worin er eine wissenschaftliche
Theorie der Hieroglyphenschrift aufstellte. Er lieferte
sodann die ersten fehlerfreien
Ausgaben umfangreicherer altägyptischer
Texte, wie: »Auswahl der wichtigsten
Urkunden des ägyptischen
Altertums« (Leipz. 1842, in 23 Tafeln) und das
»Totenbuch der Ägypter nach dem hieroglyphischen
Papyrus in
Turin«
[* 20] (das. 1842),
welch letzteres den Standardtext des heiligen
Buches der alten Ägypter enthält, der von Lepsius durch eine
spätere
Publikation noch ergänzt wurde, nämlich durch:
ȀltesteTexte des
Totenbuchs nach
Sarkophagen des altägyptischen
Reichs im
Berliner
[* 21]
Museum« (Berl. 1867). Daneben benutzte Lepsius seinen Aufenthalt in
Italien zu Forschungen über die etruskische
und oskische
Sprache,
[* 22] deren Überreste er in den »Inscriptiones umbricae et oscae«
mit einem erläuternden
Kommentar (Leipz. 1841) herausgab, und zu denen zwei Abhandlungen: Ȇber
die tyrrhenischen
Pelasger in
Etrurien« und »Über die Verbreitung des italienischen Münzsystems
von
Etrurien aus« (das. 1842), gehören. In
England entwarf er mit
Bunsen den
Plan zu einem großen historisch-antiquarischen
Werk über
Ägypten.
[* 23]
Von dem großen, auf königliche
Kosten herausgegebenen Prachtwerk
»Denkmäler aus
Ägypten und
Äthiopien« erschienen 12
Bände
größten
Formats mit 963 Tafeln (Berl. 1849-60). Es ist dieses
Corpus inscriptionum eins der größten und kostbarsten Werke,
welche je veröffentlicht worden sind, und reichhaltiger und korrekter als die ähnlichen Werke
Rosellinis,
Leemans' u. a. Nach historischen
Gesichtspunkten geordnet, bildet dies Werk die Grundlage aller ägyptischen
Altertums- und
Sprachenkunde. Zur wissenschaftlichen Behandlung der ägyptischen Geschichte lieferte Lepsius in seiner
»Chronologie der Ägypter«
(Berl. 1849, Bd. 1) und dem »Königsbuch
der alten Ägypter« (das. 1858) wichtige Beiträge. Für das größere
Publikum gab er die ebenso unterhaltenden wie belehrenden
»Briefe aus
Ägypten,
Äthiopien und der
Halbinsel des
Sinai« (Berl.
1852) heraus.
Einen bedeutenden
Gewinn von Lepsius'
Reise hatte endlich auch das
BerlinerNeueMuseum. Seine in
Ägypten gemachte Sammlung von Originaldenkmälern
und
Gipsabgüssen bildet mit der ältern von v.
Minutoli, Passalacqua und Drovetti den wertvollsten und
wesentlichsten
Bestandteil der ägyptischen Abteilung des
Museums. Weitere Einzelforschungen legte Lepsius in zahlreichen akademischen
Abhandlungen nieder, z. B.: Ȇber den ersten
ägyptischen Götterkreis« (Berl. 1851);
»Über einige Ergebnisse der ägyptischen
Denkmäler für die Kenntnis der Ptolemäergeschichte«
(das. 1853);
»Über die 12. ägyptische Königsdynastie« (das.
1853);
»Die babylonisch-assyrischen
Längenmaße nach der Tafel von Senkereh« (das. 1877).
Daneben hat Lepsius sprachvergleichende Untersuchungen angestellt, wie
eine Reihe von Abhandlungen bekundet, z. B.: Ȇber
chinesische und tibetanische Lautverhältnisse« (1861);
»Über die arabischen Sprachlaute und deren Umschrift« (1861);
Ȇber
das Lautsystem der persischen Keilschrift« (1863);
Als
besondere Aufgabe hatte sich Lepsius seit 1855 die Aufstellung und Einführung eines allgemeinen linguistischen Alphabets gestellt.
In der 2. Auflage des zuerst 1855 von ihm herausgegebenen »Standard alphabet for reducing unwritten languages and foreign graphic
systems to an uniform orthography in European letters« (Lond. 1863)
hat er die Umschrift von 120 Sprachen versucht. Seit 1864 Redakteur der von Brugsch gegründeten »Zeitschrift für ägyptische
Sprache und Altertumskunde«, die er zu einem internationalen Organ der Wissenschaft erhoben hat, unternahm Lepsius im Frühling 1866 eine
zweite Reise nach Ägypten und fand in den Ruinen von San im Delta
[* 27] (Tanis) eine sehr wichtige Inschrift (s.
Hieroglyphen, S. 518 f.), die er veröffentlichte: »Das bilingue Dekret von Kanopus« (Berl. 1866). Weiter lieferte eine »Nubische
Grammatik mit einer Einleitung über die Völker und SprachenAfrikas« (Berl. 1880),
zu der er das Material während der von ihm
geführten wissenschaftlichen Expedition gesammelt hatte. Sein letztes Werk waren die »Längenmaße der
Alten« (Berl. 1884). Als Professor an der BerlinerUniversität, als Direktor der ägyptischen Abteilung der königlichen Museen,
als Mitglied der Akademie der Wissenschaften, als Direktor des archäologischen Instituts und Mitglied zahlreicher gelehrter
Gesellschaften hatte eine sehr ausgedehnte Wirksamkeit. 1873 wurde er zum Oberbibliothekar der königlichen
Bibliothek zu Berlin, 1883 zum Geheimen Oberregierungsrat ernannt. Nachdem er 22. April d. J. sein 50jähriges Doktorjubiläum
gefeiert, starb er