ehemals zünftige
Handwerker, welche alle
ArtenLeinwand, baumwollene, halbseidene und halbwollene
Zeuge verfertigen
und oft auch mit diesen
WarenHandel treiben.
Gewöhnlich wird die Leinweberei aber als
Hausindustrie betrieben, und die Leinweber liefern
die fertige
Ware an Fabrikanten und
Händler ab.
Stadt in der mähr. Bezirkshauptmannschaft
Weißkirchen, an der
Betschwa und der Ferdinands-Nordbahn,
mit Bezirksgericht, fürstlich Dietrichsteinschem
Schloß, alter Dekanatskirche, Piaristenkolleg,
Tuch- und
Flanell-,
Zucker-
und Malzfabrikation, Bierbrauerei,
[* 3]
Getreide- und Obsthandel und (1880) 6367 Einw.
(lipogrammatisch, griech.) nennt man Gedichte oder ganze Werke, in
denen ein bestimmter
Buchstabe, z. B. das R, gar nicht vorkommt, eine früher zuweilen
geübte Spielerei.
[* 4] (hierzu der Stadtplan), die zweite Stadt des
KönigreichsSachsen,
[* 5] Hauptstadt der gleichnamigen Kreishauptmannschaft
(S. 672), liegt 114 m ü. M., unter 51° 20' nördl.
Br. und 12° 23' östl. L. v. Gr., an der
Elster,
[* 6]
Pleiße und
Parthe, in der großen
Ebene, die sich von der
Saale bis zur
Mulde und zum großen Teil bis nach der
Elbe erstreckt,
u. ist abwechselnd von prächtigen Waldungen, deren schönsten
Schmuck zahlreiche herrliche
Eichen bilden, von
Wiesen, Obstpflanzungen und üppigen, sorgsam gepflegten Fruchtfeldern umgeben.
Die Stadt zerfällt in die innere Stadt, die innern und äußern Vorstädte. Die Vorstädte sind mit
schönen
Gärten geschmückt, und ringsum liegen stattliche
Dörfer, von welchen die im O. gelegenen »Grenzdörfer«
Reudnitz,
Neuschönefeld u. a. für das
Auge
[* 7] untrennbar mit der Stadt zusammengewachsen sind, während die Stadt auch nach den
VorortenKonnewitz (S.),
Plagwitz-Lindenau (W.),
Gohlis und
Eutritzsch (N.) hin ihr
Weichbild fast ganz ausgefüllt
hat. Die Einverleibung dieser Grenzdörfer und
Vororte in die
Stadtgemeinde steht nahe bevor. Die durchweg gut gebaute und
seit 1770 von
Promenaden (den vormaligen Festungswällen) umgebene innere Stadt wurde früher in dasPeters-, Ranstädter,
Grimmaische und Hallesche
Viertel eingeteilt. Auch die Vorstädte nannte man mit den
Namen dieser
Viertel. Jetzt
unterscheidet man die Vorstädte nach den
Himmelsgegenden.
Die Zahl der
Straßen und
Plätze Leipzigs beläuft sich auf etwa 250. Die
Straßen der innern Stadt sind teilweise eng und
krumm; doch werden von Jahr zu Jahr im
Interesse des
Verkehrs zeitgemäße Verbesserungen angebracht; die verkehrsreichsten
Straßen sind die Grimmaische und die Petersstraße.
In den innern und noch mehr in den äußern Vorstädten
gibt es meist regelmäßige, breite und schöne
Straßen. Unter den öffentlichen
Plätzen nimmt der
Markt, der vielhundertjährige
Zentralpunkt des
LeipzigerHandels undVerkehrs, der Schauplatz vieler denkwürdiger Ereignisse, eine hervorragende
Stellung
ein.
In der Mitte desselben befindet sich das 1845 in Pflastersteinmosaik ausgeführte Stadtwappen. Im J. 1888 soll
der
Markt durch
Aufstellung eines großartigen, von
Siemering geschaffenen Siegesdenkmals eine herrliche Zierde erhalten. Leipzigs
Schmuckplatz und wohl einer der größten und schönsten
PlätzeDeutschlands
[* 8] ist der von schönen öffentlichen und Privatgebäuden
eingefaßte Augustusplatz, auf dessen Südseite sich vor dem
Museum seit 1886 ein von der verstorbenen
FrauMende gestifteter monumentaler
Brunnen
[* 9] (nach einem
Entwurf von
Gnauth) erhebt.
