Freisinnigkeit; Liberalismus, Bezeichnung der dem freien Fortschritt huldigenden Parteirichtung. Den
Gegensatz zur liberalen
bildet die
konservative Partei, welch letztere das Bestehende möglichst erhalten will. Diejenige
Partei, welche zwischen beiden
eine vermittelnde
Stellung einnimmt, wird die liberal-konservative (freikonservative) genannt. Das
Extrem des Liberalismus
ist der
Radikalismus, die Umsturzpartei. Als politischer Parteiname ist der
Ausdruck Liberale, welcher
zuerst in
Spanien
[* 2] (im
Gegensatz zu
»Servile«) in
Gebrauchkam, in
Deutschland
[* 3] namentlich seit den
Freiheitskriegen üblich geworden;
auch wird derselbe auf die Anhänger freisinniger
Ideen auf dem religiösen und auf dem wissenschaftlichen Gebiet angewendet.
Aus der liberalen ging die demokratische
Partei von 1848 hervor, und im
Gegensatz zu dieser wurde die gemäßigte
liberale
Partei, namentlich die Vinckesche
Fraktion im preußischen Abgeordnetenhaus, die altliberale genannt, von welch letzterer
sich dann 1861 wiederum die
Fortschrittspartei (s. d.) loslöste. Mit der
Gründung des Norddeutschen
Bundes vollzog sich weiter
die Trennung der nationalliberalen
Partei von der
Fortschrittspartei, indem die erstere als nächstes
Ziel
die nationale Einigung
Deutschlands
[* 4] in ihr
Programm aufnahm (s.
Nationalliberale Partei).
Durch den
Austritt
(Sezession) verschiedener Mitglieder der nationalliberalen
Fraktion des
Reichstags und des preußischen Abgeordnetenhauses
entstand 1880 eine liberale Vereinigung, welche 1884 mit der
Fortschrittspartei zur deutschen freisinnigen
Partei (s. d.) verschmolzen
ward. Dazu kommt in Süddeutschland die demokratische
Volkspartei. Als extrem-liberale
Partei in
Deutschland
wird die
Sozialdemokratie (s. d.) zu bezeichnen sein.
diurnusRomanorumpontificum (lat.) ist die zwischen 685 und 751 verfaßte
Sammlung von
Formularen für die wichtigsten
Akte, die in den Geschäftskreis der damaligen römischen
Kurie fielen, als da sind:
Ordination des
Papstes und der suburbikarischen
Bischöfe, Erteilung des
Palliums und der Privilegien,
Ordnung der Beziehungen des römischen
Stuhls zu den Exarchen in
Ravenna etc. Die beste
Ausgabe ist von Rozière (Par. 1869).
der auch
Pfefferküste genannte Teil dieser
Küste, erstreckt sich vom Mannahfluß im
NW. bis zum
FlusseSan Pedro im SO.; doch sind die
Grenzen
[* 9] keineswegs sicher bestimmt,
noch weniger fest stehen sie nach dem Innern zu, in das sie 70-180 km weit hineinreichen. Liberia umfaßt
die
Landschaften Tepwa,
Montserrado,
Bassa, Sinou und
Maryland und hat nach offizieller Angabe ein
Areal von 37,200 qkm (6723
QM.) mit 1,068,000 Einw., wovon 18,000 einigermaßen zivilisierte,
der Rest unzivilisierte
Neger.
Die flache
Küste verläuft ziemlich einförmig, am
bemerkenswertesten sind dieKapsMesurado und
Palmas;
bei dem letztern nimmt die
Küste eine östliche
Richtung. Hinter dem
Strand erstrecken sich 8-20 km breite, mit
Mangroven bedeckte
Sümpfe, die zur
Regenzeit große
Ausdehnung
[* 10] annehmen. Inmitten derselben auf höhern
Stellen finden sich einzelne Ansiedelungen.
Hinter diesem sumpfigen
Strich hebt sich das Land allmählich bis zum Konggebirge und wird bald waldig
und unbewohnt.
