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einzuschreiten. An dem Eutychianischen Streit beteiligte er sich durch
die berühmte
»Epistola dogmatica ad Flavianum« und
setzte auf der
Synode zu
Chalcedon 451 die Verdammung der
Lehre
[* 2] des
Eutyches durch.
Durch seine
Beredsamkeit bestimmte er
Attila,
welcher in Oberitalien
[* 3] eingebrochen war, zum Abzug (452). Als bald darauf
Geiserich sich
Roms bemächtigte
(455), rettete Leo die Stadt wenigstens vor
Mord und
Einäscherung. Er starb 10. Nov. 461.
Sein Gedächtnistag ist der 11. April.
Benedikt
XIV. erhob ihn zum
Doctor
Ecclesiae.
Seine hinterlassenen Schriften, bestehend aus 96 Festpredigten, 141 Briefen und einigen Abhandlungen, sind nicht ohne rhetorischen Wert und für die katholische Glaubenslehre von großer Wichtigkeit. Gesammelt und herausgegeben sind sie von Quesnel (2. Ausg., Lyon [* 4] 1700, 2 Bde.) und von Ballerini (Vened. 1755-57, 3 Bde.).
Vgl. Arendt, Leo d. Gr. und seine Zeit (Mainz [* 5] 1835);
Perthel, Leos I. Leben und Lehren [* 6] (Jena [* 7] 1843);
Saint-Cheron,
Histoire du
pontificat de
saint Léon (Par. 1846, 2 Bde.).
2) Leo II., ein Sizilianer, war erst regulierter Chorherr, dann Kardinal, bestieg den päpstlichen Stuhl im August 682, bestätigte die Schlüsse des sechsten ökumenischen Konzils zu Konstantinopel, [* 8] übersetzte dieselben aus der griechischen Sprache [* 9] in die lateinische und verbesserte den Gregorianischen Gesang. Auch führte er die Besprengung mit Weihwasser und den Friedenskuß in das kirchliche Zeremoniell ein. Er starb im Juli 683. Sein Tag ist der 28. Juni.
3) Leo III., ein geborner
Römer,
[* 10] war Kardinalpriester, als er 26. Dez. 795 nach
Hadrians I.
Tode durch
Bestechung die
Erhebung auf
den römischen
Stuhl erlangte. Von einer
Partei in
Rom
[* 11] überfallen, arg mißhandelt und eingekerkert, floh
er zu
Karl d. Gr. nach
Paderborn
[* 12] (799) und kehrte unter dessen
Schutz nach
Rom zurück. Nachdem sich Leo durch
einen
Eid von den
angeschuldigten
Verbrechen gereinigt hatte, bestrafte
Karl die Empörer und bestätigte und vermehrte die Pippinsche
Schenkung.
Aus Dankbarkeit setzte Leo 25. Dez. 800 in der
Peterskirche die römische
Kaiserkrone auf des
Königs
Haupt.
In den Streitigkeiten mit der griechischen
Kirche über das
Ausgehen des
Heiligen
Geistes verbot er die
Aufnahme der
Formel »filioque«.
Als sich nach
Karls
Tode die
Römer aufs neue (814) empörten, ließ er die
Rädelsführer hinrichten. Er starb im
Juni 816.
Sein
Tag ist der 12. Juni. Seine
Briefe an
Karl d. Gr. hat zuerst
Conring (Helmst. 1647 u. 1655) herausgegeben.
4) Leo IV., ebenfalls ein geborner
Römer, war erst Benediktinermönch, wurde dann Kardinalpriester und bestieg nach
Sergius
II. 27. Jan. 847 den päpstlichen
Stuhl. Er erweiterte
Rom durch
eine Vorstadt auf dem rechten Tiberufer
(Civitas
Leonina). In
Verbindung mit den Neapolitanern erfocht seine
Flotte über die
Sarazenen den glänzenden Seesieg bei
Ostia (849),
worauf Leo gegen sie an der
Stelle des verwüsteten Centumcellä eine neue, befestigte Stadt, Leopolis, anlegte, woraus nachher
Civitavecchia wurde. Er starb 17. Juli 855.
Sein
Tag ist der 17. Juli.
5) V., aus Priapi bei Ardea, war erst Benediktiner, dann Kardinal, bestieg den päpstlichen Stuhl 28. Okt. 903 und starb, von Empörern verdrängt, im Gefängnis 6. Dez. d. J.
