den elektrischen
Strom zersetzt. So erhält man reines Lithium als silberweißes, auf frischer Schnittfläche glänzendes, aber
sehr schnell anlaufendes
Metall, welches, wie die übrigen
Alkalimetalle, unter
Steinöl aufbewahrt werden muß. Es ist bei
gewöhnlicher
Temperatur knetbar,
Atomgewicht 7,01, spez. Gew. 0,593
(es ist mithin der leichteste aller starren
Körper), schmilzt bei 180°, ist nur bei sehr hoher
Temperatur
flüchtig, entzündet sich an der
Luft bei 200° und verbrennt zu
Oxyd; es zersetzt
Wasser bei gewöhnlicher
Temperatur, ohne
sich zu entzünden, ist einbasisch und bildet mit
Sauerstoff Lithiumoxyd
(Lithion) Li2O , welches sich in
Wasser
zu Lithiumhydroxyd (Lithiumoxydhydrat) LiOH löst.
Letzteres ist dem
Natriumhydroxyd ähnlich und bildet mit
Säuren die farblosen, meist in
Wasser löslichen
Lithiumsalze, von denen das kohlensaure und das phosphorsaure Lithiumoxyd schwer löslich sind. Lithiumchlorid
(Chlorlithium)
LiCl ist farblos, zerfließlich, sehr leicht löslich in
Wasser und
Alkohol, schmeckt wie
Kochsalz, schmilzt leicht und verflüchtigt
bei Weißglut. Es färbt, wie alle Lithiumsalze, die Alkoholflamme karmesinrot. Man benutzt Lithiumsalze
gegen
Gicht, da harnsaures Lithiumoxyd das löslichste aller Harnsäuresalze ist und Lithiumsalze daher geeignet erscheinen,
die gichtischen
Ablagerungen von harnsaurem
Natron zu lösen. Lithiumsalze dienen auch gegen
Krupp,
Diphtheritis,
gelbes Fieber,
zur Bereitung von
Mineralwässern und zu
Nachtsignalen. Lithium wurde 1817 von Arfvedson entdeckt und das
Metall
zuerst von
Davy dargestellt.
(griech., »Steinzeichnung«,
Steindruck), die
Kunst, eine
Zeichnung mittels chemischer
Kreide
[* 3] oder der
Feder oder durch
Gravieren so auf eine Steinplatte zu
entwerfen, daß sie, mit
Farbstoff bedeckt, abgedruckt werden kann. Sowohl dem
Prinzip als dem
Wesen dieser graphischen
Technik
nach steht die Lithographie zwischen dem Kupferstich und dem
Holzschnitt in der Mitte. Denn während der erstere
vermittelst Tiefdrucks, der zweite vermittelst Erhabendrucks reproduziert, indem dort die
Zeichnung vertieft, hier erhaben
erscheint, bleibt sie auf der lithographischen Druckplatte, ausgenommen bei der
Radier- und der Graviermanier, in der
Ebene,
von welcher der
Abdruck auf chemischem Weg bewirkt wird.
Die naturgemäße
Technik der ist die vermittelst der lithographischen
Kreide zeichnende
Manier, weil diese
weder von dem Kupferstich und der
Zinkographie noch von dem
Holzschnitt erreicht, noch durch sie ersetzt werden kann. Das
Prinzip
der lithographischen
Reproduktion beruht auf der Unvermischbarkeit von
Wasser und
Fett. Wenn ein
Stein, der für das Einsaugen
vonWasser ebenso empfänglich ist wie für das von
Fett, an gewissen
Stellen mit
Fett getränkt wird, so
nimmt
er an diesen kein
Wasser an, sondern nur
Fett, während wieder die andern mit
Wasser getränkten
Stellen kein
Fett annehmen.
Entwirft man also auf dem sogen. lithographischen
Stein, einer Art
Kalkschiefer von poröser
Textur, nachdem
derselbe eben geschliffen ist, vermittelst
der lithographischen
Kreide, welche aus seifenartigen, mit
Mastix,
Terpentin und
Kienruß vermischten
Substanzen besteht, oder der lithographischen
Tinte, welche dieselben
Substanzen in flüssigem Zustand enthält,
und der
Feder eine
Zeichnung, und zwar verkehrt, und tränkt alle übrigen
Stellen mit
Wasser, so wird die
aufgetragene Druckfarbe nur auf den
Stellen der
Zeichnung haften und also auch nur diese beim
Abdruck reproduziert werden. Um
die
Stellen des
Steins, welche weiß bleiben sollen, noch mehr gegen die
Annahme von
Farbe zu schützen, werden sie geätzt und
gummiert.
