Die
Industrie, früher ganz unbedeutend, hat sich seit einiger Zeit sehr entwickelt. Gegenwärtig (1885)
sind 22
Fabriken mit 283 Arbeitern und einem Produktionswert von 3,466,333
Rub. vorhanden, darunter 2
Eisengießereien, 4 Bierbrauereien,
eine Drahtfabrik, eine Dampfsägemühle, eine chemische
Fabrik, eine
Ölschlägerei, eine Dampfmahlmühle etc. ist
Sitz eines deutschen
Konsuls. Es besitzt 2
Leuchttürme, ein
Gymnasium,
Realschule, eine
Navigationsschule, ein
Theater,
[* 21] eine Schiffswerfte, 3
Banken
und eine
Sparkasse. In der Dreifaltigkeitskirche befindet sich seit 1886 die größte
Orgel der
Welt. Libau hat auch als
Seebad
einigen
Ruf. Es bestand schon
vor derLandung der ersten
Deutschen als Stadt der heidnischen
Letten unter
dem
Namen Leepaja, was wohl s. v. w. Lindenstadt bedeutet. In der
NäheSchwefelquellen.
(lat.), Zehntel des römischen
Nummus (denarius), keine Silbermünze, wie
Varro meinte,
sondern ein Rechnungsbegriff, dessen
Äquivalent das auf den Trientalfuß reduzierte Kupferas war (vgl.
As).
Heres ex libella heißt
der
Erbe des zehnten Teils.
(lat. libella, Diminutivform von libra,
»Wage«),
[* 22]
ein allseitig geschlossenes, mit einer
Flüssigkeit gefülltes
Gefäß,
[* 23] in welchem nur ein kleiner Luftraum, eine Luftblase, übrigbleibt, welche stets die
oberste
Stelle einnimmt, so daß die Libelle zur
Prüfung der horizontalen
Lage von
Flächen und
Linien benutzt werden kann. Man unterscheidet
Dosen- und Röhrenlibellen (auch
Dosen-, bez. Röhrenniveaus genannt). Die
Dose, bez.
Röhre von
Glas
[* 24] ist innerlich zentrisch,
bez. tonnenförmig um die Längenachse der
Röhre so geschliffen und das messingene Gehäuse für dieselben
so beschaffen, daß, wenn dessen ebener
Boden auf einer horizontalen
Fläche aufgesetzt ist, jedesmal die Luftblase eine
oben
in der Mitte deutlich markierte
Stelle einnimmt. Feinere Libellen sind meist mit
Äther
(Hooke 1660 nahm noch
Weingeist) gefüllt
und luftdicht verschlossen. An
Instrumenten,
Fernrohren u. dgl. angebracht, dienen sie zur
Kontrolle der
Abweichung derselben vom
Horizont,
[* 25] also auch als
Mittel zur Messung von Böschungswinkeln.
Bald darauf verhaftet, wurde er in dem großen Polenprozeß, welcher vom
August bis
November 1847 in
Berlin verhandelt wurde,
zu 20jähriger Zuchthausstrafe verurteilt, indessen schon nach wenigen
Monaten infolge der Märzereignisse von 1848 befreit.
Er nahm an dem
Prager Slawenkongreß teil, saß eine Zeitlang im
FrankfurterParlament und war, mit einer
Unterbrechung von drei
Jahren, bis 1873 auch Mitglied des preußischen Abgeordnetenhauses. Er starb auf seinem
Gut
bei
Gollantsch.
Sein litterarisches Hauptwerk ist seine »Filozofia i krytyka«
(Pos. 1845-50, 5 Bde.). Außerdem schrieb er: »Wyklad matematyki«
(»Mathematisches Handbuch«,
Pos. 1844, 2 Bde.);
»Etetyka« (das. 1851, 3 Bde.);
»Umnictwo« (ein
System der
Ethik, Petersb. 1857, 2 Bde.);
(auch LiberPater genannt), altitalischer Gott aller Erzeugung, besonders des Natursegens und hauptsächlich
des
Weins, daher auch mit dem griechischen
Dionysos
[* 31] identifiziert, später Gott der
Freiheit und des Lebensgenusses, wurde gemeinschaftlich
mit seiner
GattinLibera verehrt. An seinem
Feste, den Liberalien (zur Zeit der Weinlese, in
Rom
[* 32] auch 17. März), erhielten
die erwachsenen
Jünglinge aus der
Hand
[* 33] des
Praetor urbanus auf dem
Kapitol die Männertoga (toga libera).
(lat.), eigentlich freigebig, gütig
(Gegensatz: illiberal); dann s. v. w. freisinnig, nach
Freiheit strebend;
daher Liberalität, s. v. w.
Freigebigkeit.
¶
mehr
Freisinnigkeit; Liberalismus, Bezeichnung der dem freien Fortschritt huldigenden Parteirichtung. Den Gegensatz zur liberalen
bildet die konservative Partei, welch letztere das Bestehende möglichst erhalten will. Diejenige Partei, welche zwischen beiden
eine vermittelnde Stellung einnimmt, wird die liberal-konservative (freikonservative) genannt. Das Extrem des Liberalismus
ist der Radikalismus, die Umsturzpartei. Als politischer Parteiname ist der Ausdruck Liberale, welcher
zuerst in Spanien
[* 36] (im Gegensatz zu »Servile«) in Gebrauchkam, in Deutschland
[* 37] namentlich seit den Freiheitskriegen üblich geworden;
auch wird derselbe auf die Anhänger freisinniger Ideen auf dem religiösen und auf dem wissenschaftlichen Gebiet angewendet.
Aus der liberalen ging die demokratische Partei von 1848 hervor, und im Gegensatz zu dieser wurde die gemäßigte
liberale Partei, namentlich die Vinckesche Fraktion im preußischen Abgeordnetenhaus, die altliberale genannt, von welch letzterer
sich dann 1861 wiederum die Fortschrittspartei (s. d.) loslöste. Mit der Gründung des Norddeutschen Bundes vollzog sich weiter
die Trennung der nationalliberalen Partei von der Fortschrittspartei, indem die erstere als nächstes Ziel
die nationale Einigung Deutschlands
[* 38] in ihr Programm aufnahm (s. Nationalliberale Partei).
Durch den Austritt (Sezession) verschiedener Mitglieder der nationalliberalen Fraktion des Reichstags und des preußischen Abgeordnetenhauses
entstand 1880 eine liberale Vereinigung, welche 1884 mit der Fortschrittspartei zur deutschen freisinnigen Partei (s. d.) verschmolzen
ward. Dazu kommt in Süddeutschland die demokratische Volkspartei. Als extrem-liberale Partei in Deutschland
wird die Sozialdemokratie (s. d.) zu bezeichnen sein.