zwar sein
Journal auf, seine heroische
Natur drängte ihn aber bald weiter auf der beschrittenen
Bahn eines
Propheten und
Revolutionärs.
Seine
»Paroles d'un croyant« (Par. 1833, neue Ausg. mit andern
kleinern
Schriften Lamennais' 1871) proklamierten im
Namen der
Religion die Souveränität des
Volkes. Das
Buch, das während
weniger Jahre über 100
Auflagen erlebte und in alle europäischen
Sprachen übersetzt wurde (deutsch von
Börne, Hamb. 1834), ward alsbald vom päpstlichen
Bann getroffen. Lamennais antwortete in seinen
»Affaires de
Rome« (Par. 1836-37, 2 Bde.),
worin er vollends mit
Staat und
Kirche brach.
Seitdem vom
Klerus verketzert und von der weltlichen Macht verfolgt, von der
Demokratie aber als
Apostel
gefeiert, wirkte Lamennais für seine
Grundsätze durch politische
Flugblätter, größere
Schriften und gelegentliche
Konflikte mit
der
Preßpolizei. Nach der
Februarrevolution wurde Lamennais in die
Nationalversammlung gewählt, zog sich aber nach dem
Staatsstreich
gänzlich zurück und starb in
Paris.
[* 2] Seine
»Œuvres complètes« erschienen in 10
Bänden (2.
Aufl., Par. 1844-47);
»Œuvres posthumes« wurden von Forgues herausgegeben (1855-58, 5 Bde.).
Andre posthume Werke veröffentlichten Blaize (»Correspondance, mélanges
religieux et philosophiques«, Par. 1866, 2 Bde.)
und Forgues (»Correspondance inédite entre Lamennais et le baron de Nitrolles«,
das. 1886).
Vgl. Blaize, Essai biographique surM. F. de Lamennais (Par. 1858).
2)
Alexandre,
Graf von,
Bruder des vorigen, geb. zu
Paris, kämpfte ebenfalls in
Nordamerika
[* 5] für die
Freiheit der
Kolonien,
erhielt nach seiner Rückkehr ein Artillerieregiment und ward vom
Adel von
Péronne 1789 in die
Generalstaaten
gewählt. Er schloß sich dem dritten
Stand an, unterschrieb den
Antrag auf Abschaffung aller Privilegien etc., war 1792
Maréchal
de
Camp unter
Luckner, dann unter
Lafayette, ging mit diesem zu den Österreichern über und ward drei Jahre lang in
Olmütz
[* 6] gefangen gehalten. Hierauf begab er sich nachLondon,
[* 7] dann nach
Hamburg, wo er in das Handlungshaus seines
Bruders eintrat, kehrte 1800 nach
Frankreich zurück und diente unter dem Kaiserreich als
Präfekt.
Napoleon ernannte ihn zum
Grafen und 1815 zum Pair. 1819 in
die Deputiertenkammer gewählt, verteidigte er die konstitutionellen
Grundsätze. Er
starb in
Paris. Er
schrieb:
»Histoire de l'assemblée constituante« (Par. 1829, 2 Bde.).
welche wegen des darin vertretenen
Materialismus und
Atheismus verbrannt wurde. Dasselbe
Schicksal hatte
seine gegen die
Ärzte gerichtete
Schrift »La politique du médecin Machiavel« (Amsterd.
1746). Von der
Geistlichkeit wie von den
Ärzten verfolgt, begab sich Lamettrie nach
Holland, konnte sich aber
infolge seiner
Schriften: »La faculté vengée« (1747; später unter dem
Titel: »Les charlatans démasqués«, Par.
1762) und »L'homme-machine«
(Leiden 1748; neue Ausg., Par. 1865; deutsch, Leipz.
1875) auch hier nicht halten und fand endlich ein
Asyl bei
Friedrich II., der ihn als seinen Vorleser anstellte
und ihm eine
Stelle in der
Akademie gab.
Noch schrieb Lamettrie: »L'homme-plante« (Potsd. 1748) und ein witziges
Pasquill auf
Boerhaave,
Linné und andre
Gelehrte: »Ouvrage de
Pénélope, ou le Machiavel en médecine« (Berl. 1748, 2 Bde.;
1750, 3 Bde.);
ferner: »Les animaux plus que machines« (das. 1750);
»Reflexions philosophiques sur l'origine des animaux« (das. 1750);
»L'art de jouir« (das. 1751);
»Vénus
métaphysique ou essai sur l'origine de l'âme humaine« (das. 1752) u. a.
Er starb in
Berlin.
[* 13]
Friedrich II. schrieb ihm selbst ein
»Éloge«
(Haag 1753) und ließ seine
»Œuvres philosophiques«
(Berl. 1751, 2 Bde.; neue
Aufl. 1796, 3 Bde.) herausgeben. Eine
Ehrenrettung Lamettries, des übelberufenen Stimmführers des französischen
Materialismus, unternahm
Du Bois-Reymond in einem
Vortrag über ihn (Berl. 1875).
Vgl. auch Quépat, Essai sur Lamettrie (Par. 1873), und
Lange, Geschichte des
Materialismus (neue Ausg.,
Iserl. 1887), dessen Untersuchungen zu einer gerechtern Würdigung Lamettries den Anstoß
gaben.
August, bad. Staatsmann, geb. zu
Karlsruhe,
[* 14]
Anwalt in Freiburg
i. Br., war 1848-52 Mitglied der badischen Zweiten
Kammer, ward 1856
Professor der
Rechte in Freiburg,
1860
Präsident des
Ministeriums des Innern und führte die kirchliche
GesetzgebungBadens
durch. In der innern
Politik liberal und konstitutionell gesinnt, wurde er durch die
HaltungPreußens
[* 15] in der
schleswig-holsteinischen
Frage mehr und mehr vom kleindeutschen Parteistandpunkt zum großdeutschen hinübergedrängt. Er
blieb daher 1865 auch unter
Edelsheim im
Amt und nahm nach dem Ende des deutschen
Kriegs mit diesem seine Entlassung.
Seit 1860 Mitglied der badischen
Kammer, wurde er 1871 auch in den deutschen
Reichstag gewählt, in
dem er
zur nationalliberalen
Partei gehörte. 1874 lehnte er eine Wiederwahl ab und trat erst 1879 für eine Sitzungsperiode wieder
in den
Reichstag ein. Seit 1878
ist erPräsident der badischen Zweiten
Kammer.
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