Kämme und
Rücken der
Gebirge zurück, in der trocknen
Jahreszeit steigen sie in die fruchtbaren
Thäler herab. Sie leben in
Rudeln, oft bis zu 100
Stück zusammen, und sind ein Gegenstand eifriger
Jagd. Der
Guanako(A. Huanaco H. Sm.) ist 2,25
m lang, mit 24
cm langem
Schwanz, 1 m hoch. Der Leib ist verhältnismäßig kurz und gedrungen, der
Hals
lang, dünn, nach vorn gekrümmt, aber aufrecht, der
Kopf lang, seitlich zusammengedrückt, die Schnauze stumpf, die Oberlippe
vorspringend, tief gespalten.
Die
Ohren sind etwa von halber Kopflänge und wie die Oberlippe sehr beweglich, die
Augen groß und lebhaft, die
Beine schlank
und hoch, die
Zehen bis zur Mitte gespalten und von kleinen, schmalen, zugespitzten
Hufen umschlossen; die
Sohlen sind groß
und schwielig, der
Schwanz ist auf der obern Seite stark behaart. Der langhaarige, sehr lockere
Pelz besteht aus kürzerm,
feinerm Wollhaar und dünnem, längerm Grannenhaar, er ist schmutzig rotbraun; die Mitte der
Brust,
Unterleib
und
After sowie die Innenseite der
Gliedmaßen sind weißlich,
Stirn und
Rücken schwärzlich, an den Hinterbeinen steht ein
schwarzer
Fleck.
Man fängt die
Tiere gern jung ein und zähmt sie, doch zeigen sie sich im
Alter meist sehr störrig. Das (A. LamaDesm., s.
Tafel
»Kamele«)
[* 5] ist etwas größer als die vorige Art, etwa 1,2 m
hoch und zeichnet sich durch die
Schwielen
an der
Brust und an der Vorderseite des Handwurzelgelenks, den schmalen, kurzen
Kopf und die kurzen
Ohren aus; es gibt weiße,
schwarze, gescheckte, dunkel- und hellbraune, fuchsrote etc. Das Lama wurde von den
Peruanern seit uralter Zeit gezähmt und
auch als Opfertier benutzt.
Die
Spanier fanden ungeheure Lamaherden, welche damals mehr noch als heute dieselbe Bedeutung hatten wie das
Ren für den
Lappländer.
Man benutzt das Lama namentlich als Lasttier, es trägt 75 kg und mehr und geht außerordentlich ruhig, solange es
nicht durch fremdartige Gegenstände beunruhigt wird. Auf den Hochgebirgen werden große
Herden gehalten,
welche am
Tag ohne
Hirten auf die
Weide
[* 6] gehen und abends in die
Einfriedigungen zurückkehren. Die Weibchen dienen nur zur
Zucht.
Seit Einführung der
Einhufer ist die Bedeutung der
Lamas sehr gesunken. Das
Fleisch des
Lamas wird überall gegessen, die
Milch
ist wohlschmeckend, dieWolle wird zu grobem
Tuch verarbeitet, die
Haut
[* 7] zu dauerhaftem
Leder. Der
Mist dient
als Brennmaterial. Es gedeiht auch in
Europa
[* 8] recht gut, begnügt sich mit gewöhnlichem
Futter und pflanzt sich fort. Der
Pako
(Alpako, A. PacoTschudi, s. Tafel
»Kamele«) ist kleiner als das Lama, gleicht im Körperbau demSchaf,
[* 9] hat
aber einen längern
Hals und zierlichern
Kopf; es ist schwarz oder weiß, seltener buntscheckig, sein reiches
Haar
[* 10] erreicht
an den Seiten eine
Länge von 10-12
cm. Es bewohnt die
Kordilleren von
Peru und
Chile
[* 11] und wird in
Höhen über 2500 m in großen
Herden gehalten, welche man nur zur
Schur eintreibt.
Das
Tier ist sehr anspruchslos, pflanzt sich leicht und schnell fort
und liefert treffliches
Fleisch. Als Lasttier ist es seiner
unbesiegbaren Störrigkeit halber nicht zu gebrauchen, dagegen hat seine
Wolle einen großen Wert, und man hat sich daher
sehr bemüht, das
Tier bei uns zu akklimatisieren. InEngland und im
Haag
[* 12] sind Züchtungsversuche nicht
ohne Erfolg geblieben, auch in
Australien
[* 13] hat man die Einführung des
Pako versucht. Das
Vlies wiegt 3-4 kg, ist sehr ungleichmäßig
und erfordert sorgfältige Sortierung.
