Naturhistorischen Vereins der Rheinlande und Westfalens. Als der freiern Richtung angehörender Naturforscher mußte er sich
bald mit seiner geistlichen Behörde überwerfen, und um in keiner Weise beengt zu sein, sagte er sich vollständig von derselben
los. Er war für die Zoologie in wissenschaftlicher und praktischer Hinsicht sehr thätig, und namentlich
lieferte er zahlreiche Abhandlungen über die mikroskopische Anatomie der Insekten. Seine zoologischen Präparate für den Unterricht
fanden auf den Weltausstellungen gebührende Würdigung. 1871 stiftete er den Westfälischen Verein für Vogelschutz, Geflügel-
und Singvögelzucht, und 1874 gründete er den westfälischen zoologischen Garten in Münster zur Schaustellung und wissenschaftlichen
Erforschung europäischer Tiere. Er schrieb: »Lehrbuch der Zoologie« (mit Altum, 5. Aufl., Freiburg
1883);
»Tierstimmen«
(das. 1875);
»Lehrbuch der Botanik« (mit Berthold, das. 1872);
»Ton- und Stimmapparate der Insekten« (Leipz. 1867);
»Der Mensch
und die drei Reiche der Natur« (mit Kraß, 3 Tle., mehrfach aufgelegt, Freiburg)
und im münsterschen Dialekt den komischen Roman
»Frans Essink, sien Liäwen un Driewen« (6. Aufl., Münst.
1886, 2 Tle.).
2) Leonard, Physiolog, Bruder des vorigen, geb. 1. Dez. 1837 zu Münster, studierte seit 1857 in Greifswald, habilitierte sich 1863 daselbst
für Physiologie und wurde zugleich Assistent am physiologischen Institut, 1868 außerordentlicher, 1872 ordentlicher Professor
der Physiologie und Direktor des physiologischen Instituts. Unter seinen Arbeiten ist besonders hervorzuheben:
»Die Lehre vom Arterienpuls« (Berl. 1872),
durch welche er, durchweg auf eigne Untersuchungen gestützt, die graphische Methode
vervollkommte und zur Verbreitung derselben in Deutschland am nachhaltigsten wirkte. Seine Arbeit über »Die Transfusion des
Bluts« (Leipz. 1875) stellt die Grenzen der Wirkungen dieser Operation fest im Anschluß an ein Versuchsmaterial
von mehreren hundert Tierexperimenten und liefert den Beweis von der Schädlichkeit der Tierbluttransfusion beim Menschen.
Von seinen vergleichend-anatomischen Schriften beziehen sich die wichtigsten auf die Untersuchung menschlicher Parasiten. Er
schrieb noch: »Lehrbuch der Physiologie« (5. Aufl., Wien 1886);
»Graphische Untersuchungen über den Herzschlag«
(Berl. 1876).
Elias, Forstmann, geb. 28. Okt. 1821 zu Kleinandelfingen im Kanton Zürich,
studierte Forstwissenschaft in Hohenheim und Tharandt,
wurde 1853 zum Kreisforstmeister, 1864 zum Oberforstmeister des Kantons Zürich
gewählt und verblieb in dieser Stellung bis zu seinem 1882 erfolgten
Rücktritt. Seit 1854 gehört er dem gesetzgebenden Rate des Kantons Zürich
an, und seit 1855 ist er Professor der Forstwissenschaft
an dem schweizerischen Polytechnikum zu Zürich.
Er schrieb: »Bericht über die Untersuchung der schweizerischen Hochgebirgswaldungen«
(Bern
1862),
»Der Wald, seine Verjüngung, Pflege und Benutzung« (Zürich
1877),
»Der Wald und die Alpen« (das. 1881),
»Die Bäche, Schneelawinen
und Steinschläge« (das. 1887) und redigiert seit 1861 die »Schweizerische
Zeitschrift für Forstwesen«.
1) (spr. langdóng) Charles Paul, franz. Maler und Kunstschriftsteller, geb. 1760 zu Nonant (Orne), widmete sich
seit 1785 in Paris der Malerei und ward Lehrer der Herzöge von Berri und Angoulême. 1792 ging er als Pensionär nach
Rom. Nach seiner Rückkehr widmete er sich der Schriftstellerei, ohne jedoch die Malerei ganz aufzugeben. 1816 wurde er Konservator
der Gemälde des Pariser
Museums und starb 5. März 1826 in Paris. Seine zahlreichen Schriften sind zwar in der Genauigkeit der Daten
unzuverlässig, aber durch die vielen Nachbildungen, die sie von Kunstwerken aller Zeiten liefern, von
Interesse.
Die bedeutendsten sind: »Annales du Musée et de l'école moderne des beaux-arts« (Par. 1801-1817, 29 Bde.; 2. Aufl.
1824-35, 25 Bde.; deutsch, Basel
1804-1809, 7 Bde.);
»Paysages et tableaux de genre du Musée Napoléon« (Par. 1805-1808, 4 Bde.);
»Galerie Giustiniani et la galerie Massias« (das. 1810, 6 Bde.);
»Salons de 1808-24« (13 Bde.);
»Vies et œuvres des peintres les plus célèbres« (Par. 1803-25, 25 Bde.);
»Galerie historique des hommes les plus célèbres« (das. 1805-1809, 13 Bde.;
neuere Ausg. 1811);
»Musée, ou catalogue figuré des tableaux et statues« (das. 1814 ff.);
»Numismatique du voyage du jeune Anacharsis, ou médailles des beaux temps de la Grèce« (das. 1818, 2 Bde.);
»Choix de tableaux et de statues des plus célèbres musées et cabinets étrangers«
(das. 1821 ff., 12 Bde.).