Von den übrigen
Plätzen verdienen Erwähnung: der Roßplatz mit dem Schlachtenpanorama, der Königsplatz mit dem Denkmal
des
KönigsFriedrichAugust des
Gerechten (von
Öser), der Fleischerplatz, der Theaterplatz mit dem Denkmal
des Homöopathen
Hahnemann, der Blücherplatz, der Johannisplatz mit
Schillings Reformationsdenkmal (enthüllt bei der Lutherfeier
1883), der Rabensteinplatz, Marienplatz, Schletterplatz, Floßplatz, Südplatz, Körnerplatz.
die Marmorstatue
Gellerts von Knaur und das Denkmal des Liederkomponisten K.
Zöllner im
Rosenthal, einem vielbesuchten, reizenden Lustwald im
NW. der Stadt. An die
Tage der großen
Völkerschlacht erinnern das Fricciusdenkmal, nahe der Johanniskirche, an der
Stelle, wo die
KönigsbergerLandwehr
unter
MajorFriccius in die Stadt eindrang, das am Ranstädter
Steinweg 1863 zur
Erinnerung an die Sprengung der Elsterbrücke
errichtete Denkmal und nahe dabei
vor der zweiten Bezirksschule der Denkstein für
Poniatowski, der in der
Elster seinen
Tod fand;
denkmal an der Mittelstraße. Außer den durchweg schönen, rings um die innere Stadt führenden Promenaden und dem Rosenthal,
in welchem sich auch ein zoologischer Garten
[* 14] befindet, dienen der Bevölkerung
[* 15] als Erholungsplätze in der Nähe der Johannapark,
eine Stiftung des Bankiers W. Seyfferth, das Scheibenholz und Nonnenholz im W. und SW. der Stadt. Leipzig besitzt
vier Friedhöfe. Der hinter der Johanniskirche gelegene alte Johannisfriedhof wird seit 1884 als solcher nicht mehr benutzt
und nach und nach in einen Park verwandelt. Der neue Johannisfriedhof liegt im SO. der Stadtflur, der nördliche an der
Berliner
[* 16] Straße. In der Nähe des Napoleonssteins auf ProbstheidaerFlur ist neuerdings (seit 1886) ein großer
Zentralfriedhof angelegt worden.
Die innere Stadt enthält noch viele altertümliche, mit Erkern und Ziergiebeln versehene Gebäude, während in
den Vorstädten, besonders in den äußern, der moderne Baustil vorherrschend ist. Die Zahl der Kirchen ist verhältnismäßig
klein, und einige Neu- und Umbauten stammen erst aus jüngster Zeit; auch zeichnet sich das Innere derselben
nicht eben sehr durch hervorragende Kunstwerke aus. Die Thomaskirche, 1221 als Klosterkirche vollendet, wurde 1482 vergrößert
und wird jetzt vollständig umgebaut.
Das Chor, vor dessen Hauptaltar MarkgrafDiezmann ermordet wurde, enthält die Bildnisse sämtlicher LeipzigerSuperintendenten
von 1573 bis 1883. Die Nikolaikirche, um 1170 erbaut und 1513 erneut, wurde zu Ende des 18. Jahrh.
bei Gelegenheit einer Restauration vieler wichtiger Kunstdenkmäler, so der Bildnisse des PetrusMosellanus und andrer berühmter
Gelehrten, beraubt, und erst in neuester Zeit fand man die damals entfernten Gemälde von Dürer und Cranach
auf dem Boden auf und versetzte sie in das Museum.
Auf dem Neukirchhof stand eine 1217 vom MarkgrafenDietrich errichtete Zwingburg, die später den Barfüßern zur Anlegung eines
Klosters eingeräumt wurde. Die Kirche wurde 1494 umgebaut und 1698 restauriert, weshalb sie Neukirche hieß, bis sie 1880 nach
gründlichem, durch Mothes ausgeführtem Umbau den Namen Matthäikirche erhielt (vgl. Evers, Geschichte
der Matthaikirche, 1880). Die neue Peterskirche auf dem Schletterplatz, im gotischen Stil nach Plänen von Hartel und Lipsius
erbaut (die alte Peterskirche befand sich bis zum Jahr 1885 an der Ecke der Petersstraße und Schillerstraße), ist zur Zeit
das schönste kirchliche Bauwerk Leipzigs; ihr schlanker Turm,
[* 17] der höchste in der Stadt, hat eine Höhe
von 87 m. Die bisher genannten Kirchen sind Parochialkirchen.
Die Pauliner- oder Universitätskirche, um 1240 erbaut, 1545 erneuert und von Luther durch eine Predigt eingeweiht, enthält
den Grabstein des in der Thomaskirche ermordeten MarkgrafenDiezmann und andre bemerkenswerte Epitaphien.
