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Gebäudekomplex besitzt. Das jährliche Einkommen beziffert sich auf mehr als 600,000 Mk., außerdem erhält sie vom Staat noch eine Subvention von 1,320,000 Mk. Anfänglich schied sie sich in die sächsische, fränkische, meißnische und polnische Nation, welche Einrichtung erst 1830 schwand. Mit der Universität stehen 48 verschiedene Seminare und wissenschaftliche Institute und Sammlungen in Verbindung. Besonders die naturwissenschaftlichen und medizinischen Institute sind reich ausgestattet.
Die Universitätsbibliothek hat mehr als 300,000 Bände, 600 abendländische und 1600 orientalische Handschriften, das Münzkabinett fast 100,000 Nummern. Die Zahl der Studierenden im Wintersemester 1887/88 belief sich auf 3361 (vor 1870 durchschnittlich 1000-1200). Nächstdem sind zu nennen: 2 städtische Gymnasien (Nikolai- und Thomasschule), ein Staatsgymnasium, ein städtisches Realgymnasium, eine Realschule, eine königliche Baugewerkenschule, eine höhere Schule für Mädchen, eine Gewerbeschule, 7 Bürgerschulen, 8 Bezirksschulen, eine Freischule, 2 Fortbildungsschulen für Knaben, eine für Mädchen, eine katholische Schule und eine israelitische Religionsschule.
Als Privatschulen bestehen 3 Erziehungs- und Lehrinstitute für Knaben und 7 für Töchter höherer Stände, eine Sonntagsschule der Loge Balduin zur Linde, eine Sonntags-Gewerbeschule, eine Übungsschule für angehende Lehrer, mehrere kaufmännische Fortbildungsschulen, eine Handelslehranstalt für Kommis, eine Lehranstalt für erwachsene Töchter zur Ausbildung für den kaufmännischen und gewerblichen Geschäftsbetrieb, eine höhere Fach- und weibliche Gewerbeschule, ein Seminar für Handfertigkeitsunterricht u. a. Ferner die von der Kramerinnung 1831 gegründete, auch im Ausland sehr geschätzte Öffentliche Handelslehranstalt, eine 1853 vom Verein der Buchhändler begründete Unterrichtsanstalt für Buchhandlungs-Lehrlinge.
Der Förderung der Künste sind folgende Anstalten gewidmet: die Akademie der bildenden Künste und Kunstgewerbeschule, das städtische Museum, del Vecchios permanente Kunstausstellung (am Markt), das Kunstgewerbemuseum, der Verein für kirchliche Kunst, der Verein der Kunstfreunde, der Leipziger Künstlerverein, der Leipziger Kunstverein. Im Bereich der Musik stehen das Konservatorium der Musik (s. oben) und das altberühmte Institut der Gewandhauskonzerte (s. d.) in erster Linie.
Andre Musikinstitute sind: die Singakademie, der Konzertverein Euterpe, der weitbekannte Riedelsche Verein für Kirchenmusik, der Bach-Verein, der Verein Ossian etc. Außer den beiden städtischen Theatern besitzt Leipzig [* 2] noch das in der Südvorstadt gelegene Carolatheater. Von den zahlreichen hierher gehörenden wissenschaftlichen und andern Vereinen erwähnen wir: die königliche Gesellschaft der Wissenschaften (gegründet 1846), die Jablonowskische Gesellschaft der Wissenschaften (seit 1768), die Deutsche Morgenländische Gesellschaft, [* 3] den Verein für Erdkunde, [* 4] den Verein für Handelsgeographie, die Deutsche Genossenschaft dramatischer Autoren und Komponisten, den Verein für Geschichte Leipzigs, den Landwirtschaftlichen Kreisverein, die Naturforschende Gesellschaft, das Museum für Völkerkunde, den Kaufmännischen Verein, die Gemeinnützige Gesellschaft, den Verein für Volkswohl, den Arbeiterbildungsverein, den Schiller-Verein, die Polytechnische Gesellschaft, die Gartenbaugesellschaft, den Gustav-Adolf-Verein, den Evangelischen Missionsverein, den Baugewerkenverein etc. Außer den beiden genannten großen Bibliotheken gibt es sechs Volksbibliotheken und die pädagogische Zentralbibliothek (Comenius-Stiftung).
[Wohlthätigkeitsanstalten etc.]
