Königs und der
IndischenKompanie verraten habe, und am
Tag darauf enthauptet. Nach zehn
Jahren bewirkte Lally-Tollendals Sohn,
besonders von
Voltaire unterstützt, die
Revision des
Prozesses. Die Unschuld des Verurteilten wurde so klar erwiesen, daß
der
König in einem
Dekret vom das
Urteil kassierte und dieEhre Lally-Tollendals wiederherstellte.
Vgl. Hamont, La fin d'un empire français aux
Indes sous
Louis XV (Par. 1887).
2) TrophimeGérard,
Marquis von, Sohn des vorigen, geb. zu
Paris,
[* 2] that sich zunächst durch sein mannhaftes Eintreten
für die
Ehre seines
Vaters hervor und gehörte in der Versammlung derReichsstände 1789 zu denen, welche
sich mit dem dritten
Stand verbanden. Von den demokratischen
Tendenzen der
Nationalversammlung aber zurückgeschreckt, suchte
er sich später dem
Hof
[* 3] wieder zu nähern. Als
Berichterstatter des Verfassungskomitees schlug er die Errichtung zweier
Kammern
vor und setzte auch seinen auf die
Erhaltung derAristokratie gegründeten
Plan in der
Schrift
»Rapport sur
le gouvernement qui convient
à laFrance« (1789) auseinander.
Schon nach den Ereignissen vom 5. und 6. Okt. zog er sich in die
Schweiz
[* 4] zurück. Von hier aus veröffentlichte er 1790 unter
dem
NamenQuintusCapitolinus eine beißende, gegen die Abschaffung der Adelsvorrechte gerichtete
Satire, kehrte
aber 1792 zur
Verteidigung des
Königs nach
Paris zurück. Nach dem
Aufstand vom 10. Aug. verhaftet, entging er glücklich den Septembermetzeleien
und flüchtete nach
England.
BeimProzeß des
Königs bot er sich dem
Konvent als Verteidiger an, und als er ohne Antwort blieb,
gab er seine
Verteidigung in denDruck (»Plaidoyer pour
Louis XVI«, 1795). Auch erschien von ihm »Défense
des émigrés français, adressée au peuple français« (1794; neue Aufl., Par.
1825, 2 Bde.), welche
Schrift in zwei
Monaten zehn
Auflagen erlebte.
Nach der
Revolution vom 18.
Brumaire kehrte er ins Vaterland zurück und lebte in
Bordeaux,
[* 5] einzig mit litterarischen
Arbeiten beschäftigt.
Ludwig XVIII. ernannte ihn nach der ersten
Restauration zum
Staatsrat und im
August 1815 zum Pair.
Der
Monarchie eifrig ergeben, suchte Lally-Tollendal sie auf liberalem Weg zu erhalten und trat als Verteidiger der
konstitutionellen
Freiheiten auf. Er starb Von seinen
Schriften ist noch sein »Essai sur lavie deThomasWentworth, comte de
Strafford« (Lond. 1795; 2. Aufl., Par.
1814), über den er auch eine (nicht aufgeführte)
Tragödie schrieb, zu nennen.
die pulverisierten
Blätter des
Affenbrotbaums (s.
Adansonia). ^[= L., nach Adanson benannte Pflanzengattung der Malvaceen, Bäume in Afrika und Australien. A. ...]
Lumia,Isidoro, ital. Geschichtschreiber, geb. zu
Palermo,
[* 6] studierte die
Rechte daselbst und befaßte sich dabei frühzeitig mit Litteratur und
Politik. Als
Rechtsanwalt veröffentlichte
er 1844 den ersten
Versuch zur Geschichte seines engern Heimatslandes: »I
Lunae i Perollo«. In der
Revolution von 1848 und 1849 spielte
er eine hervorragende
Rolle und entwarf auch im
Verein mit Boccanorsi eine historische
Denkschrift: Ȇber
die politischen
RechteSiziliens«, welche zu Anfang 1849 in französischer
Sprache
[* 7] in
Paris erschien.
Auch die
Revolution von 1860 zählte ihn zu ihren
Führern, und er stand schriftstellerisch für die von ihm vertretene
Sache
ein mit derBroschüre »La restaurazione borbonica e la rivoluzione del 1860 in Sicilia«
(1860). Im J.
1864 wurde er
Direktor der Staatsarchive zu
Palermo, wo er starb. Seine zahlreichen
Monographien zur
sizilischen Geschichte, welche die Zustände der
Insel im 12. Jahrh., das Völkergemisch, das Aufblühen einer neuen
Sprache
undKultur höchst lebendig und auf
Grund gelehrter
Studien schilderten, sind in den »Studii di storia siciliana«
(Palermo 1870, 2 Bde.) enthalten. Auch begann er eine Urkundenpublikation
(»Documenti degli archivi siciliani«, Bd.
