(Die
Schildbürger), altes deutsches Volksbuch, in welchem allerlei Stichelschwänke und lächerliche
Geschichten,
mit denen man einzelne
OrteDeutschlands
[* 6] (wie Schöppenstedt,
Buxtehude,
Krähwinkel, Schilda,
Polkwitz, Tripstrill etc.) zu necken
pflegte, von einem ungenannten
Autor geschickt zusammengestellt sind. Das
Buch erschien in erster
Ausgabe unter dem
Titel: »Wunderseltzame
Geschichten und Thaten der Schiltbürger in Misnopotamia, zusammengetragen durch M.
AlephBethGimel. Misnopotamia
(Frankfurt)
[* 7] 1597« (abgedruckt in
Hagens »Narrenbuch« sowie in
Simrocks
»Volksbüchern« und in Einzelausgaben) und wurde später unter dem
Titel: »Grillenvertreiber« (Frankf. 1603 u.
öfter) fortgesetzt.
plebejisches röm.
Geschlecht. Die namhaftesten Sprößlinge desselben waren:
1)Gajus, ein
Freund des ältern
ScipioAfricanus, an dessen
Feldzügen er von
Jugend an teilnahm. Er begleitete
ihn 211
v. Chr. nach
Spanien
[* 8] und nahm dort an allen seinen kriegerischen
Unternehmungen bis 206 wesentlichen
Anteil. 205 wurde
er mit einem Teil der
Flotte nach
Afrika
[* 9] vorausgesandt, wo er, in der Gegend von
Hippo Regius landend, reiche
Beute machte. 203 führte er selbständig
Krieg gegen
Syphax, den König der Masäsylier und Verbündeten der Karthager, den
er besiegte und gefangen nahm. Er brachte diesen selbst nach
Rom,
[* 10] kehrte aber 202 als
Quästor nach
Afrika zurück und trug
namentlich in der
Schlacht bei
Zama als Befehlshaber der italischen
Reiterei wesentlich zum
Sieg bei. 197 war
er plebejischer
Ädil, 196 Prätor und 190 zugleich mit
LuciusScipioKonsul, konnte aber als solcher den gewünschten Oberbefehl
gegen den König
Antiochos nicht erlangen, da ihm sein
Kollege vom
Senat vorgezogen wurde.
(spr. lallmāng), 1)
Fritz,
Maler, geb. 1812 zu
Hanau,
[* 13] bildete sich in
Wien
[* 14] und trat zuerst 1835 als
Künstler
öffentlich auf. Er wählte zum Gegenstand seiner
Darstellungen meist
Szenen aus
ÖsterreichsKämpfen seit 1848 und verstand
es, bei aller Naturtreue den
Stoff künstlerisch aufzufassen und geschickt zu gestalten. Seine Schlachtenbilder
fanden an dem
Kaiser einen besondern
Gönner. L'Allemand starb in
Wien.
Königs und der IndischenKompanie verraten habe, und am Tag darauf enthauptet. Nach zehn Jahren bewirkte Lally-Tollendals Sohn,
besonders von Voltaire unterstützt, die Revision des Prozesses. Die Unschuld des Verurteilten wurde so klar erwiesen, daß
der König in einem Dekret vom das Urteil kassierte und die Ehre Lally-Tollendals wiederherstellte.
Vgl. Hamont, La fin d'un empire français aux Indes sous Louis XV (Par. 1887).
2) Trophime Gérard, Marquis von, Sohn des vorigen, geb. zu Paris, that sich zunächst durch sein mannhaftes Eintreten
für die Ehre seines Vaters hervor und gehörte in der Versammlung der Reichsstände 1789 zu denen, welche
sich mit dem dritten Stand verbanden. Von den demokratischen Tendenzen der Nationalversammlung aber zurückgeschreckt, suchte
er sich später dem Hof
[* 21] wieder zu nähern. Als Berichterstatter des Verfassungskomitees schlug er die Errichtung zweier Kammern
vor und setzte auch seinen auf die Erhaltung derAristokratie gegründeten Plan in der Schrift »Rapport sur
le gouvernement qui convient à laFrance« (1789) auseinander.
Schon nach den Ereignissen vom 5. und 6. Okt. zog er sich in die Schweiz
[* 22] zurück. Von hier aus veröffentlichte er 1790 unter
dem NamenQuintusCapitolinus eine beißende, gegen die Abschaffung der Adelsvorrechte gerichtete Satire, kehrte
aber 1792 zur Verteidigung des Königs nach Paris zurück. Nach dem Aufstand vom 10. Aug. verhaftet, entging er glücklich den Septembermetzeleien
und flüchtete nach England. BeimProzeß des Königs bot er sich dem Konvent als Verteidiger an, und als er ohne Antwort blieb,
gab er seine Verteidigung in den Druck (»Plaidoyer pour Louis XVI«, 1795). Auch erschien von ihm »Défense
des émigrés français, adressée au peuple français« (1794; neue Aufl., Par.
1825, 2 Bde.), welche Schrift in zwei Monaten zehn Auflagen erlebte.
Nach der Revolution vom 18. Brumaire kehrte er ins Vaterland zurück und lebte in Bordeaux,
[* 23] einzig mit litterarischen
Arbeiten beschäftigt. Ludwig XVIII. ernannte ihn nach der ersten Restauration zum Staatsrat und im August 1815 zum Pair.
Der Monarchie eifrig ergeben, suchte Lally-Tollendal sie auf liberalem Weg zu erhalten und trat als Verteidiger der
konstitutionellen Freiheiten auf. Er starb Von seinen Schriften ist noch sein »Essai sur lavie deThomasWentworth, comte de Strafford« (Lond. 1795; 2. Aufl., Par.
1814), über den er auch eine (nicht aufgeführte) Tragödie schrieb, zu nennen.