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Blätter). Auch schrieb er: »Südbrasilien, mit Rücksicht auf die deutsche Kolonisation« (2. Aufl., Leipz. 1885).
4) Ludwig, Philolog und Altertumsforscher, geb. zu Hannover, [* 2] studierte seit 1843 unter K. Fr. Hermann in Göttingen, [* 3] habilitierte sich nach einer größern Reise daselbst 1849, wurde 1853 außerordentlicher, 1855 ordentlicher Professor der klassischen Philologie in Prag, [* 4] 1859 in Gießen [* 5] und 1871 in Leipzig, [* 6] wo er starb. Sein Hauptwerk ist das »Handbuch der römischen Altertümer« (Berl. 1856-71, 3 Bde., unvollendet; 3. Aufl. 1876 ff.). Sonst nennen wir: die Preisschrift »Historia mutationum rei militaris Romanorum« (Götting. 1846);
eine Ausgabe von Hyginus' »De munitionibus castrorum« (das. 1848);
»Das System der Syntax des Apollonios Dyskolos« (das. 1852);
»Die oskische Inschrift der Tabula Bantina« (das. 1853);
»Der Homerische Gebrauch der Partikel εἰ« (Leipz. 1872-73, 2 Tle.),
»Die Epheten und der Areopag vor Solon« (das. 1874).
Auch gab er mit G. Curtius, Lipsius und Ribbeck seit 1878 die »Leipziger Studien« heraus. Gesammelt erschienen seine »Kleinen Schriften aus dem Gebiet der klassischen Altertumswissenschaft« (Götting. 1886, Bd. 1).
Vgl. Neumann, Ludwig Lange (Berl. 1886).
5) Friedrich Albert, Philosoph und Nationalökonom, Sohn von Lange 2), geb. zu Wald bei Solingen, [* 7] studierte in Zürich [* 8] und Bonn, [* 9] war 1852-55 Gymnasiallehrer zu Köln, [* 10] dann Privatdozent in Bonn, hierauf 1858-61 wieder Lehrer am Gymnasium zu Duisburg [* 11] und wurde darauf Sekretär [* 12] der Handelskammer daselbst. 1866 ließ er sich in Winterthur nieder, wo er sich an der Redaktion des »Landboten« beteiligte; später habilitierte er sich an der Universität Zürich, wurde daselbst 1870 ordentlicher Professor der induktiven Philosophie und folgte 1873 einem Ruf an die Universität Marburg, [* 13] wo er starb. Um die Philosophie hat sich Lange besonders verdient gemacht durch seine »Geschichte des Materialismus und Kritik seiner Bedeutung in der Gegenwart« (Iserl. 1866; 3. Aufl. 1877, 2 Bde.; Ausgabe ohne die umfangreichen Anmerkungen, mit Biographie von Cohen, 1887),
ergänzt durch »Neue Beiträge zur Geschichte des Materialismus« (Winterth. 1867). In diesem allgemein als bedeutend anerkannten Werk, welches auch eine Kritik der Geschichte der Philosophie enthält, führt Lange den Gedanken aus, daß unsre Erkenntnis aus der Erfahrung hervorgehe, und auf Grund dieser denn auch der ursachliche Zusammenhang der Erscheinungen klargelegt werden könne, ohne jedoch die praktische Berechtigung von idealen Auffassungen zu verkennen, welche nicht unmittelbar sich auf die Erfahrung zurückführen lassen. In seiner Schrift »Die Grundlegung der mathematischen Psychologie« (Duisb. 1865) wendet sich Lange gegen Anschauungen von Herbart und Drobisch. Im Gebiet der Volkswirtschaftslehre machte sich Lange bekannt durch einige gehaltvolle Schriften: »Die Arbeiterfrage in ihrer Bedeutung für Gegenwart und Zukunft« (Duisb. 1865; 4. Aufl., Winterth. 1879),
worin er sozialpolitische Gedanken entwickelte, die erst später sich Anerkennung errungen haben, »J. St. Mills Ansichten über die soziale Frage« (Duisb. 1866),
worin er auch die »angebliche Umwälzung der Sozialwissenschaft durch Carey« beleuchtete. Auch seine Schrift »Die Leibesübungen« (Gotha [* 14] 1863) ist zu erwähnen. Nach Langes Tod gab Cohen seine »Logischen Studien« (Iserl. 1877) heraus.
