Kögler, Über Lebensversicherung
(Prag
[* 2] 1885);
Karup, Handbuch der Lebensversicherung (2. Ausg., Leipz. 1885),
wo insbesondere auch Angaben über die Litteratur der Lebensversicherung. Eine
Statistik der deutschen Lebensversicherungsanstalten erscheint
jährlich in den
»Jahrbüchern für
Nationalökonomie und
Statistik« und der
»Berliner
[* 3] Börsenzeitung«, der österreichischen
in der
»Statistischen Monatsschrift«
(Wien).
[* 4]
(Hepar,
Jecur), die
Drüse zur Bereitung der
Galle. Bei vielen niedern
Tieren ist keine eigentliche Leber vorhanden,
vielmehr ist ein Teil des
Darms mit sogen. Leberzellen ausgekleidet, welche dieselbe
Wirkung auszuüben scheinen wie eine wirkliche
Leber. Häufig sind hierfür besondere Blindsäcke des
Magens bestimmt, oder es münden in ihn eine Anzahl
kleinerer oder größerer
Drüsen, welche in ihrer Gesamtheit als Leber bezeichnet werden können. Indem sich dann die Ausführungsgänge
verlängern, rückt die immer weiter vom
Darm
[* 5] weg und bildet zuletzt ein eignes
Organ, das in mächtiger
Ausdehnung
[* 6] bei den
Wirbeltieren entwickelt ist.
Die sogen. Leber der höhern
Krebse erfüllt wahrscheinlich nur die
Funktionen einer
Bauchspeicheldrüse, ähnlich
verhält es sich mit der Leber der
Spinnen;
[* 7] bei den
Mollusken
[* 8] scheint sie beides zu sein. Bei den
Wirbeltieren (mit Ausnahme der
Leptokardier) entsteht die Leber im
Embryo als eine paarige Ausstülpung des Mitteldarms dicht hinter dem
Magen
[* 9] und zwar
sowohl der innern Schleimhaut desselben, welche zur Leberzellenschicht wird, als auch der Muskelhaut und der
Gefäße des
Darms.
Der einfache
Auswuchs verwandelt sich durch vielfache Verzweigung in ein baumförmiges
Organ, dessen feinste
Zweige aber netzartig
miteinander verschmelzen. Die
Zweige oder die
Stränge des
Netzes, anfangs solid, höhlen sich aus und bilden
so die
Gallengänge, in welchen die von den Leberzellen abgesonderte
Galle zum
Darm hinfließt. Die zwei ursprünglichen Leberlappen
vereinigen sich fast überall zu Einer
Masse, doch bleiben die beiden Hauptgänge bestehen.
Kompliziert wird der
Bau der fertigen Leber durch das Verhalten der
Blutgefäße in ihr. Die feinsten
Zweige oder,
nach Verschmelzung derselben zum
Netz, die
Stränge des letztern sind nämlich allenthalben von feinsten
Kapillaren umsponnen,
welche in ähnlicher
Weise ein Gefäßnetz bilden und von spärlichem
Bindegewebe gestützt werden. Statt aber, wie dies bei
den
Kapillaren gewöhnlich der
Fall, aus einer
Arterie
[* 10] hervorzugehen und sich zu einer
Vene zu vereinigen,
sind sie nichts als die feinsten Verzweigungen der
Pfortader (s. d. und Tafel
»Blutgefäße«,
[* 1]
Fig. 4), d. h. einer
Vene, welche
das
Blut aus den
Eingeweiden sammelt und es zur Leber führt; nachdem alsdann mittels der Thätigkeit der Leberzellen die
Galle
aus dem
Blut abgeschieden worden, vereinigen sich diese venösen
Kapillaren zur Lebervene, welche in die
Hohlvene mündet.
Das
Blut zur
Ernährung der Leber wird hingegen von der Leberarterie geliefert, die gleichfalls ein Kapillarnetz bildet. Äußerlich
ist die Leber gewöhnlich eine zweiteilige
Masse, die aber bei manchen
Wirbeltieren mehrere
Lappen bildet.
BeimMenschen (s. Tafel
»Eingeweide
[* 11] I u. II«) stellt sie das bekannte rot- bis gelbbraune
Organ dar, welches in der
Bauchhöhle unmittelbar unter dem
Zwerchfell liegt und den
Magen zum Teil bedeckt.
Beim Erwachsenen
ist sie etwa 30
cm lang, 20
cm breit, höchstens 6,5-7
cm dick und wiegt im
Mittel 1800 g. Sie zerfällt durch drei seichte
Furchen
auf der Unterseite in vier ungleich große Abteilungen, den sogen. rechten,
linken, viereckigen und Spigelschen
Lappen, von
welchen der erstgenannte der größte ist.