Die wichtigsten Anstalten und Vereine zu gemeinnützigen und wohlthätigen Zwecken sind: das neue städtische Krankenhaus [* 5] (früher Jakobshospital, zugleich Klinik für die Universität), das Johannishospital für alte Leute, das Armenhaus, die Versorgungsanstalt St. Georg (am Rosenthal), die Heilanstalt für Augenkranke, das Taubstummeninstitut, 3 Stiftungen für Blinde, das Waisenhaus, das Leihhaus und die Sparkasse, die seit 1881 neuorganisierte Armenanstalt, das Daheim für Arbeiterinnen, die Gesellschaft der Armenfreunde, die Pestalozzi-Stiftung, 2 städtische Speiseanstalten, die neue Speiseanstalt in der Südvorstadt, der Kredit- und Sparbankverein, der Verein für Familien- und Volkserziehung, das Asyl für Obdachlose, die Herberge zur Heimat, 6 Kleinkinderbewahranstalten, viele Kindergärten, der Krankenhilfsverein, der Sächsische Landes-Militärhilfsverein (zugleich Landesverein der Kaiser Wilhelms-Stiftung für Sachsen), [* 6] die Erziehungs- und Pfleganstalt für schwach- und blödsinnige Kinder, der Verein zur Fürsorge für entlassene Sträflinge, der Volksbibliothekverein, das orthopädische Institut, der Schreber-Verein für Förderung der Erziehung und des Unterrichts mit 3 Schrebergärten u. v. a. Freimaurerlogen hat Leipzig 3: Minerva zu den drei Palmen, [* 7] Balduin zur Linde und Apollo. Apotheken sind 15 vorhanden.
[Verwaltung, Behörden.]
Die städtische Verwaltung liegt in den Händen des Stadtrats, der einschließlich des Oberbürgermeisters, des Bürgermeisters und des Polizeidirektors aus 12 besoldeten und 15 unbesoldeten Mitgliedern besteht, und des Stadtverordnetenkollegiums, welches 60 Mitglieder zählt. Die finanziellen Verhältnisse der Stadt sind günstige. Im J. 1885 betrugen die Aktiven 48,914,543 Mk., die Passiven 31,232,575 Mk., so daß ein Vermögensbestand von 17,681,968 Mk. vorhanden war.
Die zur Stadt gehörigen Rittergüter sowie die in ihrem Besitz befindlichen Waldungen, Wiesen und Felder haben allein einen Wert von gegen 9 Mill. Mk. Als kaiserlich deutsche Reichsbehörden hat Leipzig das Reichsgericht, den Disziplinarhof, die Disziplinarkammer, die Oberpostdirektion, das Telegraphenamt (mit Fernsprecheinrichtung) und eine Hauptstelle der Reichsbank. Die hauptsächlichsten andern Behörden sind: die Kreishauptmannschaft, Amtshauptmannschaft, ein Landgericht und Amtsgericht, 2 sächsische Eisenbahndirektionen, 2 Ephorien, ein Polizeiamt, das Hauptzollamt, Hauptsteueramt, Landbauamt, die Landeslotteriedirektion. ist Garnison der drei Infanterieregimenter Nr. 106, 107 und 134 und Sitz der Kommandos der 24. Infanteriedivision, der 47. und 48. Infanterie- und 24. Kavalleriebrigade. Das Wappen [* 8] der Stadt (s. Abbildung, S. 662) ist ein der Länge nach geteilter Schild; [* 9] links befindet sich auf goldenem Grund ein schwarzer aufgerichteter Löwe; rechts sind vier Balken abwechselnd in Blau und Gold. [* 10]
[Umgebung etc.]
Die öffentlichen großen, schönen Privatgärten, die vormals eine Zierde Leipzigs und beliebte Erholungs- und Vergnügungsorte der gebildeten Einwohnerschaft waren, hat die Spekulation vernichtet und in Straßen umgewandelt. Seit 1867 werden vom Rennverein auf der südlich vom Scheibenholz gelegenen Rennbahn öffentliche Wettrennen veranstaltet. Die besuchtesten Vergnügungsorte in Leipzigs Umgebung sind, außer dem schon genannten Rosenthal, das Neue Schützenhaus, Gohlis mit dem Schillerhaus, Möckern, Eutritzsch, Konnewitz, Schleußig und Zschocher, wohin reizende Waldwege führen, ebenso Leutzsch, Böhlitz-Ehrenberg u. Lützschena ¶
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mit Park und einer Gemäldegalerie des Barons v. Speck-Sternburg;
ferner die durch die Völkerschlacht von 1813 denkwürdigen Dörfer Probstheida, Meusdorf, Wachau (Geburtsort Rabeners), Dölitz, Lösnig und Markkleeberg, teilweise noch mit Spuren der Schlachttage;
Machern, Knauthain und Eythra mit herrlichen Parkanlagen;
endlich der Bienitz, ein 8 km entferntes Gehölz und Fundort botanischer Seltenheiten.