6) Leo VI., ein Römer, wurde 928 zum Papst erwählt, starb aber schon 3. Febr. 929.
7) Leo VII., ebenfalls ein Römer, ward 936 Nachfolger Johanns XI., berief den Abt Odo von Cluny zur Verbesserung der Zucht in den römischen Klöstern nach Rom; starb 18. Juli 939.
8) Leo VIII. wurde als päpstlicher Protoskriniarius auf einer von Kaiser Otto I. berufenen Synode zu Rom an der Stelle des lasterhaften Johann XII. 4. Dez. 963 zum Papst ernannt und gestand dem Kaiser in einer Urkunde die Einsetzung des Papstes und der Bischöfe zu. Allein nach des Kaisers Abzug nötigte Johann Leo zur Flucht, starb aber unmittelbar darauf (14. Mai 964). Als die Römer hierauf Benedikt V. zum Papst wählten, zog Otto I. nochmals nach Rom und setzte Leo wieder ein; doch starb dieser schon im März 965.
9) Leo IX., früher
Bruno,
Bischof von
Toul,
[* 13] Sohn des
Grafen
Hugo von
Egisheim, geb. im Elsaß, wurde von
Kaiser
Heinrich
III. und den deutschen
Fürsten auf dem
Reichstag zu
Worms
[* 14] im
Dezember 1048 zum
Papst erwählt, ließ sich
aber in
Rom noch einmal durch
Klerus und
Volk wählen und dann erst weihen. Er suchte als Anhänger der cluniacensischen
Reformbestrebungen persönlich auf mehreren
Konzilen in
Italien,
[* 15]
Frankreich und
Deutschland
[* 16] die verfallene
Kirchenzucht wiederherzustellen;
doch fanden seine Maßregeln gegen
Simonie, Priesterehe und
Konkubinat wenig
Gehorsam.
Von seiner Visitationsreise durch
Italien zurückgekehrt, unternahm er einen
Feldzug gegen die Eroberer
Apuliens, die
Normannen,
welcher aber mit der Vernichtung seines
Heers bei Civitate in
Capitanata endigte. Er selbst wurde gefangen und mußte
die
Eroberung der
Sieger bestätigen, worauf
Robert Guiscard dem
Papst als Lehnsherrn huldigte. In Leos Regierungszeit
fällt der Anfang der heftigen Streitigkeiten mit der griechischen
Kirche, die endlich zur völligen Trennung derselben von der
lateinischen führten. Leo starb und ward unter die
Heiligen versetzt. Von ihm sind noch
Briefe,
Predigten
und
Dekretalen vorhanden.
Vgl. Hunkler, Leo IX. und seine Zeit (Mainz 1851);
Delarc, Un pape alsacien (Par. 1876).
10) Leo X., geb. zu Florenz, [* 17] hieß eigentlich Giovanni von Medici und war der zweite Sohn Lorenzos des Prächtigen von Medici. Er erhielt in seinem siebenten Jahr die Tonsur, 1482 von Ludwig XI. die Abtei Font douce, bald darauf vom Papst Sixtus IV. das Stift Passignano, hatte Petrus Äginetes, Demetrios Chalkondylas und Angelus Politianus zu Lehrern in den humanistischen Studien und bezog die Universität Pisa. [* 18] Bereits 1488 zum Kardinal ernannt, trat er 1492 als Mitglied in das heilige Kollegium ein, kehrte aber nach seines Vaters Tod (8. April d. J.) nach Florenz zurück.
Als seine Familie von da vertrieben wurde, begab er sich nach Bologna, bereiste Deutschland und Frankreich und hielt sich sodann längere Zeit in Rom auf, wo er sich besonders mit der Musik und der schönen Litteratur beschäftigte. Papst Julius II. ernannte ihn 1506 zum Statthalter von Perugia und stellte ihn 1511 unter dem Titel eines Legaten von Bologna an die Spitze seines Heers in der Heiligen Liga wider Frankreich. In der Schlacht bei Ravenna ward Leo von den Franzosen gefangen, entkam aber nach Bologna, wo er als Legat die Verwaltung übernahm, wirkte dann mit zur Wiederherstellung der Mediceer und blieb in Florenz, bis er nach Julius' II. Tod als Leo X. den päpstlichen Stuhl bestieg. Er wandte seine ganze Sorgfalt auf Förderung der Litteratur und der Wissenschaften, stellte die Universität in Rom wieder her, berief die ausgezeichnetsten Männer zu Lehrern, gründete unter des Johannes Laskaris Leitung ein eignes Kollegium zur Herausgabe griechischer Schriftsteller und lud die ¶
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Besitzer alter Handschriften in allen Ländern ein, sie ihm zur Bekanntmachung mitzuteilen. Für alle Zeiten berühmt machte
er sich durch
Beförderung der Künste und durch
Schöpfung der glänzendsten Bauwerke. Sein Zeitalter, das Leoninische, ist die
Blütezeit der italienischen Künste und Wissenschaften. In der auswärtigen Politik strebte er danach, den Kirchenstaat
zu vergrößern und seine Familie, die Mediceer, zur herrschenden Fürstenmacht in Mittel- und Oberitalien zu erheben.
