zweiten Jahr. Die zweijährigen Pflänzchen werden umgepflanzt (verschult); zur
Erziehung starker Pflänzlinge empfiehlt sich
eine zweite Umlegung im Pflanzbeet etwa im fünften Lebensjahr. Vor dem zehnten Jahr sind die
Pflanzen selten als Alleebäume
brauchbar. Die Linde zeigt von
Jugend an ein freudiges Wachstum und bildet einen anfangs fast immer vollkommen
walzenrunden
Stamm, der schon in geringer
HöheÄste ausschickt, welche sich gern flach schirmförmig ausbreiten.
Die
Krone wölbt sich frühzeitig ab und wird mit dem
Alter immer dichter und umfangreicher. Die tief eingreifende und sich
weit verzweigende
Wurzel
[* 2] befähigt die Linde, den stärksten
Stürmen zu trotzen. Sie zeigt überhaupt große
Widerstandsfähigkeit gegen allerlei Unbilden ihres Standorts, leidet von
Krankheiten und Feinden kaum, und nur das
Wild und
Weidevieh benagt gern ihre
Triebe. Sie besitzt am
Stamm und
Stock großes Ausschlagvermögen und bildet daher oft große Maserknoten.
Im hohen
Alter wird sie leicht kernfaul; doch finden sich auch ganz gesunde 400-500jährige
Bäume, und
überhaupt erreicht die Linde von allen unsern Waldbäumen das höchste
Alter.
Man sieht sie dann häufig zur Trägerin von
Galerien, zuweilen mehrfach übereinander liegenden, benutzt, und die schweren,
oft sehr flach ausgebreiteten
Äste werden durch
Pfeiler gestützt. Die Linde zu
Donndorf bei
Baireuth,
[* 3] welche 1849 den letzten
ihrer Hauptäste verlor, wurde auf mehr als 1230 Jahre geschätzt; 1390 soll sie schon 24
Ellen im
Umfang
gehabt haben.
Linden von 300-500
Jahren scheinen in
Deutschland
[* 4] nicht eben selten zu sein. Die
Rinde ist anfangs ziemlich glatt
und glänzend, düster rotbraun, wird später borkig, ziemlich tief in Borkentafeln aufgerissen, in hohem
Alter tief furchenrissig.
Man benutzt sie in Rußland zu Schlittenkörben, Wagenkasten, zum
Decken der Gebäude etc. Den unter der äußern
Rinde liegenden
sehr entwickelten
Bast
[* 5] schält man im Mai von 20-30jährigen gefällten Stangenhölzern in
Streifen von 6-9
cmBreite,
[* 6] röstet
ihn wie
Flachs im
Wasser und befreit ihn durch
Klopfen und
Waschen von den leichter zersetzbaren
Bestandteilen,
so daß nur die ein feines Maschennetz bildenden, sehr dickwandigen Bastzellen übrigbleiben, worauf man die einzelnen Jahreslagen
voneinander trennt. In Rußland, welches den meisten Lindenbast liefert, fertigt man daraus
Körbe,
Decken etc., besonders
aber die zum Verpacken von
Waren dienenden Bastmatten.
Ein
Baum von 10 m
Höhe und 30-40
cmDurchmesser liefert 45 kg
Bast, für 10-12
Matten ausreichend. Rußland
liefert jährlich 14 Mill.
StückMatten. Das Lindenholz (meist von T. parvifolia) ist ungemein weich und locker, weiß, oft
mit einem
Stich ins Rötliche, von gleichmäßigem Gefüge, mit kleinen
Spiegeln undJahresringen; es ist
gut schneidbar, spaltet leicht, aber nicht eben und glänzt etwas auf frischer Radialfläche. Trocken dauert es sehr lange
aus, feucht geworden oder unter
Wasser geht es bald zu
Grunde. Man benutzt es als Schnitz- und Tischlerholz, die
Kohle zum
Zeichnen;
als
Brennholz hat es geringen Wert. Die Lindenblüten gewähren den
Bienen reichliche
Nahrung, sind offizinell
und werden als schweißtreibendes
Mittel benutzt. Das durch
Destillation
[* 7] mit
Wasser daraus bereitete Lindenblütenwasser besitzt
nur, wenn es aus frischen
Blüten bereitet wurde, einen
Geruch; irgend welchen Heilwert hat es nicht.
II.
Blüten mit
Staminodien. Die morgenländische Silberlinde (T. tomentosa Mnch.),
ausUngarn,
[* 8] der europäischen Türkei
[* 9] und
Kleinasien, mit auf der Oberseite matten, auf
der Unterseite
wie an den Blattstielen filzig behaarten, scharf oder eingeschnitten gesägten Blättern von 10
cmLänge, ein- und zweisamiger,
eirundspitzer, schwach fünfrippiger
Frucht und dichter, eirunder oder rundlicher
Krone; die abendländische Silberlinde (T.albaAit.), aus
Nordamerika,
[* 10] mit auf der Unterseite schwach (oft kaum) filzig behaarten, oft 13
cm breiten,
scharf gezahnten Blättern, unbehaarten Blattstielen, mehrblütigen
Trugdolden u. fünfsamiger, tief fünffurchiger, schwach
warziger
Frucht.
Die
Schwarz linde (T. americana Linde, T. glabraVent.), aus dem nördlichen
Nordamerika und
Kanada, mit auf der Unterfläche meist
unbehaarten, scharf gesägten Blättern, welche in ihrer Form vielfach abändern, vielblütigen
Trugdolden
und rundlicher
Frucht, wird wie die beiden vorigen
Arten vielfach als Zierbaum angepflanzt. Die
Linden sind sehr raschwüchsig
und lassen sich selbst als große
Bäume sehr gut verpflanzen. Sie ertragen auch das Zurückschneiden oder
Kappen und treiben
leicht aus dem altenHolz.
[* 11]
Unsre Vorfahren hielten die Linde heilig.
Alle Dorfangelegenheiten wurden, wie es in einigen Gegenden noch jetzt geschieht, unter
einer Linde verhandelt. Hier tanzte und spielte die
Jugend und ruhte das
Alter aus; ja, es wurde sogar dafür gesorgt, daß die
Begräbnisplätze von
Linden beschattet waren. In neuerer Zeit schien die schnellwüchsige Pyramidenpappel die Linde zu verdrängen,
aber schon beginnt diese wieder in ihre alten
Rechte eingesetzt zu werden. Wegen ihrer Dauerhaftigkeit und ihres
Alters kann
die auch als Merkmal und Grenzzeichen dienen sowie auch zur
Befestigung der Festungswälle, wozu man sie
namentlich in
Holland benutzt.
»Gutenberg. Geschichte und Erdichtung« (Stuttg. 1878);
»Geschichte der Erfindung der Buchdruckerkunst«
(Berl. 1886, 3 Bde.) und »KasparHauser. Eine neugeschichtliche Legende« (Wiesb. 1887, 2 Bde.) Von seinen das Gebiet
der Schachlitteratur betreffenden Werken, die teils in holländischer, teils in deutscher Sprache geschrieben
sind, heben wir hervor: »Schachstudien« (Utrecht
[* 36] 1868);