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den. In ähnlicher Weise befinden sich die kleinsten Teilchen (Moleküle) eines leuchtenden Körpers in zitternder oder schwingender Bewegung, nur daß ihre Schwingungen ungemein viel rascher erfolgen als die eines tönenden Körpers; diese Schwingungen werden als Lichtwellen mit jener ungeheuern Geschwindigkeit fortgepflanzt und erregen, wenn sie die Gefühlsnerven unsrer Haut [* 2] treffen, die Empfindung der Wärme, [* 3] wenn sie aber in unser Auge [* 4] dringen und an die auf dessen Hintergrund ausgebreitete Netzhaut schlagen, die Empfindung der Helligkeit. Es kann aber nicht die Luft sein, welche diese raschen Schwingungen der Moleküle eines leuchtenden Körpers fortpflanzt; denn wir sehen, daß das [* 5] auch durch luftleere Räume dringt.
Die
Luft umgibt ja nur als dünne
Hülle unsern Erdball; in dem unermeßlichen Weltraum, durch welchen das Licht der
Sonne
[* 6] und
der
Fixsterne
[* 7] zu uns gelangt, ist keine
Luft vorhanden. Es muß daher einen besondern, zur
Fortpflanzung der Lichtwellen fähigen
feinen
Stoff geben, welcher das ganze Weltall erfüllt und alle
Körper durchdringt, indem er die Zwischenräume
zwischen ihren
Molekülen einnimmt.
Diesen feinen
Stoff, welcher wahrscheinlich auch die
Ursache der elektrischen
Erscheinungen
ist, nennen wir
Äther. Über
Spiegelung,
[* 8]
Brechung,
[* 9]
Farbenzerstreuung,
[* 10]
Absorption,
Polarisation,
[* 11]
Doppelbrechung
[* 12] etc. des Lichts
s. die betreffenden
Artikel.
Populäre Werke über das Licht sind: J.
Herschel, Treatise on light (Lond. 1828;
deutsch, Stuttg. 1831);
Lommel, Das
Wesen des Lichts
(Leipz. 1874);
Pisko, und Farbe (2. Aufl., Münch. 1875);
Tyndall, Das Licht (deutsch, Braunschw. 1876).
[Chemische Wirkung des Lichts.]
Es ist eine alte
Erfahrung, daß es
Körper gibt, welche durch die Einwirkung des Lichts
eine
bleibende Umwandlung ihrer
Eigenschaften, eine Änderung ihrer chemischen
Zusammensetzung erfahren. Das
Bleichen der
Leinwand und des
Wachses, das sogen. »Verschießen« gefärbter
Zeuge, das Verblassen von
Aquarellmalereien, das Braunwerden des Tannenholzes etc. sind bekannte
Beispiele für die
chemische Wirkung des Lichts.
Wasserstoffgas und Chlorgas, zu gleichen Raumteilen miteinander gemischt, vereinigen sich unter der Einwirkung
des Sonnenlichts
miteinander unter heftiger
Explosion zu
Chlorwasserstoff,
[* 13] weswegen das Gemisch Chlorknallgas genannt wird.
Legt man auf ein
Blatt
[* 14]
Papier, das mit
Chlorsilber getränkt ist, einen flachen Gegenstand, z. B. ein Pflanzenblatt, und läßt
das Tageslicht darauf scheinen, so wird das
Chlorsilber an den frei gebliebenen
Stellen des
Papiers durch
das Licht geschwärzt, und man erhält auf dunklem
Grund ein helles
Bild des Pflanzenblattes.
Noch empfindlicher gegen die Einwirkung
des Lichts
als
Chlorsilber ist
Jodsilber. Auf der chemischen
Wirkung des Lichts
auf diese
Silbersalze beruht die
Photographie
(s. d.).
Schon aus der alltäglichen Erfahrung ergibt sich, daß die blauen Strahlen photographisch wirksamer sind als gelbe und rote; denn ein blaues Kleid z. B. sieht in der Photographie sehr hell aus, ein rotes dagegen sehr dunkel, obgleich, unmittelbar betrachtet, gerade das erstere dem Auge als das dunklere erscheint. Den unmittelbarsten Aufschluß über die Wirkung der verschiedenfarbigen Strahlen erhält man aber, indem man das Sonnenspektrum selbst photographiert.
Dabei bleiben die roten, gelben und ein Teil der grünen Strahlen völlig unwirksam; dagegen bildet sich das blaue und violette Gebiet mit allen Fraunhoferschen Linien sehr schön ab; das photographierte Spektrum endigt aber nicht wie das unmittelbar gesehene mit der am Ende des Violett liegenden Linie H, sondern erstreckt sich noch weit darüber hinaus. Daraus geht hervor, daß es im Sonnenlicht noch Strahlen gibt, welche stärker brechbar sind als die violetten, unserm Auge aber für gewöhnlich unsichtbar sind; man nennt sie überviolette (ultraviolette) Strahlen. Auch in dem ultravioletten Teil des photographierten Spektrums gewahrt man eine Menge dunkler Linien, welche wie die Fraunhoferschen Linien Lücken im Sonnenspektrum darstellen.
Man kann die brechbarern Strahlen, welche auf Chlor- und Jodsilber wirken, nämlich die blauen, violetten und ultravioletten, passend als photographische Strahlen bezeichnen. Wenn man sie, wie häufig geschieht, »chemische Strahlen« nennt, so schreibt man ihnen dadurch mit Unrecht die ausschließliche Fähigkeit zu, chemisch zu wirken. Ihre chemische Wirkung beruht nicht, wie man durch letztere Bezeichnung verleitet werden könnte zu glauben, auf einem besondern, ihnen im Gegensatz zu andern Strahlen allein innewohnenden chemischen oder, wie man auch gesagt hat, aktinischen Vermögen, sondern einfach auf dem Umstand, daß jene leicht zersetzbaren Silbersalze die brechbarern Strahlen absorbieren, die weniger brechbaren aber ungehindert durchlassen.
Eine Wirkung auf einen Körper, sei es eine chemische oder irgend eine andre, können aber nur solche Strahlen hervorbringen, welche von dem Körper absorbiert werden. Auf einen leicht zersetzbaren Körper, welcher vorzugsweise die weniger brechbaren Strahlen absorbiert, werden daher auch diese vorzugsweise chemisch wirken. Ein Beispiel für die chemische Wirkung der minder brechbaren Strahlen bietet uns die Natur selbst im großen dar. Die Pflanzen nämlich beziehen die gesamte Menge des Kohlenstoffs, welchen sie zum Aufbau ihres Körpers bedürfen, aus der Luft, indem sie die der Luft beigemischte gasförmige Kohlensäure zerlegen in Kohlenstoff, welcher in der Pflanze zurückbleibt, und Sauerstoff, welcher gasförmig in die Atmosphäre zurückkehrt.
Diese Zerlegung der
Kohlensäure unter Aneignung
(Assimilation) des
Kohlenstoffs vollzieht sich in den grünen Pflanzenteilen
durch die Einwirkung des Sonnenlichts
auf das
Blattgrün
(Chlorophyll). Durch
Versuche mit verschiedenfarbigem ist nun dargethan
worden, daß die weniger brechbaren
Strahlen, welche vom
Chlorophyll am kräftigsten absorbiert werden,
auch die lebhafteste Sauerstoffabscheidung hervorrufen.
Vgl.
Vogel, Die chemischen
Wirkungen des Lichts
(Leipz. 1874).