Gegenstand des Läuterungshiebs
sind z. B. schädliche
Stockausschläge, welche wertvolle
Eichen oder
Nadelhölzer
[* 2] überwachsen, Eindringlinge von verdämmenden
Weichhölzern (z. B. Salweiden,
Birken) in
Eichen-,
Buchen-, Kiefernschonungen etc.
FranzJoseph, Philolog, insbesondere
Ägyptolog, geb. zu Arzheim in der
Rheinpfalz, studierte in
München,
[* 3] wurde 1847
Lehrer an der Lateinschule zu
Kusel und kam von hier 1850 an das Wilhelmsgymnasium zu
München, wo er 1853 bis 1856 zugleich
als Repetitor am Kadettenkorps wirkte und 1856 zumProfessor ernannt wurde. Nachdem er 1863-65 behufs
wissenschaftlicher
Reisen beurlaubt gewesen, wurde er 1866 an das Maximiliansgymnasium zu
München versetzt und 1869 zum
Professor
an der
Universität und zum
Konservator der ägyptischen Sammlungen daselbst ernannt. 1872 unternahm er eine wissenschaftliche
Reise nach
Italien
[* 4] und
Ägypten,
[* 5] über die er in derAugsburger »Allgemeinen
Zeitung«
Berichte veröffentlichte.
Seine wichtigste
Schrift ist: »Manetho und der
Turiner Königspapyrus«
(Münch. 1865);
außerdem schrieb er: »Die
Geburt der
Minerva auf der Cospianischen
Schale« (1851);
(Phonologie) zerfällt in zwei Teile: die Lautphysiologie und die Lautgeschichte.
I. Die Lautphysiologie oder allgemeine ist die
Lehre
[* 6] von der Erzeugung der Sprachlaute
(Vokale und
Konsonanten) in den menschlichen
Stimmwerkzeugen, die erst in der neuesten Zeit durch die von der
Erfindung des
Kehlkopfspiegels unterstützten
Forschungen der Physiologen
(Brücke,
[* 7]
Helmholtz,
Czermak,
Merkel u. a.) und die daran sich knüpfenden Untersuchungen der Sprachforscher
(Ellis,
Sweet,
Sievers,
Lepsius, R. v.
Raumer, Rumpelt u. a.) eine glänzende
Förderung und wissenschaftliche Vertiefung erfahren
hat.
Das menschliche Sprachorgan ist ein
Instrument, das zum
Tönen gebracht wird, indem eine aus den
Lungen
entsendete Luftsäule durch den
Kehlkopf
[* 8] hinausgetrieben wird, wo sie vermittelst der
Schwingungen der im
Kehlkopf befindlichen
Stimmbänder zum
Tönen gebracht werden kann, stets aber beim
Durchgang durch die Mundhöhle durch
Zunge,
Zähne,
[* 9] Mundstellung
etc. näher individualisiert wird.
Finden regelmäßige, sich rasch wiederholende
Schwingungen der
Stimmbänder
statt, so entsteht ein
Ton, der je nach der raschern oder langsamern Aufeinanderfolge der
Schwingungen höher oder tiefer,
je nach der größern oder geringern
Intensität derselben lauter oder leiser erklingt.
Solche
Töne
sind namentlich die
Vokale. Welcher
Vokal in jedem
Fall entsteht, hängt von der Gestalt der
Schwingungen ab, welche bewirkt, daß von den
»Obertönen«, welche man bei jedem Vokalton neben dem
Grundton unterscheiden kann,
bald der, bald jener verstärkt und dadurch die
»Klangfarbe« desselben eine verschiedene wird, gerade wie jeder beliebige
Ton der musikalischen
Skala anders klingt, je nachdem er auf einer
Violine, einer
Flöte oder einem
Pianoforte
hervorgebracht wird.
Wie durch den verschiedenen
Bau dieser
Instrumente, so kann im menschlichen Sprachorgan der nämliche
Ton sehr verschiedene
Färbungen annehmen, wenn die
Stellung des
Mundes, der
Zunge, der
Lippen etc. sich ändert, und es ist daher theoretisch eine
fast unbegrenzte Anzahl von
Vokalen denkbar. Thatsächlich lassen sich jedoch alle in den
Sprachen vorhandenen
Vokalnüancen in die drei Hauptvokale
a, i, u einteilen, die sich durch das verstärkte Auftreten je eines tiefern, mittlern
oder hohen Obertons unterscheiden.
