landwirtschaftlichen Abteilung an der technischen
Hochschule und an derselben die ordentliche Professur der
Agrikulturchemieübertragen. Ende 1879 trat er in den
Ruhestand und lebt jetzt in
Dresden.
[* 2] Lehmann widmete sich namentlich Untersuchungen über
Pflanzen-
und Tierernährung und lieferte auch mehrere analytische
Arbeiten. Seine
Methode des Verbackens des
Mehls aus ausgewachsenem
Roggen zu einem völlig normalen, lange Zeit haltbaren
Brot
[* 3] ist von großer Bedeutung für die Volksernährung.
9) Lilli, Sängerin, geb. zu
Würzburg
[* 4] als die Tochter der Sängerin und Harfenvirtuosin
Marie Lehmann-Löwe, trat zum
erstenmal in
Prag
[* 5] als erster
Knabe in der »Zauberflöte« auf und gab schon kurze
Zeit darauf auch die Pamina. 1868 folgte sie einem Engagementsanerbieten nach
Danzig
[* 6] und ging zwei Jahre später an das Stadttheater
nach
Leipzig,
[* 7] welches sie in kürzester
Frist mit der Hofbühne in
Berlin
[* 8] vertauschte, wo sie 1876 zur königlichen Kammersängerin
ernannt wurde. Im Frühjahr 1886 begab sie sich zu einer Gastspieltournee nach
Nordamerika,
[* 9] von wo sie,
mit eigenmächtiger
Verlängerung
[* 10] ihres
Urlaubs, erst im Spätsommer d. J. zurückkehrte, was ihre Entlassung aus dem
Verband
[* 11] der
Berliner
[* 12] Hofbühne zur
Folge hatte. Lilli Lehmann, die technisch ebenso wohlgeschult wie künstlerisch reich veranlagt ist,
hat sich im lyrischen, sentimentalen, komischen und heroischen
Fach in gleichemMaß bewährt
(Königin der Nacht,
Venus, Baronin im »Wildschütz«,
Valentine, Fidelio,
Walküre). -
IhreSchwesterMarie, ebenfalls Sängerin, geb. zu
Hamburg,
[* 13] betrat die
Bühne zuerst in
Leipzig, war 1872-73 am
Hamburger, dann am
Kölner,
[* 14] 1878-79 am
Breslauer Stadttheater engagiert
und wurde 1879 Mitglied des Landestheaters zu
Prag, von wo sie 1881 zum Hofoperntheater in
Wien
[* 15] überging.
Sie gefällt vornehmlich als Darstellerin ernster und schwärmerischer
Charaktere.
s.
Gießerei^[= die Gesamtheit aller Arbeiten, welche erforderlich sind, um gewisse Materialien durch Flüssigmachen ...]
[* 16] und
Eisengießerei.
[* 17]
(Streichschindeln), s.
Dachdeckung, ^[= der auf dem Dachstuhl (s. d.) ruhende, zum Schutz des Gebäudes bestimmte Teil des Daches. Sie ...]
[* 19] S. 401.
ein öffentliches
Buch, in welchem die Lehnsgerechtsame und Lehngrundstücke einer
Kirche oder geistlichen
Pfründe verzeichnet sind, die vorkommenden
Lehnsfälle eingetragen sowie auch die Lehnstücke ab- und zugeschrieben werden;
auch Bezeichnung für öffentliche
Bücher überhaupt, in welchen die in einer Flurgemarkung belegenen, früher lehnbarenGrundstücke verzeichnet sind. An die
Stelle derselben sind jetzt die
Grundbücher (s. d.) getreten.
(Mannengericht), im
Mittelalter das unter dem Vorsitz des Lehnsherrn zusammentretende
Gericht, welches in
LehnssachenRecht sprach. Als
Schöffen fungierten diejenigen
Vasallen oder
Mannen des Lehnsherrn, welche
Lehen von der gleichen
Gattung innehatten wie dasjenige, welches bei dem
Rechtsstreit in
Frage kam, und die eines und desselben
Standes waren wie der vor das
Gericht gezogene Lehnsträger
(Pares curiae). Der
Ausdruck Lehngericht wurde wohl auch auf das Lehnsgutübertragen, mit welchem eine solche
Gerichtsbarkeit verbunden war, und so kommt es, daß Lehngericht in manchen Gegenden
noch heutzutage ein Rittergut bezeichnet.
