eine der großartigsten Kanalanlagen von
England, 1770-1816 mit einem Kostenaufwand von 2 Mill.
Pfd. Sterl. erbaut, verbindet
Liverpool
[* 3] mit
Leeds und somit denMersey mit dem der
Nordsee zufließenden
Aire.
Derselbe hat eine
Länge von 208 km, ist 12 m breit, 1,5 m tief und steigt bis 22 m ü. M.
an.
Conradus, holländ. Archäolog, geb. zu
Zalt-Bommel in
Geldern, studierte zu
Leiden,
[* 5] ward 1835 erster
Konservator und 1839
Direktor des
Museums der
Altertümer zu
Leiden
und begründete 1859 das ethnographische Reichsmuseum daselbst,
dem er gegenwärtig noch vorsteht. Unter seinen zahlreichen
das ägyptische wie das griechische und römische
Altertum betreffenden Werken sind hervorzuheben: eine
Ausgabe von
Horapollons »Hieroglyphica« (Amsterd.
1835);
[* 7] (Leer in
Ostfriesland), Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk
Aurich,
[* 8] an der
Leda, die nahebei in die
Ems
[* 9] mündet,
Knotenpunkt der
LinienBremen-Leer-Neuschanz der Oldenburgischen und
Münster-Emden der Preußischen Staatsbahn, 6 m ü. M.,
hat eine schöne reform.
Kirche mit hohem
Turm
[* 10] (1786 neuerbaut), eine lutherische, eine katholische und eine mennonit.
Kirche,
eine
Synagoge und (1885) 10,399 meist evang. Einwohner. Es befinden
sich in Leer 2 Papierfabriken, 3
Eisengießereien, 2
Brennereien, eine Maschinenfabrik,
Tabaks-,
Seifen- und
Likörfabriken, eine Bierbrauerei
[* 11] und mehrere Ziegeleien. ist der wichtigste Handelsplatz im Emsgebiet.
Der Seeschiffsverkehr bezifferte sich 1885 auf 854
Dampf- und Segelschiffe von 65,299 Registertons, der
Fluß- und Wattenverkehr
auf 6035
Schiffe
[* 12] von 78,905 Registertons. Lebhaft ist auch der Schiffsverkehr während des
Sommers nach
den Nordseebädern
Borkum und
Norderney. Die bedeutendsten Handelsartikel sind
Getreide,
[* 13] Vieh,
Butter,
Käse, Strohpapier,
Torfstreu,
Eisen- und
Kolonialwaren,
Bier und
Spirituosen. Alljährlich finden hier 30 Vieh- und 4 Pferdemärkte statt.
Den Handelsverkehr vermitteln außer verschiedenen Bankgeschäften eine Agentur der Hannöverschen
Bank, die Ostfriesische
und eine Genossenschaftsbank. Leer hat ein
Amtsgericht, eine
Handelskammer, ein
Gymnasium und eine
Navigationsschule.
Der nahe, 25 m hohe Plytenberg, ein künstlicher
Hügel, ist wahrscheinlich eine alte heidnische
Opfer- und Gerichtsstätte.
An der Mündung der
Leda liegt das Dorf Leerort mit 222 Einw. (meist
Lotsen und
Fischer). - ist wahrscheinlich einer der ältesten
Orte der
Provinz. Es war
Residenz der Häuptlinge des Moormerlandes, wurde 1431 dem
Focke Ukena durch Enno
von Gretsyl entrissen und kam so an
Ostfriesland. Leer erhielt 1823
Stadtrecht.
Stadt in der niederländ.
ProvinzSüdholland,
BezirkGorinchem, an der
Linge und an der
Eisenbahn Geldermalsen-Gorinchem,
hat einen Pferdemarkt, eine bekannte
Glashütte, worin das sogen. harte (unzerbrechliche)
Glas
[* 14] zuerst verfertigt
wurde, und (1886) 3702 Einw.
(spr. leu-),Hauptstadt der niederländischen
ProvinzFriesland, am
GroßenKanal
[* 20] zwischen
Harlingen und
Groningen gelegen, wird von vielen
Kanälen durchschnitten und steht durch
Eisenbahnen mit
Harlingen,
Sneek, Zütphen und über
Ihrhove mit
Deutschland
[* 21] in
Verbindung. Unter den zwölf
Kirchen zeichnet sich besonders die Hauptkirche zu St.
