Die jüngere, von ihrem
Stifter Joffried auch die Joffriedsche
Linie genannt, führte den
Namen Leiningen-Dachsburg. So bestanden seit 1467 die
beiden
LinienLeiningen-Westerburg und Leiningen Dachsburg. 1540 teilten aber die
Söhne Emichs IX. von Leiningen-Dachsburg die väterlichen Besitzungen
und gründeten dieLinien Leiningen-Dachsburg-Hardenburg und Leiningen-Dachsburg-Heidesheim-Falkenburg. Die erstere,
evangelischer
Konfession, gegründet von
JohannPhilipp, wurde 1779 in den Reichsfürstenstand erhoben, verlor aber im Lüneviller
Frieden ihre auf dem linken Rheinufer gelegenen Besitzungen, etwa 660 qkm, und wurde dafür durch den Reichsdeputationshauptschluß
von 1803 durch Besitzungen im Mainzischen
(Miltenberg,
Amorbach,
Bischofsheim etc.), Würzburgischen
(Hardheim,
Lauda, Rippberg) und in der alten
Rheinpfalz
(Mosbach und
Boxberg) entschädigt.
Gegenwärtiges
Haupt des
Geschlechts ist
FürstErnst von Leiningen, geb. erbliches Mitglied der bayrischen
Kammer der
Reichsräte
und
Admiral in der großbritannischen
Marine. Die zweite
Linie, Leiningen-Dachsburg-Heidesheim-Falkenburg, blieb
gräflich und zerfiel 1658 in die Unterlinien Leiningen-Heidesheim, Leiningen-Dachsburg und Leiningen-Guntersblum. Die erste erlosch im Mannesstamm
1706, die zweite 1709; die letzte, welche 1774 ebenfalls im direkten Mannesstamm
ausstarb, besteht noch in den Nebenzweigen
Leiningen-Guntersblum und Leiningen-Heidesheim, die sich aber nach denGütern, welche sie durch den Reichsdeputationshauptschluß
zur
Entschädigung erhielten, Leiningen-Billigheim und
Leiningen-Neudenau nennen.
2)
GrafKarl von Leiningen-Westerburg,
Vetter des vorigen, geb. zu Ilbenstadt im Hessischen, war beim
Ausbruch der ungarischen
RevolutionHauptmann eines ungarischen
Regiments und mit einer Ungarin, Lisinka von Sissanyi, vermählt,
schloß sich dem
Aufstand an, zeichnete sich in vielen
Gefechten, besonders 17. April bei
Waitzen und bei der Erstürmung von
Ofen,
aus, stieg während des
Kriegs in der ungarischen
Armee zum
General und Korpskommandanten, mußte aber als
unerschütterlicher Anhänger
Görgeis bei
Világos die
Waffen
[* 8] strecken und ward zu
Arad mit zwölf andern ungarischen
Generalen nach kriegsgerichtlichem
Ausspruch durch den
Strang hingerichtet.
(lat.
OleumLini), das fette
Öl aus denSamen
[* 9] der Flachspflanze
(Linum usitatissimum Leinöl, Schlaglein).
Beim kalten
Pressen gewinnt man aus den zerkleinerten
Samen etwa 20 Proz. eines hellgelben
Öls
[* 10] von schwachem
Geruch und
Geschmack,
welches aber leicht ranzig wird. Die erwärmten
Samen liefern 25-28 Proz. dunkleres
Öl von bernstein- bis bräunlichgelber
Farbe und etwas stärkerm
Geruch undGeschmack. Das ist gelblich oder dunkelgelb, ziemlich dickflüssig,
riecht und schmeckt eigentümlich unangenehm, besonders wenn es durch warme Pressung erhalten wurde, löst sich in 32 Teilen
kaltem und in 6 Teilen kochendem
Alkohol, leicht in
Äther, besitzt das
spezifische Gewicht 0,93-0,94, erstarrt bei -34°
¶
mehr
und trocknet an der Luft zu einer durchsichtigen, harzartigen Masse, besonders wenn es gekocht worden ist. Es besteht im wesentlichen
aus dem Glycerid der Leinölsäure mit wenig Stearin und Palmitin, liefert eine weiche Seife, nimmt beim Kochen mit Schwefel ein
Viertel davon auf und bildet den zähen braunen Schwefelbalsam (s. d.). Das Leinöl dient besonders
zur Darstellung von Firnis, Buchdruckerschwärze, Wachsleinwand, Kitt, Schmierseife, äußerlich als Liniment (mit gleichen Teilen
Kalkwasser geschüttelt) gegen Brandwunden etc. Als Speiseöl wird frisches, kalt gepreßtes Leinöl in Rußland,
Polen, Ungarn etc. benutzt, und bisweilen brennt man es in Grubenlaternen, da es langsamer verzehrt wird als Rüböl,
zwar rußt, aber nicht leicht durch Luftzug verlöscht werden kann.
Durch Kochen des Leinöls mit oxydierenden Substanzen erhält man den Firnis und endlich eine dunkle, zähe Masse, die, mit verdünnter
Salpetersäure weiter gekocht, endlich plastisch wird, an der Luft erhärtet, in heißem Wasser aber wieder erweicht werden
kann (Ölkautschuk, künstliches Kautschuk). Um das Leinöl zu reinigen und zu bleichen, setzt man es in Glasflaschen
mit etwas Wasser und granuliertem Blei
[* 12] oder mit Eisenvitriollösung den Sonnenstrahlen aus. Um frisches Leinöl altem abgelagerten
und dadurch schleimfrei gewordenen ähnlich zu machen, behandelt man es mit Luft bei einer Temperatur von 110-120° und bemißt
die Zeit der Einwirkung nach der erfolgten Entfärbung.
Man kann fein verteilte kalte Luft in heißes Öl oder heiße Luft in kaltes Öl leiten. In Deutschland
[* 13] wird viel Leinöl gewonnen;
doch reicht die Produktion nicht aus, und man importiert große Quantitäten besonders aus Rußland. Auch Holland, Belgien,
[* 14] Nordfrankreich,
Irland und Ägypten
[* 15] liefern viel und Schlagsaat wird in großen Massen aus Ostindien
[* 16] und Ägypten nach Europa
[* 17] gebracht und hier auf Öl verarbeitet. Die Rückstände vom Pressen des Leinöls bilden die Leinölkuchen (s. Ölkuchen), welche
als wertvolles Viehfutter und gepulvert als Leinmehl zu Breiumschlägen und Kitten benutzt werden.