nach sorgfältiger
Diagnose für jeden einzelnen
Fall entschieden werden. Auch bei Erwachsenen kommt eine ähnliche, ebenfalls
mit
Fieber,
Kopfschmerz,
Erbrechen beginnende Lähmung vor, welche
Strümpell als akute atrophische Spinallähmung der Erwachsenen
bezeichnet; sie ist ebenfalls durch Rückenmarksentzündung bedingt, kann indessen leicht mit den
Symptomen einer
Nervenentzündung
verwechselt werden. Verschieden hiervon, aber jedenfalls in naher Beziehung steht die akute aufsteigende
Spinallähmung (Landrysche
Paralyse), welche vorwiegend junge
Männer von 20-35
Jahren befällt.
Sie beginnt mit allgemeiner Mattigkeit, Appetitmangel, mäßigem
Fieber; es folgen alsdann reißende
Schmerzen im
Rücken und
den Extremitäten, welche zuweilen wochenlang andauern, worauf ziemlich plötzlich sich Lähmung der
Beine, alsdann
der Armmuskeln, der
Muskeln
[* 2] des
Rumpfes, zuweilen der
Hals- und Nackenmuskeln einstellt, so daß die Kranken sich nicht mehr
bewegen können. Das
Gefühl bleibt erhalten, ebenso die elektrische
Erregbarkeit der
Muskeln. Sehr oft tritt unter dem Fortschreiten
der auf die Atmungsmuskulatur, besonders des
Zwerchfells, der
Tod ein und zwar so schnell, daß in den
schlimmen
Fällen die
Krankheit unter hohem
Fieber in 8-14
Tagen abläuft. In leichtern
Fällen kehrt allmählich die Brauchbarkeit
der gelähmten
Glieder
[* 3] zurück, es kann volle
Heilung erfolgen.
Ein Symptomenkomplex, dessen letztes Hauptsymptom auf Lähmung der
Bein-,
Arm- und besonders der
Blasen- und Mastdarmmuskulatur beruht,
ist die
Rückenmarksschwindsucht
(Tabes dorsalis, s. d.). In gewisser Beziehung dieser chronischen
Krankheit
ähnlich ist die 1875 von
Erb zuerst bekannt gemachte spastische Spinalparalyse (primäre Seitenstrangsklerose,
Tabes dorsal
spasmodique). Diese Form der Lähmung befällt vorwiegend die
Beine, beginnt mit den leichtesten
Graden der Bewegungsstörung und
ist dadurch ausgezeichnet, daß die
Muskeln nicht den Unterschenkel schlaff herabhängen lassen, sondern
durch alle künstlichen
Bewegungen,
Druck,
Klopfen, in einen Reflexkrampf versetzt werden, welcher das
Bein in Streckung, den
Fuß in
Beugung
[* 4] bringt und jedem
Versuch einer passiven
Beugung einen
Widerstand entgegensetzt.
Meist zieht sich der Krankheitsverlauf über Jahre hin, zuweilen tritt unter geeigneter Behandlung durch
prolongierte warme
Bäder und galvanischen
Strom Besserung oder gar
Heilung ein. Nur ein wissenschaftlich gebildeter
Arzt wird
mit Erfolg die
Heilung der Lähmung unternehmen können. Den meisten und sichersten Erfolg darf man bei entsprechender Anwendung
des elektrischen
Stroms auf die gelähmten Teile erwarten. Außerdem werden Hautreize,
Gymnastik,
Massage, indifferenteThermen
und innerlich
Strychnin und
Brucin angewandt (vgl.
Bulbärparalyse,
Gehirnhautentzündung,
Nerven-,
Rückenmarkskrankheiten,
Schlagfluß).
rechter Nebenfluß des
Rheins, entspringt bei dem Forsthaus Lahnhof auf dem Jagdberg, dem
südlichsten
Punkte des
Rothaargebirges, im preuß. Regierungsbezirk
Arnsberg,
[* 6] südlich von der Siegquelle, in 602 m
Höhe,
fließt bis
Kölbe östlich, von hier bis
Gießen
[* 7] südlich, dann südwestlich und mündet, nachdem sie in zahlreichen Windungen
den Regierungsbezirk
Wiesbaden,
[* 8]
Taunus und
Westerwald voneinander scheidend, durchflossen, bei
Niederlahnstein (62 m ü. M.).