Zahlreiche
Flüsse
[* 11] (St.
Paul,
LittleBassa, Sinou, Cavally u. a.) fließen zum
Meer hinab, ihre Mündungen sind aber meist verstopft,
und ihre Schiffbarkeit wird durch
Stromschnellen beeinträchtigt. Das
Klima
[* 12] ist gesünder als in den östlichern Teilen der
Küste, das
Fieber verläuft nicht tödlich, doch ist Europäern auch hier ein längerer Aufenthalt nicht
möglich. Die
Hitze steigt selten über 31° und fällt selten nachts unter 25° C. Man kennt nur zwei
Jahreszeiten,
[* 13] eine nasse
und eine trockne.
Amerikanische, deutsche, englische und holländische
Häuser sind in
Liberia ansässig. Deutsche
[* 18] und englische
Dampfer laufen regelmäßig
Monrovia,
GrandBassa, Sinou und
KapPalmas an. DieVerfassung
ist der der amerikanischen
Union nachgebildet. An der
Spitze des
Staats steht ein
Präsident mit seinem
Kabinett, ein
Senat mit 8 auf
vier Jahre und ein Repräsentantenhaus mit 13 auf zwei Jahre gewählten Mitgliedern. Ein stehendes
Heer besteht nicht, obgleich
alle
Bürger militärpflichtig sind; ein
Weißer kann das
Bürgerrecht nicht erlangen.
Die
Republik zerfällt in vier
Grafschaften:
Montserrado,
GrandBassa, Sinou und
Maryland. Die zivilisierten
Neger gehören meist
der methodistischen
Kirche an; verfassungsmäßig besteht völlige
Religionsfreiheit. Für das
Schulwesen wird von amerikanischen
Missionären einiges gethan. Die
Staatseinnahmen 1882-1883 betrugen 174,014, die
Ausgaben 157,465
Doll.; eine
Staatsschuld von
500,000
Doll. wurde 1871 in
England kontrahiert, wofür aber nie
Zinsen gezahlt sind. Da Liberia gar nicht im
stande ist,
Zahlung zu leisten, wird sich
England wohl in Land bezahlt machen. Die
Republik hat die auf sie gesetzten
Hoffnungen
sehr getäuscht und nur gezeigt, was
Kastengeist,
Trägheit und Herrschsucht über den
Fremden und den Schwächern
vermögen. Hauptstadt ist
Monrovia (s. d.) beim
KapMesurado. Die
Flagge s. auf Tafel
»Flaggen
[* 19] I«,
[* 20] mit Textblatt. - Die
Republik
verdankt ihre Entstehung dem 1816 in
Washington
[* 21] zusammengetretenen Kolonisationsverein zur Ansiedelung freier
Farbigen der
Vereinigten Staaten,
[* 22] welcher 1821 einen östlich vom
KapMesurado gelegenen Küstenstrich von den dortigen
Negerhäuptlingen käuflich erwarb und 30 freie Negerfamilien daselbst ansiedelte. Die
Kolonie hatte guten Fortgang und vergrößerte
sich durch weitern Zuzug von
Amerika
[* 23] und neue Ländererwerbungen so ansehnlich, daß sie sich 1847 zu einer selbständigen
Republik erklären konnte, die bald
¶
mehr
auch von den europäischen Mächten anerkannt wurde. Erweiterung fand das Territorium 1848 durch das Gebiet am Gallinas (im
NW.), 1852 durch das Gebiet am Cassa und 1880 durch das KönigreichMedina; 1857 trat auch die 1834 am KapPalmas gegründete ähnliche
Negerrepublik Maryland zu Liberia.
Vgl. Valdez, Six years of a traveller's life in Western Africa (Lond. 1861, 2 Bde.);
Büttikoffer, Mededeelingen over Liberia (Amsterd. 1884);
Wauvermans, Liberia.
Histoire de la fondation d'un état nègre libre
(Brüssel
[* 25] 1885); Bourzeix, La république de Libéria (Par. 1887).