Das
Haar zeichnet sich durch
Nerv und seidenartigen
Glanz aus, ist ziemlich schlicht und liefert treffliches
Kammgarn.
AlleWolle
geht nach
England; von dort exportiertes
Garn wird auch in
Deutschland
[* 14] verarbeitet. Gewöhnlich verspinnt man die ungefärbte
Alpakowolle mit andern
Stoffen
(Mohair,
Baumwolle,
[* 15]
Seide,
[* 16]
Kammgarn), gibt dem
Garn wohl auch durch Zwirnung höhern Seidenglanz
und verarbeitet es zu sehr zahlreichen gemischten
Geweben, namentlich auch zu
Shawls und zu denFransen
und Besätzen für dieselben.
Schon die alten
Inka
[* 17] wußten die
Wolle zu benutzen, die
Weberei
[* 18] und
Färberei derselben stand damals auf hoher
Stufe. Jetzt ist
diese
Industrie verfallen, und die
Indianer fertigen nur noch
Decken und Mäntel aus Alpakowolle. Die Vicunna (A. vicunnaDesm.),
ein zierliches, an
Größe zwischen und Alpako stehendes
Tier mit viel kürzerer, gekräuselter, äußerst
feiner
Wolle. Es ist auf der Oberseite eigentümlich rötlichgelb, an der untern Seite des
Halses und der innern der
Gliedmaßen
hellockerfarben, an der
Brust und am
Unterleib, wo die
Haare
[* 19] zum Teil 13
cm lang werden, weiß. Es lebt in Trupps
von 6-15 Weibchen und einem Männchen und in solchen, die nur aus Männchen bestehen, ausschließlich auf grasigen
Plätzen
der
Kämme der
Kordilleren und steigt nur in der heißen
Jahreszeit, wenn dort das spärliche
Futter verdorrt, in die
Thäler
hinab.
Das Weibchen wirft im
Februar ein
Junges. Die Vicunna ist äußerst furchtsam und wird leicht mit
Bolas
gefangen.
Jung eingefangene Vicunnas werden bald sehr zahm, im
Alter aber wie die andern
Arten störrisch und durch das beständige
Anspucken jedes
Fremden sehr lästig. Man genießt das
Fleisch und fertigt aus der
Wolle feine
Gewebe
[* 20] und
Filze; bei uns dient
die
Vigognewolle zu feinen Modeartikeln,
Handschuhen etc., doch immer nur in Untermischung und namentlich
zur Verfeinerung der Oberfläche von Filzhüten. Die
Ware wird immer teurer und seltener, weil der Wildbestand bei der ungeregelten
Jagd sich stark lichtet. Das sogen. Vigognegarn besteht lediglich aus feiner Schafwolle
mit einem Fünftel
Baumwolle. Von allen Lamaarten werden Bezoarkugeln gewonnen, die früher in hohem Ansehen
als
Heilmittel standen.
die eigentümliche Form, welche der
Buddhismus (s. d.) bei den Tibetern,
Mongolen und
Kalmücken angenommen hat, die deshalb Lamaiten oder Lamaisten heißen. Der Lamaïsmus hat seinen
Namen von
Lama (tibet. s. v. w. einer,
der
¶
Derselbe erhob die Indusländer zu Zentralpunkten der Buddhareligion und ließ auf einem Konzil im Kloster
Dschâlandara in Kaschmir den Kanon der heiligen Schriften definitiv abschließen und bei dieser Gelegenheit auch Dogmen jüngern
Datums zu orthodoxen stempeln, während die südliche Kirche nicht über die ältere Gestalt der Lehre
[* 26] hinausging. Von diesem
Mittelpunkt aus gelangte der Buddhismus in die Oxusländer und die KleineBucharei. In China
[* 27] ward er 65 n. Chr.
durch den Kaiser Mingti eingeführt; von hier ging er gegen Ende des 4. Jahrh. nach Korea und seit der Mitte des 6. Jahrh.
nach Japan über.
