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an den römischen Senat, der die bekannte Schilderung der Gestalt und des Angesichts Jesu enthält. S. Christusbilder.
an den römischen Senat, der die bekannte Schilderung der Gestalt und des Angesichts Jesu enthält. S. Christusbilder.
Kartenspiel, s. Mistigri. ^[= (franz., "Treffbube"; auch Mouche, Pamphile oder ), einfaches Kartenspiel ...]
Kirchdorf im russ. Gouvernement Perm, an der Mündung der Lenwa in die Kama, bekannt durch die 1610 hier angelegten Salzsiedereien.
Der jährliche Salzertrag beläuft sich auf 70,000 Ton.
1) Jakob Michael Reinhold, deutscher Dichter der Sturm- und Drangperiode, geb. zu Seßwegen in Livland [* 2] als Sohn eines geachteten Geistlichen, studierte zu Königsberg [* 3] und ließ hier bereits 1769 ein großes hexametrisches Lehrgedicht, »Die Landplagen«, drucken; ein schon einige Jahre früher geschriebenes Drama, »Der verwundete Bräutigam«, blieb zu Lebzeiten des Dichters ungedruckt (hrsg. von Blum, Berl. 1845). Im J. 1771 kam Lenz als Hofmeister zweier kurländischer Edelleute nach Straßburg, [* 4] trat hier mit Goethe, Salzmann und andern Gliedern des dortigen litterarischen Kreises in Verkehr, in welchem er sich durch seine kraftgenialischen Versuche, im Geiste des von ihm enthusiastisch verehrten Shakespeare zu reden und zu dichten, auszeichnete.
Nach Goethes Heimkehr gab er sich Mühe, mit Friederike Brion (s. d.) in Sesenheim einen Liebesroman anzuspinnen und den Freund durch leidenschaftliche Huldigung aus dem Herzen des Mädchens zu verdrängen. Als Goethe nach Weimar [* 5] gekommen war, zog ihm Lenz im März 1776 ungerufen nach und verweilte dort bis zum November d. J., trotz seiner Sonderbarkeiten und »Affenstreiche« wie ein verzogenes Kind allgemein geschont und getragen, bis eine »Eselei«, wie Goethe berichtet (ein Pasquill auf die Herzogin Amalie), sein ferneres Bleiben in Weimar unmöglich machte.
In das Elsaß zurückgekehrt, führte er hier und in der Schweiz [* 6] ein unstetes Wanderleben, bis er 1777 in Wahnsinn verfiel, der sich während seines Aufenthalts bei Goethes Schwager Schlosser zu Emmendingen und beim Pfarrer Oberlin in Waldbach aufs höchste steigerte. 1779 von seinem Bruder in die Heimat zurückgeführt, wandte er sich nach Riga, [* 7] von dort nach Petersburg, [* 8] zuletzt nach Moskau, [* 9] wo er in tiefem innern und äußern Elend starb. Lenz' dramatische Dichtungen bekunden sämtlich mehr eine forcierte als ursprüngliche Genialität und haben einzig durch ihr Ringen nach natürlichem Ausdruck und lebendiger Charakteristik einen gewissen dichterischen Wert; im übrigen gehören sie in ihrer Verworrenheit, ihrer naiven Roheit und mißverständlichen Shakespeare-Nachahmung zu den unerfreulichsten Schöpfungen der Sturm- und Drangperiode.
Dagegen fand er in kleinern Liedern und Erzählungen zuweilen eine rührend einfache Poesie. Als Hauptwerke sind zu nennen die sogen. Komödien: »Der Hofmeister« (1774),
»Der neue Menoza« (1774) und »Die Soldaten« (1776). Andre dramatische Dichtungen von Lenz sind: »Die Freunde machen den Philosophen« (1776);
»Der Engländer« (1777);
»Pandaemonium germanicum« (hrsg. von Dumpf, Nürnb. 1819);
»Die Sizilianische Vesper« (hrsg. von Weinhold, Bresl. 1886).
