Neue und
Gute empfänglich, thätig und aufopfernd für das
Wohl seiner Nebenmenschen.
SeinStil ist wie er selbst: leidenschaftlich
und abenteuerlich, aber kraftvoll und im einzelnen oft äußerst glücklich und begeisternd. Aus diesem seinem widerspruchsvollen
Wesen erklärt es sich, daß viele, wie z. B.
Biester und
Nicolai in
Berlin,
[* 2] seine asketische
Richtung für
Jesuitismus hielten und die schärfsten
Angriffe gegen ihn richteten, wie er auch anderseits durch seine Parteinahme für
Leute wie
Gaßner,
Christ.
Kaufmann,
Cagliostro sich große Mißhelligkeiten bereitete. In
Wahrheit war, wie besonders aus seinen
»Christlichen Liedern« (erstes
Hundert, Zürich
[* 3] 1771; zweites
Hundert, das. 1780) hervorgeht, sein Hauptbestreben dahin
gerichtet, den neuen philosophischen
Ideen entgegenzuwirken.
Dieselbe (im wesentlichen Klopstocksche)
Richtung verfolgt er in seinen übrigen poetischen Werken, so in dem
Drama
»Abraham
und
Isaak« (1776),
»Joseph von
Arimathia« (1794) etc., die freilich
in Bezug auf Kunstwert wenig bedeuten. Unter seinen asketischen
Schriften sind die »Aussichten in die
Ewigkeit« (Zürich
1768-78, 4 Bde.) hervorzuheben,
Träume und
Visionen über den Zustand nach demTode;
dann
»GeheimesTagebuch von einem
Beobachter seiner selbst« (Leipz. 1772-73, 2
Tle., deren erster anonym erschien);
»Freimütige
Briefe über das Deportationswesen und seine eigne
Deportation nach Basel"
[* 5] (Winterth. 1800-1801, 2 Bde.).
Seine
»Predigten über das
BuchJonas« und »Über die
Liebe«, die »Handbibel«
u. a. gehören zu den vortrefflichsten Erbauungsschriften. Am berühmtesten ward Lavater durch
seine
Ideen über
Physiognomik, die er gleichsam zu einer
Wissenschaft vom innern
Menschen zu erheben suchte.
Sein hierauf bezügliches
Werk »Physiognomische
Fragmente zur Beförderung der Menschenkenntnis und Menschenliebe« (Leipz. 1775-78, 4
»Versuche«)
übte eine unglaubliche
Wirkung auf seine Zeitgenossen aus und fand auf der einen Seite ebenso begeisterte und beifällige
Aufnahme, z. B. bei
Goethe (den Lavater 1774 auf einer
Reise an den
Rhein kennen gelernt hatte, und mit
dem er eine
Reihe von
Jahren in intimem
Verkehr stand),
Stolberg,
[* 6]
Jacobi,
Merck etc. (auch in
England und
Frankreich hatte es zahlreiche Bewunderer),
wie es von andern, z. B. von
Lichtenberg,
Musäus,
Nicolai, auf das heftigste angegriffen wurde. Lavater selbst gab seine »Vermischten
Schriften« (Winterth. 1774-81, 2 Bde.) sowie seine
»Sämtlichen kleinern prosaischen
Schriften« (das. 1784-85, 3 Bde.),