Mitglied der
Nationalversammlung erwählt, in der er sich der republikanischen
Linken anschloß und Vizepräsident der
Union
républicaine wurde. Er war einer der begabtesten Redner der Versammlung und gehörte der
Kommission der
Dreißig an, welche
eine neue
Verfassung ausarbeiten sollte. Als der reaktionäre
Antrag auf Umänderung der Gemeindeverfassung
von
Lyon
[* 2] (um die Simultanschulen beseitigen zu können) in der
Nationalversammlung verhandelt wurde, reizte Leroyer durch seine
Verteidigung des
LyonerGemeinderats ein Mitglied der
Rechten zu einer
Unterbrechung, die der
PräsidentGrévy tadelte, weswegen
die
Rechte diesen zum Rücktritt zwang. 1876 ward er zum
Senator auf Lebenszeit erwählt und war auch im
SenatPräsident der republikanischen
Linken. Am übernahm er im
KabinettWaddington das
Justizministerium und begann,
die richterlichen Kollegien von bonapartistischen und klerikalen
Elementen zu reinigen, trat aber im
Dezember 1879 zurück,
da er weder in die
Amnestie noch in die Aufhebung der Unabsetzbarkeit derRichter willigen wollte, und
wurde 1882 zum
Präsidenten des
Senats gewählt.
(spr. lérrick),Hauptstadt der zu
Schottland gehörigen
Shetlandinseln, auf der
InselMainland am Bressasund
gelegen, der einen vorzüglichen
Hafen bildet, ist die nördlichste Stadt
Großbritanniens und hat (1881) 4045 Einw.,
die namentlich Fischfang, etwas
Strohflechterei und Wollspinnerei treiben. ist Sitz eines deutschen
Konsuls.
(spr. lössahsch),AlainRené, franz. Dichter, geb. zu
Sarzeau bei
Vannes, kam 1692 nach
Paris,
[* 3] wurde
Advokat, widmete sich aber bald ausschließlich der schriftstellerischen Thätigkeit. Es gelang ihm indessen erst
spät und nach vielen fruchtlosen
Versuchen auf verschiedenen Gebieten (worunter Übersetzungen aus dem
Griechischen und dem
Spanischen), sich einen
Namen zu verschaffen; am meisten trug dazu das Wohlwollen seines
Gönners, desAbbés
Lyonne, bei.
Von seinen
Dramen, die er für die kleinern
Bühnen schrieb, fanden
»Crispin rival de son maître« und »Turcaret«, eine
Satire
gegen die
Financiers damaliger Zeit, lebhaften Beifall.
Noch größern
Ruhm erwarb er sich durch seine komischen
Romane, namentlich
»Le
[* 4] diable boiteux« (2. Aufl. 1707; deutsch
von LesageSchücking, Hildburgh. 1866),
nach einem spanischen Vorbild, was
Titel, Umgebung und
Personen betrifft,
sonst durch und durch französisch und gegen die Frömmelei aus der Zeit des alternden
Ludwig XIV. gerichtet, und
»GilBlas
de Santillane« (1715-35, 4 Bde.; deutsch, Berl.
1856),
ebenfalls ganz französisch, obwohl seine
Neider
(Voltaire!) und spanischePatrioten es für die
Kopie eines spanischen
Originals ausgaben.
»Gil Blas« stellt das menschliche
Leben dar mit seinen Wunderlichkeiten und
Abenteuern,
mit seinem Schicksalswechsel und den verschiedenen
Lagen, in die uns die Eigentümlichkeiten unsrer
Launen, unsers
Geschmacks
und unsrer Fehler bringen. Es fehlt nur eine gewisse ideale und moralische
Höhe, zu der die damalige
Zeit sich nicht aufschwingen konnte.
griech.
Rhetor im 1. Jahrh.
n. Chr., verfaßte
Deklamationen politischen
Inhalts, von denen zwei militärische
Ermahnungsreden zur
Tapferkeit und eine
Aufforderung an die
Athener zum
Kampf gegen die Thebaner erhalten sind (hrsg. unter andern
von
Orelli, Leipz. 1826, zuletzt in den »Oratores
graeci« von
Müller, Bd. 2, Par. 1858, und von
Ahrens, Bailer,
Müller, das. 1868).
die größte unter den
Inseln des Ägeischen
Meers, an der
Küste von
Troas und
Mysien
(Kleinasien) gelegen, im
Mittelalter nach ihrer Hauptstadt
Mytilene genannt und daher jetzt noch den
Namen Mytilini, bei den
TürkenMidüllü führend, gehört gegenwärtig zum türkischen
Insel-Wilajet und umfaßt 1750 qkm (32 QM.) mit 36,000 meist griech.
Einwohnern (1879 angeblich 44,612 männliche Einwohner). Von
SW. dringt der
Busen von Kaloni (der antike
Euripos Pyrrhäos)
tief ins Land, von SO. der
Golf von Iero
(Euripos). Dadurch zerfällt die ungefähr dreieckige
Insel in
drei verschieden große Teile. Sie ist ziemlich gebirgig; die Hauptgipfel hießen im
Altertum Ordymnos (643 m hoch, jetzt
Kryoskopos), Lepetymnos und
Olympos (938 m, jetzt
Hag Ilias). Die
Insel hat ein vortreffliches
Klima,
[* 5] ist fruchtbar und reich
an
Holz,
[* 6]
Getreide,
[* 7]
Wein,
Feigen,
Oliven und
Marmor. Der
Wein von Lesbos, namentlich der von
Methymna, gehörte schon
im
Altertum zu den besten
Weinen. - Zu den ältesten pelasgischen Bewohnern von Lesbos gesellten sich noch vor dem Troischen
KriegIonier; aber erst seit der
Einwanderung von
Äoliern, 130 Jahre nach dem Troischen
Krieg, begann die
Insel aufzublühen.
Die neugegründeten
Städte wurden durch ihre
Lage an einem hafenreichen
Ufer bald mächtig und reich, erlangten
selbst die Herrschaft über einen Teil des gegenüberliegenden
Festlandes und bildeten kleine selbständige Gemeinwesen, mußten
sich aber später den Persern unterwerfen. 476
v. Chr. schloß sich Lesbos dem Athenischen Seebund an, empörte sich 428 im Peloponnesischen
Krieg, wurde aber 427 von
Athen
[* 8] wieder unterworfen und hart bestraft; später gehörte es zum makedonischen,
dann zum
Reich des
Mithridates, und endlich wurde es dem römischen
Reich einverleibt.
Molyvo), Antissa (bei Sigri), Eresos (Ereso), Pyrrha (Ruinen Pira) und Mytilene (Kastro). Im 14. Jahrh. wurde Lesbos von den Byzantinern
an die genuesische Familie Gateluzzio abgetreten, deren letzter Herzog, Niccolò, 1462 die Insel an Mohammed II. verlor. 1690 und 1698 erfochten
die Venezianer und die Griechen bei Lesbos Seesiege über die Türken.