Die auswärtigen Mächte, welche auf Herrschaft in Italien Anspruch machten, suchte er gegeneinander im Gleichgewicht [* 20] zu erhalten. 1515 beredete er bei einer Zusammenkunft in Bologna Franz I. von Frankreich zur Aufhebung der Pragmatischen Sanktion sowie zur Schließung eines Konkordats, durch welches die freie Wahl der Bischöfe und Äbte in Frankreich zu gunsten des Papstes und des Königs beseitigt wurde. Den Herzog von Urbino entsetzte er 1516 und belehnte seinen Neffen Lorenzo mit diesem Herzogtum, das er nach dessen Tod mit dem Kirchenstaat vereinigte.
Eine Verschwörung gegen sein Leben dämpfte er 1517 durch Hinrichtung des Kardinals Petrucci. Um sich Geld zu verschaffen, besonders auch zur Vollendung der Peterskirche, ließ er für die Christenheit Ablaßbriefe verkaufen und gab dadurch bekanntlich den ersten äußern Anlaß zur Reformation. Anfangs schien er auf den Widerspruch Luthers wenig zu achten, später suchte er vergeblich dessen Vorgehen durch die Bannbulle vom zu hemmen. Ebenso erfolglos war sein Bemühen, gegen den türkischen Sultan Selim, der sich Ägyptens bemächtigt hatte, alle christlichen Monarchen zu einem Kreuzzug zu vereinigen. Um die Macht Frankreichs in Italien zu brechen, schloß er einen Bund mit dem Kaiser zur Wiedereinsetzung der Familie Sforza in Mailand [* 21] und nahm ein Schweizerheer in Sold.
Parma [* 22] und Piacenza wurden eingenommen und von dem Papste dem Kirchenstaat einverleibt; die Verbündeten zogen ohne Widerstand in Mailand ein und besetzten das Gebiet des Herzogs von Ferrara, [* 23] gegen den, als einen Bundesgenossen Frankreichs, Leo den Bannstrahl geschleudert hatte. Leo starb Er war ein ausgezeichneter Staatsmann, fein gebildet, wenn auch üppig und prachtliebend; für wahre Religion ging ihm freilich jedes Verständnis ab.
Vgl. Roscoe, Life and pontificate of Leo X. (Lond. 1806, 6 Bde.; neue Ausg. 1875; deutsch von Glaser, Leipz. 1806-1808, 3 Bde.);
Audin, Histoire de Léon X (6. Aufl., Par. 1886; deutsch, Augsb. 1845-46, 2 Bde.);
Hergenröther, Leonis X. papae Regesta (Freib. i. Br. 1884 ff., 12 Hefte).
11) Leo XI., zuvor Alexander Oktavian von Medici, geb. 1535 zu Florenz, ward als Erzbischof und Kardinal von Florenz Nachfolger Clemens' VIII., regierte aber nur 26 Tage, vom 1.-27. April 1605.
12) Leo XII., vorher Annibale della Genga, geb. auf dem Schloß Genga bei Spoleto aus einer adligen Familie, ward 1782 Diakon, dann Geheimer Kämmerer des Papstes Pius VI., 1793 Erzbischof von Tyros, 1794 päpstlicher Nunzius in Augsburg, [* 24] 1805 außerordentlicher Nunzius beim deutschen Reichstag zu Regensburg, [* 25] 1816 Kardinal und nach Pius' VII. Tod zum Papst gewählt. Anfangs in Rom mit Jubel begrüßt, ward er, der bisher, namentlich im Ausland, durch seine Unsittlichkeit Anstoß erregt hatte, durch seine Unduldsamkeit und Strenge bald dem Volk wie den Kardinälen verhaßt.
