stigen und sittlichen Kräfte Friedrichs und seiner ganzen Armee gewonnen. Von dieser waren 200 Offiziere und 6300 Mann tot oder
verwundet. Die Österreicher verloren 10,000 Mann an Toten und Verwundeten, 12,000 Gefangene, 51 Fahnen, 116 Kanonen. Die energische
Verfolgung noch in der Nacht bis Lissa durch den König selbst, dann später durch Zieten und Fouqué vollendete
die völlige Auflösung und entriß den Österreichern bis Ende des Jahrs ganz Schlesien wieder mit Ausnahme von Schweidnitz.
Eine 12 m hohe Säule mit der Statue der Viktoria auf der Höhe zwischen und Heydau erinnert an den Sieg der Preußen.
Vgl. A.
Müller, Die Schlacht bei Leuthen (Berl. 1857);
Kutzen, Gedenktage deutscher Geschichte, Bd. 2 (2. Aufl.,
Bresl. 1860).
Heinrich, deutscher Dichter, geb. zu Wetzikon im Kanton Zürich,
widmete sich anfangs der Jurisprudenz, begab sich
aber, da er in seiner Heimat keine Anstellung fand, nach München, wo er sich eng an Geibel und dessen Kreis
anschloß. Er machte sich bekannt durch Beiträge zum »Münchener Dichterbuch« und durch Übersetzungen französischer Dichter,
die er gemeinsam mit Geibel (»Fünf Bücher französischer Lyrik«, Stuttg. 1862) herausgab, erregte aber die Aufmerksamkeit weiterer
Kreise erst durch seine »Gedichte« (Frauenf.
1879, 3. vermehrte Aufl. 1884), die ihn als einen bedeutenden Lyriker von tiefer Empfindung und seltener
Formvollendung zeigten. Sie erschienen, von Freundeshand (Gottfried Keller) besorgt, als der Dichter bereits dem hoffnungslosen
Wahnsinn verfallen war, in dem er in der Heilanstalt Burghölzli bei Zürich starb.
Oberamtsstadt im württemberg. Donaukreis, an der Eschach und den Linien Herbertingen-Isny
und Leutkirch-Memmingen der Württembergischen Staatsbahn, 654 m ü. M., hat eine
evangelische und eine kath. Kirche, eine Erziehungsanstalt für verwahrloste junge Mädchen, ein Amtsgericht, eine Maschinenfabrik,
Ölmühle, Holz-, Frucht- und Viehhandel und (1885) 2959 meist kath. Einwohner. Leutkirch, ehedem
freie Reichsstadt, fiel 1802 an Bayern, 1810 an Württemberg. Der umliegende Landstrich heißt die Leutkircher
Heide, deren Bewohner früher ebenfalls unmittelbare Reichsbürger waren.
Vgl. Roth, Geschichte der ehemaligen Reichsstadt
Leutkirch (Leutk. 1873, 2 Bde.).
(franz. lieutenant, v. ital.
locotenente, »Stellvertreter«, abgeleitet), im Mittelalter der vom Hauptmann gewählte Stellvertreter desselben. Leutnant des Königs
(lieutenant du roi) hieß in Frankreich der Statthalter, als Stellvertreter des Königs. Lieutenant civil,
Titel des stellvertretenden Ziviloberrichters von Paris (du châtelet); lieutenant criminel, Kriminalrichter; lieutenant du
prévôt von Paris, Stellvertreter des obersten Kriminalrichters von Paris, mit der ungefähren Funktion des heutigen Polizeipräfekten.
Leutnant der Marschälle von Frankreich ehemals Titel des Vorsitzenden des militärischen Ehrengerichts. Leutnant des
Wolfsjägermeisters (lieutenant de louveterie), Titel derjenigen, welche gegen die Erlangung eines ausgedehntern Jagdrechts
die Verpflichtung übernommen hatten, das zur Wolfsjagd erforderliche Gerät auf eigne Kosten anzuschaffen und zu unterhalten.
Lord-Lieutenant (»Lord-Statthalter«) ist in England der Titel des obersten Verwaltungsbeamten und Milizkommandanten einer Grafschaft
sowie des Statthalters (Vizekönigs) von Irland. - In den spätern Offizierkorps rangierte der Leutnant wie jetzt
nach dem Hauptmann oder Rittmeister. 1672 erhielt in Frankreich jede
Kompanie noch einen Sekonde- oder Sousleutnant, was die
andern Heere nachahmten. In der deutschen Armee steht bei jeder Kompanie, bez. Eskadron ein Premier- und mehrere Sekondeleutnants.
Die Marine besitzt Leutnants zur See und Unterleutnants zur See.