Außerdem schrieb einen Roman in Briefen: »Der Waldbruder. Ein Pendant zu Werthers Leiden« [* 10] (abgedruckt in den »Horen« [* 11] 1797; neue Ausg., Berl. 1882),
die Erzählungen: »Zerbin« (1776) und »Der Landprediger« (1777),
gab »Lustspiele nach dem Plautus« (1769) heraus sowie »Anmerkungen übers Theater« [* 12] nebst einer Übersetzung von Shakespeares »Love's labour's lost« (1774) u. a. Die von Tieck besorgte Ausgabe von Lenz' Schriften (Bern. [* 13] 1828, 3 Bde.) ist lückenhaft und enthält außerdem eine Anzahl untergeschobener Werke. Lenz' »Dramatischer Nachlaß« gab K. Weinhold (Frankf. 1884),
»Lyrisches aus dem Nachlaß« K. Ludwig (Berl. 1884) heraus.
Vgl. Dorer-Egloff, und seine Schriften (Bad. [* 14] 1857);
Gruppe, R. Lenz, sein Leben und seine Werke (das. 1861);
Stober, Der Dichter und Friederike von Sesenheim (Basel [* 15] 1842);
Falck, Lenz in Livland (mit unbekannten Jugenddichtungen von Lenz, Winterth. 1878);
Erich Schmidt, und Klinger, zwei Dichter der Geniezeit (Berl. 1878).
2) Harald Otmar, Naturhistoriker, geb. zu Schnepfenthal, studierte seit 1816 in Göttingen [* 16] und Leipzig [* 17] Naturwissenschaften, ging 1820 nach Berlin [* 18] und ward Lehrer in Thorn, [* 19] Marienwerder [* 20] und Schnepfenthal, wo er starb. Er schrieb: »Die nützlichen und schädlichen Schwämme« [* 21] (Gotha [* 22] 1831, 6. Aufl. 1879);
»Schlangenkunde« (das. 1832; in neuer Bearbeitung: »Schlangen [* 23] und Schlangenfeinde«, 1870),
die Resultate langjähriger Beobachtung der deutschen Schlangen enthaltend;
»Gemeinnützige Naturgeschichte« (das. 1834-39, 5 Tle.; 5. und 6. Aufl. von Burbach und Wünsche, 1881-85);
»Zoologie, Botanik und Mineralogie der Griechen und Römer« [* 24] (Jena [* 25] 1856-61).
3) Heinrich Friedrich Emil, Physiker, geb. zu Dorpat, [* 26] studierte daselbst Theologie, dann Physik, begleitete die Kotzebuesche Expedition 1823-26 als Physiker, wurde 1834 Mitglied der Akademie der Wissenschaften zu Petersburg und Professor der Physik an der Universität, am pädagogischen Hauptinstitut und an der Michailowschen Artillerieschule daselbst. Er starb in Rom. [* 27] Lenz förderte durch seine wertvollen Arbeiten namentlich die Lehre [* 28] vom Galvanismus [* 29] und Elektromagnetismus, [* 30] indem er z. B. das Joulesche Gesetz über die Wärmeentwickelung durch den galvanischen Strom experimentell bestätigte, mit Jacobi die Abhängigkeit des Elektromagnetismus von der Stromstärke, mit Saweljev die Gesetze der galvanischen Polarisation [* 31] feststellte und das nach ihm benannte Grundgesetz der Induktion [* 32] auffand, welches die Induktion mit den elektrodynamischen Gesetzen verknüpfte. Er schrieb ein russisches Handbuch der Physik (6. Aufl., Petersb. 1864).
4) Wilhelm von, Musikschriftsteller, geb. 1804, starb als kaiserl. russischer Staatsrat in Petersburg. Er schrieb: »Beethoven et ses trois styles« (Brüssel [* 33] 1852-55, 2 Bde.);
»Beethoven, eine Kunststudie« in 5 Bänden (Kassel [* 34] u. Hamb. 1855-60),
von denen Band [* 35] 1 unter dem Titel: »Beethoven, eine Biographie«, Bd. 3-5 unter dem Titel: »Kritischer Katalog der sämtlichen Werke mit Analyse derselben« auch besonders erschienen;
endlich »Die großen Pianofortevirtuosen unsrer Zeit aus persönlicher Bekanntschaft« (über Liszt, Chopin, Tausig, Henselt Berl. 1872).
