Glykogen in demselben
Maße schwindet, hat man der eine zuckerbildende
Funktion zugeschrieben. Diese von
Bernard begründete
Lehre
[* 2] ist von Pavy u. a. widerlegt worden, indem man zeigte, daß die Zuckerbildung eine
Leichenerscheinung sei, und daß die Leber eines ganz frisch getöteten
Tiers keinen andern
Zucker
[* 3] besitzt als den in ihrem
Blut enthaltenen (das
Blut enthält stets, und selbst im Hungerzustand, nicht unbedeutende
Mengen von
Zucker). Welchen
Zwecken
das in der Leber gebildete
Glykogen dient, läßt sich nur vermuten. Im
Verhältnis zu den lebhaften chemischen Vorgängen, welche
in der Leber ablaufen, sind unsere Kenntnisse von den
Funktionen dieses
Organs äußerst dürftig. Eine ungefähre
Vorstellung von dem
Umfang der erstern erhalten wir durch Temperaturmessungen; so beobachtete Heidenhain in der Lebervene eines
Hundes eine
Temperatur von 40,73° C., während das
Blut der hintern
Hohlvene nur 38,35-39,58° und das des rechten
Herzens nur
37,7° hatte. - Über die Gallenbereitung in der s.Galle; über die
Krankheiten der s.
Leberkrankheiten.
Die verhältnismäßig kleinen
Eier
[* 7] werden an feuchte
Plätze oder ins
Wasser abgelegt; aus ihnen schlüpfen wimperlose oder
bewimperte
Larven, welche gewöhnlich in eine
Schnecke einwandern und sich in ihr zu sogen. Keimschläuchen umgestalten. Diese,
entweder ohne oder mit
Mund und
Darm
[* 8] (sogen.
Sporocysten, resp.
Redien), erzeugen
in sich entweder erst eine
zweite
Generation von Keimschläuchen oder mit
Ausfall derselben direkt die sogen.
Cerkarien, d. h. geschwänzte
Larven, die
früher allgemein für besondere
Würmer
[* 9] gehalten wurden und auch, abgesehen vom Mangel der
Geschlechtsorgane, den erwachsenen
Leberegeln schon ähnlich sind. In solcher Form verlassen sie die Keimschläuche (auch
Ammen genannt) und
deren Wirt und suchen im
Wasser neue
Tiere
(Schnecken,
[* 10]
Würmer,
Krebse etc.), um mit
Hilfe ihres
Schwanzes sich in dieselben einzubohren
und sich darin einzukapseln.
Gelangt dann dieser zweite Wirt in den
Magen
[* 11] eines dritten, so löst sich die
Kapsel
(Cyste) auf, und das
Distomum kriecht in
das bestimmteOrgan
(Leber,
Darm,
Harnblase) hinein; hier erst wird
es geschlechtsreif. Es ist also der ganze
Entwickelungscyklus
an drei Wirte gebunden und somit von vielen Zufälligkeiten abhängig; doch werden diese wieder dadurch
ausgeglichen, daß in der angegebenen
Weise aus einem einzigen
Ei
[* 12] sehr viele Individuen hervorgehen. Übrigens zeigen sich
bei den verschiedenen
Arten der Distomeen Vereinfachungen oder auch Verwickelungen des geschilderten Vorganges.
Über seine
Entwickelung weiß man nichts; doch ist sicher, daß die
Schafe
[* 14] die
Larven auf versumpften oder doch feuchten
Stellen,
an Wassertümpeln etc. aufnehmen. D. haematobium Bilh.
ist getrenntgeschlechtig, das Weibchen schmächtig, cylindrisch, das Männchen mit starken Saugnäpfen und rinnenartig umgeschlagenen
Seitenrändern, welche einen
Kanal
[* 15] zur
Aufnahme des Weibchens bilden. Je ein Männchen und Weibchen leben
vereint in der
Pfortader,
Milz, den
Darm- und Harnblasenvenen der Abessinier und verursachen bösartige
Entzündungen der Harnorgane
und des
Darms. D. crassumMehlis lebt im
Darm der
Chinesen.
