du Nouy (spr. lökongt dü nu-i), Jules Jean Antoine, franz. Maler, geb. 10. Juni 1842 zu Paris, war nacheinander
Schüler von Gleyre, Signol und Gérôme und trug 1866 den zweiten großen Preis von Rom für den Tod der Iokaste davon. 1863 stellte
er im Salon die Gemälde: Francesca da Rimini und Paolo in der Hölle, 1865 die griechische Schildwache, 1866 die
Anrufung Neptuns (Museum zu Lille) aus. 1867 folgten Hiob und seine Freunde und die Fellahtänzerin, 1868 die Raserei Ajax' des
Telamoniers, 1869 die dauernde und die vergängliche Liebe, 1870 der Zauberer (Museum zu Reims). 1872 wurde sein durch
Théophile Gautiers »Momie« inspiriertes Gemälde: die Boten schlimmer Nachrichten vor Pharao, für das Luxembourgmuseum angekauft. 1873 folgte
der Philosoph wider Wissen, 1874 reihten sich Eros-Cupido (jetzt im Museum zu Tours) und die Schlächter von Venedig an. Montesquieus
»Lettres persanes« lieferten ihm das Motiv zu dem Traum Chosroes' im Salon 1875. 1876 brachte das Triptychon:
Homer als Bettler. Im Auftrag der Stadt Paris malte er für die Trinitatiskirche: der heil. Vinzenz bekehrt die Galeerensträflinge,
und das im Salon 1879 ausgestellte Bild: der heil. Vinzenz unterstützt die Elsässer und Lothringer. Seine Gemälde tragen
bei korrekter Zeichnung und kühler, etwas matter Färbung einen vorwiegend akademischen Zug,
sind aber durch
feine Charakteristik ausgezeichnet.
de Lisle (spr. lökóngt d'lihl), Charles Marie, franz. Schriftsteller, geb. 23. Okt. 1818 auf der Insel Réunion
(Bourbon), erhielt eine vorzügliche Erziehung und nahm nach einem längern Aufenthalt in St.-Denis und
mehreren Seereisen 1846 seinen dauernden Aufenthalt in Paris. Erst ein schwärmerischer Anhänger der sozialistischen Träume
Fouriers, den er in einem Hymnus besang, wurde er bald deren entschiedener Feind und nahm unter dem Einfluß der kosmogonischen
Systeme der Griechen und namentlich der Inder mehr und mehr eine pantheistisch gefärbte Weltanschauung
an, welche auch den Untergrund seiner poetischen Produktionen bildete. Leconte de Lisle steht an der Spitze der jungfranzösischen Dichterschule
der »Parnassiens« und ist, trotz Victor Hugo selbst, der formgewandteste Lyriker seiner Nation. Er gab heraus: »Poëmes antiques«
(Par. 1852, neue Ausg. 1880),
»Poésies nouvelles« (1854) und »Poëmes et poésies« (1855),
gesammelt als »Poésies complètes« (1858);
»Poëmes barbares« (1862, neue Ausg. 1878) und
»Poëmes tragiques« (1884).
Auch übersetzte er Theokrit und Anakreon (1864),
die »Ilias« (1866) und »Odyssee« (1867),
die Werke
Hesiods, die Orphischen Hymnen (1869),
die Dramen des Äschylos, von denen die »Erinnyen« (1873), mit Musik von Massenet, unter
großem Beifall auf dem Odéontheater in Szene gingen; ferner den Horaz (1873), den Sophokles (1877) und
Euripides (1884-85). Leconte de Lisle wurde 1886 als Nachfolger Victor Hugos in die französische Akademie gewählt.
(lat., griech. Phoreion), das bei den Alten gewöhnliche
Tragbett, bestehend aus einem hölzernen Gestell, auf dem eine Matratze und ein Kopfkissen lagen, und das
mittels Tragstangen, welche unter dem Boden durchgesteckt waren, getragen wurde. In den frühern einfachen Zeiten war der Gebrauch
dieser Sänften, außer auf Reisen, auf Frauen und Kranke beschränkt; unter den Kaisern bedienten sich ihrer auch Männer, und
man begann Luxus damit zu treiben. Die Lectica wurde mit Vorhängen, später sogar mit Glasfenstern versehen
und überhaupt auf das prachtvollste ausgestattet. Jedes vornehme Haus besaß deren mehrere und hatte auch seine eignen reich
garnierten Sänftenträger (lecticarii); für minder Bemittelte gab es dergleichen an bestimmten Plätzen Roms zu mieten. Auch
die Totenbahre und das Paradebett hieß Lectica.