Die Schriften von Lenz über Beethoven sind mehr von warmer Verehrung für den Meister eingegeben als das Resultat besonnener, nüchterner Forschung und daher besonders geeignet, die Begeisterung für Beethovens Genie zu erwecken.
5) Robert, Sanskritist, Bruder des vorigen, geb. zu Dorpat, studierte daselbst Theologie, wirkte dann als Lehrer an der Domschule zu Reval [* 36] und ging 1831 nach Berlin, wo er sich ausschließlich dem Studium des Sanskrits widmete. Nach seiner Rückkehr nach Rußland wurde er zum Adjunkten der Akademie in Petersburg ernannt, starb aber schon Lenz veröffentlichte eine Ausgabe von Kalidasas Drama »Urvasi« (Berl. 1833) nebst einem dazugehörigen »Apparatus criticus« (das. 1834). ¶
6) Oskar, Afrikareisender, geb. zu Leipzig, wurde nach Beendigung seiner naturwissenschaftlichen Studien an der geologischen Reichsanstalt in Wien [* 38] angestellt und ging 1874 im Auftrag der Deutschen Afrikanischen Gesellschaft nach der Westküste Afrikas, wo er den Ogowe drei Jahre lang erforschte und als äußersten Punkt 1876 die Mündung des Schebe erreichte. Nach Deutschland [* 39] zurückgekehrt, schrieb er: »Skizzen aus Westafrika« (Berl. 1878). Darauf unternahm er, gleichfalls im Dienste [* 40] der Deutschen Afrikanischen Gesellschaft, eine Reise nach Marokko [* 41] und über Tarudant nach Timbuktu, von wo er St.-Louis am Senegal erreichte und Anfang 1881 nach Deutschland zurückkehrte.
Als Ergebnis dieser Reise veröffentlichte er: »Timbuktu. Reise durch Marokko, die Sahara und den Sudân« (Leipz. 1884, 2 Bde.). Von der Geographischen Gesellschaft zu Wien zu ihrem Generalsekretär ernannt, übernahm er zugleich die Redaktion der Zeitschrift »Aus allen Weltteilen«, erhielt 1885 einen Ruf als Professor der Geographie an die Universität zu Czernowitz, [* 42] folgte aber noch vor Antritt derselben einer Aufforderung der genannten Geographischen Gesellschaft, die Leitung einer Expedition zu übernehmen, welche von der Mündung des Congo aus an diesem Fluß aufwärts vordringen sollte, um die durch den Aufstand des Mahdi gefährdeten Reisenden Junker, Casati und Lupton aus ihrer bedenklichen Lage zu befreien und zugleich durch Untersuchung der Wasserscheide zwischen Congo und Nil die Uëllefrage endgültig zu lösen. Er verließ Hamburg [* 43] und marschierte von der Congomündung aufwärts bis Léopoldville, von wo er in einem Dampfer des Congostaats dessen Station Stanley Falls erreichte.
Von dort ging Lenz nach Kasonge, der Residenz des Händlers Tippo Tip, welcher ihm seine Hilfe versprochen hatte; doch fand Lenz, als er 15. Aug. über Kavala am Tanganjika in Udschidschi anlangte, daß man ihn getäuscht hatte. Da die geplante Reise nun unmöglich geworden war, beschloß Lenz, zum Sambesi zu gehen; er erreichte in einem Segelboot das Südufer des Tanganjika, ging von da nach Karonga am Nyassa, fuhr dann zum Südende des Sees, verfolgte den Schirefluß und gelangte bei Quillimane an der Mündung des Sambesi an die Ostküste. Von dort kehrte er über Sansibar, [* 44] Kairo, [* 45] Triest [* 46] nach Wien zurück, wo er Anfang 1887 eintraf. Bald darauf wurde Lenz zum Professor der Geographie an der (deutschen) Universität Prag [* 47] ernannt.