Das
Ätzen mit verdünnter
Salpetersäure reinigt die Oberfläche, erleichtert das
Gummieren und trägt
auch dazu bei, die alkalische Seifensubstanz der
Kreide oder
Tinte in einem steten Zersetzungsprozeß zu erhalten, wodurch
sie für die
Annahme der Druckfarbe empfindlich bleibt. Das
Gummieren ist dagegen das eigentliche Schutzmittel gegen die
Annahme
der
Farbe an den leeren
Stellen. Der beste lithographische
Stein wird bei
Solnhofen in
Bayern
[* 4] gebrochen, brauchbare
Steine werden indes auch in
Nordamerika,
[* 5]
England,
Frankreich,
Italien,
[* 6] Rußland und
Preußen
[* 7] gefunden. Die
Steine werden in 5-10
cm dicke
Platten geschnitten und mit
Sandstein abgeschliffen. Je gleichförmiger ihre
Textur ist, desto besser sind sie.
IhreFarbe ist ein gelbliches oder bläuliches
Grau. Gebrauchte
Steine können durch Abschleifen der Oberfläche
wieder brauchbar gemacht werden.
Unter den verschiedenen
Manieren der Lithographie steht die Steinkreidezeichnung obenan. Sie bringt eine der
Zeichnung mit schwarzer
Kreide auf
Papier ähnliche
Wirkung hervor und besitzt als charakteristische Merkmale Weichheit und malerischen
Effekt. Damit
das
Bild nicht zu weich und verwaschen aussieht, muß die Oberfläche des
Steins etwas rauh gemacht, gekörnt
werden, wodurch die
Zeichnung eine punktartige
Textur erhält. Die
Federzeichnung, welche mittels der lithographischen
Tinte
ausgeführt wird, hat einen ähnlichen
Charakter wie die
Radierung in
Kupfer;
[* 8] aber ihre Strichlagen erscheinen beim
Druck selten
so rein wie bei der letztern.
Die
Technik ist im übrigen dieselbe wie bei der Kreidezeichnung. Verschieden hiervon ist die
Radiermanier
auf
Stein, bei welcher dieser ähnlich wie eine Kupferplatte behandelt wird (vgl.
Kupferstecherkunst, S. 329). Zuerst wird
der
Stein, welcher bei diesem
Verfahren nicht gekörnt sein darf, sondern glatt sein muß, mit einer Mischung vonPhosphorsäure
u.
Gummi angeätzt, zum
Schutz gegen
Annahme der
Farbe, worauf man ihn grundiert, d. h. vermittelst des
Pinsels schwärzt, was
durch eine
Auflösung von
Asphalt,
Mastix und weißem
Wachs geschieht.
Nachdem der
Grund trocken ist, wird die
Zeichnung mittels der stählernen
Radiernadel so eingegraben, daß der
Stein an diesen
Stellen bloßgelegt wird. Dann wird derselbe
Stein mit einem Wachsrand umgeben und die
Ätzung vermittelst
Scheidewassers ausgeführt. Eine
Abart davon ist die Graviermanier, bei welcher nicht geätzt, sondern auf dem schwarzen
Grunde,
der hier nur aus
Kienruß und Gummiwasser besteht, mit der
Radiernadel oder bei tiefern
Stellen mit dem
Stichel dieZeichnung
eingraviert wird. Wenn dann diese gravierten
Stellen mit
Öl eingerieben worden sind, so daß sie später allein die Druckfarbe
annehmen, wird der Deckgrund weggewaschen, und der
Druck kann beginnen. Der lithographische
Hochdruck ist eine jetzt außer
Gebrauch gekommene
Nachahmung des
Holzschnitts; es wurden hierbei die
Lichter weggeätzt, bis die¶
mehr
Zeichnung sich erhaben und für den Druck auf der Buchdruckpresse geeignet darstellte. Eine sehr interessante, aber bisher
wenig geübte Manier ist die lithographische Schabkunst, wobei der ganze Stein mit lithographischer Tusche eingeschwärzt und
dann die Lichter mit der Nadel und dem Schabmesser herausgekratzt werden. Der Tondruck unterscheidet sich von der gewöhnlichen
Lithographie nur dadurch, daß dazu mehrere Platten nötig sind, welche verschiedene Partien derselben Zeichnung in verschiedenen Tönen
gefärbt darstellen und nacheinander gedruckt werden.
