Beiträge zur allgemeinen Litteraturkunde enthalten das
»Archiv für Litteraturgeschichte« (hrsg. von
Fr.
Schnorr v. Carolsfeld, Leipz. 1870 ff.)
und die
»Zeitschrift für vergleichende Litteraturgeschichte« (hrsg. vonMaxKoch, Berl. 1886 ff.). Vgl.
auch
Litteraturzeitungen.
Tageblätter, die in Zeitungsform von den neuesten
Erscheinungen der Litteratur, den Fortschritten
der
Wissenschaften überhaupt und anderm, was darauf nächsten Bezug hat, Nachricht erteilen. Unter den frühern
Zeitschriften
dieser Art zeichnen sich besonders aus die
Leipziger
»Acta Eruditorum« (1682-1776) und von denen, welche
sich zuerst im
Lauf des 18. Jahrh. bildeten, vorzüglich die noch jetzt bestehenden
»Göttinger gelehrten
Anzeigen« (seit 1753),
eine Fortsetzung der »Göttingischen
Zeitungen von gelehrten
Sachen« (1739-52). Ähnliche
Unternehmungen gingen von mehreren
Akademiestädten und andern
Orten aus, wie die
»Hallische gelehrte
Zeitung« (1766-92),
die
Nürnberger »Litteraturzeitung« (1790-98) u. a.,
welche alle aber an Bedeutung von den durch
Lessing berühmten
»Briefen die neueste Litteratur betreffend« (Berl. 1759-66, 24
Tle.),
an
Umfang und Verbreitung von der
Berliner
[* 3] »Allgemeinen deutschen
Bibliothek« (zuerst herausgeg. von F.
Nicolai, das. 1765-92, 106 Bde.
u. 21 Bde. Anhänge;
Kiel
[* 4] u. Hamb. 1792-96, 107. bis 118.
Bd.) und der
»Neuen allgemeinen deutschen
Bibliothek«
(Kiel 1793-1801 u. Berl. 1802-1806, 107 Bde.
nebst Anhang) übertrafen wurden. In mehr kritischem
Geiste trat die von
Ch. G.
Schütz u. a. redigierte »Allgemeine Litteraturzeitung«
auf, welche seit 1785 zu
Jena
[* 5] erschien und, durch Ergänzungsblätter verstärkt, auch mit litterarischem
Intelligenzblatt versehen, sich bis 1803 behauptete, wo sie, nach
Schütz'
Abgang nach
Halle
[* 6] als
»Hallische Litteraturzeitung«
(1804-49) an diesen
Ort verpflanzt, an der neuen »Jenaischen Litteraturzeitung« (1804-48)
eine Rivalin bekam.
Neben beiden bestand von 1800 bis 1834 eine
»Leipziger Litteraturzeitung«. Unter den neuern, nicht mehr bestehenden allgemeinen
Litteraturzeitungen
verdienen die
»HeidelbergerJahrbücher der Litteratur« (1808-72, 65 Bde.),
denen das von W.
Herbst begründete »Deutsche Litteraturblatt«
(Gotha
[* 10] 1878 ff.) und die mehr feuilletonartigen
»Blätter für litterarische Unterhaltung« (Leipz. 1826 ff.)
sowie das
»Magazin für die Litteratur des In- und
Auslandes« (seit 1832) an die Seite zu stellen sind. Auf
Österreich
[* 11] beschränkt
sich Höllerls »Österreichisches litterarisches
Zentralblatt« (seit 1884). Von ausländischen
Organen allgemeiner
Natur sind
anzuführen für
Frankreich die
»Revue critique d'histoire et de littérature« (seit 1866); für
England
»The Edinburgh
Review« (seit 1802) und »The quarterly
Review« (seit 1809); für
Italien
[* 12] die »Rivista critica della letteratura
italiana« (seit 1884).
(spr. littlböro), malerisch gelegene Fabrikstadt in
Lancashire
(England), am
Roch, oberhalb
Rochdale, inmitten
der penninischen
Kette und am
Fuß des
Blackstone Edge, mit (1881) 10,401 Einw.
(spr. littl-hämt'n),Hafenstadt und
Seebad in der engl.
GrafschaftSussex, an der Mündung des Arun in
denKanal,
[* 13] mit (1881) 3894 Einw., besitzt Seeschiffe und Fischerboote
und treibt lebhaften
Handel
(Wert der Einfuhr 1885: 36,926 Pfd. Sterl.).