Die direkte
Entfernung von derQuelle
[* 9] bis zur Mündung beträgt nur 82, die Flußlänge aber 218 km; die
Breite
[* 10] bei
Wetzlar
[* 11] 32, bei der Mündung 64 m. Die bedeutendsten ihrer Nebenflüsse sind rechts die
Dill, der
Elb- und der Gehlbach
aus dem
Westerwald, links die
Ohm vom
Vogelsberg und die Weil,
Ems und
[* 12]
Aar aus dem
Taunus.
(Lahore), Hauptstadt der
ProvinzPandschab des britisch-ind.
Reichs, etwa 1½ km südlich vom Rawifluß, 254 m ü. M.
gelegen, nordwestlich von
Dehli, ist
Knotenpunkt der
Bahnen nach
Dehli,
Multan,
Radschputana und
Peschawar und hat mit den Vorstädten
und dem östlich gelegenen Garnisonsort Mian
Mir (1881) 149,369 Einw. Die heutige Stadt liegt inmitten
der
Ruinen der alten prächtigen
Residenz der Mogulkaiser, die einen
Umfang von 27 km hatte. Viele Prachtbauten derselben wurden
später von den
Sikh aus Religionshaß zerstört; die noch erhaltenen gehören zu den großartigsten Bauwerken aus der Zeit
der Herrschaft mohammedanischer
Könige inIndien. Der alte Mogulpalast Hasaribagh, aus drei großen Quadrathöfen
bestehend, Schahdura oder das
Mausoleum des
KaisersDschehangir, das in der Mitte eines geradlinigen
Gartens steht, verschiedene
Moscheen, dann
Schah Dschahans Schalimar
(»Haus der
Freude«),
eine der berühmtesten
Gartenanlagen der
Welt, sind die bedeutendsten
Baureste aus jener Zeit. Das einst prachtvolle
Mausoleum Anarkallis ist zur englischen Garnisonkirche
¶
mehr
umgewandelt; doch wurde neuerdings auch eine große Kathedrale erbaut. Der rote Sandstein, der überall verwendet ist, erleichterte
die großartige Architektur. ist Sitz der obersten Provinzbehörden, der Pandschab-Universität, des OrientalCollege, einer
medizinischen, juristischen, tierärztlichen Schule und verschiedener andrer Lehranstalten, einer gelehrten Gesellschaft (Andschuman-i-Pandschab)
und hat ein reichhaltiges Museum. Lahor hat in jüngster Zeit durch Anlage einer Wasserleitung
[* 18] und Kanalisation
sehr gewonnen. Die einzige Industrie von Belang ist die Anfertigung von Gold- und Silbertressen; der Handel beschränkt sich
fast ganz auf Befriedigung des Bedarfs der Einwohner. - Lahor wurde im 1. Jahrh. n. Chr. durch einen König Lawa gegründet.
Seitdem gehörte Lahor zum Reich der Großmoguls und wetteiferte an Pracht und Lebhaftigkeit des Verkehrs mit Dehli. Aber mit dem
Verfall des Kaiserreichs sank auch Lahor in Ruinen. 1764 fiel es in die Hände der Sikh, die es zu ihrer Residenz
erhoben. Am wurden die Stadt, die Citadelle und ein Teil des Residenzpalastes von der britischen Armee besetzt und 9. März daselbst
ein Friedensvertrag zwischen dem Maharadscha Dhulib Singh und der britischen Regierung abgeschlossen. Am wurde
die Einverleibung Lahors und des ganzen Pandschab in das indobritische Reich proklamiert.
Unter der englischen Herrschaft wurde die alte Stadtmauer teilweise abgetragen, das Fort jedoch verteidigungsfähiger gemacht.
An Militär steht im Fort eine kleine Abteilung der in Mian Mir stationierten 2 Batterien und 1 RegimentInfanterie
englischer und je 1 RegimentInfanterie, Kavallerie und Genie indischer Truppen. Den östlichen Teil des Verwaltungsdistrikts
Lahor durchzieht der Hauptgraben des 1849 begonnenen und 1871 mit einem Aufwand von 25 Mill. Mk. fertig gestellten
Bari-Duabkanals, durch welchen die Wasser der Rawi über die Felder verteilt und reiche Ernten an europäischen
Getreidearten und indischen Hülsenfrüchten erzielt werden; Reis und Baumwolle
[* 20] finden weniger Anbau.