Im Kreuzgang findet man eine Reihe von enkaustischen Wandgemälden aus dem 13. und 14. Jahrh., die, in sieben Hauptfelder
eingeteilt, als die größte aller deutschen Wandgemäldeflächen (22,5 m Länge und 4,5 m Höhe) denen von Pisa,
[* 18] Verona
[* 19] und
Assisi an die Seite gestellt werden.
Zur Reformationszeit übertüncht, 1836 wieder entdeckt und 1869-71 mit Sorgfalt und Mühe restauriert,
sind sie jetzt leider schon wieder so verblichen, daß wenig mehr davon zu sehen ist. Die Johanniskirche am Grimmaischen
Steinweg, 1582 eingeweiht, enthält einige sehenswerte Gemälde; an der Ostseite befindet sich das GrabmalGellerts. Die Kirche
gehörte ursprünglich zu dem benachbarten Johannishospital,
das 1278 als Hospital der Aussätzigen gegründet
und zu einem Asyl für bejahrte Bürgersleute umgewandelt warb.
Dieses im Lauf der Jahrhunderte zu großem Reichtum gelangte Asyl (Johannisstift) befindet sich jetzt in einem am Johannisthal
gelegenen, von Lipsius entworfenen Prachtbau (1872 vollendet). In reizender Lage, am Saum des schönen Johannaparks,
erhebt sich die 1883 begonnene, 1886 vollendete Lutherkirche. Die katholische Kirche, im gotischen Stil nach HeideloffsEntwürfen 1847 errichtet,
steht an der Weststraße, gegenüber der Pleißenburg. Die im maurischen Stil erbaute Synagoge in der Zentralstraße ist ein
Werk Simonsohns und wurde 1855 eingeweiht. Für die reformierte Gemeinde, deren Bethaus sich zur Zeit in der
Klostergasse befindet, ist der Bau einer neuen Kirche auf dem Areal des Georgenhauses projektiert. Nahe der Lutherkirche, an der
SebastianBach- und Schreberstraße, steht seit 1885 eine kleine englisch-amerikanische Kirche.
[Profanbanten.]
Unter den Profanbauten verdient zuerst genannt zu werden das an der Ostseite des Marktes gelegene
Rathaus, welches mit Benutzung der untern Mauern des alten, aus dem 13. Jahrh. stammenden Baues 1556 vom BürgermeisterHieronymusLotter erbaut wurde. In dem schönen, großen Sitzungssaal hängen die Bilder aller sächsischen Fürsten sowie ein äußerst
kunstreich mit der Nadel gearbeitetes Werk, den Urteilsspruch Salomos darstellend, aus dem ersten Drittel
des 16. Jahrh.; in der Ratsstube werden kostbare altertümliche Pokale verwahrt, darunter einer, der LuthersEigentum war.
Hinter dem Rathaus, am Naschmarkt, steht die 1678 erbaute AlteBörse, welche vorzeiten für ein überaus kostbares Bauwerk
galt, auf der Plattform mit den Statuen des Merkur
[* 20] und Apollo, der Venus und Pallas (von Morelli) geschmückt.
Nach Erbauung der prachtvollen NeuenBörse auf dem Plauenschen Platz wurde das Gebäude für die Sitzungen des Stadtverordnetenkollegiums
hergerichtet. Am Markt steht auch das Königshaus, in welchem 1695 bis 1829 die sächsischen Herrscher bei ihrer Anwesenheit
in Leipzig wohnten.
Die prächtige Fassade des ältesten Kaufmannshauses Leipzigs, BarthelsHof
[* 23] genannt (Ecke des Marktes und der Hainstraße), hat
man nach dessen 1871 erfolgtem Abbruch, als Perle der Spätgotik, wieder auf der Hofseite des Neubaues angefügt. An der Ecke
der Katharinenstraße steht die 1555 erbaute alte Ratswage. Dem Rathaus gegenüber, in der Grimmaischen Straße, befindet sich
das länger als drei Jahrhunderte berühmteste Bürgerhaus der Stadt, AuerbachsHof, welches, 1530-38 erbaut,
durch die an ihm haftende Faustsage und durch Goethes Faustdichtung weltbekannt geworden ist, ehedem ein Bazar der reichsstädtischen
Handelsherren und als solcher der wichtigste Meßhandelsplatz mit 100 Gewölben und vielen offenen Buden. Die in dem Weinkeller
befindlichen Faustbilder stammen
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