Maximilien
PaulEmile, franz.
Philosoph und Schriftsteller, einer der vielseitigsten
Gelehrten seiner Zeit, geb. zu
Paris,
[* 16] studierte ursprünglich
Medizin, betrieb dieselbe eine Zeitlang praktisch in Hospitälern, gründete mit andern mehrere
medizinischeZeitschriften und nahm 1839 die Übersetzung der
»Œuvres d'Hippocrate« in
Angriff, die ihn
bis 1861 beschäftigte, deren erste Proben aber ihm bereits die
Pforten der
Akademie der
Inschriften öffneten.
Inzwischen hatte er sich mit
Eifer auch auf die
Philologie verlegt und nacheinander
Sanskrit,
Arabisch,
Alt- und
Neugriechisch
sowie die wichtigsten neuern
Sprachen studiert. Von diesen
Studien wandte er sich der
Philosophie zu und
wurde einer der ersten und eifrigsten
Jünger A.
Comtes, des Begründers der sogen. positivistischen
Philosophie, zu deren Verbreitung
ihrem ersten Teil (der philosophie positive) nach Littré viel beitrug, von deren zweitem (mystischem) Teil (der politique
positive) er aber nichts wissen wollte, während er sich
¶
mehr
selbst durch seine freigeistige Richtung den erbitterten Haß der Klerikalen zuzog. Er veröffentlichte in dieser Richtung: »Analyse
raisonnée du cours de philosophie positive« (1845),
»Fragments de philosophie positive
et de sociologie contemporaine« (1876).
Trotz dieser Thätigkeit liegt die fruchtbarste Seite von Littrés Wirken erst auf
dem Gebiet der Sprachwissenschaft. Dahin gehören seine »Histoire de la langue française« (1862, 2 Bde.; 8. Aufl.
1882) und vor allem das monumentale, mit einigen andern Forschern durchgeführte »Dictionnaire de la langue
française« (1863-72, 4 Bde.; Supplementband 1878), das
durchweg auf der Höhe der heutigen vergleichenden Sprachkunde steht und dem ähnlichen Werk der französischen Akademie weitaus
überlegen ist.
Einen Auszug daraus besorgte Beaujeau (1877). Nebenbei übersetzte Littré Strauß'
[* 18] »Leben Jesu«, gab ArmandCarrels gesammelte Werke
heraus und schrieb Monographien, wie: »La vérité sur la mort d'Alexandre le Grand« (1864),
»Médecine
et médecins« (1871) etc. Auch an den öffentlichen Angelegenheiten
lebhaften Anteil nehmend, hielt er sich von Anfang an zur republikanischen Partei, focht 1830 mit Auszeichnung auf den Barrikaden,
trat später in die Redaktion des »National« ein, zog sich aber nach 1848 von aller politischen Thätigkeit
zurück. Während des Kriegs von 1870 befand er sich in der Provinz und wurde von Gambetta zum Professor der Geschichte an der
polytechnischen Schule ernannt, doch hat er diese Stelle niemals angetreten.
Auch andre Auszeichnungen lehnte er standhaft ab, so wiederholt das Kreuz
[* 19] der Ehrenlegion. Dagegen nahm
er es mit dem Abgeordnetenmandat, das ihm die Stadt Paris 1871 übertrug, sehr ernst. 1875 wurde er von der Nationalversammlung
zum Senator auf Lebenszeit ernannt, wie er ein Jahr früher (spät genug) zum Mitglied der französischen Akademie gewählt
worden war, was den Austritt seines Gegners, des ErzbischofsDupanloup, zur Folge hatte. Er starb in Paris Von
ältern Schriften sind noch zu erwähnen: »Choléra asiatique« (1831),
»La poésie homérique et l'ancienne poésie française«
(1847),
seine Übersetzung der »Historia naturalis« des Plinius (1848-50) und das mitRobin unternommene »Dictionnaire de médecine,
de chirurgie, etc.« (16. Aufl. 1886);
»De l'établissement de
la troisième république« (1880),
»Études et glanures pour faire suite à l'histoire de la langue française«
(1880) mit einer Skizze über die Entstehung seines Wörterbuchs (letztere deutsch, Leipz. 1881).
Vgl.
Sainte-Beuve, Notice sur M. Littré, sa vie et ses travaux (Par. 1863).