In direkter Eisenbahnverbindung steht Leipzig mit Dresden [* 12] (durch zwei Linien), Magdeburg, [* 13] Hof, [* 14] Erfurt, [* 15] Gera, [* 16] Dessau, [* 17] Berlin [* 18] und Guben. [* 19] Eine die Stadt mit den Vorstadtdörfern verbindende Pferdebahn (1887 Baulänge 29,8 km) besteht seit 1872.
Geschichte.
Die Stadt Leipzig verdankt ihren Ursprung einem kleinen Fischerdörfchen, das die wendischen Sorben am Zusammenfluß von Pleiße und Parthe gründeten und Lipsk (von lip oder lipa, die Linde) nannten. Erst 1015 wird der Ort als Stadt erwähnt, die unter den Grafen des Gaues Chutici stand. 1017 verschenkte Kaiser Heinrich II. Leipzig an das Stift Merseburg; [* 20] 1082 wurde es von dem Böhmenherzog Wratislaw zerstört, erhob sich aber bald wieder. 1134 brachte es Konrad von Wettin durch Tausch an sein Haus.
Unter Otto dem Reichen (1156-89) ward Leipzig, damals 5-6000 Einw. zählend, erweitert und befestigt und erhielt seine beiden Hauptmessen. Um die ihm besonders wegen der Gründung des Thomasklosters (nebst der Thomaskirche 1213), dem er das Patronat der Leipziger Kirche übergab, feindlich gesinnten Bürger im Zaum zu halten, ließ Markgraf Dietrich 1218 die Stadtmauer schleifen und drei feste Schlösser errichten. Während der Minderjährigkeit Heinrichs des Erlauchten (1221-63) ließ dessen Vormund, Landgraf Ludwig von Thüringen, das Schloß am Grimmaischen Thor wieder niederreißen, worauf die Dominikaner auf dieser Stelle ihr Kloster zum heil. Paulus erbauten.
Heinrich vergrößerte die Stadt durch Anlegung des Brühls, der Ritterstraße, der Nikolaistraße und eines Teils der Reichsstraße (1237). Um diese Zeit bildete sich in auch eine Kaufmannsgilde, zu welcher sich die italienischen Kaufleute (Lombarden), die seit der Rückkehr Konrads von Wettin aus Italien [* 21] sich hier niedergelassen hatten, gesellten. Bei der von Heinrich vorgenommenen Länderteilung kam Leipzig mit dem Osterland an Dietrich den Weisen, Markgrafen von Landsberg [* 22] (1263-1283), der den nach Leipzig reisenden Kaufleuten für ihre Person und Güter einen Schutzbrief erteilte, die Bürger vom Gerichtszwang ihres Amtmanns befreite und 1273 der Stadt das Münzrecht verlieh.
Bei der Länderteilung unter den Söhnen Friedrichs des Ernsthaften 1349 fiel Leipzig mit dem Osterland Friedrich dem Strengen (1349-81) zu. Dieser und sein Bruder Wilhelm stifteten auf Grund der Errichtungsbulle des Papstes Alexander V. (vom 9. Sept.) daselbst eine Universität (vgl. S. 666), welche zu Ende des 15. Jahrh. schon über 660 Studierende zählte. 1423 erlangte die Stadt, welche bisher von markgräflichen Vögten verwaltet worden war, jedoch nur auf Wiederkauf, die Ober- und Niedergerichte und bestellte einen Stadtrichter. 1454 wurde der Stadtgraben um die innere Stadt gezogen, und 1483 erfolgte die Gründung des Oberhofgerichts; 1458 kam zu den beiden schon bestehenden Messen noch die Neujahrsmesse hinzu.
