Auch den
Befreiungskrieg machte er in preußischen
Diensten mit, trat indes nach der
Restauration in französische
Dienste über. Bereits 1814 zum Brigadegeneral ernannt, war er 1815 im
GefolgeLudwigs XVIII., als dieser nach
Gent
[* 27] flüchtete. 1823 erhielt
er den Befehl über eine Kavalleriebrigade in
Katalonienübertragen, wurde später bei der
Organisation des
Heers verwandt und
starb 1849. Er schrieb: »Introduction à l'étude de l'art de la guerre« (Weim.
1802-1804, 4 Bde.),
von dem 1857 ein
Auszug unter dem
Titel:
»Mémoires sur l'art de la guerre« in 5
Bänden erschien, und andres
über den Militärdienst.
1)
FrançoisVI.,Herzog von, Sohn des genannten
François V., franz. Schriftsteller, geb. trat
früh in die
Armee, wurde in die
Intrigen gegen
Richelieu und
Mazarin verwickelt und war der Geliebte der
schönen Herzogin von
Longueville, die ihn nach
MazarinsTod mit dem
Hof
[* 28] aussöhnte.
Nun spielte er wegen seiner brillanten
Eigenschaften
eine Hauptrolle in der feinen
Gesellschaft und war der Liebling berühmter
Frauen, der
Frau v.
Sablé, der Herzogin von
Chevreuse,
der
Frau v.
Sévigné und besonders der
Frau v.
Lafayette. Er starb Seine
»Mémoires«, die ein
interessantes
Bild seiner Zeit geben, erschienen zuerst
Köln
[* 29] 1662 (am besten hrsg. von
Renouard 1817 nach einem Originaltext).
Am berühmtesten sind seine
»Réflexions, ou Sentences et maximes morales«, bekannt unter dem
Titel:
»Maximes«. Diese in philosophische
Form gekleideten, meist paradoxen
Sätze, reich an boshaften
Ausfällen gegen Einzelne wie gegen die Gesamtheit, sind ein
Gesetzbuch
des
Egoismus und der Genußsucht, eine Verneinung jeder sittlichen Grundlage unter dem
Mantel einer Scheinmoralität, alles
aber in eleganter, geistreicher
Sprache,
[* 30] in nüchternem, präzisem
Stil; von den
Franzosen mit
Recht ein¶
mehr
klassisches Werk genannt.
VonLarochefoucauld selbst wurden die »Maximes« fünfmal herausgegeben, zuerst 1665, am vollständigsten 1678 (mit 504 Maximen);
neu von Aimé Martin 1822, dann von Duplessis 1853, von Lacour 1868, von Pauly 1883, von Chassang 1884. Unter dem Titel: »Œuvres
inédites de Larochefoucauld« hat Barthélemy 1863 eine Anzahl Maximen (259) veröffentlicht, die aber zum großen Teil
nur Varianten sind.
3) LouisAlexandre, Herzog von Larocheguyon und von Larochefoucauld d'Anville, geb. trat früh
in die Armee und ward 1789 von dem Adel der Hauptstadt zur Versammlung der Generalstaaten gesandt, wo er
sich sogleich mit dem dritten Stand vereinigte und die Abschaffung der Negersklaverei, den Verkauf der Kirchengüter, die Aufhebung
der Klöster und die Herstellung der Preßfreiheit beantragte. Als er jedoch bei den Ereignissen vom seine
Stimme gegen Pétion und Manuel erhob, mußte er aus Paris entfliehen, wurde aber zu Forges verhaftet und starb an den
Folgen eines Steinwurfs, den er beim Transport durch die Stadt Gisors von der wütenden Menge erhalten hatte.
Napoleon I. gab ihm 1809 den Herzogstitel zurück, nach der ersten Restauration erhielt er die Pairswürde. Als Präsident der
Gesellschaft für christliche Moral, als Mitglied der Generalkonseils für die Gefängnisse, für den Ackerbau, für die
Manufakturen, für die Hospitäler etc. entwickelte er eine ungemeine Thätigkeit. Als die von ihm gegründete
landwirtschaftliche
Lehranstalt nach Châlons verlegt wurde, erhielt er die Stelle des Generalinspektors. Seine Opposition in der
Pairskammer bewog jedoch 1823 das Ministerium, ihn seiner sämtlichen Ämter zu entsetzen, wogegen ihn die Akademie der Wissenschaften
zu ihrem Mitglied erwählte. Er gründete in Frankreich die erste Sparkasse; starb Im J. 1861 wurde
ihm in Liancourt eine Statue errichtet. - Sein Sohn Frédéric Gaëtan de Larochefoucauld (geb. 1779, gest. 1863) gab 1825 seine
»Œuvres complètes« heraus und beschrieb sein Leben (1827).