Vgl.
Leuckart, Die menschlichen
Parasiten (2. Aufl., Leipz. 1879 ff.);
Nicht selten werden 100-600
Egel in der
Leber eines
Schafs gefunden. Die einzige
Ursache der
Krankheit ist die
Aufnahme der Leberegelbrut,
welche sich auf feuchten
Weiden, an Bachrändern etc. sowie in stagnierendem
Wasser in
Gräben und
Pfützen
findet. Im
Sommer oder
Herbst, vorzugsweise morgens und abends, wenn die
Weiden vom
Tau naß sind, kann in wenigen
Stunden so
viel Egelbrut aufgenommen werden, daß die
Krankheit entsteht. Auch kann diese bei
Stallfütterung durch
Gras von feuchten
Stellen
hervorgerufen werden.
Die Egelbrut wandert vom
Magen oder
Darm aus in die
Leber ein. Ist die
Einwanderung sehr stark, so kann der
Tod sehr schnell erfolgen. Dies ist aber nur höchst selten der
Fall, in der
Regel erkranken die
Schafe erst mehrere
Monate nach
der
Aufnahme der Egelbrut. Die ersten
Symptome sind Mattigkeit, Appetitsverminderung und Gelbfärbung der
Schleimhäute. Allmählich
werden die
Schleimhäute und die äußere
Haut
[* 17] blaß, namentlich die
Bindehaut der
Augen, die außerdem infolge
wässeriger
Infiltration anschwillt und einen fettigen
Glanz bekommt. Auch im
Zellgewebe unter der äußern
Haut sammelt sich
bald wässerige
Flüssigkeit an, infolgedessen die
Schafe¶
Sind viele Egel in der Leber vorhanden, so verläuft die Krankheit schneller; schwächliche, sehr alte oder sehr junge Tiere
erliegen früher als kräftige Schafe; durch knappe oder unzweckmäßige Fütterung wird der tödliche
Ausgang der Krankheit beschleunigt. MancheSchafe erliegen schon im Herbst oder im Vorwinter, andre im Nachwinter, wieder andre
erst im Frühjahr oder noch später nach der Aufnahme der Egelbrut. Die im Sommer oder Herbst aufgenommenen Egel gehen zwar naturgemäß
im folgenden Frühjahr oder Sommer wieder ab; aber wenn zahlreiche Egel vorhanden waren, ist die Leber meist
in dem Grad krankhaft verändert, die Lebersubstanz geschwunden, sind die Gallengänge erweitert und inkrustiert, daß die
Verdauungsstörungen fortbestehen und schließlich eine tödliche Abzehrung verursachen.
War die Zahl der Egel in der Leber eine geringere und die Krankheit nicht vollständig ausgebildet, so tritt
nach dem Abgang der EgelGenesung ein. Um die Ausbildung der Abzehrung und die Wassersucht zu verhindern, müssen die Schafe, sobald
sich die ersten Spuren der Krankheit in der Herde zeigen, möglichst kräftig gefüttert werden. Zur Unterstützung der Verdauung
und der Blutbildung werden Salzlecksteine und auf je 100 Schafe 50 g Eisenvitriol und 500 g Wacholderbeeren,
mit Haferschrot gemischt, wöchentlich zwei- oder dreimal zum freiwilligen Genuß gegeben.
Die Egel sind durch Arzneimittel nicht zu vertreiben. Erreicht die Krankheit bei verhältnismäßig vielen Stücken der Herde
schon im Vorwinter einen hohen Grad, so ist möglichst zeitiges Abschlachten der ganzen Herde zu empfehlen.
Um die Krankheit zu verhüten, müssen nasse Weidestellen sowie das Tränken aus Gräben oder Pfützen vermieden werden; eventuell
sind die Weiden durch Abzugsgräben zu verbessern. Bei Rindern sind die Erscheinungen und der Verlauf der Krankheit im wesentlichen
wie bei Schafen.