Bei der neuen Teilung der Wettinschen Lande 1485 fiel Leipzig der Albertinischen Linie zu. Georg der Bärtige (1500-1539) gab der Stadt das Stempel- und Niederlagsrecht, erweiterte die Grenzen [* 23] des Weichbildes und überließ ihr 1508 nunmehr erblich die Ober- und Untergerichte. Das 1519 in der alten Pleißenburg zwischen Luther, Karlstadt und Eck gehaltene sogen. Leipziger Kolloquium war für die weitere Entwickelung der Reformation von großem Einfluß. Georg unterdrückte zwar die evangelische Lehre [* 24] in Leipzig gewaltsam; indes schon sein Bruder Heinrich der Fromme (1539-41) führte die Reformation förmlich ein (der jedoch die Universität erst später sich anschloß) und erteilte dem Rate das Patronatsrecht über die Kirchen und Schulen. 1545 ließen sich die ersten Buchhändler, Steiger und Boskopf, in Leipzig nieder. Im Schmalkaldischen Krieg erlitt Leipzig 1547 eine Belagerung durch Johann Friedrich den Großmütigen, bei der die Vorstädte gänzlich eingeäschert wurden. Unter dem neuen Kurfürsten Moritz wurden dagegen die Festungswerke verstärkt, die Pleißenburg neu aufgebaut; die Vorstädte entstanden in ihrer jetzigen Entfernung von der innern Stadt, und 1550 wurde das Konsistorium aus Merseburg hierher verlegt. Im März 1549 ward hier von den sächsischen Landständen das sogen. Leipziger Interim beschlossen. Durch Kurfürst August veranlaßt, ließen sich viele niederländische Kaufleute in Leipzig nieder.
Ungemein litt die Stadt in dem Dreißigjährigen Krieg. 1631 erschien Tilly vor Leipzigs Mauern und nötigte es zur Übergabe. Gustav Adolfs glänzender Sieg bei Breitenfeld [* 25] 17. Sept. d. J. befreite jedoch schon 22. Sept. die Stadt vom Feind. 1632 und 1633 wurde sie vom kaiserlichen General Holk eingenommen, 1642 von den Schweden [* 26] unter Torstensson, welche sie trotz des 1648 abgeschlossenen Westfälischen Friedens wegen rückständiger 267,000 Thlr. Kriegssteuer bis 1650 besetzt hielten.
Der Dreißigjährige Krieg hatte der Stadt über 1,070,000 Thlr. gekostet und ihren Wohlstand gänzlich zerrüttet. Nach wiederhergestelltem Frieden wurde Leipzig stärker befestigt; auch wurden damals die Lindenalleen auf den Wällen angepflanzt; 1677 wurde die Ratsbibliothek gegründet und 1678 die Börse errichtet. Seit 1667 zog sich der Buchhandel aus Frankfurt [* 27] a. M., wo zu strenge Zensur geübt wurde, nach und seit Anfang des 18. Jahrh. wurde Leipzig der Hauptstapelplatz des deutschen Buchhandels. 1682 wurde das Handelsgericht errichtet und eine Handelsgerichts- und eine Wechselordnung bekannt gemacht; 1687 trat eine Bücherkommission ins Leben, und 1690 wurde die Münzkonferenz gehalten, der 1691 die Einführung des Leipziger Münzfußes (1 Mark = 12 Thlr.) folgte.
Unter August II. (1694-1733) ließ sich, nach Aufhebung des Edikts von Nantes, [* 28] die sogen. französische Kolonie (meist Kaufleute) in Leipzig nieder. Leipzig gehörte zu den vier Legestädten des Reichs und hatte bei den sächsischen Landtagen das Direktorium unter den Städten. Von den traurigsten Folgen war der Siebenjährige Krieg für Leipzig, das von Friedrich d. Gr. mit schweren Kontributionen (über 15 Mill. Thlr.) belegt wurde. In der Zeit des nachfolgenden Friedens nahmen der Handel und die Messen einen Aufschwung wie fast niemals vorher.
Die Universität wurde von Friedrich August I. sehr begünstigt, seit 1784 die Festungswerke abgetragen und der Stadtgraben in einen Park verwandelt. Eine ganz veränderte Richtung gab dem Handel der französisch-preußische Krieg von 1806. Die französische Beschlagnahme aller englischen Waren mußte durch Zahlung von 7 Mill. Frank losgekauft werden, doch hatte Leipzig sich mitten in den folgenden Kriegsjahren starker Messen zu erfreuen. Im Krieg von 1809 wurde es 22. Juni von den Österreichern und 26. Juni von einem Korps Braunschweiger besetzt, das eine ¶