Sogleich in seiner Antrittsbulle verdammte er die Freimaurerei und die Bibelgesellschaften, gab den Jesuiten ihr früheres Kollegium mit der Kirche des heil. Ignatius, das Oratorium und Museum zurück und stellte die Gefängnisse der Inquisition wieder her. 1825 schrieb er ein Jubeljahr aus, bei welchem auch das übliche Gebet um Ausrottung der Ketzer angeordnet ward. Die Verhältnisse der Kirche zum Staat in der oberrheinischen Kirchenprovinz ordnete er 1827 durch die Bulle: »Ad dominici gregis custodiam«; die Emanzipation der katholischen Kirche Englands bahnte er wenigstens an. Im Kirchenstaat führte er mehrere zweckmäßige Reformen in der Staatsverwaltung, im Zivilrechtsgang und in den Gerichtstaxen ein, reformierte das Erziehungswesen und errichtete viele Hospitäler. Er starb In der Peterskirche ward ihm ein marmornes Denkmal (von Thorwaldsen) errichtet.
Vgl. Artaud de Montor, Histoire du pape Léon XII (Par. 1843; deutsch bearbeitet von Scherer, Schaffh. 1844);
Köberle, Leo XII. und der Geist der römischen Hierarchie (Leipz. 1846).
13) Leo XIII. (eigentlich Joachim Pecci), geb. aus einer wohlhabenden bäuerlichen Familie zu Carpineto bei Anagni, ward im Collegio romano erzogen, trat nach dreijährigem Besuch der Accademia ecclesiastica als Protonotar in die Prälatur ein und ward 1837 von Gregor XVI. zum Hausprälaten, dann zum Delegaten in Benevent ernannt. Hier machte er sich durch Unterdrückung des Räuberunwesens verdient und erhielt darauf die Legation von Spoleto, dann die von Perugia.
Zum Erzbischof von Damiette in partibus infidelium präkonisiert, ging er 1843 als Nunzius nach Brüssel, [* 26] wo er der katholischen Kirche Belgiens ihre unabhängige Stellung erwerben half, zugleich aber durch sein gewandtes Benehmen die Gunst des Königs Leopold I. erlangte. Am ward er zum Erzbischof von Perugia erhoben und zum Kardinal ernannt, aber in petto reserviert. Gregors Nachfolger Pius IX. ließ Pecci auf den Rat des eifersüchtigen Antonelli in seinem abgelegenen Bistum Perugia und bestätigte erst dessen Ernennung zum Kardinal.
Sein Bistum verwaltete Pecci vortrefflich und wußte auch nach der Annexion Perugias mit der italienischen Regierung ein gutes Einvernehmen herzustellen. Von stattlichem, ernstem Äußern, fein gebildet, taktvoll und liebenswürdig, aufrichtig fromm und von tadellosem Lebenswandel, erlangte er bei allen, mit denen er verkehrte, große Beliebtheit. Erst nach Antonellis Tod (November 1876) ward er nach Rom berufen und erhielt im November 1877 das Amt eines päpstlichen Kämmerers. Als solcher leitete er nach Pius' IX. Tod die Geschäfte der Kurie, ward nach nur 1½tägigem Konklave als Führer der Mittelpartei des Kardinalkollegiums zum Papst erwählt und 3. März gekrönt.
Ohne den prinzipiellen Proteststandpunkt seines Vorgängers Italien und überhaupt den staatlichen Mächten gegenüber zu verleugnen, trat er doch in mildern Formen für die Sache des Papsttums auf. Er ernannte gemäßigte Kardinäle, wie Franchi, Jacobini u. a., zu Staatssekretären, knüpfte mit den weltlichen Machthabern wieder persönliche Beziehungen an und suchte über die streitigen Fragen eine die Prinzipien unberührt lassende Verständigung herbeizuführen. Dies gelang ihm namentlich mit Preußen, [* 27] wo unter seiner wesentlichen Mitwirkung der Kulturkampf beendigt wurde; mit dem deutschen Reichskanzler Fürsten Bismarck knüpfte er fast ein Freundschaftsverhältnis an und zeigte sich sehr erfreut, als ihm dieser das Schiedsgericht in dem Streit mit Spanien [* 28] über die Karolinen (1885) übertrug. Auch die wissenschaftlichen ¶