Der einfache Tondruck, welcher seine Entstehung dem Umstand verdankt, daß die Zeichnung auf der gelblichen Farbe des Steins
eine andre, saftigere Wirkung hervorbringt als auf dem kalten Grunde des weißen Papiers, besteht darin,
daß ein der Steinfarbe ähnlich gefärbter Grund, vielleicht mit Aussparung der höchsten Lichter, untergedruckt und auf diesen
dann die eigentliche Zeichnung gedruckt wird. Bei drei und vier Platten enthält eine den Grundton, die zweite die eigentliche
Zeichnung, die andern die Mitteltonpartien.
Eine Abart der ist die Zinkographie, richtiger Lithozinkographie genannt zum Unterschied von der Typozinkographie (s.
Zinkographie); bei ersterer werden als Surrogat für den lithographischen Stein Zinkplatten angewandt, die durchaus wie
dieser behandelt werden. Auf einer Verbindung der Lithographie mit der Photographie beruht die Photolithographie (s. d.), für faksimileartige
Reproduktion von Kupferstichen, Holzschnitten oder Lithographien, von Handzeichnungen, Manuskripten, Autographen etc. Man überzieht
den Stein mit einer Chromgelatineschicht und belichtet ihn unter einem Negativbild, worauf sich auf dem Stein eine Positivzeichnung
bildet, die man, nachdem sie noch verschiedenen chemischen Prozessen unterzogen worden, auf der lithographischen
Presse
[* 11] abdrucken kann.
Der Druck gravierter Platten wird nur bei kleiner Auflage von dem Originalstein hergestellt, bei größern Auflagen überträgt
man den Originaldruck mehrmals auf einen zweiten Stein (Umdruck, Überdruck) und behandelt diesen wie bei der Kreidemanier.
Nach dem von Eberle inWien
[* 12] angegebenen Brennätzverfahren wird der Umdruck durch Aufbrennen von Kolophoniumstaub
widerstandsfähiger gemacht, so daß er sich stark ätzen läßt. Während die gewöhnlichen Umdrucke höchstens 3-4000 Abzüge
lieferten, kann man nach dem Brennätzverfahren die drei- oder vierfache Auflage drucken, ohne daß der Umdruck wesentlich
leidet.
Die lithographische Presse unterscheidet sich wesentlich von der Buchdruckpresse (s. d.) und der Kupferdruckpresse.
Die früher gebräuchliche Stangenpresse (Reiberpresse) bestand in einer Vorrichtung, vermittelst deren eine fest aufdrückende
Leiste (Reiber) über die Rückseite des auf dem Stein liegenden Papiers oder vielmehr der dasselbe bedeckenden Pappdecke fortgezogen
wurde. Später wurde die Rollenpresse (Sternpresse) angewandt, bei welcher
der auf einer beweglichen Unterlage
ruhende Stein vermittelst des Sterns, so genannt nach den sternartig um die Achse stehenden Speichen eines Triebrades, unter dem
feststehenden Reiber hindurchgetrieben wird.
Die Walzenpresse ist eine Vervollkommnung der Rollenpresse, indem statt des feststehenden Reibers eine sich um eine Achse drehende
Druckwalze angewandt wird, die den Druck erleichtert. Als eine große Vervollkommnung erwies sich die
lithographische Schnellpresse,
[* 13] deren KonstruktionÄhnlichkeit
[* 14] mit der des Buchdrucks (s. auch Schnellpresse) hat. Soll zum Druck
eines Steins geschritten werden, so ist derselbe nach vollendeter Zeichnung durch Anätzen und Gummieren druckfähig zu machen,
nach welcher Vorbereitung er in die Presse gebracht und dann mit Druckschwärze vermittelst der Walze eingerieben
wird. Von größern Steinen sind auf der Handpresse täglich höchstens 200-300 Abdrücke herzustellen, von kleinern bis 1000;
die Leistungen der Schnellpresse können auf das Sechs- bis Achtfache der Leistungen der Handpresse veranschlagt werden.