Vgl. Vaihinger, Hartmann, Dühring und Lange (Iserl. 1876).
6) Max, Schriftsteller, geb. zu Magdeburg, [* 15] studierte seit 1852 Mathematik, Theologie und insbesondere Jurisprudenz und lebt gegenwärtig in Leipzig. Selbst ein namhafter Meister im Schachspiel, hat er über dasselbe eine Reihe wertvoller Schriften veröffentlicht: »Kritik der Eröffnungen« (Berl. 1855);
das in mehrere Sprachen übersetzte »Lehrbuch des Schachspiels« (das. 1856; 2. Aufl., Halle [* 16] 1865);
»Sammlung neuer Schachpartien« (Leipz. 1857);
»Handbuch der Schachaufgaben« (das. 1862);
»Feinheiten des Schachspiels auf dem Gebiet der Komposition« (das. 1865);
»Paul Morphy. Skizze aus der Schachwelt« (das. 1859, 2. Aufl. 1880) und »Der Meister im Schachspiel« (Weim. 1881).
ist auch der Begründer der seit 1861 stattfindenden Kongresse des Westdeutschen Schachbundes. Außerdem machte er sich litterarisch durch seine »Kritik der Grundbegriffe vom geistigen Eigentum« (Schönebeck 1858) und eine Biographie Abr. Lincolns (Leipz. 1866) bekannt.
7) Julius Henrik, dän. Kunsthistoriker und Ästhetiker, geb. zu Vordingborg in Südseeland, bezog 1858 die Kopenhagener Universität, begleitete einige Jahre später einen reichen Herrn auf einer Reise nach Italien [* 17] und wandte sich dann ausschließlich der Kunstgeschichte zu. Er wurde 1870 an die Akademie, 1871 an die Universität zu Kopenhagen [* 18] als Dozent der Kunstgeschichte berufen und war 1874-82 als Sekretär der Akademie thätig. Seit 1877 ist er Mitglied der königlichen Gesellschaft der Wissenschaften.
Von seinen Schriften führen wir an: »Om en Räkke antike Figurer og Hoveder« (1869);
»Det ioniske Kapitäls Oprindelse og Forhistorie« (1870);
»Michelangelo og Marmoret« (1871);
»Nutidskunst«, eine Sammlung von Essays über moderne Kunst (1874);
»Om Kunstværdi« (»Über den Kunstwert«, 1876) und »Vor Kunst og Udlandets« (»Unsre Kunst und die des Auslandes«, 1879),
worin er die Ziele der dänischen Kunst feststellte;
ferner: »Guder og Mennesker hos Homer« (»Götter und Menschen bei Homer«, 1881);
»Billedkunst; Skildringer og Studier fra Hjemmet og Udlandet« (1884);
»Kunst og Politik« (1885) und »Sergel og Thorvaldsen« (1886).
Auch lieferte er eine dänische Übersetzung von Lübkes »Grundriß der Kunstgeschichte« (2. Aufl. 1881).
Dichter und Schriftsteller.
8) Samuel Gotthold, Dichter, Sohn von Lange 1), geb. 1711 zu Halle a. S., studierte daselbst Theologie, erhielt, nachdem er sich längere Zeit in Erfurt [* 19] und Berlin [* 20] aufgehalten hatte, die Pfarrei zu Laublingen bei Halle und wurde 1755 von Friedrich II. zugleich zum Inspektor der Kirchen und Schulen im Saalkreis ernannt; starb Anfangs ein Anhänger Gottscheds, suchte er später mit seinem Freund Pyra durch die Stiftung eines litterarischen Vereins in Halle (1733) der Gottschedschen Schule entgegenzuwirken; beide waren namentlich Feinde des Reims, [* 21] den sie durch Einführung der antiken Versmaße zu verdrängen suchten.