(ungar. Löcse), königliche Freistadt, Sitz des ungar. Komitats Zips, mit 3 katholischen und einer evang.
Kirche, Minoritenkloster, katholischem Obergymnasium, Staatsrealschule, Theater, 2 Kasernen, schöner Promenade
(mit Denkmal), (1881) 7042 meist slawischen und deutschen Einwohnern, berühmtem Gersten- und Erbsenbau, ansehnlicher Obst-
und Bienenzucht, Gerichtshof und Steuerinspektorat. Leutschau wurde 1245 unter Bela IV. erbaut.
Dorf im bayr. Regierungsbezirk Oberbayern, Bezirksamt München, an der Würm, hat ein altertümliches Schloß
(Eigentum des Prinzen Ludwig von Bayern), den Petersbrunnen, eine kalte, erdig-alkalisches, kohlensaures
Kalkwasser enthaltende Mineralquelle und (1885) 272 Einw.
Emanuel, Maler, geb. zu Schwäbisch-Gmünd, kam als Kind mit seinen Eltern nach Philadelphia, wo er
die erste künstlerische Anleitung durch den Porträtmaler J. A. ^[richtig: J. R. für John Rubens] Smith
erhielt, und ging 1841 nach Düsseldorf, wo er sich unter Lessing weiterbildete. Sein erstes Bild: Kolumbus vor dem Hohen Rat in
Salamanca, fand großen Beifall, geringern das folgende: Kolumbus' dritte Rückkehr aus Amerika (1842). 1842 ging er nach München
und von dort nach Venedig und Rom.
Hier malte er: die erste Landung der Normannen in Amerika und Kolumbus an der Pforte des Klosters La Nahida. 1845 kehrte
er nach Düsseldorf zurück, wo John Knox, der Maria Stuart eine Strafpredigt haltend, Sir Walter Raleigh und Königin Elisabeth auf
dem Spaziergang (1845), englische Bilderstürmer, Torquemada bestimmt König Ferdinand, die Gesandtschaft der Juden
abzuweisen (1846), Heinrich VIII. mit Anna Boleyn im Park, Kolumbus' festlicher Empfang bei Hof nach der Rückkehr aus Amerika,
ein Puritaner, seine Tochter vor einem Madonnenbild überraschend (1847), die Erstürmung des letzten Tempels bei der Eroberung
Mexikos durch Ferdinand Cortez (1848) und Karl I., das Todesurteil Straffords unterzeichnend (1849), entstanden.
Doch übertraf er diese Bilder durch sein Hauptwerk: Washingtons Übergang über den Delaware (1850-51, in der Kunsthalle
zu Bremen). Ein zweites Exemplar kam nach Nordamerika. Das Bild wurde durch Stich, Lithographie etc. vervielfältigt und machte
Leutzes Namen populär. Doch vermochte er in seinen spätern Bildern diesen Ruf nicht aufrecht zu erhalten.
Er war lange Zeit Präsident des Vereins Düsseldorfer Künstler zu gegenseitiger Unterstützung und gab 1848 den Anlaß zur Stiftung
des Künstlervereins »Malkasten« sowie 1856 zur Begründung der »Deutschen Kunstgenossenschaft«.
Von seinen spätern Bildern sind zu nennen: Washington bei Monmouth (1852-54);
die Abfahrt des Kolumbus nach Amerika;
die Rose der Alhambra, nach J. ^[richtig: W. für Washington] Irving;
Cromwells Besuch bei Milton;
Karls II. letzte Soiree (1856);
die Niederlage des englischen Generals Braddok. 1859 siedelte er nach Amerika über, wo er die Sitzungssäle des Kongresses und
des Senats im Kapitol zu Washington mit historischen Wandgemälden schmücken sollte. Er
mehr
hat nur eins derselben, das Vordringen der Zivilisation nach Westen, vollendet. Von seinen dort entstandenen Staffeleibildern
sind zu nennen: das Mädchen von Saragossa (1860);
die Besitzergreifung von Maryland durch Leonard Calvart (1861);
Elisabeth
von England im Gefängnis, vom Bischof Cranmer besucht (1862);
Auswanderer, von Indianern bedroht;
Auszug der Mauren aus
der Alhambra.
Nachdem er noch den Karton zu einem zweiten großen Wandbild im Kapitol zu Washington, die Aufhebung der Sklaverei,
vollendet hatte, starb er in Washington. Er verfügte über ein glückliches Kompositionstalent und ein seltenes
Individualisierungsvermögen; doch leiden seine Werke durch flüchtige Ausführung in Zeichnung und Kolorit.
Bei der Wertschätzung seiner Bilder kam bei seinen Lebzeiten mehr das stoffliche als das künstlerische Interesse in Betracht.