In denFurchen liegt die
Gallenblase und verlaufen die
Blutgefäße. Befestigt ist die Leber an der vordern Bauchwand und dem
Zwerchfell
durch drei
Bänder, welche Teile des
Bauchfelles (s. d.) sind.
Letzteres überzieht die Leber fast allseitig
und gibt ihr so eine glatte Oberfläche. Ein andres
Band,
[* 12] das sogen. runde Leberband (ligamentum teres hepatis), ist nichts
als die beim
Fötus noch thätige, nach der
Geburt aber nicht mehr funktionierende Nabelvene (s.
Embryo, S. 596). Der
Eintritt
der
Blutgefäße und der
Austritt derGallengänge erfolgt durch eine tiefe
Furche, die sogen. Leberpforte;
sie sind innerhalb der Leber von einer bindegewebigen
Scheide (capsula Glissonii) umgeben.
Das
Innere der Leber zerfällt bei der Betrachtung mit dem unbewaffneten
Auge
[* 13] in dunkle
Flecke, welche durch hellere Umgebung voneinander
getrennt sind. Jeder
Fleck (Leberinsel, Leberläppchen) besteht aus einem Teil des
oben besprochenen
Netzwerkes
von Leberzellen, wird von feinsten
Zweigen der
Pfortader umsponnen, vom
Bindegewebe begrenzt und hat im Innern außer den
Kapillaren
ein aus ihnen hervorgehendes Ästchen der Lebervene, bildet also gewissermaßen einen
Bezirk für sich (eine Leber im kleinen).
Die in ihm abgesonderte
Galle sammelt sich an seiner
Peripherie in den sogen. Gallenkanälchen, welche
erst zu seiner Begrenzung mit beitragen, dann aber zu größern
Kanälen zusammentreten. An letztern finden sich kleine Ausstülpungen
(Gallengangdrüsen), welche zur
Absonderung gewisser in der
Galle enthaltener
Stoffe, vielleicht des Gallenschleims, dienen.
Schließlich vereinigen sich die
Gallengänge zu zwei größernÄsten, treten so aus der Leber hervor und
verbinden sich darauf zu einem einzigen
Stamm, dem Lebergang (ductus hepatis), welcher in die
Gallenblase (s. d.) mündet.
Die
Funktionen der Leber sind erst sehr mangelhaft erforscht.
Hensen und
Bernard fanden fast gleichzeitig ein eigentümliches
Kohlehydrat
in der Leber, dem wegen seiner leichten Überführung in
Zucker
[* 14] der
NameGlykogen gegeben wurde. Es wird in
sehr wechselnder
Menge in der Leber angetroffen und steht hinsichtlich seiner chemischen
Zusammensetzung zwischen
Stärke
[* 15] und
Dextrin.
Der Glykogengehalt der ist von der Einfuhr gewisser
Stoffe durch die
Nahrung abhängig; durch mehrtägiges
Hungern läßt sich
die Leber völlig glykogenfrei machen, eine ausschließliche
Fütterung mit
Fibrin und
Fett wirkt ebenso, eine
zuckerreiche
Nahrung hingegen bewirkt eine erhebliche Aufspeicherung von
Glykogen. Es ist zweifelhaft, ob das
Glykogen sich
ausschließlich bildet, wenn die
Kohlehydrate aus der
Nahrung die Leber passieren, da sich der
Körper auch vorfindet, wenn
Tiere
nach mehrtägigem
Hungern ausschließlich mit
Eiweiß und
Leim gefüttert werden, und die Möglichkeit der
Bildung von
Glykogen aus eiweißhaltigen
Stoffen also nicht abgewiesen werden kann.
Glykogen in demselben Maße schwindet, hat man der eine zuckerbildende Funktion zugeschrieben. Diese von Bernard begründete
Lehre
[* 17] ist von Pavy u. a. widerlegt worden, indem man zeigte, daß die Zuckerbildung eine
Leichenerscheinung sei, und daß die Leber eines ganz frisch getöteten Tiers keinen andern Zucker besitzt als den in ihrem
Blut enthaltenen (das Blut enthält stets, und selbst im Hungerzustand, nicht unbedeutende Mengen von Zucker). Welchen Zwecken
das in der Leber gebildete Glykogen dient, läßt sich nur vermuten. Im Verhältnis zu den lebhaften chemischen Vorgängen, welche
in der Leber ablaufen, sind unsere Kenntnisse von den Funktionen dieses Organs äußerst dürftig. Eine ungefähre
Vorstellung von dem Umfang der erstern erhalten wir durch Temperaturmessungen; so beobachtete Heidenhain in der Lebervene eines
Hundes eine Temperatur von 40,73° C., während das Blut der hintern Hohlvene nur 38,35-39,58° und das des rechten Herzens nur
37,7° hatte. - Über die Gallenbereitung in der s. Galle; über die Krankheiten der s. Leberkrankheiten.