1, 1868). Es folgten dann noch einige ähnliche
Arbeiten: »I Romani e le guerre civili in Sicilia«
(Turin
[* 8] 1874) und
»La Sicilia sotto
Vittorio Amedeo di Savoia«
(Livorno
[* 9] 1877). Gesammelt erschienen seine
Schriften unter dem
Titel: »Storie siciliane«
(Palermo 1883-84, 4 Bde.).
glatte, flanellähnliche, bisweilen auch geköperte und gemusterte, dünne, lose, sehr wenig gewalkte
Stoffe
aus
Streichwolle mit schwacher Haardecke, auf der rechten Seite einfarbig oder gemustert, werden zu
Futter,
Mänteln etc. benutzt.
Bisweilen gibt man den
Namen auch bessern
Stoffen, die gewöhnlich Napolitaine heißen.
Halbwollenlama oder
Beiderwand hat baumwollene
Kette und streichwollenen
Schuß, wird weder gewalkt, noch gerauht, sondern nur glatt geschoren und
dient zu
Mänteln, Frauenkleidern etc. Auch der halbwollene
Köper gehört hierher.
Man unterscheidet vier
Formen:
Guanako, Vicunna, Lama und
Pako (Alpako), aber nur die beiden erstern kommen heute noch wild
vor, die letztern sind seit uralten
ZeitenHaustiere, deren Stammform man im
Guanako erkennen will.
AlleLamas sind Bewohner der
Hochebenen der
Kordilleren und steigen bloß im äußersten
Süden der Andeskette bis in die
PampasPatagoniens
herab. In der
Nähe des
Äquators leben sie meist in einer
Höhe zwischen 4-5000 m ü. M., und tiefer als 2000 m ü. M.
gedeihen sie hier nicht. Die wild lebenden ziehen sich während der
Regenzeit auf die höchsten
¶
mehr
Kämme und Rücken der Gebirge zurück, in der trocknen Jahreszeit steigen sie in die fruchtbaren Thäler herab. Sie leben in
Rudeln, oft bis zu 100 Stück zusammen, und sind ein Gegenstand eifriger Jagd. Der Guanako(A. Huanaco H. Sm.) ist 2,25
m lang, mit 24 cm langem Schwanz, 1 m hoch. Der Leib ist verhältnismäßig kurz und gedrungen, der Hals
lang, dünn, nach vorn gekrümmt, aber aufrecht, der Kopf lang, seitlich zusammengedrückt, die Schnauze stumpf, die Oberlippe
vorspringend, tief gespalten.
Die Ohren sind etwa von halber Kopflänge und wie die Oberlippe sehr beweglich, die Augen groß und lebhaft, die Beine schlank
und hoch, die Zehen bis zur Mitte gespalten und von kleinen, schmalen, zugespitzten Hufen umschlossen; die Sohlen sind groß
und schwielig, der Schwanz ist auf der obern Seite stark behaart. Der langhaarige, sehr lockere Pelz besteht aus kürzerm,
feinerm Wollhaar und dünnem, längerm Grannenhaar, er ist schmutzig rotbraun; die Mitte der Brust, Unterleib
und After sowie die Innenseite der Gliedmaßen sind weißlich, Stirn und Rücken schwärzlich, an den Hinterbeinen steht ein
schwarzer Fleck.
Man fängt die Tiere gern jung ein und zähmt sie, doch zeigen sie sich im Alter meist sehr störrig. Das (A. LamaDesm., s.
Tafel »Kamele«) ist etwas größer als die vorige Art, etwa 1,2 m hoch und zeichnet sich durch die Schwielen
an der Brust und an der Vorderseite des Handwurzelgelenks, den schmalen, kurzen Kopf und die kurzen Ohren aus; es gibt weiße,
schwarze, gescheckte, dunkel- und hellbraune, fuchsrote etc. Das Lama wurde von den Peruanern seit uralter Zeit gezähmt und
auch als Opfertier benutzt.
Die Spanier fanden ungeheure Lamaherden, welche damals mehr noch als heute dieselbe Bedeutung hatten wie das Ren für den Lappländer.
Man benutzt das Lama namentlich als Lasttier, es trägt 75 kg und mehr und geht außerordentlich ruhig, solange es
nicht durch fremdartige Gegenstände beunruhigt wird. Auf den Hochgebirgen werden große Herden gehalten,
welche am Tag ohne Hirten auf die Weide
[* 18] gehen und abends in die Einfriedigungen zurückkehren. Die Weibchen dienen nur zur Zucht.
