel nachsteht.
Auf den Dampfschiffahrtsverkehr kamen 3653 Schiffe und 2,357,217 T. Nächst der italienischen Flagge behaupteten die englische
und französische Flagge den Vorrang.
Sehr reich ist Livórno an Humanitäts- u. Wohlthätigkeitsanstalten, von denen die zwei Lazarette außerhalb der Stadt, an der Küste,
das große vereinigte königliche Spital (1622 gegründet) samt Findelanstalt, das Waisenhaus für beide
Geschlechter, das 1844 gestiftete Arbeitshaus (Pia casa di Sant' Andrea), der seit 1597 bestehende Israelitische Unterstützungsverein
die bedeutendsten sind. An wissenschaftlichen Anstalten bestehen ein bischöfliches Seminar, ein königliches Lyceum, ein Gymnasium,
ein Institut für die Handelsmarine, eine technische Gemeindeschule, eine höhere Rabbinatschule sowie eine 1816 gegründete
wissenschaftliche Akademie (Accademia Labronica) mit einer ansehnlichen Bibliothek (40,000 Bände). ist
der Sitz eines Präfekten, Bischofs, Zivil- und Korrektionstribunals, einer Finanzintendanz, eines Generalkommandos, einer Handels- undGewerbekammer, Zollinspektion und eines Hauptzollamts sowie eines deutschen Konsuls. In der Nähe der Stadt liegt der MonteNero,
mit schönen Villen der Livorneser und der Wallfahrtskirche Madonna di MonteNero. - Livórno steht an der Stelle
des Portus Herculis oder PortusLiburnus der Alten.
Gegen Ende des 13. Jahrh. war es noch ein offener Flecken von geringer Bedeutung; erst seit der Zerstörung des Hafens von
Pisa fing es an sich zu heben, besonders nachdem es 1421 an Florenz gekommen. Alessandro de' Medici befestigte
die Stadt und baute die Citadelle; Cosimo I. erklärte den Hafen für einen Freihafen (den ersten im Mittelmeer). Namentlich seit
Ferdinand I., der Livórno 1606 zur Stadt erhob und zum Zufluchtsort aller Verfolgten (Juden, Protestanten etc.) machte, gelangte
es nach und nach zu großem Wohlstand, der nur im Revolutionskrieg und 1804 durch das gelbe Fieber vorübergehend
gestört wurde.