2) (spr. lännd'n) Letitia Elizabeth, engl. Dichterin, geb. 1802 zu Chelsea, trat (unter der Signatur Landon E. Landon) zuerst 1822 mit
»Poetical sketches« (in der »Litterary
Gazette«) hervor, heiratete 1838 den Gouverneur von Cape Coast Castle, George Maclean, folgte demselben nach dieser Kolonie, starb
aber dort bereits 16. Okt. 1838. An ihren zahlreichen kleinern Gedichten ist zartes und lebhaftes Gefühl wie melodische Sprache
zu rühmen; Rittertum, Minne und Gesang bilden den Inhalt ihrer größern lyrisch-epischen Dichtungen, wie:
»The improvisatrice« (Lond. 1825),
»The golden violet« (1827),
»The vow of the peacock« (1835) u. a. Außerdem
schrieb sie mehrere Romane, wie: »Romance and reality« (neue Ausg. mit Biographie 1871),
»Francesca Carrara«, »Ethel Churchill«
etc., und »Traits and trials of early life« (1837, neue Ausg. 1844). Die
neueste Ausgabe ihrer poetischen Werke, besorgt von W. B. Scott, erschien 1880. Blanchard gab ihr »Life and literary remains«
(1841; neue Ausg. 1855, 2 Bde.) heraus.
Walter Savage, engl. Dichter und Schriftsteller, geb. 30. Jan. 1775 zu Ipsly-Court bei Warwick, aus alter wohlhabender
Familie stammend, studierte in Oxford, hatte aber die Universität um jugendlicher Ausgelassenheit willen
zu verlassen und verschmähte, dahin zurückzukehren, was ihn nicht abhielt, in England den Ruf des größten Latinisten neuerer
Zeiten zu erlangen. Er ließ, 20 Jahre alt, »Poems« erscheinen, drei
Jahre nachher das Heldengedicht »Gebir« (1798), welches ihn mit Einem
Sprung in die erste Reihe der damals aufstrebenden neuen Dichterschule einführte und ihm die Freundschaft Southeys verschaffte.
Allen Fesseln widerstrebend, lehnte er ab, ins Heer oder in die Rechtspflege einzutreten, reiste nach dem Festland, warb, als
die Spanier wider Napoleon aufstanden, auf eigne Kosten eine Freischar und führte sie ins Hauptquartier.
Zum Obersten ernannt, sandte er, als Ferdinand VII. die Verfassung umstürzte, entrüstet sein Offizierspatent zurück. Er
hatte sich 1811 mit einer Dame französischer Abstammung verheiratet, aber die Ehe war nicht glücklich. Das Ehepaar lebte
in Pisa, wo er seine lateinischen Gedichte herausgab, dann in Florenz; schließlich trennte man sich. Landor überließ
beinahe sein ganzes Vermögen seiner Frau und begab sich nach England. Er lebte nun viele Jahre in Bath und vereinsamte allmählich.
Jetzt erschien sein Hauptwerk, die erdichteten Gespräche: »Imaginary conversations between literary men and statesmen«
mehr
(1824-28, 3 Bde.; zweite Serie 1829, 3 Bde.; neue Ausg.
1883, 5 Bde.),
denen »Pericles and Aspasia« (1836, 2 Bde.) folgte. In diesen Werken,
die man nicht für sogen. Totengespräche halten darf, hat er in Kraft und Zartheit beinahe alle Saiten des menschlichen Lebens
angeschlagen, eine Masse von Kenntnissen an den Tag gelegt, an manchen Stellen die höchste dramatische
Kraft erwiesen, mit größter Sorgfalt des Stils die Sprache in gedrungener Fülle auf den Gipfel der Schönheit erhoben. An öffentlichen
Angelegenheiten nahm Landor sein ganzes Leben lang den regsten Anteil, in Schrift wie Handlung.
Von Ludwig Napoleon, mit dem er lange befreundet war, wandte er sich nach dem Waffenstillstand von Villafranca
heftig ab. Von Mina und Bolivar bis zu Kossuth und Garibaldi hatten die Vorfechter nationaler oder freiheitlicher Kämpfe seine
thätige Sympathie. Gegen das Ende seines Lebens ward er wegen Beleidigung einer Dame verklagt und zu hoher Geldbuße verurteilt.
Er konnte oder wollte die 1000 Pfd. Sterl. nicht zahlen und begab sich
nach Italien zurück; dort starb er 17. Sept. 1864 in Florenz.
Seine Dramen: »Count Julian« (1812),
»Andrea of Hungary« und »Giovanni of Naples« (1839) haben sich die Bühne nicht erobert;
seine
Gedichte »Hellenics« (1847) sind sehr geschätzt.
Seine letzten Werke waren: »The last fruit of an old
tree« (1853),
»Dry sticks« (1858) und »Heroic idylls« (1863) mit der rührenden
Dichtung »Der Tod des Homer«. Eine Gesamtausgabe seiner Werke erschien 1876 in 8 Bänden (mit Biographie von Forster). In Deutschland
ward Landor erst von E. Oswald eingeführt durch »Männer u. Frauen« (Auswahl aus den »Erdichteten Gesprächen«,
Paderb. 1878).
Vgl. J. ^[John] Forster, W. S. a biography (Lond. 1879);
Colvin, Landor (das. 1881).