(lat.), bei den alten Römern eine eigentümliche Art von religiöser Feier, zuerst 399 v. Chr.
durch die Sibyllinischen Bücher veranlaßt und mit der Zeit in allgemeine Aufnahme gekommen, bestand darin, daß man den Göttern
wie zu einem heiligen Mahl Pfühle (lectus, pulvinar) bereitete, auf diese ihre Attribute oder ihre Büsten legte und dann ihnen
Speise vom Opfer oder von den Mahlzeiten mitteilte, welche gleichzeitig durch die ganze Stadt mit großer Festlichkeit gehalten
wurden. Gewöhnlich waren damit allgemeine Supplikationen verbunden, bei welchen vom Volke gebetet und Wein und Weihrauch geopfert
wurde. Es gab ordentliche, d. h. regelmäßig wiederkehrende, und außerordentliche Lektisternien. Letztere, die 3, 8 und mehr
Tage währten, fanden bei glücklichen oder unglücklichen Ereignissen, die den Staat betrafen, statt. Wahrend des Festes herrschte
allgemein Friede, Versöhnlichkeit und Gastlichkeit.
(spr. lätuhr), Arrondissementshauptstadt im franz.
Departement Gers, auf einer steil zum Gers abfallenden Anhöhe an der Südbahn, hat eine ehemalige Kathedrale, eine
mittelalterliche Fontäne, ein Denkmal des hier gebornen Marschalls Lannes, (1886) 2945 Einw., Wollmanufakturen und Fabrikation
von hydraulischem Kalk, starken Handel mit Getreide und Vieh und ein Collège. ist das alte Lactora, die Hauptstadt der Laktoraten
in Aquitanien, und wurde von Heinrich IV. zur Krone geschlagen.
L. (Topfbaum), Gattung aus der Familie der Myrtaceen, große Bäume mit mächtiger Krone und oft sehr großer,
holziger Frucht. Die 30-40 bekannten Arten sind fast ausschließlich auf Venezuela, Guayana und Brasilien
beschränkt. Lecythis Ollaria Lecythis, in Kolumbien und Brasilien, trägt holzige, dickwandige, kindskopfgroße Früchte, welche oben sich
deckelartig öffnen und zu Trinkgefäßen und andern Geschirren benutzt werden. Die Samen sind genießbar, das Holz (Kakaralli)
ist sehr hart und dauerhaft, der Bast besteht aus zahlreichen papierartigen Lagen und wird zu Zigarretten, als
Werg und in der Papierfabrikation angewendet. Lecythis Zabucajo Aubl., in Guayana, 18 m hoch, trägt urnenartige Früchte mit großen,
wohlschmeckenden Samen, welche als Sapucajanüsse auch nach Europa gebracht werden; in Brasilien preßt man ein geschätztes
Öl daraus. Aus dem Bast macht man Seilerwaren; die Fruchtschalen dienen zu Büchsen.
in der griech. Sagengeschichte Tochter des Thestios, Königs von Ätolien, Gemahlin des Spartanerkönigs
Tyndareos, genoß die Gunst des Zeus, der sich ihr in Gestalt eines Schwans nahte, worauf Leda zwei Eier gebar, aus deren einem
Helena und aus dem andern Kastor und Pollux hervorgingen. Indessen weichen die hierauf bezüglichen Mythen in
vielen Punkten voneinander ab, wie denn nach Homer Kastor und Pollux Söhne des Tyndareos sind und Helena Tochter des Zeus ist. Leda mit
dem Schwan war schon im Altertum vielfach ein Gegenstand der
mehr
Kunstdarstellung. Sie ist entweder stehend und halb bekleidet aufgefaßt oder liegend, und nicht bloß in Wandgemälden und
Reliefs, sondern auch statuarisch behandelt worden (schöner Typus der jüngern attischen Kunst).
Vgl. Overbeck, Kunstmythologie
des Zeus (Leipz. 1871).
Von neuern Kunstwerken ist die Statue der Leda von Michelangelo berühmt.
rechter Nebenfluß der Ems, entspringt im Oldenburgischen, nördlich von Werlte, als Marke,
welche das Saterland durchfließt, wird durch die Ohe, die Soeste mit der Lohe und Vehne und die Jümme verstärkt, ist 21 km
weit schiffbar und mündet nach 65 km langem Lauf bei Leer.