Alle andern
Vokale sind nur
Nüancen dieser drei, indem z. B. e zwischen a und
i, o zwischen a und u in der
Mitte liegt; die
Diphthonge sind zusammengesetzte
Vokale, z. B.
au =
a-u. Die
Konsonanten oder
Mitlauter haben ihren
Namen insofern
mit
Recht, als sie, im
Gegensatz zu den
Vokalen (deshalb
Selbstlauter genannt), in der
Regel nicht allein eine
Silbe bilden können,
sondern nur mit einem
Vokal zusammen, welcher dann stets den
Accent erhält. Doch gibt es nicht bloß in
den slawischen
Sprachen und im
Sanskrit viele
Silben, welche anstatt eines Vokals bloß ein r oder l enthalten, das dann auch
der
Träger
[* 10] des
Accents ist, sondern auch im
Deutschen sind
Wörter, wie z. B. ritten,Handel, ohne
Frage zweisilbig,
obschon man die zweite
Silbewie n, l (ohne e) ausspricht; und ganz irrig ist die schon durch die übliche
Lautiermethode der
Kinder und der Taubstummen leicht zu widerlegende
Vorstellung, als ob man die
Konsonanten gar nicht ohne einen
Vokal aussprechen
könnte.
Auf diesem Vorhandensein oder Fehlen des Stimmtons beruht die Haupteinteilung der
Konsonanten in tönende
und tonlose, die teilweise mit der volkstümlichen, aber unklaren und leicht zu Mißverständnissen führenden Unterscheidung
zwischen harten und weichen
Konsonanten zusammenfällt (z. B. zwischen »weichem
b« und »hartem p«). Nach einem zweiten Einteilungsprinzip erhält
man die teilweise schon genannten
Klassen:
2)
Hauche, wie die
Vokale an den
Stimmbändern gebildet, aber ohne regelmäßiges
Schwingen derselben, also Kehlkopfgeräusche,
wie z. B. das deutsche h; 3)
Nasale oder
Nasenlaute, durch Öffnung des Gaumensegels gebildet, wodurch der Stimmton, anstatt
durch die
Mund-, durch die Nasenhöhle ausströmt;
6) Explosivlaute oder Verschlußlaute, auch Mutae (stumme) genannt, bei deren Hervorbringung irgend ein
Teil der Mundhöhle ganz geschlossen wird, so daß die Luft plötzlich mit Geräusch daraus hervorplatzt. Man bezeichnet auch
die letzte Klasse als die der momentanen Konsonanten, die übrigen, mit Ausnahme der Hauche, als Dauerlaute, weil sie längere
Zeit hindurch ausgehalten werden und daher wie die Vokale auch Silben bilden können. Am weitesten von der
Qualität der Vokale entfernt sind dagegen die tonlosen Explosivlaute, die weder im Kehlkopf hervorgebracht, noch angehalten
werden können wie die Vokale. Am durchgreifendsten ist eine dritte Einteilung der Konsonanten, welche sich sogar auf alle Vokale
ausdehnen läßt, nämlich die Einteilung nach der Artikulationsstelle.
