Vgl.
Möller,
Geschichte der vormaligen
Grafschaft Lingen (Lingen 1879).
Die gleichnamige Stadt (Ascalingium,Linga), Hauptort des
Kreises Lingen im preuß. Regierungsbezirk
Osnabrück,
am Emskanal und unweit der
Ems wie an der
LinieMünster-Emden der Preußischen Staatsbahn, hat eine evangelische und eine kath.
Kirche, ein
Gymnasium, ein
Amtsgericht, eine Oberförsterei, eine
Strafanstalt, eine Eisenbahnreparaturwerkstätte,
Eisengießerei
[* 11] und Maschinenbau,
Viehhandel und (1885) 6010 fast zur Hälfte evang.
Einwohner. Lingen besaß von 1685 bis 1819 eine
Universität.
Hermann, Dichter, geb. zu
Lindau
[* 12] am
Bodensee, widmete sich seit 1837 in
München,
[* 13] Freiburg,
[* 14]
Berlin
[* 15] und
Prag
[* 16] dem
Studium der
Medizin und fungierte sodann als bayrischer Militärarzt. Im J. 1851 kränklichkeitshalber
in
Ruhestand versetzt, lebte er seitdem, vom König
Max II. durch einen Jahrgehalt unterstützt, ausschließlich geschichtlichen
und poetischen
Studien, abwechselnd in
München und (im
Sommer) in
Lindau. Seine Geltung erlangte Lingg durch die erste, von E.
Geibel eingeführte Sammlung seiner »Gedichte« (Stuttg.
1853,
7. Aufl. 1871),
die sich durch ihre seltene Tiefe und Eigentümlichkeit sowie durch lebendige
Phantasie
und Vollgehalt der überwiegend elegischen
Stimmung auszeichneten. Ähnliche Vorzüge wies der 2.
Band
[* 17] der »Gedichte« (Stuttg.
1868, 3. Aufl. 1874) auf. Das große epische
Talent des Dichters erwies »Die
Völkerwanderung« (Stuttg. 1866-68, 3 Bde.),
deren gewaltigen, farbenprächtigen Einzelbildern leider die innere
Konzentration fehlt, von der aber
einzelne
Partien zum Großartigsten zählen, was die neuere deutsche
Dichtung geschaffen hat. In seinen dramatischen
Versuchen:
»Catilina«
(Münch. 1864),
»Die
BregenzerKlause«
(Münch. 1887) zeigt Lingg nur in Einzelheiten dramatische
Schlagkraft und wirklich dramatischen
Stil. Außerdem erschienen von ihm: »Vaterländische
Balladen und
Gesänge«
(Münch. 1868);
(lat. u. ital.),
Zunge,
Sprache. Lingua franca, verdorbenes
Italienisch, welches, zur Zeit der Herrschaft der
Venezianer und Genuesen in der
Levante
entstanden, zwischen den Einwohnern der letztern und den Europäern und fast an allen
Küsten des
Mittelmeers
[* 22] als Verkehrssprache
dient;
im weitern
Sinn eine solche internationale
Sprache überhaupt.
in Paris nieder und erwarb sich durch seine »Histoire du siècle d'Alexandre« (Amsterd. 1762) sowie als Rechtsgelehrter durch
seine Beredsamkeit (»Mémoires judiciaires«, Sammlung seiner Plaidoyers, 7 Bde.)
einen großen Ruf, aber auch durch die Rücksichtslosigkeit seiner Sprache viele Feinde und ward 1774 von der Liste der Parlamentsadvokaten
gestrichen. Sein 1774 begonnenes »Journal politique et littéraire« wurde von der Regierung unterdrückt.
Linguet begab sich darauf nach der Schweiz
[* 29] zu Voltaire, begann dort die Herausgabe seiner großes Aufsehen und Ärgernis erregenden
»Annales politiques civiles et littéraires« (1777-92, 19 Bde.)
und kehrte über Holland und England nach Frankreich zurück, wo er infolge neuer Anklagen 1780 in die Bastille
gesteckt wurde.