Vgl.
Heffter, Geschichte des
Klosters Lehnin (Brandenb. 1851);
Sello, Lehnin, Beiträge zur Geschichte von
Kloster und
Amt (Berl. 1881).
-
Die allgemeine
Aufmerksamkeit erregte zu verschiedenen
Zeiten die angeblich um 1300 in 100 lateinischen leoninischen
Versen
verfaßte sogen. Lehninsche
Weissagung
(»Vaticinium Lehninense«),
deren Verfasser derMönchHermann sein
soll. Der allgemeine
Inhalt ist eine
Klage über das Erlöschen der Askanier und das Aufkommen der
Hohenzollern,
[* 23] dann aber eine
Charakteristik jedes einzelnen
Regenten aus dem letztgenannten
Haus bis auf das elfte
Geschlecht. Den
Schluß macht die Prophezeiung,
daß nach dem Herrscher des elften
Geschlechts, der Stemmatis ultimus sein werde, die
Herde den
Hirten und
Deutschland
[* 24] den König wiederempfangen werde. Die
Sprache
[* 25] ist etwas gekünstelt und mitunter unklar, das Versmaß korrekt.
Das Gedicht tauchte zuerst Ende des 17. Jahrh., um 1690, in
Handschriften auf und wurde im geheimen verbreitet. Zum erstenmal
gedruckt erschien es in dem »Gelahrten
Preußen«
[* 26] (Königsb. 1723). Eine 2.
Ausgabe ohne Angabe des Druckorts
kam 1741 heraus, eine 3. mit den Druckorten
Berlin und
Wien 1745, eine 4. in
Frankfurt
[* 27] und
Leipzig 1746, also alle während der
ersten Regierungsjahre
Friedrichs d. Gr. Zu Beginn des Siebenjährigen
Kriegs wurde 1758 in Bern
[* 28] abermals ein
Abdruck veranstaltet.
charakterisiert werden, weiß der Verfasser von Friedrich I. schon nicht mehr, daß derselbe die Königswürde erworben hat.
Die nachfolgenden Könige werden ganz verkehrt und den geschichtlichen Thatsachen widersprechend geschildert. Das elfte Stemma,
mit dem das Hohenzollernhaus enden sollte, war FriedrichWilhelm III., und nur durch die gezwungene Auslegung, daß Friedrich
II. und FriedrichWilhelm IV., weil ohne direkte Nachkommen, keine Stemmata seien, dehnen die ultramontanen Erklärer die Frist
bis auf Wilhelm I. aus, nach welchem der Hirt, d. h. der Papst, die Herde, Deutschland den (katholischen habsburgischen) König
wiedererhalten werde.
Dieser war Propst an der Petrikirche zu Berlin, und selbst ein eifriger orthodoxer Lutheraner, trat er gegen die Maßregeln
des GroßenKurfürsten wider die lutherischen Geistlichen schroff auf und entzog sich einer Disziplinaruntersuchung 1666 durch
die Flucht nach Wittenberg.
[* 34] Da er hier nicht den gewünschten Empfang fand, begab er sich nach Prag, trat hier 1668 zur katholischen
Kirche über und wurde Domherr in Leitmeritz, wo er 1685 starb. Aus religiösem Fanatismus, und um sich an
dem hohenzollerischen Fürstenhaus zu rächen, schrieb der Konvertit das Gedicht und verbreitete es unter der Hand
[* 35] in geheimnisvoller
Weise unter einflußreichen Personen. Andre (Bailleu in der »Zeitschrift für preußische Geschichte und Landeskunde«, Bd.
15, S. 368) behaupten, daß ein in der Stadt Brandenburg oder deren Umgebung wohnender katholischer Märker, der
über die Ansiedelung von SchweizerKolonisten bei Lehnin erzürnt war, 1691 das Vaticinium verfaßt habe.
Vgl. Sabell, Litteratur
der sogen. Lehninschen Weissagung (Heilbr. 1879).