Man unterscheidet hiernach schon von alters her zwischen Gutturalen oder Palatalen (Kehl- oder Gaumenlauten), Dentalen oder Lingualen
(Zahn- oder Zungenlauten) und Labialen (Lippenlauten). Die Mundstellung bei den Gutturalen (Palatalen) und Labialen gleicht ungefähr
derjenigen, die bei Aussprache des i und u eintritt, die Mundstellung bei den Dentalen hat eine freilich
nur entfernte Ähnlichkeit
[* 14] mit der Aussprache des a. Freilich ist nun diese Lehre von den Artikulationsstellen durch die neuern
Forschungen sehr erweitert worden; so gibt es nach Brücke außer den eigentlichen Dentalen auch alveolare, cerebrale oder
cacuminale oder linguale (im Sanskrit, durch Zurückbiegung der Zungenspitze und Berührung des Gaumens mit
derselben gebildet), endlich dorsale Zungenlaute und drei Hauptarten von Gaumenlauten; auch die Labialen teilt man in zwei Klassen,
die der rein labialen und der labiodentalen Laute. So werden durch diese noch keineswegs abgeschlossenen Forschungen immer
genauer die Grundlagen eines natürlichen Lautsystems festgestellt, nach dem jedes Alphabet der Welt wissenschaftlich angeordnet
werden kann. Das physiologische Alphabet der deutschen Sprache
[* 15] ist hiernach für die einfachen Laute so aufzustellen:
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Provinzielle Verschiedenheiten und feinere Nüancen der Aussprache sind hierbei nicht berücksichtigt: so ist das tönende
oder weiche s in ganz Süddeutschland unbekannt;
g, d, b sind in der süd- und mitteldeutschen und der
rheinischen Aussprache keine tönenden Laute, sondern klingen wie schwächer artikulierte k, t, p;
r wird in vielen Gegenden
Deutschlands
[* 16] guttural ausgesprochen, ä selbst in langen Silben von e nicht unterschieden;
w ist in schwer ein andrer Laut als
in war, ö klingt in Hölle viel heller als in Höhle, überhaupt vermag unsre Schrift viele vorhandene
Lautunterschiede nicht auszudrücken (s. Orthographie).
II. Die Lautgeschichte oder historische Lautlehre geht darauf aus, die in der Geschichte der Sprachen hervortretenden Lautveränderungen
durch die Methode der historischen und vergleichenden Grammatik nachzuweisen und allgemeine Gesetze des Lautwandels, die sogen.
Lautgesetze, aufzustellen. Namentlich in diesem Sinn wird die Lautlehre von allen Sprachforschern der Gegenwart sehr
eifrig betrieben, Sprach- und Naturforschung reichen sich aber in der Lautlehre die Hand;
[* 19] während die immer noch etwas weiten Einteilungen
der Lautphysiologen durch die präzisen Ergebnisse der Sprachwissenschaft größere Bestimmtheit erlangen, erhalten anderseits
die rein empirisch gefundenen Thatsachen der Lautgeschichte durch die physiologische Lautlehre ihre Erklärung. So erklärt sich aus
dem oben über die Vokale Gesagten der häufige Wechsel unter den Vokalen, wie er z. B. in dem deutschen Ablaut und in der gesamten
Flexion der semitischen Sprachen hervortritt.
Ebenso leicht wechseln die Zitterlaute und die Nasale untereinander, wie z. B. die ältesten indogermanischen Sprachen das l
noch gar nicht oder nur selten hatten und das indogermanische l meist aus älterm r, ebenso wie das n
am Schluß der Wörter vielfach aus älterm m, entstanden ist. Ganz allgemein tritt auch der Wechsel zwischen den einander entsprechenden
tönenden und tonlosen Lauten auf, wie z. B. in den germanischen Sprachen durch die Lautverschiebung (s. d.) die
meisten g, d, b in k, t, p übergegangen sind.
Auch Verschluß-, Reibe- und andre Laute gehen trotz ihres verschiedenen physiologischen Charakters ineinander über, wenn
sie die gleiche Artikulationsstelle haben, z. B. t in s, b in w, i in j u. dgl. Übrigens hat jede Sprache ihre besondern Lautgesetze
und Lautneigungen, gerade wie niemals zwei Individuen ganz die gleiche Aussprache haben. Hierauf beruht
es auch, daß der sogen. Wohllaut etwas außerordentlich Schwankendes ist. Jeder hält das für wohlklingend, für euphonisch,
womit er durch langjährige Gewohnheit vertraut ist, und der Hottentote ist ebenso fest von dem Wohlklang seiner Schnalzlaute
überzeugt wie wir von der Schönheit unsrer Konsonanten, obschon der Ausländer deutsche Wörter, wie Holzpflock,
Strolchs u. dgl., unaussprechbar findet und an
Vokalreichtum die deutsche Sprache tief unter den Idiomen der rohen Polynesier rangiert, welche jede Silbe auf einen Vokal ausgehen
und mit nicht mehr als einem Konsonanten beginnen
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