Ihre Gedichte erschienen zusammen unter dem Titel: »Thyrsis' und Damons freundschaftliche Lieder« (Zürich 1745). Am bekanntesten wurde Lange indessen durch seine metrische Übersetzung der »Oden« des Horaz (Halle 1752),
die gänzlich verunglückt war und an Lessing, den Lange gereizt hatte, einen vernichtenden Kritiker fand (»Vademekum für S. G. Lange«). Noch gab eine »Sammlung gelehrter und freundschaftlicher Briefe« (Halle 1769-1770, 2 Bde.) heraus, die für die Geschichte der litterarischen Bewegung jener Zeit von Interesse ist. ¶
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9) Philipp, unter dem Pseudonym Philipp Galen bekannter Romanschriftsteller, geb. zu Potsdam, [* 23] studierte Medizin und trat dann als Kompaniechirurgus in die preußische Armee. 1849 machte er als Dirigent eines Feldlazaretts den Krieg in Holstein mit; seit 1857 lebt er als Stabsarzt in Potsdam, wo er 1878 in den Ruhestand trat. Seine bedeutendsten Romane, die meist in wiederholten Auflagen erschienen, sind: »Der Inselkönig« (Leipz. 1852);
»Der Irre von St. James«, sein bestes, schon 1844 geschriebenes Werk (das. 1853; 7. Aufl. 1883, 4 Bde.);
»Fritz Stilling, Erinnerungen aus dem Leben eines Arztes« (das. 1854, 4 Bde.) und »Walther Lund. Aus dem Leben eines Schriftstellers« (das. 1855, 3 Bde.),
beide mit Verwertung treuer Züge aus dem Leben des Dichters;
»Andreas Burns und seine Familie« (das. 1856, 4 Bde.),
wozu Lange den Stoff aus seinen Erlebnissen in Holstein nahm;
»Der Sohn des Gärtners« (das. 1861, 4 Bde.);
»Die Insulaner. Rugianisches Charakterbild« (das. 1861, 4 Bde.);
»Der Leuchtturm auf Kap Wrath« (das. 1862, 3 Bde.);
»Nach zwanzig Jahren« (das. 1864);
»Die Tochter des Diplomaten« (das. 1865, 4 Bde.);
»Der Löwe von Luzern" [* 24] (Berl. 1869, 5 Bde.);
»Die Rastelbinder« (das. 1874, 3 Bde.);
»Der Einsiedler vom Abendberg« (das. 1876, 3 Bde.);
»Die Moselnixe« (das. 1877, 3 Bde.);
»Frei vom Joch« (das. 1878, 3 Bde.);
»Die Perle von der Oie« (1880, 4 Bde.) u. a. Lange benutzt in seinen meisten Romanen das moderne Leben, um spannende Erzählungen ohne besonders tiefgehende Tendenzen daran zu knüpfen.
Ihr Hauptvorzug beruht in der klaren Zeichnung, so namentlich der schleswig-holsteinischen Sitten und Landschaften. Als Dramatiker versuchte er sich mit dem Drama »Friedrich in Rheinsberg« (2. Aufl., Berl. 1873). Seine »Gesammelten Schriften« erschienen in 36 Bänden (Leipz. 1857-66).
10) Thomas, dän. Schriftsteller, geb. 1829, widmete sich dem geistlichen Beruf und wurde zuerst durch Naturschilderungen vom Blaavandshuk, der westlichsten Spitze von Jütland, die unter dem Titel: »Eventyrets Land« (»Das Land des Märchens«, 1868) erschienen, bekannt. Auch sein Roman »Aaen og Havet« (»Au und Meer«, 1870) fand vielen Beifall, wogegen seine fernern Arbeiten: »Romantiske Skildringer« (1872),
»De lyse Nätter« (»Die hellen Nächte«, 1875),
»Et symposion« (1877),
»Skitser og Eventyr« (1881),
»Fortällinger« (»Erzählungen«, 1885) etc. weniger Anklang fanden. Lange starb in Lingby. Er war ein romantischer Dichter im eigentlichen Sinn des Wortes, ohne indessen die Frische und Naivität seiner Vorgänger zu erreichen.
Architekten, Maler, Schauspieler.
11) Ludwig, Architekt, geb. zu Darmstadt, [* 25] widmete sich daselbst zuerst unter Lerch, dann unter Moller, hierauf zu München [* 26] der Baukunst, [* 27] war 1834-38 Zeichenlehrer am Gymnasium in Athen [* 28] und kehrte sodann nach München zurück, wo er seit 1847 als Professor an der Bauschule der Akademie der Künste wirkte. Lange machte sich zuerst bekannt durch seine lithographierten »Malerischen Ansichten der merkwürdigsten und schönsten Kathedralen, Kirchen und Monumente der gotischen Baukunst am Rhein, Main und an der Lahn« (Frankf. 1833-34). Im J. 1832 verband er sich mit dem Kupferstecher E. Rauch zur Herausgabe eines Werkes, welches nach seinen Zeichnungen Originalansichten der vornehmsten Städte in Deutschland, [* 29] ihrer wichtigsten Dome, Kirchen und sonstigen Baudenkmäler im Stahlstich enthält.