Jakob aus, wo
sich bis 1795 die prächtigen
Grabmäler der friesischen
Statthalter befanden. Die merkwürdigsten öffentlichen Gebäude
sind: das alte (nicht sehr ansehnliche) Residenzschloß der
Statthalter von
Friesland aus dem
HausNassau-Dietz, die ehemals
hier ihren Sitz hatten, das Regierungsgebäude, das stattliche neue Justizgebäude (Provinzialgerichtshof), die gotische
Kanzlei oder der ehemalige
Gerichtshof von
Friesland (jetzt Haftgebäude), der Oldehoof, das große, prächtige
Rathaus mit der
Stadtbibliothek, bedeutendemArchiv und schönen Gemälden, das Schauspielhaus etc. Die Einwohnerzahl
beträgt (1886) 29,329
Seelen. Leeuwarden besitzt ein
Gymnasium, wichtige Leinwandfabrikation,
Spiegel-,
Pianoforte- und Orgelfabriken,
eine ausgezeichnete Wagenbauanstalt etc. und ist einer der größten
Frucht- und Viehmärkte
Hollands. Auch der
Handel mit
Zichorien,
Flachs, Rindshäuten,
Knochen,
[* 22] wollenen Manufaktur- und
Kolonialwaren sowie mitWein und
Kornbranntwein ist
sehr ansehnlich. - Leeuwarden kommt schon in
Urkunden des 12. Jahrh. vor; es lag noch im 13. Jahrh.
an einem breiten
Meerbusen (Mittelsee oder Boorediep), der allmählich durch Schlammanhäufung gänzlich ausgefüllt wurde,
so daß Leeuwarden jetzt eine Binnenstadt ist. 1504 wurde die Stadt Sitz des
Rats der
ProvinzFriesland und 1564 Sitz
eines
Bischofs, der aber 1570 infolge der
Annahme der
Reformation weichen mußte.
(spr. leuwenhuk),Antony van, Naturforscher, geb. zu
Delft, war bis in sein 22. Jahr Buchhalter und
Kassierer in einer
Amsterdamer Tuchhandlung, ging dann nach
Delft, um sich mikroskopischen
Studien zu widmen, und starb daselbst Seine
Arbeiten wurden erst 1673 in weitern
Kreisen bekannt,
nachdem sein
Freund deGraaf (der Entdecker der Graafschen
Follikeln) einige seiner
Beobachtungen an die
Royal Society in
London
[* 23] übersandt hatte. Diese
Arbeit wurde von der gelehrten
Gesellschaft anerkennend aufgenommen, und Leeuwenhoek blieb
bis an seinen
Tod ein eifriger Mitarbeiter der von ihr veröffentlichten
»Transactions«.
¶
mehr
Leeuwenhoeks Werke erschienen auch in Leiden und Delft (1685-1718) unter dem Titel: »Sendbrieven, ontledingen en ontkelkingen,
ondervindingen en beschouwingen« und lateinisch (1715-22) als »Opera omnia s. Arcana naturae ope exactissimorum microscopiorum
detecta«. Leeuwenhoek zeigte zuerst den Kreislauf des Bluts
[* 25] im Schwanz der Froschlarve und entdeckte dabei die Blutkörperchen,
[* 26] die
von Malpighi zwar gesehen, aber als Fettkügelchen gedeutet worden waren. Seine Untersuchungen über Kapillargefäße
bildeten die notwendige Ergänzung der Harveyschen Theorie.
Epochemachend war die Entdeckung der Spermatozoen, am bekanntesten aber wurde sein Name durch die Entdeckung der Infusionstierchen,
obgleich sie eine bloß zufällige war und niemals von ihm in wissenschaftlichem Sinn ausgebeutet worden
ist. Er entdeckte die Spiralgefäße, die Treppengänge und die Tüpfelgefäße der Pflanzen und beschrieb den Unterschied
des Baues beim monokotyledonen und dikotyledonen Stamm. Die mangelhafte Erziehung Leeuwenhoeks war auf seine Bildung von hemmendem
Einfluß. Er verstand nur Holländisch, während die lateinische Sprache in seinem Zeitalter die ausschließliche Gelehrtensprache
war.
Durch eigne mühsame Arbeit mußte er sich daher viele Kenntnisse erwerben, die er leichter und genauer aus andern Quellen
hätte schöpfen können. Von einer wissenschaftlichen Methode hatte er keine Ahnung; seine Untersuchungen wurden ganz planlos
unternommen, und jeder Zufall veranlaßte ihn zu den sonderbarsten Abschweifungen. Dieser Fehler wird aber
durch seine strenge Wahrheitsliebe, seinen unermüdlichen Fleiß und seine große Gewissenhaftigkeit ausgeglichen. Erstaunlich
war seine Gewandtheit in der Anfertigung und dem Gebrauch seiner einfachen Mikroskope,
[* 27] deren er gegen 200 besaß.