Seit Einführung der Einhufer ist die Bedeutung der Lamas sehr gesunken. Das Fleisch des Lamas wird überall gegessen, die Milch
ist wohlschmeckend, die Wolle wird zu grobem Tuch verarbeitet, die Haut
[* 19] zu dauerhaftem Leder. Der Mist dient
als Brennmaterial. Es gedeiht auch in Europa
[* 20] recht gut, begnügt sich mit gewöhnlichem Futter und pflanzt sich fort. Der Pako
(Alpako, A. PacoTschudi, s. Tafel »Kamele«) ist kleiner als das Lama, gleicht im Körperbau dem Schaf,
[* 21] hat
aber einen längern Hals und zierlichern Kopf; es ist schwarz oder weiß, seltener buntscheckig, sein reiches Haar
[* 22] erreicht
an den Seiten eine Länge von 10-12 cm. Es bewohnt die Kordilleren von Peru und Chile
[* 23] und wird in Höhen über 2500 m in großen
Herden gehalten, welche man nur zur Schur eintreibt.
Das Tier ist sehr anspruchslos, pflanzt sich leicht und schnell fort
und liefert treffliches Fleisch. Als Lasttier ist es seiner
unbesiegbaren Störrigkeit halber nicht zu gebrauchen, dagegen hat seine Wolle einen großen Wert, und man hat sich daher
sehr bemüht, das Tier bei uns zu akklimatisieren. In England und im Haag
[* 24] sind Züchtungsversuche nicht
ohne Erfolg geblieben, auch in Australien
[* 25] hat man die Einführung des Pako versucht. Das Vlies wiegt 3-4 kg, ist sehr ungleichmäßig
und erfordert sorgfältige Sortierung.
Das Haar zeichnet sich durch Nerv und seidenartigen Glanz aus, ist ziemlich schlicht und liefert treffliches Kammgarn. AlleWolle
geht nach England; von dort exportiertes Garn wird auch in Deutschland
[* 26] verarbeitet. Gewöhnlich verspinnt man die ungefärbte
Alpakowolle mit andern Stoffen (Mohair, Baumwolle,
[* 27] Seide,
[* 28] Kammgarn), gibt dem Garn wohl auch durch Zwirnung höhern Seidenglanz
und verarbeitet es zu sehr zahlreichen gemischten Geweben, namentlich auch zu Shawls und zu den Fransen
und Besätzen für dieselben.
Schon die alten Inka
[* 29] wußten die Wolle zu benutzen, die Weberei
[* 30] und Färberei derselben stand damals auf hoher Stufe. Jetzt ist
diese Industrie verfallen, und die Indianer fertigen nur noch Decken und Mäntel aus Alpakowolle. Die Vicunna (A. vicunnaDesm.),
ein zierliches, an Größe zwischen und Alpako stehendes Tier mit viel kürzerer, gekräuselter, äußerst
feiner Wolle. Es ist auf der Oberseite eigentümlich rötlichgelb, an der untern Seite des Halses und der innern der Gliedmaßen
hellockerfarben, an der Brust und am Unterleib, wo die Haare
[* 31] zum Teil 13 cm lang werden, weiß. Es lebt in Trupps
von 6-15 Weibchen und einem Männchen und in solchen, die nur aus Männchen bestehen, ausschließlich auf grasigen Plätzen
der Kämme der Kordilleren und steigt nur in der heißen Jahreszeit, wenn dort das spärliche Futter verdorrt, in die Thäler
hinab.
Das Weibchen wirft im Februar ein Junges. Die Vicunna ist äußerst furchtsam und wird leicht mit Bolas
gefangen. Jung eingefangene Vicunnas werden bald sehr zahm, im Alter aber wie die andern Arten störrisch und durch das beständige
Anspucken jedes Fremden sehr lästig. Man genießt das Fleisch und fertigt aus der Wolle feine Gewebe
[* 32] und Filze; bei uns dient
die Vigognewolle zu feinen Modeartikeln, Handschuhen etc., doch immer nur in Untermischung und namentlich
zur Verfeinerung der Oberfläche von Filzhüten. Die Ware wird immer teurer und seltener, weil der Wildbestand bei der ungeregelten
Jagd sich stark lichtet. Das sogen. Vigognegarn besteht lediglich aus feiner Schafwolle
mit einem Fünftel Baumwolle. Von allen Lamaarten werden Bezoarkugeln gewonnen, die früher in hohem Ansehen
als Heilmittel standen.