Einen Teil seiner zahlreichen Entwürfe veröffentlichte er in: »Werke der höhern Baukunst« (Darmst. 1846-55, 3 Bde.). Die königliche Villa bei Berchtesgaden und das Museum in Leipzig (1856-1857) sind nach seinen Plänen erbaut. In seinen Bauwerken schloß er sich an die klassischen Muster der italienischen Renaissance an. Zu seinen Schülern gehören sein Sohn, der gegenwärtige Direktor der Münchener Kunstgewerbeschule, Emil Lange, der Schweizer Joseph Bühlmann und der Meininger Albert Schmidt. Auch als Architektur- und Landschaftsmaler leistete Lange Tüchtiges. Er starb in München.
12) Friedrich, Architekt und Kunsthistoriker, geb. zu Kassel, [* 30] widmete sich hauptsächlich dem Studium der Baukunst und ward 1851 als Professor der Kunstgeschichte und Baukunst nach Marburg berufen, wo er starb. Er machte sich besonders bekannt durch seine Restauration der Klosterkirche zu Haina, der Michaelskirche zu Fulda [* 31] und der Elisabethenkirche in Marburg sowie durch den Neubau des Klinikums daselbst, litterarisch durch seine »Baudenkmale und Altertümer Fuldas« (Fulda 1847) und den 2. Teil zu Hoffstadts »Gotischem A-B-C-Buch« (Frankf. 1848).
13) Julius, Maler, Bruder von Lange 11), geb. zu Darmstadt, war bereits mit 15 Jahren an einer Sammlung von Ansichten der schönsten Gegenden Deutschlands [* 32] beteiligt, die sein Bruder, der Kunsthändler Gustav Lange, in Stahl- und Kupferstichen herausgab. Dann ward er J. W. ^[Johann Wilhelm] Schirmers Schüler in Düsseldorf [* 33] und siedelte in den 40er Jahren nach München über. Die Akademie zu Venedig [* 34] beauftragte ihn mit der Ausführung einer Reihe von Skizzen zum Studium der Landschaftsmalerei, und die zu Mailand [* 35] ließ zwei größere Bilder von ihm malen.
Infolgedessen nahm er für einige Zeit seinen Aufenthalt in Oberitalien. [* 36] Er wurde Lehrer der Erzherzogin Charlotte, nachmaligen Kaiserin von Mexiko, [* 37] infolgedessen er bis 1858 am Mailänder Hofe verblieb. Nach München zurückgekehrt, erfreute er sich der besondern Gunst des Königs Maximilian. König Ludwig I. erwarb zwei seiner Landschaften für die Neue Pinakothek. Andre Landschaften von ihm, deren Motive meist dem bayrischen Gebirge und der Schweiz [* 38] entnommen sind, befinden sich in der Brera zu Mailand, in den Staatsgalerien zu Stuttgart [* 39] und Darmstadt und in zahlreichen Privatsammlungen Deutschlands, Italiens, [* 40] Englands und Nordamerikas. Lange suchte hauptsächlich durch Licht [* 41] und Farbe zu wirken, vernachlässigte aber darüber die Form nicht. Er starb in München.
14) Rudolf, Schauspieler, geb. zu Potsdam, begann 1847 seine Bühnenlaufbahn in Magdeburg, ging dann nach Lübeck, [* 42] später nach Berlin, wo er noch Dörings Unterricht genoß, und kam nach vorübergehendem Engagement in Potsdam, Leipzig und Berlin (Hoftheater) 1852 an das Theater [* 43] zu Karlsruhe, [* 44] zu dessen beliebtesten Mitgliedern er seitdem gehört. Sein Repertoire weist die heterogensten Charaktergestalten und Altersindividualitäten auf: im Lustspiel vom Schuster Wilhelm, von Schelle, Konrad Bolz bis zum Kommerzienrat Lebrecht in »Ultimo«;
in ernster Richtung den alten Nettelbeck, König Johann, Philipp, Richard III., Jago, Mulei Hassan, Franz Moor, Marinelli, Mephisto.