Vornehmlich aber fand er, während er in Indien vor dem Brahmanismus und im Westen vor dem Islam weichen mußte, seit 632 in
Tibet eine neue Heimat, um hier eine neue, vorzugsweise hierarchische Entwickelungsphase zu beginnen und sich zum Lamaïsmus zu
gestalten. Unter der Mongolenherrschaft wurde der Abt des Sâkjaklosters, seitdem unter dem Namen Paspa bekannt, tributärer
Herrscher von Tibet und Haupt der lamaischen Hierarchie. Da dieselbe bald übermächtig wurde, suchte die
Mingdynastie in China sie durch Erteilung der Königswürde an mehrere andre tibetische Patriarchen zu schwächen. Im Gegensatz
zu dieser hierarchischen Erbfolge begründeten die Schüler eines gewissen Tsongkhapa (geb. 1357, gest. 1417 oder
1429), der bei den Lamaisten fast ebenso hoch gefeiert war wie Buddha, ein neues, gleichfalls dem ursprünglichen Buddhismus
fremdes System.
Sie sterben nicht, sondern wechseln nur die körperliche Hülle und werden stets für dieselbe Stellung
wiedergeboren, d. h. die beiden Stellen werden mit Jünglingen besetzt, die für Wiedergeburten der frühern Inhaber dieser Würden
und damit zugleich für inkarnierte Buddhas gelten. Als unter dem fünften Dalai Lama die Rotmützen die geistliche Herrschaft
der Gelbmützen bedrohten, rief jener den Beistand der Kalmücken an, die ihm sodann auch die weltliche
Herrschaft über Tibet eroberten und ihn als politisches und kirchliches Oberhaupt anerkannten. Über die spätern DalaiLamas s.
Tibet, Geschichte.
die ebenfalls für wiedergeborne Heilige gelten und zugleich die ganze Zivilverwaltung in Händen haben. Die dritte Rangklasse
bilden die zahllosen Chubilchane, einfache Wiedergeborne. Die Auffindung und Wahl der Inkarnationen aller
drei Rangstufen, d. h. die Besetzung der höchsten geistlichen Stellen, lag früher lediglich in der Hand
[* 29] der Hierarchie, wird
gegenwärtig aber bedeutend von der chinesischen Regierung beeinflußt. Das Mönchtum im L. hat vier Rangstufen: Khanpo, etwa
s. v. w. Abt; Gelong, der mit den Weihen versehene Priester; Gethul, der angehendeMönch, und Bandi (Banta),
der Laienbruder.
Die drei Hauptklassen des höhern, nicht wiedergebornen Klerus sind: die Khanpo, die Tschoidsche (die Schriftgelehrten) und
die Rabdschampa, etwa unsern Doktoren der Theologie entsprechend. Ein Weltpriestertum kennt der Lamaïsmus nicht, die Geistlichen aller
Grade sind Ehelose und leben fast sämtlich in Klöstern. Auch bestehen Nonnenklöster unter der Leitung
inkarnierter Äbtissinnen. Die Gesamtheit aller lamaischen Religiosen konstituiert den Verein der Priesterschaft oder die Kirche
(Gedun).
Zugleich sind die Priester die alleinigen Inhaber und Überlieferer der Gelehrsamkeit, d. h. der Theologie.
Diese ist im wesentlichen der ältere buddhistische Heiligenkultus, doch versetzt mit der Verehrung zahlreicher, namentlich
siwaitischer, Götter, ja selbst mit schamanischem Geisterdienst. Die Tempel
[* 31] bilden stets ein nach den Himmelsgegenden orientiertes
Rechteck und zerfallen im Innern in den Vorhof, die Tempelhalle und das Allerheiligste mit den Heiligenbildern.
Andre religiöse Stätten und Bauwerke sind: Kapellen in der Nähe der Tempel und an den Steppenwegen;
Auch der Rosenkranz wird fleißig gehandhabt.
Den Höhepunkt des lamaischen Gottesdienstes bezeichnet das Sakrament, d. h. die Einsegnung und Verteilung des heiligen Wassers
und Getreideopfers. Als höchste Festtage gelten: das Neujahrsfest, das mit ausgelassenster Fröhlichkeit begangen wird;