vonNorthof, mittelalterlicher Geschichtschreiber, geb. in
Westfalen
[* 6] aus ritterlichem
Geschlecht, das
im
Dienste
[* 7] der
Grafen von der
Mark stand, besuchte die
Schule zu
Erfurt,
[* 8] machte dann
Reisen nach
Frankreich,
trat in den geistlichen
Stand und erhielt von seinem
Gönner: dem
GrafenAdolf von der
Mark, der 1313
Bischof von
Lüttich
[* 9] wurde,
fette
Pfründen, zuletzt auch die
Abtei Viset, die ihm erlaubten, sich ganz seinen gelehrten
Studien zu widmen. Er starb um 1360. Er
schrieb eine »Geschichte der
Grafen von der
Mark«, welche bis 1347 reichte, nachträglich von Levold von Northof noch bis 1358 und
von andern bis 1390 fortgesetzt worden ist und auch die allgemeine deutsche Geschichte des 13. und 14. Jahrh.
aus persönlicher Kenntnis und
Anschauung ziemlich ausführlich behandelt. Sie wurde herausgegeben von
Troß (»Chronica comitum
de Marka«,
Hamm
[* 10] 1859).
1)
Jakob, jüd. Gelehrter, geboren im Mai 1818 zu Dobrzyze
(Posen),
[* 14] studierte in
Breslau,
[* 15] wurde 1845
Rabbiner zu
Rosenberg in Oberschlesien, 1850 Rabbinatsassessor in
Breslau, 1871 Stiftsrabbiner eines
Bet ha-midrasch
(Lehrhaus) daselbst und 1875 zum königlichen
Professor ernannt. Außer
Arbeiten in verschiedenen Fachzeitschriften veröffentlichte
er zwei wertvolle Lexika:
»ChaldäischesWörterbuch über die Targumim« (Leipz. 1867-68, 2 Bde.)
und
»Neuhebräisches und chaldäisches
Wörterbuch über die Talmudim und Midraschim« (mit Beiträgen vonFleischer,
Leipz. 1876 ff., 4 Bde.).
Jules, franz.
General, geb. zu
Paris, ward 1846
Leutnant, 1848
Hauptmann, machte den
Krimkrieg, 1859 den
italienischen
Krieg als Bataillonschef mit, ward 1862 im mexikanischen
KriegOberstleutnant im
Generalstab,
wurde
Niel als Mitarbeiter bei der Armeereform beigegeben, geriet 1870 als Oberst im
Generalstab der Rheinarmee nach dem
Fall
von
Metz
[* 17] in deutsche Kriegsgefangenschaft, nahm 1871 als Stabschef einer
Division am
Kampf gegen die
Kommune teil, ward 1874
Brigade-, 1880 Divisionsgeneral
und 1883 kommandierender
General des 17.
Armeekorps. 1877-80 war er
Direktor der
École supérieure de guerre. Nachdem er von
Januar bis April 1885 Kriegsminister gewesen, übernahm er das
Kommando des 10.
Korps. ist ein wissenschaftlich sehr gebildeter
Offizier und Verfasser von wertvollen Werken: »La réforme de l'armée« (Par.
1871);
»Neue Aquarelle aus dem
Leben« (das. 1840, 2 Bde.);
der autobiographische »Theaterroman« (das.
1841, 5 Bde.);
die ultramontan angehauchten
Romane:
»Klarinette« (Schaffh. 1863, 3 Bde.)
und »Der Insurgent« (das. 1865, 2 Bde.)
u. a.
Kurz vor seinem
Tod erschienen:
»LetzteFahrten.
Zwölf Reisebriefe aus dem Jahr 1870«
(Mainz
[* 24] 1871).
Seine »Gesammelten
Schriften«
gab er in einer Auswahl (auch u. d. T.: »Ein
Menschenleben«) heraus (Leipz. 1844-45, 12 Bde.).
Vielfach anregend auf dramaturgischem Gebiet wirkte seine »Allgemeine Theaterrevue«
(Stuttg. 1835-1837, 3 Bde.).
2)
Fanny, Schriftstellerin, Verwandte des vorigen, geb. zu
Königsberg i. Pr. von israelitischen Eltern, trat in
ihrem 17. Jahr zur evangelischen
Kirche über, begleitete 1831 ihren
Vater auf einer
Reise durch
Deutschland
[* 25] und
Frankreich¶
mehr
und lebte sodann längere Zeit in Breslau und Berlin.
[* 27] Nachdem sie schon 1834 zur Unterhaltung einer kranken SchwesterMärchen
geschrieben hatte, betrat sie 1841 die schriftstellerische Laufbahn mit der Novelle »Der Stellvertreter« (in der »Europa«).
Es folgten ohne ihren Namen: »Klementine« (Leipz. 1842);
Im Frühjahr 1845 bereiste sie Italien
[* 28] und nahm sodann ihren Aufenthalt in Berlin, wo
sie sich 1854 mit AdolfStahr verheiratete, mit dem sie in der Folge eine Reihe von Reisen unternahm, und wo sie noch jetzt lebt.
Ihre litterarische Produktivität steigerte sich, ohne in flüchtige Vielschreiberei umzuschlagen.
Nacheinander erschienen: »Italienisches Bilderbuch« (Berl. 1847);
»Diogena, Roman von Iduna Gräfin H.-H.«, eine anonym erschienene
Persiflage der Gräfin Hahn-Hahn (2. Aufl., Leipz. 1847);
»Die Familie Darner«, Roman (das. 1887) u. a. Von ihren Schriften
erschien eine Auswahl unter dem Titel: »Gesammelte Werke« (Berl. 1871-74, 12 Bde.).
F. LewaldsRomane sind durch eine außerordentlich scharfe Beobachtung, durch energische Plastik der Gestaltung
und klare Durchbildung des Stils ausgezeichnet. Die Grundlage ihrer Anschauung aber ist ein herber und harter Realismus, der
im rechnenden Verstand und in der leidenschaftslosen Nüchternheit eine Art Ideal erblickt, von ihr die Lösung aller Rätsel
des Daseins erwartet und begreiflicherweise nur in einzelnen Fällen eine poetische Wirkung hervorzurufen
vermag.